Schornsteinfeger oder -bauer hier?

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Also, erstmal schön die Asche im Ofen lassen und den nicht ständig reinigen. Holz verbrennt fast vollständig, so man es den lässt. Auf die Asche legst du dein Brennholz. Gespaltenes Laubholz musst du mit beiden Händen umfassen können, nicht dicker, sofern es gespalten ist. Runde Äste dann besser noch mal spalten. Davon drei, vier Stück in den Ofen, als Basis. Zum späteren Nachlegen eher weniger, sonst wird es zu warm. Bei Nadelholz können die Scheite auch etwas dicker sein. Aber immer im Blick behalten, den Ofen nicht mit zu viel Holzmenge zu überlasten. Lieber einmal öfter nachlegen.

Auf das Brennholz legst du einen Anzünder, egal ob Holzwolle oder einen abgebrochenen Riegel einer Tafel. Ich nehme dazu nie die weißen Stinkedinger, mit denen viele ihren Grill starten um dann später das gute Fleisch drauf zu grillen. Egal, anderes Thema. Über den Anzünder stapelst du ein paar Schichten Anmachholz in Form einer Pagode. Zwei längs, zwei quer usw., sodass die Flamme des Anzünders durch die Mitte hochziehen kann, um den Stapel schnell in Brand zu stecken.

Luftschieber ganz auf und Tür nur anlehnen, sodass reichlich Luftüberschuss aufs Feuer kommt. Im Ofen brennt ein Lagerfeuer mit einem Metallkasten drumherum. Da ein Lagerfeuer immer auf dem blanken Erdboden liegt, kann keine Luft von unten kommen. Deshalb muss ein Holzfeuer im Ofen immer von oben belüftet werden, weil es sonst viel, viel zu heiß brennt. In einem guten Ofen brennt das Holz, belüftet mit Sekundärluft von oben, mit 400° - max. 500°. Käme die Luft als Primärluft von unten durch die Glut hoch, wären es ohne weiteres 1000° und mehr, was einen Zimmerofen sehr gefährlich machen kann.

Aber zurück zum anbrennen. Wenn das Holzfeuer gut in Brand ist, die Tür schließen, Luftschieber noch auflassen, bis sich die Brennkammer mit Flamme füllt. Dann herunter regeln bis sich die Flamme beruhigt aber nicht zusammenstürzt.. Das war's.

Grundsätzlich kann man in allen Öfen mit Sekundärluft gut Holz verbrennen. Reine Holzöfen guter Konstruktion besitzen keine Primärluftführung mehr, weil sie schädlich ist. Alle Öfen mit Primärluft sind, sofern diese Luft zum feuern benutzt wird, sehr holzhungrig. Moderne Holzöfen und natürlich alle Grundöfen sind nach unten hin zu und dicht. Da muss die Luft zwangsläufig von ober her zugeführt werden.

Und wo ich gerade so schön in Schwung bin; Rauchrohrdrosseln gehören nicht an einen Holzofen. Das ist ein Relikt aus uralten Zeiten und hat an modernen Öfen nichts zu suchen, ist aus vielen Köpfen jedoch leider einfach nicht wegzubekommen. Der Abbrand wird grundsätzlich auf der Zuluftseite geregelt. Wenn man mit dem Auto langsamer werden will, geht man vom Gas, sicher aber verstopft man nicht den Auspuff. Der Glaube, die Energie bliebe durch die Rauchrohrdrossel länger im Ofen ist Quatsch. Was ich nicht hineinlasse, kann auch nicht hinaus. Deshalb regle ich nur über die Zuluft und sichere mir dadurch einen möglichst gleichmäßigen Abbrand.

In eigener Sache: Ich gehe bewusst nicht direkt auf Beiträge ein, die Unfug verbreiten. Ich will hier keine Diskussion leiten, sondern Kenntnisse vermitteln, die das Heizen mit Holz sicher und umweltverträglicher machen. Ich reagiere auf Fragen und antworte gerne bereitwillig. Auf unqualifizierte Zwischenrufe gehe ich hier nicht ein, um das Abgleiten in unsinnige Diskussionen zu vermeiden. Ich hoffe, das gelingt diesmal. Beim letzten Versuch hat es leider nicht funktioniert.
Danke für deine umfangreiche Anleitung. Das Anzünden von oben werde ich auf jeden Fall morgen früh probieren. Mit der Rau
chklappe und Holzmenge bin ich ja auf dem richtigen Weg.
 
