Jagdschein ohne Vorkenntnisse, oder: wieso sind Jäger in Deutschland so eine homogene Masse?

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Respekt, den Schein „aus Interesse an Natur und Umweltschutz“ zu machen ist im Verhältnis zum Umfang und Aufwand der betrieben wird, schon löblich.
Dass die Jagdausübung an sich in irgendeiner Form mit Waffen und auch dem töten von Tieren zusammenhängt muss einem aber auch vorher schon klar sein.
Während der Umgang mit Waffen ja Prüfungsrelevant ist erfordert der Schritt diese auch praktisch zu nutzen eine Zielorientierte Motivation… meist die Versorgung mit gesundem Fleisch.

Ich für meinen Teil bin die ersten gut 36Jahre meines Lebens nahezu ohne Bezug zur Jagd durchs Leben gekommen…und durch die Hundearbeit meiner Frau ist zuerst Sie zur Jagd gekommen.
Beim gemeinsamen lernen für ihren Schein, erschloss sich mir so nach und nach diese Welt und durch die Hundearbeit entstanden Kontakte über welche ich dann wiederum den Zugang zum praktischen Teil der Jagdausübung fand.
Bis zum Entschluss selbst den Schein an zu gehen, ließ ich mir fast vier Jahre Zeit um herauszufinden OB ich auch wirklich Platz in meinem Leben für die Jagd finden könnte und auch ob ich in der Lage wäre den Schritt zu gehen, eine Waffe zum töten eines Lebewesens zu nutzen mit dem Ziel es selbst weiter zu verarbeiten und zu verspeisen.

Mittlerweile mit 49 hat sich viel verändert und ein ehemaliges Hobby, welches lange Zeit privat und beruflich Mittelpunkt war hängt in beiden Bereichen am Nagel.
Wir haben fünf Hunde und ein Revier gepachtet…ich bin jeden Tag im Revier und mein Arzt ist immer wieder von meinen Blutwerten begeistert 😄

Zurückblickend bedauere ich es fast schon, nicht deutlich früher zur Jagd gefunden zu haben.
Waffen sind für mich trotzdem in erster Linie Werkzeuge. Schon eher funktional aber auch mal was fürs Auge.


Im Gegenzug stelle ich mir auch immer wieder mal die Frage, wo Jahr für Jahr die JS-Absolventen herkommen und was da der Antrieb und die Motivation dahinter ist…
Wird ja kaum einer beim morgendlichen Stuhlgang eine Eingebung bekommen, er müsse, ohne sich damit in irgendeiner Form praktisch auseinander gesetzt zu haben, den Schein machen🤔
 
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Ähnlich bei mir. Familiär null vorbelastet, Großstadtkind, dann mit Mitte 30 über den Job an das Thema Jagd gekommen. Viel gehört, viel gelesen, das erste Mal im Schießkino überhaupt mit einer scharfen Waffe geschossen (mit Ansage Trägerschuss beim Strauss😜, ist aber auch nur gelungen, weil ich Null Ahnung hatte, dass das schwierig sein könnte, würde ich heute wohl nicht mehr hinbekommen), das erste Mal als Begleiter zum Ansitz. Was kann es im August im Sauerland morgens um 4 eiskalt sein🤯. Den ersten Hirsch in freier Wildbahn genau bei diesem Ansitz gesehen. Waren bis dahin für mich Zootiere. Dann hat es mich gepackt. Jagdschein 2014. Heute begeisterter Wald Liebhaber (ohne Kuscheln😎) und Jäger. Wildbret regelmäßig auf dem Speisezettel. Mein bescheidenes Wissen gebe ich gerne weiter und lerne ebenso begeistert immer wieder Neues. Viele Fehler gemacht, versucht aus ihnen zu lernen. Tolle Kameradschaft ebenso erlebt wie verbitterten Jagdneid. Die Jagd ist eben alle Tage neu.

Eines habe ich nie gemacht: auch nur eine Nanosekunde den Schritt bereut.
 
