Wildschwund durch Wolf oder nicht ?

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Ich mache mal eine Rechnung auf, obwohl ich weiß, daß die gewagt ist und sogleich 2 Meinungen hervorruft.
1. Geht man gesichert von 161 Wolfsrudel in Germany aus.
2. Wird der derzeitige Bestand an Wölfen zwischen 1500 und 2 700 angegeben.
3. Die Fachleute sprechen von rund 2 Rehen Fraßbedarf eines adulden Stückes pro Woche.
4. Bei rund 2000 Wölfen wären das 4000 Stück Rehwild pro Woche.(der jeweilige Welpennachwuchs ist dabei nicht eingerechnet.)
5. Bei rund 50 Wochen (damit sich die Zahlen im unteren Bereich bewegt....) ergibt das rund /ca 200000 Stück gerissene Rehe in Deutschland pro Jahr !
6. Rechnet man großzügig davon Nutztiere und Großschalenwild mit 50.000 Stück ab, denn Wölfe fressen ja nicht Gras,landen wir z.Z. bei rund 150,000 Stück gerissenen Rehen.
7. Sollen diese Mengen tatsächlich spurlos an der Jagd vorbeigehen, zumal diese Art der Berechnung sich ja von Jahr zu Jahr zuungunsten des Waidwerks verändert ?
 
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Meine bescheidene Erfahrung mit unseren Grauen ist, dass sich die Risse nicht sehr gleichmäßig verteilen und je nach Revier und Beute auch sehr unterschiedlich auswirken.

Wir haben bei uns kleinere Waldgebiete welche durch offene Feldflächen getrennt sind. Die Feldflächen werden nur als Durchzugsjagdgebiet genutzt.
Natürlich nimmt man ein Reh mit wenn´s passt aber es wird nicht groß gejagt, besonders nicht wenn nichts auf den Feldern steht und Deckung Mangelware ist.

In den bewaldeten Einstandsgebieten sieht das schon anders aus, da gibt es Zeitweise fast gar keine Rehe mehr aber wenn die Wölfe gerade irgendwo anders unterwegs sind, rücken sie wieder ein.
Wir hab bei uns tendenziell ohnehin "zu viel" Rehwild, entsprechend werden freigewordene Reviere schnell wieder besetzt.

Das Damwild hingegen weicht sofort aus, sobald die Grauen ein Gebiet durchstreifen ist das Damwild woanders und anderem auch gerne im Feld wo es mehr Sicht hat. Sobald die Wölfe dann wieder verstärkt im Feld unterwegs sind, klumpen sie sich halt wieder im Wald.

Sauen verhalten sich ganz ähnlich, auch die weichen aus, wobei hier das Nahrungsangebot gefühlt eine größere Rolle spielt.

Generell kann man sagen, das die Feldreviere erheblich weniger Risse zu beklagen haben als die Waldreviere, diese verlieren das Rehwild eher über Abwanderung in freigewordene Einstände.
Das Damwild ist hingegen ein großes Problem weil in der Feldfrucht gerade dann großen Schaden anrichtet wenn es nicht bejagt werden darf.

Wie aber schon geschrieben, das ist eine sehr lokale Ausprägung, in anderen Gebieten mit anderen Bedingungen mag sich der Wolf ganz anders Auswirken.
 
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Bei uns trifft diese These voll und ganz zu. Nachdem hier in der Oberlausitz plötzlich über Nacht der Wolf sich wieder angesiedelt hatte (oder wurde) nahmen im Umkreis des Truppenübungsplatz die Muffelwildbestänsde drastisch ab. So waren die Muffel zuerst in der Muskauer Heide verschwunden und dann in den Königshainer Bergen. Letzte Muffel wurde Ende April 2016 Ortseingang Königshain gesehen. Soweit mir bekannt. Mittlerweile hat der Graue auch in die Schwarzwildpopulation eingegriffen, den Rest hat die ASP erledigt. Seitdem gibt es hier weniger Wolfssichtungen - nicht mehr genug Futter? Auch Rehwild ist in den letzten Jahren spürbar weniger geworden.
Ich für meinen Teil bzw. meine Reviere kann bestätigen das es definitiv weniger Wild gibt als vor der Wiederansiedlung des Wolfes. Obwohl ich meinen Abschußplan Rehwild von 10 auf 6 Stücken reduziert habe.