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Also, erstmal schön die Asche im Ofen lassen und den nicht ständig reinigen. Holz verbrennt fast vollständig, so man es den lässt. Auf die Asche legst du dein Brennholz. Gespaltenes Laubholz musst du mit beiden Händen umfassen können, nicht dicker, sofern es gespalten ist. Runde Äste dann besser noch mal spalten. Davon drei, vier Stück in den Ofen, als Basis. Zum späteren Nachlegen eher weniger, sonst wird es zu warm. Bei Nadelholz können die Scheite auch etwas dicker sein. Aber immer im Blick behalten, den Ofen nicht mit zu viel Holzmenge zu überlasten. Lieber einmal öfter nachlegen.

Auf das Brennholz legst du einen Anzünder, egal ob Holzwolle oder einen abgebrochenen Riegel einer Tafel. Ich nehme dazu nie die weißen Stinkedinger, mit denen viele ihren Grill starten um dann später das gute Fleisch drauf zu grillen. Egal, anderes Thema. Über den Anzünder stapelst du ein paar Schichten Anmachholz in Form einer Pagode. Zwei längs, zwei quer usw., sodass die Flamme des Anzünders durch die Mitte hochziehen kann, um den Stapel schnell in Brand zu stecken.

Luftschieber ganz auf und Tür nur anlehnen, sodass reichlich Luftüberschuss aufs Feuer kommt. Im Ofen brennt ein Lagerfeuer mit einem Metallkasten drumherum. Da ein Lagerfeuer immer auf dem blanken Erdboden liegt, kann keine Luft von unten kommen. Deshalb muss ein Holzfeuer im Ofen immer von oben belüftet werden, weil es sonst viel, viel zu heiß brennt. In einem guten Ofen brennt das Holz, belüftet mit Sekundärluft von oben, mit 400° - max. 500°. Käme die Luft als Primärluft von unten durch die Glut hoch, wären es ohne weiteres 1000° und mehr, was einen Zimmerofen sehr gefährlich machen kann.

Aber zurück zum anbrennen. Wenn das Holzfeuer gut in Brand ist, die Tür schließen, Luftschieber noch auflassen, bis sich die Brennkammer mit Flamme füllt. Dann herunter regeln bis sich die Flamme beruhigt aber nicht zusammenstürzt.. Das war's.

Grundsätzlich kann man in allen Öfen mit Sekundärluft gut Holz verbrennen. Reine Holzöfen guter Konstruktion besitzen keine Primärluftführung mehr, weil sie schädlich ist. Alle Öfen mit Primärluft sind, sofern diese Luft zum feuern benutzt wird, sehr holzhungrig. Moderne Holzöfen und natürlich alle Grundöfen sind nach unten hin zu und dicht. Da muss die Luft zwangsläufig von ober her zugeführt werden.

Und wo ich gerade so schön in Schwung bin; Rauchrohrdrosseln gehören nicht an einen Holzofen. Das ist ein Relikt aus uralten Zeiten und hat an modernen Öfen nichts zu suchen, ist aus vielen Köpfen jedoch leider einfach nicht wegzubekommen. Der Abbrand wird grundsätzlich auf der Zuluftseite geregelt. Wenn man mit dem Auto langsamer werden will, geht man vom Gas, sicher aber verstopft man nicht den Auspuff. Der Glaube, die Energie bliebe durch die Rauchrohrdrossel länger im Ofen ist Quatsch. Was ich nicht hineinlasse, kann auch nicht hinaus. Deshalb regle ich nur über die Zuluft und sichere mir dadurch einen möglichst gleichmäßigen Abbrand.

In eigener Sache: Ich gehe bewusst nicht direkt auf Beiträge ein, die Unfug verbreiten. Ich will hier keine Diskussion leiten, sondern Kenntnisse vermitteln, die das Heizen mit Holz sicher und umweltverträglicher machen. Ich reagiere auf Fragen und antworte gerne bereitwillig. Auf unqualifizierte Zwischenrufe gehe ich hier nicht ein, um das Abgleiten in unsinnige Diskussionen zu vermeiden. Ich hoffe, das gelingt diesmal. Beim letzten Versuch hat es leider nicht funktioniert.
Genau so machen wir es auch. Haben seit zwei Jahren einen modernen Kaminofen mit Glasscheibe. Anfeuern wurde uns von Kaminbauer und Schorni auch genau so beschrieben. Die sagten uns auch, dass sie bei „ungläubigen“ Kunden gerufen werden, weil mit dem Ofen angeblich was „nicht stimmt“.