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Tja, meine Gudste,
das kann schwierig werden.
Je nachdem, wo du wohnst. Aufm Dorf wird es leichter sein eine Gelegenheit zu finden, in Ballungsräumen stelle ich mir das schwierig vor.
Als Frau wird man sowieso erstmal in eine bestimmte Ecke gesteckt. Und wenn dann nicht schon die Ur-Uroma Jägerin war, männliche Vorfahren selbstredend..., und du nicht schon seit Ewigkeiten brauchbare Hunde führst, wirds schwierig, denke ich.
Wobei viele Pächter heute der Ansicht sind, Hunde seien zu vernachlässigen, leider. Man hat ja Wärmebild und chemische Möglichkeiten. Aber das führt wohl zu weit.
Ich denke, die junge Brigitte Nielsen hätte bei den waffenführenden Herren gute Chancen.
Und man muss die grenzwertigen Sprüche mancher dieser Jäger aushalten können oder drüber lachen. Sozial-emotional sind manche Jäger noch in einer anderen Zeit verhaftet. Auch manche der Jüngeren.
Ich jage nur für die Gefriertruhe und sonst bin ich oft auf ausgiebigen Langstrecken-Wanderungen mit meinen Hunden unterwegs. Da ist es so, dass ich immer weniger Wild sehe, fast egal, wo. Man bekommt man Angst als alte Jägerin.
Wobei man auch sehen muss, dass forstwirtschaftliche, private, Unternehmen das Wild regelrecht abschlachten und den ehrlichen Jägern manchmal, immer öfter, kaum noch was bleibt. Wald vor Wild ist deren Tenor. So gehen manche Pächter dann her und "schlachten" mit, leider. Wahrscheinlich denken sie, ehe ich nichts mehr habe, komme ich denen zuvor.
Männer reden aber über sowas aber nicht so gern. Lieber bieten sie dann BGS für astronomische Preise an. Damit sie, vielleicht, darüber die Pacht einfahren können, wenn schon kein Wild zur Vermarktung mehr da ist.
Ich weiß nicht, wo das hinführt. Das Wild ist der Schädling, wobei man den Klimawandel geflissentlich außer acht lässt und die Jagdschulen spucken immer mehr neue Jäger aus, mal bildlich gesagt. Diese jungen Jäger haben manchmal kaum praktische Erfahrungen. Was ich da auf den Drückjagden der vergangenen Monate erleben musste, hat mich entsetzt, verstört, beschämt. Das Leid der klagenden Tiere klingt noch immer in meinen Ohren. Das hatte nichts mehr mit Jagd zu tun. Da wollten junge Männer beweisen, was sie (nicht) können.
Mach Dir einen Reim auf mein Geschreibsel und überlege gut, reflektiere Dich, was Du wirklich willst.
Ich musste ein paar Jahre wegen eines besonderen Kindes aussetzen und bis ich wieder eine feste Gelegenheit hatte, hatte ich etliche fragwürdige Angebote. Und mit Brigitte N. habe ich auch keine Ähnlichkeit. Wäre vielleicht noch schlimmer, fragwürdiger, gewesen.
Den Waffenkram darfst Du nicht so hochstecken. Manche Jäger wissen selbst nicht so recht, was sie da verschießen. Die verlassen sich auf den BüMa ihres Unvertrauens, lach. Ich habe immer mal ein Gespräch diesbezüglich angefangen und mir wurde schnell bewusst, das der jeweilige Gudste nicht weiß, wovon ich rede, als alte, langjährige Kreismeisterin im Großkaliber. Schmeiß mich noch immer innerlich weg, vor lachen.
Ich wünsche Dir Glück bei der Suche! Und WaiHei!
 