Gruß der olle pudlich
 
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Selbst bei uns im Münsterland (nord-westlich vom Ruhrgebiet) ist die Zuwanderung der Grauhunde durchaus spürbar. Nachdem im Dezember'22 ein Wolf 5 x Schafe und im Februar'23 noch einmal 2 x Schafe gerissen hat, waren über 3 Wochen die Reviere von Rehwild befreit. Es dauerte noch weitere 2 Wochen bis sich einzelne Sprünge sichtbar zeigten.
Mittlerweile gibt es Fotodokumentationen, die junge Wolfswelpen knabbernd an der Rehkeule zeigen. Subjektiv gefühlt , ähnelt das Verhalten des Rehwildes mittlerweile die des Schwarzwildes.
Pessimisten behaupten, dass in 5 Jahren in dieser Region (Haardt- Hohe Mark- Borkenberge - Davert) die Niederwildreviere nicht mehr zu verpachten sind.
Obwohl :unsure:: es werden sich wieder nationale oder internationale (Bezahl-)Jäger finden...
 
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Wie schon geschrieben, je nach Revier, Region, Wildarten, Gegebenheiten wirkt sich der Wolf sehr unterschiedlich auf sein Umfeld aus, darum werde ich mich hüten irgendwelche allgemeingültigen Aussagen zu treffen.

Wir haben eines der ältesten "Wolfvorkommen" hier im Norden und entsprechend ist das Wild schon in gewisser Hinsicht an den Grauhund gewöhnt.
Hier wird das Rehwild im Feld eher sichtbarer wenn der mal wieder durchzieht. Es sammelt sich dann merkbar in der Nähe von bewohnten Gebäuden wie an Höfen oder steht sehr frei auf der Fläche wo es eine gute Rundumsicht hat.

Es kennt den Wolf inzwischen und kann ihn in gewisser Hinsicht auch Einschätzen. Teilweise hat ich das Rehwild 2 Stunden nachdem der Wolf da war wieder auf der Kamera.
 
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@Benji.308
Habt ihr Rot- und/oder Damwildvorkommen?
Bei uns im Revier Damwild als häufiges Wechselwild, in den angrenzenden Revieren ist es Standwild. Kommt der Wolf weicht es diesem aus und steht in den Feldern oder zieht deutlich weiter in in andere Waldgebiete wo der Grauhund gerade nicht unterwegs ist.

Damwildrisse habe wir auf die hiesige Population bezogen nicht besonders viele. Da es nicht territorial ist weicht es wie schon erwähnt aus.

Aktuell steht der Verdacht im Raum das sich in einer der "Waldinseln" ein neues Rudel gebildet hat, dass kann natürlich alles wieder durcheinander würfeln.
 
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ok, danke für die Info.
Hintergrund der Frage war, dass die Experten davon ausgehen, dass der Graue nur dort ansässig bleibt, wo auch Rotwild vorhanden. Rotwild haben wir hier auch nur am Rande des Hunsrücks, aber wesentlich mehr Damwild, etwas südlicher...bisher noch ohne Wölfe.
 
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Naja, Rotwild haben wir hier weit und breit überhaupt nicht, er scheint also auch gut ohne klar zu kommen.

Beim Rehwild hinterlässt er im Wald einen großen Flurschaden, in den Kernrevieren war lange keines mehr vorhanden. Ist inzwischen wieder besser geworden, warum konnte noch keiner so richtig beantworten, vielleicht sind die Dummen alle gefressen worden und die Klugen haben Vermeidungsstrategien entwickelt. 🤷‍♂️
Trotzdem ist Rehwild in den Wäldern hier zurück gegangen, im Feld merkt man das nicht wirklich.

Beim Damwild ist es so, dass wir so 10-20 Risse pa im Areal der Hegegemeinschaft finden. Jeder Riss wird sicher nicht gefunden aber wir haben hier keine dichten Urwälder sondern nur flächenmäßig kleine, gut erschlossene und frequentierte Nutzwälder. Die Strecke wird auch jedes Jahr größer, entsprechend kann der da soviel nicht von wegfuttern.