Ich war am Anfang auch skeptisch wegen Anfeuern von oben. Funktioniert aber einwandfrei. Auch das mit der am Anfang nur angelehnten Tür praktiziere ich so, und es geht prima.

Vielleicht noch ein Hinweis am Rande: Aufpassen mit Dunstabzugshauben in der Küche!!!

Hier ist ja eine Zwangsschaltung vorgesehen, die den Betrieb bei geschlossenen Küchenfenstern verhindert. Hat aber nicht jeder, bzw. wird deaktiviert. Der Unterdruck, den die modernen Dinger produzieren, ist beachtlich!
 
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Genau so machen wir es auch. Haben seit zwei Jahren einen modernen Kaminofen mit Glasscheibe. Anfeuern wurde uns von Kaminbauer und Schorni auch genau so beschrieben. Die sagten uns auch, dass sie bei „ungläubigen“ Kunden gerufen werden, weil mit dem Ofen angeblich was „nicht stimmt“.

Ich war am Anfang auch skeptisch wegen Anfeuern von oben. Funktioniert aber einwandfrei. Auch das mit der am Anfang nur angelehnten Tür praktiziere ich so, und es geht prima.

Vielleicht noch ein Hinweis am Rande: Aufpassen mit Dunstabzugshauben in der Küche!!!

Hier ist ja eine Zwangsschaltung vorgesehen, die den Betrieb bei geschlossenen Küchenfenstern verhindert. Hat aber nicht jeder, bzw. wird deaktiviert. Der Unterdruck, den die modernen Dinger produzieren, ist beachtlich!
Der Fensterkontaktschalter für die Küchenabsaugung ist Plicht, solange die Absaugung nach draußen pustet. Der Schorni nimmt in diesem Fall den neuen Ofen nicht ab, was gut und wichtig ist. Ich empfehle meinen Kunden, den Dunstabzug generell auf Umluft zu fahren, dann kann nix passieren. Neue Absaugungen haben Umluft als Standard, weil neue Häuser nicht mehr mit Abluft betrieben werden können. Die sind entweder zu dicht oder die Be- und Entlüftungsanlage geht auf Störung. Die alten Nudeldinger vonne Mama gibbet nicht mehr. Neue Absaugungen fördern durchaus 1000 m3/h und mehr. Wenn das alles raus gefördert wird, kriegt man im Haus Schnappatmung. Der Ofen erst recht.
 
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Damit das mal verständlich ist, warum Fensterkontaktschalter Leben retten können:

Wenn die Dunstabzugshaube die Abluft nach draußen fördert, entnimmt sie dem Gebäude (Haus) Luftvolumen. Wenn das Haus relativ dicht ist (neue Fenster, neue Haustür, neue Dämmung), sinkt dabei der Luftdruck im Haus. Draußen bleibt er gleich bei +- 1000 mbar. Jeder sollte, aufgrund seiner schulischen Bildung, etwas zum Thema kommunizierende Röhren in seiner Erinnerung haben. Die Physik gleicht alles aus, eben auch unterschiedliche Luftdrücke. Somit wird die Physik den Druckunterschied zwischen im Haus und draußen versuchen auszugleichen. Das funktioniert sehr gut über den offenen Schornstein. Wenn nun aber gerade der Ofen brennt, gibt der sein Abgas dann nicht mehr nach draußen ab, sondern nach drinnen. Günstigenfalls riecht man das, ungünstigenfalls, weil die Hausleckage etwas geringer ausfällt, als es das Abgasvolumen bräuchte, brennt der Ofen irgendwie weiter, verströmt jedoch nach und nach Kohlenstoffmonoxid ins Haus. Das ist dann fatal, weil man ggf. morgens aufwacht und tot ist. Deshalb muss, wenn die Dunstabsaugung eingeschaltet ist, ein Fenster geöffnet sein, damit der Bypass eine Abgasrückströmung verhindert. Wie bereits geschildert, ist der Volumenstrom moderner Kochfeldabsaugungen jenseits 1000 m³/h. Wenn man am Herd steht und ein Fenster geöffnet ist, zieht man sich bei niedrigen Außentemperaturen besser einen Mantel an, sonst wird das ungemütlich in der Küche. Deshalb gilt, für alle modernen Absaugungen, die Umluft als Mittel der Wahl.