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Da fühle ich mich mal angesprochen:

Ich habe mit mit 29 im ersten Corona Jahr „plötzlich“ mehr Platz im Kalender gehabt, da reihenweise Lehrgänge ausgefallen sind. Da ich relativ viele Jäger im Arbeitsumfeld habe und ich zudem alle 2-3 Jahre mit irgendetwas meine grauen Zellen auf Trap halten möchte habe ich kurzerhand entschlossen den Jagdschein zu machen. Ich bin der erste in meiner Familie. Zunächst hatte ich mir auch nicht vorstellen können jemals zur Jagd zu gehen, aber (auch berufsbedingt) wäre ich gerne auf den Schießstand gegangen (Jagdschein vs Schützenverein ist ein anderes Thema).
Letztendlich fand ich es teilweise erschreckend wie viel Wissen mir über die hiesige Flora und Fauna gefehlt hat. Und während des Kurses ist der Drang zum praktischen Ausüben der Jagd gewachsen und ich habe letztlich Anzeigen übers Internet geschaltet und glücklicherweise meinen heutigen JES gefunden und gehe glücklich in einem Niederwildrevier zur Jagd.

Viele Grüße
 
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Tja, meine Gudste,
das kann schwierig werden.
Je nachdem, wo du wohnst. Aufm Dorf wird es leichter sein eine Gelegenheit zu finden, in Ballungsräumen stelle ich mir das schwierig vor.

Wie wir an den Ausführungen der TS erahnen können, gibt es offensichtlich einige gute Gründe (neben dem urbanen Lebensraum) warum Großstädter regelmäßig weniger Zugang zu jagdlichen Möglichkeiten haben.

Wenn die Abteilung 'der kleine Prinz' ausrückt und den eigenen Kiez verläßt, wird sie aufgrund einsetzender Degeneration offensichtlich eher unsicher und schützt sich daraus folgend mit einer wahrnehmbar bornierten Attitüde. ;)

Vorgenanntes kommt beim Bildungs-Landei wie auch beim echten Hillbilly halt nicht so gut an und so fliegt dem Clown/ der Clownin halt schon mal die Tür vor der Nase zu.

Als Frau wird man sowieso erstmal in eine bestimmte Ecke gesteckt. Und wenn dann nicht schon die Ur-Uroma Jägerin war, männliche Vorfahren selbstredend..., und du nicht schon seit Ewigkeiten brauchbare Hunde führst, wirds schwierig, denke ich.

Das kann ich weder hier im Münsterland, noch in Nordhessen, noch in Tirol aus meinem persönlichen Umfeld so bestätigen. Im jeweiligen Umfeld sind Frauen beteiligt, willkommen und deren Zugang und Integration war tatsächlich überhaupt nicht schwer.


Wobei viele Pächter heute der Ansicht sind, Hunde seien zu vernachlässigen, leider. Man hat ja Wärmebild und chemische Möglichkeiten. Aber das führt wohl zu weit.

Zustimmung, das Thema Hunde ist auch aus meiner Wahrnehmung ein zunehmend kritisches. Dazu gehört aber eben auch, dass mehr und mehr Jagdbegleithunde und weniger Jagdhunde geführt werden. Das Thema laste ich übrigens tatsächlich weitestgehend dem weiblichen Teil der jagenden Bevölkerung an.

Ich denke, die junge Brigitte Nielsen hätte bei den waffenführenden Herren gute Chancen.
Und man muss die grenzwertigen Sprüche mancher dieser Jäger aushalten können oder drüber lachen. Sozial-emotional sind manche Jäger noch in einer anderen Zeit verhaftet. Auch manche der Jüngeren.

Glaube ich nicht, da pflegst Du offensichtlich deutlich mehr Ressentiments als dein männliches Umfeld. Auf und bei der Jagd ist auch nur ganz 'normales' Leben und das unterscheidet sich diesbzgl. ausgesprochen wenig vom Büroalltag oder auch anderen Hobbys.