Schwarzwild war bei uns immer schon eher selten mit Ausreißern nach oben und unten. Es gibt immer mal wieder Fotofallenaufnahmen wo Wölfe Kitze, Kälber und Frischlinge verschleppen, in der Jugendklasse holen die sich schon ihren Teil.

Das sind aber alles nur Momentaufnahmen, ändert man eine Variable kann sich das auch wieder drehen.

Das größere Problem sind hier tatsächlich eher die Nutztierrisse die immer schlimmer werden.
 
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ok, danke für die Info.
Hintergrund der Frage war, dass die Experten davon ausgehen, dass der Graue nur dort ansässig bleibt, wo auch Rotwild vorhanden. Rotwild haben wir hier auch nur am Rande des Hunsrücks, aber wesentlich mehr Damwild, etwas südlicher...bisher noch ohne Wölfe.
naja, wennst schaust, daß die Leuscheider Wölfe bei Altenkirchen schon länger dort hausen (jetzt auch bei Hachenburg) gehts scheinbar auch ohne die großen Tiere...
Rehwild wirds im WW wohl geben.
Im Neuwieder Rheinhang , wos anfing, wollten sie sich (trotz Rotwild) einfach nicht halten...;)-
das ist wie in der Eifel lt Prognose von BlaserR93...
 
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Naja, Rotwild haben wir hier weit und breit überhaupt nicht, er scheint also auch gut ohne klar zu kommen.

Beim Rehwild hinterlässt er im Wald einen großen Flurschaden, in den Kernrevieren war lange keines mehr vorhanden. Ist inzwischen wieder besser geworden, warum konnte noch keiner so richtig beantworten, vielleicht sind die Dummen alle gefressen worden und die Klugen haben Vermeidungsstrategien entwickelt. 🤷‍♂️
Trotzdem ist Rehwild in den Wäldern hier zurück gegangen, im Feld merkt man das nicht wirklich.

Beim Damwild ist es so, dass wir so 10-20 Risse pa im Areal der Hegegemeinschaft finden. Jeder Riss wird sicher nicht gefunden aber wir haben hier keine dichten Urwälder sondern nur flächenmäßig kleine, gut erschlossene und frequentierte Nutzwälder. Die Strecke wird auch jedes Jahr größer, entsprechend kann der da soviel nicht von wegfuttern.

Schwarzwild war bei uns immer schon eher selten mit Ausreißern nach oben und unten. Es gibt immer mal wieder Fotofallenaufnahmen wo Wölfe Kitze, Kälber und Frischlinge verschleppen, in der Jugendklasse holen die sich schon ihren Teil.

Das sind aber alles nur Momentaufnahmen, ändert man eine Variable kann sich das auch wieder drehen.

Das größere Problem sind hier tatsächlich eher die Nutztierrisse die immer schlimmer werden.
@Benji.308
Kannst Du ein paar Zahlen nennen, zur Fläche der Hegegemeinschaft und welche/wieviele Rudelterritorien sich damit weitgehend decken ?
gern auch ohne genaue Ortsangaben... ;)
 
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Das Kerngebiet umfasst ca. 10k ha, mit den Randzonen ist man so bei 25k ha. Es gibt ein bestätigtes Wolfrudel welches aber nur die nördlichsten Reviere frequentiert wo auch das Gros der Waldfläche in der Hegegemeinschaft liegt. Wir liegen mit unserem Revier quasi zwischen dem Kernrevier des Rudels und dem nächsten Waldgebiet.

Zu dem bestätigten Rudel kommen natürlich noch durchziehende Wölfe und auch ein "Jungesellenrudel" welches von einem berüchtigten Rüden angeführt wird. Letzteres verursacht aktuell den größten Schaden beim Nutzvieh.
Es gibt schon länger den Verdacht, das sich in einem anderen Waldgebiet ein neues Rudel gebildet hat. Dieses Jahr gab es auf den Fotofallen viele Bilder von zutragenden Wölfen, entsprechend könnte sich das also bestätigen.
 
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