Der von mir geschilderte Fall bezieht sich auf raumluftabhängige Öfen, die ihre Verbrennungsluft dem Haus entnehmen. Öfen in sehr dichten Häusern und Häusern mit kontrollierter Wohnraumbe- und entlüftung benötigen einen raumluftunabhängigen Anschluss. Da wird der Zuluftanschluss des Ofens nach draußen verlegt. Das kann über einen zweischaligen Schornstein geschehen oder über eine Wanddurchführung. Aber auch hier gilt letztlich die Sicherheitsregel, dass der Ofen nur so dicht ist, wie seine Türdichtung es zulässt, und die ist ein Verschleißteil.

Wenn also bei kontrollierter Wohnraumbe- und entlüftung der zuluftfördernde Ventilator ausfällt, pumpt der abluftfördernde Ventilator weiter und senkt den Luftdruck im Haus. Gleiche Situation,wie bei der Dunstabsaugung, nur nicht so krass. Deshalb müssen in diesen Häusern Öfen mit einer DIBT-Zulassung installiert werden. Diese Öfen sind auf besondere Dichtigkeit geprüft. Da die Dichtigkeit jedoch von der Funktion der Türdichtung (Verschleißteil) abhängig ist, ist das eine Milchmädchenrechnung. Hier ist die einzig sichere Lösung ein P4-Wächter. Dieser Druckwächter ist am potentialfreien Ausgang der Gebäudebelüftung angeschlossen und vergleicht permanent den Hausinnendruck mit dem Atmosphärendruck draußen. Sobald der Druckunterschied 4 Paqual überschreitet, geht die Belüftung auf Störung. Das ist Gürtel und Hosenträger in einem und wird von allen mir bekannten Schonsteinfegern befürwortet. Den scheißteueren DIBT-Ofen kann man sich damit sparen. Das frisst der P4-Wächter mit seinen Kosten jedoch sofort wieder weg.

Rückfragen gerne!

P.S.: Der Fensterkontaktschalter sorgt dafür, dass die Dunstabsaugung nur funktioniert, wenn ein Fenster in der Nähe geöffnet ist. Es ist ein batteriebetriebener Funkschalter, der keine Stromleitungen benötigt.
 
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Ich kann dem nur vollständig zustimmen.
Bin selbständig als Unternehmer als Fachplaner für Gebäudetechnik und dafür Sachverständiger.

Statt dem Funkschalter am Fenster funktioniert auch ein Luftdurchlass in der Außenwand. Der darf heute nicht als Wärmebrücke arbeiten und muss geschossen hinreichend luftdicht sein. Beim Einschalten der Ablufthaube ist diese Luftklappe automatisch offen.

Zu beachten gilt weiterhin, dass der natürliche Kaminzug (Auftrieb) die Funktion der Ablufthaube mindern kann... mit/ohne Nächströmung von außen.

Beispiel: Die Nachströmöffnung wurde auf die Luftleistung der Ablufthaube ausgelegt und der natürliche Kaminzug nicht berücksichtigt. Nun wird ordentlich eingeheizt. Die arbeitende Feuerstätte saugt noch mehr Raumluft. Im Treppenhaus wird ein Dachfenster gekippt (Auftrieb/Kaminwirkung durchs Treppenhaus). Es wird noch schnell das Haus durchgesaugt - der zentrale Staubsauger springt an.

Der konstruierte Fall wirkt sehr erfunden. Im Rahmen einer Gefährdungsbeurteilung geht's nicht um die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, sondern um die schlichte Möglichkeit, dass es passiert. Und ja, der beschriebene Fall ist möglich. Eine Gefährdung besteht. Eine Entschärfung ist nicht durch Handlungen zu erreichen, sondern durch automatisch und selbständig arbeitende Technik.
 
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In einem Haus mit kontrollierter Wohnraumbe- und entlüftung darf man selbstredent den Kaminofen bei angeöffneter Tür anfeuern. Das wurde hier in Abrede gestellt, was aber Blödsinn ist.
 

SOR

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In einem Haus mit kontrollierter Wohnraumbe- und entlüftung darf man selbstredent den Kaminofen bei angeöffneter Tür anfeuern. Das wurde hier in Abrede gestellt, was aber Blödsinn ist.
Da Du mich ansprichst:
Ich habe das Dürfen nicht in Abrede gestellt.
Nur den Sinn dieses Tuns habe ich in Abrede gestellt - weil es unsinnig ist dies unter den von mir genannten Umständen zu tun.
Ein Feuer im Kaminofen ist eben nicht mit dem von Dir zitieren "Lagerfeuer" zu vergleichen.
 