Ich jage nur für die Gefriertruhe und sonst bin ich oft auf ausgiebigen Langstrecken-Wanderungen mit meinen Hunden unterwegs. Da ist es so, dass ich immer weniger Wild sehe, fast egal, wo. Man bekommt man Angst als alte Jägerin.
Wobei man auch sehen muss, dass forstwirtschaftliche, private, Unternehmen das Wild regelrecht abschlachten und den ehrlichen Jägern manchmal, immer öfter, kaum noch was bleibt. Wald vor Wild ist deren Tenor. So gehen manche Pächter dann her und "schlachten" mit, leider. Wahrscheinlich denken sie, ehe ich nichts mehr habe, komme ich denen zuvor.

Der Spannungsbogen Forstwirtschaft und Jagd ist existent und sicher kritisch. Das Thema hier in dem Kontext auch noch zu befeuern, würde aber wohl den Rahmen deutlich sprengen.

Männer reden aber über sowas aber nicht so gern. Lieber bieten sie dann BGS für astronomische Preise an. Damit sie, vielleicht, darüber die Pacht einfahren können, wenn schon kein Wild zur Vermarktung mehr da ist.

Wie schon gesagt, deine Ressentiments scheinen DEUTLICH ausgeprägter zu sein als die der männlichen Jäger.

Ich weiß nicht, wo das hinführt. Das Wild ist der Schädling, wobei man den Klimawandel geflissentlich außer acht lässt und die Jagdschulen spucken immer mehr neue Jäger aus, mal bildlich gesagt. Diese jungen Jäger haben manchmal kaum praktische Erfahrungen. Was ich da auf den Drückjagden der vergangenen Monate erleben musste, hat mich entsetzt, verstört, beschämt. Das Leid der klagenden Tiere klingt noch immer in meinen Ohren. Das hatte nichts mehr mit Jagd zu tun. Da wollten junge Männer beweisen, was sie (nicht) können.

Ach Gottchen, ach Gottchen, was ist denn da so gruseliges passiert? Wenn das so beklagenswert war, muss ich Dich fragen, warum Du solche Sachverhalte nicht unmittelbar zur Anzeige gebracht hast.

Jagst Du wirklich intensiver oder darfst Du nur ab und an irgendwo mitspielen?

Ich bin im Herbst und Winter auf vielen Drückjagden unterwegs, über die kommunizierten Zielsetzungen der Bretterzüchterbehörden mag man unterschiedlicher Meinung sein, das speziell beim Landesforst saubere Jagen (so wie ich es nahezu durchgängig erlebe) kann man kaum ernsthaft kritisieren.

Mach Dir einen Reim auf mein Geschreibsel und überlege gut, reflektiere Dich, was Du wirklich willst.
Ich musste ein paar Jahre wegen eines besonderen Kindes aussetzen und bis ich wieder eine feste Gelegenheit hatte, hatte ich etliche fragwürdige Angebote. Und mit Brigitte N. habe ich auch keine Ähnlichkeit. Wäre vielleicht noch schlimmer, fragwürdiger, gewesen.

Scheint Sodom und Gomorrah zu sein in deinem geografischen Beritt. 😁😁 Was da so alles abgeht, auf dem Dorf, unglaublich.

Den Waffenkram darfst Du nicht so hochstecken. Manche Jäger wissen selbst nicht so recht, was sie da verschießen. Die verlassen sich auf den BüMa ihres Unvertrauens, lach. Ich habe immer mal ein Gespräch diesbezüglich angefangen und mir wurde schnell bewusst, das der jeweilige Gudste nicht weiß, wovon ich rede, als alte, langjährige Kreismeisterin im Großkaliber. Schmeiß mich noch immer innerlich weg, vor lachen.
Ich wünsche Dir Glück bei der Suche! Und WaiHei!

Wenn Jägerschaft übrigens eines GAR NICHT ist, dann ist es homogen, das diametrale Gegenteil ist der Fall. Wer ansonsten mit einem der wesentlichen jagdlichen Werkzeuge nicht umgehen kann und deutlich macht, damit auch nicht umgehen zu wollen (per moralischer Überlegenheit), hätte sich möglicherweise auch besser zum Bäumeumarmen mit Gleichgesinnten getroffen.