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Staubabscheider sind grundsätzlich gesehen, keine schlechte Möglichkeit, den Feinstaub zu binden. Ich könnte mir vorstellen, dass, wenn die Debatte weitergeht, der Gesetzgeber diese Geräte zusätzlich zum Holzofen vorschreibt. Wir werden sehen....

Festzustellen ist, dass ein Ofen alter Bauart durch die Montage einer solchen Lanze kein bisschen besser wird. Ich gehöre bislang zu den Ofenbauern, die, wie im Bericht beschrieben, dieser Technik eher verhalten gegenüberstehen. Ich begründe das meinen Kunden gegenüber mit einer hohen Investition in alte Technik. Es stehen noch sehr viele alte Holzfresser da draußen herum. Nicht nur bei den Kaminöfen, sondern noch viel mehr bei den Kachelöfen und Heizkaminen, die ich ebenfalls saniere.

Alle diese Öfen werden durch einen Staubabscheider kein bisschen wirtschaftlicher. Wenn man also was wirklich gutes erreichen will, müsste man einen Ofen neuer Bauart mit einem elektrostatischen Staubabscheider kombinieren. Das wäre dann ein wirklicher Fortschritt. Die Frage ist nur, wer so etwas ohne Zwang, also freiwillig, bezahlen möchte. Ein neuer Ofen, optimal betrieben, liefert sehr gute Werte beim Feinstaub, dem Co-Gehalt und dem Wirkungsgrad. Der Staubabscheider nimmt den Staub heraus, Co und Wirkungsgrad bleiben gleich. Wirkungsgrad heißt, wie viel Energie aus dem Holz kommt als Wärme in den beheizten Raum und wie viel davon geht ungenutzt durch den Schornstein.

Moderne Naturzugöfen haben mindestens 80% Wirkungsgrad, sehr gute gehen bis 86%. Mehr ist bei Naturzugöfen nicht drin, weil ein zu kalter Schornstein schlecht zieht. Den Wirkungsgrad veralteter Öfen kann man nur schätzen. Ein offener Kamin dürfte bei ca. 10% liegen und das steigert sich dann je nach Modell der Öfen auf von mir geschätzte, vielleicht bis zu 70%. Selbst uralte Grundöfen liegen sicher deutlich darüber, sind aber ja ohnehin von der generellen Verordnung ausgenommen. Der heute vorgeschriebene Mindestwirkungsgrad beträgt 73%, was echt ein lausiger Wert ist.

Zusammenfassend empfinde ich die öffentliche Berichterstattung als eine eher verunsichernde, als wirklich hilfreiche Methode, den Ofenbetreibern zu helfen, ihr Heizverhalten zukunftsfähig zu machen.
 
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"(4) Absatz 2 gilt nicht für Kamineinsätze, Kachelofeneinsätze oder vergleichbare Ofeneinsätze, die eingemauert sind. Diese sind spätestens bis zu den in Absatz 2 Satz 1 genannten Zeitpunkten mit nachgeschalteten Einrichtungen zur Minderung der Staubemission nach dem Stand der Technik auszustatten. § 4 Absatz 6 gilt entsprechend."

Hier mal ein Auszug des Gesetzestextes der BundesImmissionsschutzverordnung aus dem hervorgeht, dass der Einsatz einer Staubabscheidung nur erlaubt ist, wenn der Ofen (Brennkammer) fest eingemauert ist. Alle anderen Öfen oder Heizeinsätze, also solche, die man austauschen kann, müssen demnach auch wirklich ausgetauscht werden. Es hat sich bei vielen Schornis eingebürgert, dass diese Abscheider generell als Alternative für alte Öfen toleriert werden. Gesetzlich standfest ist das jedoch nicht.

Erdacht war die o.g. Ausnahme für gemauerte Öfen, deren Austausch in fünfstellige Summen geht, um die Betreiber nicht in den Ruin zu stürzen. Der Austausch eines Heizeinsatzes bei einem Kachelofen, vom Fachmann durchgeführt, also mit Fachunternehmererklärung, liegt bei € 4.500,00 bis € 5.500,00.
 
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Das liegt an diesem Experten vom Umweltbundesamt, der drangsaliert da wo er lebt schon die gesamten Nachbarn samt Gemeinde. Scheint so ein Umweltapostel für den demnächst die Welt untergeht.
Ich frage mich dabei immer wieso die Menschheit bis heute seit nachweislich 1 Mio Jahre Holzfeuer überlebt hat und nicht ausgestorben ist.
 
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Also erstmal: Vielen Dank an Hog Hunter und auch an Halfwayg0ne für diesen Faden! Sehr informativ und sehr gemeinverständlich geschrieben. (die übliche Castingshow hätt es jetzt nicht unbedingt gebraucht...)

Vielleicht auch mal meine Erfahrungen als Laie dazu:
Mein alter Herr hat Jahrzehnte lang die Buchenscheit nur so klein gehackt (von Hand), dass die noch irgendwie zum Ofentürl reingepasst haben. Sehr zum Leidwesen meiner Mom, die sich mit diesen gewaltigen Klötzen sehr geplagt hat. Anschüren war eigentlich nie eine große Sache, meist lief der Kachelofen mehrere Wochen lang durch, den dicken Klötzen sei Dank. Abends vorm ins Bett gehen nochmal einen oder zwei nachgelegt, war morgens noch si viel Kohle da, dass es laangte einen neuen Scheit nachzulegen. Wie meine Eltern aus der Dienstwohnung ins eigenheiim umgezogen sind, wurden die Scheit nicht kleiner, die Größe des Ofentürls (möglichst groß) war aber ein wesentliches Kaufargument. Einzig die Luftzufuhr wurde beim neuen Ofen jetzt automatisch gesteuert. Sprich, der Ofen fährt normalerweise nach erreichen einer Mindesttemperatur die Luftzufuhr über mehrere Stufen selbständig runter und kontrolliert so den Abbrand. Bei jedem Öffnen der Ofentür, fährt die Luftklappe automatisch auf maximal. "Sollte abregeln" wäre besser, den meistens erreicht der Ofen die Mindesttemperatur bei den großen Scheitern nicht und regelt auch nicht runter. Regelmäßig ertönt dann ein permanentes Alarmpiepsen, dass mein Dad mit seinen Büchsenknall-geschädigten Ohren aber nicht mehr hört und meine Mom dann sauer aus dem Bett steigen muss, um den Warnton abzustellen. Das hat schon zu so manchem Ehestreit geführt...

Wie wir nun hier im Rahmen des Hausbaus auch einen Kachelofen planen ließen, hab ich meinen Ofenbauer und Schornsteinfeger auch mal das Holz gezeigt, dass ich verfeuern wollte. Im Vergleich zum Brennholz bei meinen Eltern, waren die Stecken schon deutlich schmächtiger, aber auch da haben beide Experten dazu geraten, dass ich die dennoch noch einmal mittig spalten sollte vorm verschüren. Hab ich dann auch im zweiten Winter gemacht und siehe da - der Holzverbrauch ging deutlich zurück. Beziffern kann ich es nicht genau, aber 15 bis 20% schätze ich schon, dass ich weniger gebraucht hab. Das ist aber schwierig, weil auch die Winter unterschiedliche Temperaturen hatten.

Zum Anschüren: Ich war es auch gewohnt, dass man den Ofen anlegt, wie ein Lagerfeuer im Freien. Anzünder ganz unten, Speißel drauf, dünnere Scheit oben drauf und ganz oben die Dicken.
Im neuen Ofen hab ich es anfangs auch so gemacht. Hat mir nie jemand anders erklärt. Meiner Frau (Stadtkind, mit Zentralheizung aufgewachsen) hatte ich es auch so gezeigt. Dann bekam ich irgendwann mal einen Anruf. Meine Holde erklärte mir dann mit dem Ausdruck der Verzweiflung und Angst in der Stimme und heulendem Kind auf dem Arm, dass ich unverzüglich nach Hause kommen müsse, oder sie würde die Feuerwehr alarmieren. Was war passiert? Anfang Herbst, einige Tage bedecktes Wetter und der Warmwasserspeicher war leer. Sie hat es gut gemeint und den Ofen angelegt. Draußen wärmer wie im Haus, Kamin über Monate nicht in Betrieb, kalt und vermutlich auch feucht. die Spreißel waren noch halbwegs trocken, das Scheitholz allerdings auch recht feucht, und weil der Ofen nicht richtig brennen wollte, hat sie zweimal weiteres Holz oben drauf gelegt. (Viel hilft viel (Stadtkind...) Der Kamin hat null gezogen und der Qualm kam aus allen Ritzen, v.a. ums Ofentür rum. Aus der Reinigungsöffnung im Keller ebenfalls und nur ganz wenig zum Kamin raus...