Grosso
 
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Ich habe den Jagdschein vor knapp 2 Jahren gemacht, weil mich das Thema Natur und Umweltschutz interessiert hat. Jagen war ich bisher noch nie. Und dem ganzen Waffengedöns, das hier teilweise so zelebriert wird, kann ich auch nichts abgewinnen.
Wie schon gesagt wurde, verstehe ich deine Motivation so, dass dich die Jagd nicht wirklich interessierst. Es gibt unzählige andere Möglichkeiten, wenn man sich für Natur und Umweltschutz interessiert, dazu bedarf es keines kostspieligen Jagdscheines. Ansonsten ist es natürlich schwieriger, wenn man nicht jagdlich sozialisiert wurde, aber nicht unmöglich. Ich kenne sowohl die Jäger, die schon von Kindesbeinen an mit Jagd zu tun hatten, als auch spät Berufene. Letztere haben es auch fachlich schwerer, was nicht heißt, dass aus ihnen nicht passionierte und gute Jäger werden können. Aber irgendwie muss man schon den Kontakt suchen, sei es über Vereine, Internet oder Hundeführung zum Beispiel. Von selbst kommt die Möglichkeit wohl kaum. Ich kenne das aus meinem Kreis eigentlich immer so, dass den Kursteilnehmern zumindest ein Einstieg (Gruppenansitz, Treibjagd etc.) angeboten wird. Z. B. nimmt mein Nachbar immer einen Jungjäger/Jungjägerin für das erste Jahr nach der Prüfung in sein Revier auf und wer sich bewährt, hat die Chance weiter zu machen.. Natürlich ist das in einer Großstadt deutlich schwieriger, aber nicht unmöglich. Auch die Mitgliedschaft in der Kreisgruppe kann da helfen. Dass Waffen zur Jagdausübung gehören ist natürlich eine Banalität, nur zum Gucken kann man auch Wildtierfotograf werden. Die Waffenfreaks belächle ich auch, aber ich verstehe genug von meinen Waffe und kann damit umgehen, was immer auch so sein sollte im Interesse der Kreaturen, die wir schließlich schnell töten sollten.
Auch für mich ist das Naturerlebnis auf der Jagd ein wesentlicher Faktor, der mich erfreut, aber ich will auch Beute machen in der Art, dass ich morgens noch in den Spiegel schauen kann. Jegliche Auswüchse, Schießertum etc. werden von mir konsequent sanktioniert, wenn es bei mir stattfindet, und woanders nehme ich kein Blatt vor den Mund, Mist bleibt Mist und ich sage es manchmal zu laut.
Meine Tochter war schon als Kind immer mit Begeisterung mit im Jagdhaus und auf der Jagd. Sie ist eine passionierte Jägerin geworden ohne jeden Zwang.
 
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Das ist interessant, danke für deine Rückmeldung. Und wie hast du es geschafft, dann auch tatsächlich dem Hobby nachzugehen? Oder bist du einfach Vollzeitjäger geworden?
Als ich mich entschloss, den Kurs zu belegen, war mir bewusst, dass dies mit meiner damaligen Stellung nicht gut gehen würde. Also fand ich eine, die nicht ganz so stressig war (von der Chirurgie in die Radiologie). Dann kam der Glücksfall mit der Wende. Da wir in den Jahrzehnten davor Kontakte in die Zone nie abreißen ließen, fanden sich bald Möglichkeiten im Umfeld Berlins. Zuerst immer nachts zurück gefahren, dann Wohnwagen aufgestellt, jetzt eine kleine Datsche mitten im Wald.
 
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Ich hänge noch an der „homogenen“ Masse.
Es gibt doch kaum eine Gemeinschaft, die so heterogen ist.
Zugegeben, der Anteil der Frauen ist gering, nimmt aber stetig zu.

Ansonsten sehe ich vom Adligen oder Grossindustriellen bis zum armen Schlucker alles auf der Jagd. Vom Akademiker bis zum Typen ohne Schulabschluss ist auch alles dabei.