Fenster und Türen waren schon alle auf, aber in der Bude Qualm bis unters Dach. Ich hab dann erstmal alles Holz, was noch nicht brannte oder qualmte wieder rausgeschmissen und hab dann nen Ventilator vor das Zuluftrohr im Kellerfensterschacht gehalten, damit der Ofen ausreichend Frischluft bekommen hat. Nach 5 Minuten war die Rauchentwicklung in die Räume weg und das Holz hat halbwegs gebrannt. Beim Reinigen der Züge (der Kachelofen hat eine Therme überm Brenner zur Warmwassererzeugung) musst ich aber wenige Tage nach dem Ereignis reinigen und hab da meherer mm Glanzruß rauskratzen müssen. Der Schornsteinfeger hat uns kurz drauf auch besuchen müssen und hat den Kamin auch vom Glanzruß befreit.

Seither feuern wir den Ofen auch nur noch "von oben" an. Die Scheite sind mittlerweile deutlich dünner. Auch heizen wir anders, als ich dass aus meinem Elternhaus gelernt hab. Der Ofen wird angelegt, wenn der Warmwasserspeicher droht kalt zu werden. Bei den Temperatur, wie wir sie diesen "Winter" hatten, reicht es meist aus, einmal am Tag anzulegen. Lieber einmal gescheit eingeheizt und dabei viel Wärme in den Speicher gepumt, als permanent mit niedriger Temperatur durchgeschürt. Wenn es wirklich durchgehend unter null grad hat, dann läuft der auch mal den ganzen Tag, aber ich bin selbst überrascht, dass ich mit 6 bis 8 Ster über den Winter komm. Wohlgemerkt, ich mach damit auch mein Warmwasser, solange die Solarthermie auf dem Dach mangels Sonne nix produziert. Ab April spätestens im Mai schür ich nur noch ausnahmsweise, dann macht mir die Sonne die Bude und das Wasser warm.
 
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@Diplomwaldschrat
Deine gemachten Erfahrungen sind mit den meinen absolut gleich. Viele Ofenbesitzer erkennen nach dem Tausch einer Feuerstätte z.B. auf einmal deutliche Unterschiede im Brennstoffverbrauch, ändern ihr Heizverhalten, usw.
Doch hilft der Austausch von Feuerstätten im Bezug auf die Feinstaubproblematik? Meiner Meinung nach leider nur teilweise. Weshalb?

Nun ja, es ist leider immer noch so, dass es unter den Ofenbetreibern „Unbelehrbare“ gibt. Jede Feuerstätte gibt über ihr Typenschild vor, welche Brennstoffe dafür eine Zulassung haben. Halten sich die Betreiber daran? Die meisten schon, doch immer wieder gibt es Kunden, die heizen was vorhanden ist. Da werden z.B. Kohlen im Ofen verheizt, obwohl der Ofen dafür überhaupt keine Zulassung hat. Ein anderes Problem ist der Zustand der Brennholzes. Immer noch werden zu große Scheite verheizt, es werden ausschließlich Rundlinge verheizt oder evtl. wird sogar Sperrmüll in den Ofen geworfen. Hauptsache es macht warm!
Mitnichten sind hier die „Städter“ oder die sozial Schwachen die Hauptschuldigen, gerade auf dem Land hört man so Aussagen wie „haben wir immer schon so gemacht“ oder „des Holz muss jetzt endlich mal weg“. Diesen Menschen ist mit Argumentation nicht bei zu kommen, die ändern ihr Verhalten erst, wenn sie dazu gezwungen werden. Leider kann man in der Praxis nicht sicher stellen, was im Ofen landet. Aber man kann sicher stellen, dass neue Feuerstätten eher weniger Feinstaub in die Umwelt entlassen.

Werden nun solche Öfen durch Austausch weniger Feinstaub ausstoßen, wenn ein neuer Einsatz verbaut ist? Dieser Frage ist zu beantworten, ich persönlich denke nicht, dass hinten Gold raus kommt, wenn man vorne Mist rein steckt.
 
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