In der Stadt gibt es halt wenige Jagdmöglichkeiten, daher kommen die meisten Jäger wohl vom Land.
Und die Leute auf dem Land lassen sich ihre Jagd ungern vom „Schönwetter-Wochenend-Schiesser mit viel Geld“ (soviel zum Klischee) wegnehmen. Die Genossenschaft legt meistens auch mehr wert auf ein verboten froh geführtes Revier als auf das pure Geld.

Reiter und Segler sind viel homogener als Jäger behaupte ich.
 
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... gibt es hier jemanden, der ohne jegliche Vorkenntnisse und ohne jeglichen Bezug zur Jagd den Jagdschein erworben hat? ...

Gibt es hier auch jemanden, z.B. in einer Großstadt wohnt, davor null mit Jagd am Hut hatte und eher durch Zufall oder aus Interesse den Schein gemacht hat? Und falls ja: Hattet ihr danach neben Vollzeitjob und null Connections überhaupt die Möglichkeit, das Hobby auszuüben? ...
Auf mich trifft diese Beschreibung sicher zu. Mir fiel irgendwann beim Wandern auf, dass ich von der Landschaft und was da kreucht und fleucht, nicht die geringste Ahnung hatte. Ein Kollege machte dann den Vorschlag, ich solle den Jagdschein machen, da würde einem alles gründlich erklärt und mit einer abschließenden Prüfung habe man auch ein konkretes Ziel.

So habe ich das dann auch umgesetzt, hat etwa anderthalb Jahre gedauert. Einige Zeit konnte ich dann in einem Revier mitgehen und ein wenig Erfahrung sammeln, aber Beruf und Jagd passten zeitlich einfach nicht zusammen. Zudem bin ich nicht der große Jäger vor dem Herrn, der Jagd aus (im positiven Sinne) Leidenschaft ausübt. Bei seltenen Gelegenheiten irgendwo mal auf einem Ansitz, aber das war's auch. Um Drückjagden mache ich einen großen Bogen, dafür reichen meine Schießkünste nicht aus.

Klaas
 
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Außer ein paar mal zum Tontauben schießen mitgenommen worden und ein paar Einsätzen als Treiber auf der DJ, hatte ich an Vorkenntnissen lediglich den Kettner Katalog, weil Opa 1982 mal nen Janker dort bestellt hatte. 20 Jahre habe ich Golf gespielt und Tennis, beides aber als Sport und nicht gesellschaftlich interessiert.

Familiär bin ich seit Generationen der erste mit Jagdschein, im Ruhrgebiet geboren, im Sauerland aufgewachsen...Bezug zur Natur als Kind? Lediglich über "im Wald ne Hütte bauen" und den Bauern bei der Arbeit zusehen. Den Jagdschein habe ich gemacht, weil ich nicht mehr als Treiber mitgenommen werden wollte.
Die Bäume, Sträucher, Feldfrüchte haben mich damals wie heute nicht interessiert.
Anschluss hatte ich durch Freunde und nach Studium in der Großstadt wohnend, über die dortige KJS. Der Vater meines Freundes, er selbst und die kleine Gemeinschaft im Revier zeigten mir den Weg und erzogen mich jagdlich "konservativ". Mit Respekt vor der Kreatur und dass man nur einen reifen Bock in der Blattzeit erlegt der min. 5 Jahre alt ist und min. über Lauscher auf hat. 2a sind zu schonen, 2b zu erlegen. Kitze habe ich niemals erlegt.
Man schießt nicht auf gestreifte Frischlinge und Sauen unter 20kg und auf der DJ ist Rehwild mit sehr wenigen Ausnahmen tabu. Immer gilt Raubwild vor Schalenwild.
An Waffen war ich interessiert.. aber nicht so, dass ich 15.000€ ausgeben wollte. Die Sportflinte war auch wichtiger als die Jagdbüchsen. Erst jetzt lasse ich Büchsen für mich nach meinen Wünschen bauen und habe auch keine 18 Stück im Schrank.
Die 50 Stundenwoche in der Automobilindustrie hat mich nie zu einem Vollblutjäger werden lassen, die Jagd, die ich 365 Tage im Jahr ausüben könnte, ist "ein" Hobby von mehreren, aber für "Mich" nicht DER Lebensinhalt um den ich jetzt alles planen muss, oder dem sich alles unterzuordnen hätte. Manche Jahre bin ich aktiver... manche Jahre gehe ich nur 7x auf Rehwild Ansitzen und auf 3 private DJ.
Zeitweise war mein Wohnort 400km von den Revieren entfernt, teilweise 60km.
Ich gehe jagen wenn ich Lust dazu habe.
Nachts bin ich zuhause und hocke nicht an ner Kirrung um mit Wärmebild Überläufer zu schießen. Jagd muss für mich Freude bereiten und nicht maximal effizient sein.

Die Nacht gehört dem Wild.

Ich gehe Tontaubenschießen wenn ich Lust habe und das Wetter passt ( -14° im Januar oder Schnee zählt nicht mehr dazu)

Es ist alles "nur" Hobby und wenn Familie oder Arbeit dazwischen kommt, eben sehr wenig Priorität. Jagd ist für mich manchmal Urlaub und Erholung. Jagdreisen ins Ausland ebenso, wobei ich aber nie alleine reise!

Würde ich allein selbst ein Revier pachten? ( "Revier" beginnt für mich ab 250ha alles drunter ist ne Briefmarke)
Auf keinen Fall!
Würde ich als dauerhafte Jagdmöglichkeit einen PB beim Forst nehmen? Auf garkeinen Fall.

Ich liebe Wild.. klassische Küche und auch für den Grill. Und in der Familie ist Wild auch immer mit was Besonderem verbunden. Dafür jage ich und für die schönen Erinnerungen, die evtl. auch mit "Knochen an der Wand" erhalten werden. Jagd macht mir aber allein weniger Freude.. erst die Freunde dabei und die gemeinsame Zeit die man verbringt verbinde ich mit "Jagd".

Die Jägerschaft ist in keinster Weise homogen und es gibt tausende unterschiedliche Gründe und Geschichten warum jemand nen Jagdschein gemacht hat und wo. Es gibt Jäger mit denen ich gern zu tun habe und es gibt viele viele, bei denen es sich auf guten Tag und auf (hoffentlich nicht) wiedersehen beschränkt. .
 
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12 Okt 2023
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Na, mindestens die Hälfte vom Traffic sind waffenbezogene Themen. Ich vermisse schon immer die Möglichkeit, den Bereich bei Bedarf auszublenden.

Der Waffenteil in diesem Forum erzeugt bei JJ und Mitlesern leider einen völlig falschen Eindruck. Oft bleibt verborgen, ob bei vielen Diskutanten in diesem Bereich überhaupt die Jagd im Vordergrund ihrer Bemühungen steht oder ob es sich um engagierte Sportschützen, Wiederlader oder Waffensammler mit oder ohne Jagdschein handelt.

Nach ein paar Jahren Jagdpraxis hat man dann so etwa realisiert wie groß (besser: gering) das Waffeninteresse bei der Masse der Jäger wirklich ist. Trifft, tötet, reicht.
 
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15 Mrz 2024
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Danke für eure ganzen Antworten, hat mir viel hilfreichen Input gegeben.

Willste denn mal?
Eher weniger, mir schmeckt Wild nicht und ich möchte definitiv auch nicht sinnlos oder nur der Tradition wegen Tiere töten. Zudem möchte ich auch nicht Unsummen für einen Begehungsschein ausgeben. Ich könnte mir aber vorstellen, mal mit einem Jäger mitzugehen bzw. zu "hospitieren", aber ich habe keine Ahnung, wo die Anlaufstellen hierfür sind (wohne mitten in München).
 

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