Jagdschein ohne Vorkenntnisse, oder: wieso sind Jäger in Deutschland so eine homogene Masse?

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Hallo,

gibt es hier jemanden, der ohne jegliche Vorkenntnisse und ohne jeglichen Bezug zur Jagd den Jagdschein erworben hat? Irgendwie sieht man in den ganzen Videos immer nur irgendwelche Dörfler, die in 20ter Generation in eine Jägerfamilie geboren wurden oder in einem Kaff wohnen, wo jeder jeden kennt und jeder Zweite Jäger ist. Auch in meinem Kurs war das so, fast niemand hat Hochdeutsch gesprochen und Ausländer gab's erst recht nicht.

Gibt es hier auch jemanden, z.B. in einer Großstadt wohnt, davor null mit Jagd am Hut hatte und eher durch Zufall oder aus Interesse den Schein gemacht hat? Und falls ja: Hattet ihr danach neben Vollzeitjob und null Connections überhaupt die Möglichkeit, das Hobby auszuüben?

Ich habe den Jagdschein vor knapp 2 Jahren gemacht, weil mich das Thema Natur und Umweltschutz interessiert hat. Jagen war ich bisher noch nie. Und dem ganzen Waffengedöns, das hier teilweise so zelebriert wird, kann ich auch nichts abgewinnen.

VG Vio

klingt irgendwie so, als ob ne Mitgliedschaft beim NABU vielleicht besser gewesen wäre Entschuldigung.

und noch ein Satz zum zum "Waffengedöns zelebrieren" vielleicht. Nur mal als Beispiel, ich hab 2001 bei der Bundeswehr das erste Mal mit einem Grosskaliber-Halbautomat geschossen (G3) und es hat sogar Spaß gemacht. Wenn man sowas in der Art jetzt knapp 25 Jahre später im Schrank stehen hat, dann darf man sich darüber auch mal einen Moment lang freuen finde ich, ohne das ich das jetzt Zelebrieren nennen würde. Kannst du gar nicht nachempfinden
 
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...überhaupt die Möglichkeit, das Hobby auszuüben?

Ich habe den Jagdschein vor knapp 2 Jahren gemacht, weil mich das Thema Natur und Umweltschutz interessiert hat...

VG Vio
Mich selber hat mich immer und ganz zuerst das Thema Natur, Tiere, Wildtiere, Umweltschutz, Berge, Klettern, Bergsteigen, Tiefe beobachten, Birdwatching und Fischen, Tiere fotografieren, interessiert.

Dann automatisch Jagd, wegen Personen aus dem Forstbereich aus der Verwandschaft. Aber erst in dieser Reihenfolge.

Und das tut es immer noch. Sonst könnte man selber auch die Natur in youtube betrachten.

Das eigentliche jagdliche Handwerk ist für mich in ein viel grösseres Umfeld eingebettet, als der schlichte Begriff 'Jagd' umfassen tut.

Für einen selbst ganz cool ist es, wenn man die eigenen Kenntnisse in einem Bereich wie z.B. Wildtierverhalten selber ausbaut. Das geht auch direkt vor der Haustüre in 5km Entfernung von München. Dann Fährtenlesen hinzunehmen. Altersbestimmung in der Praxis.
 
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Das ist interessant, danke für deine Rückmeldung. Und wie hast du es geschafft, dann auch tatsächlich dem Hobby nachzugehen? Oder bist du einfach Vollzeitjäger geworden?
Jagd ist kein Hobby ... ich weiß nicht wer so eine Formulierung aufbringt ... Jagd ist mehr, man muss sich mit vielerlei Dingen beschäftigen von der Natur über Gesetze bis zum Tod eines Tieres durch deine Hand, das ist KEIN Hobby.
Der Tod eines Lebewesens wird hier in Kauf genommen und es müssen hierzu Voraussetzungen vorhanden sein, zum einen dein Abschussplan zum anderen waidmännische Voraussetzungen ( Hegeabschuss, erlösen von Fallwild oder auch Reduktion von Raubwild ) ... man verzeihe mir das nicht gendern, bin 50+ und die Sache geht mit auf den S...

@vio du hast seit zwei Jahren den Jagdschein und stellst nach deinem Kurs solche Fragen ??
was für einen Kurs hast Du gemacht und mit welchen Menschen ...

schlichr
 
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...Fortsetzung: Schwerpunkte setzen; z.B. Rehwildwissen durch Beobachtung konsequent und täglich ausbauen. Dazu braucht's kein eigenes Revier, das geht überall vor der eigenen Hausrüre.

Jagd ist doch nicht 'bumm und um'. Zwar gehört dazu irgendeine funktionierende Tikka 🙂. Und dann regelmässige Übung geht's nicht.
Und ein nervig schwerer und hässlicher Waffenschrank. Das kann schonmal in einer Wohnung hoch oben oder als Student in Untermiete ein echtes Problem darstellen.

Nur muss man schon fix im Wald sein können, möglichst in 5 Minuten. Blöd ist's wenn dies lange Anfahrt aus der Innenstadt erfordert...

Mit diesem praktischen Wissen ist' s auch dann einfacher, Networking und Kontaktpflege hinzubekommen.
 
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Der Faden ist zu…das MfS nannte das Abschöpfen…..
 
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Eher weniger, mir schmeckt Wild nicht und ich möchte definitiv auch nicht sinnlos oder nur der Tradition wegen Tiere töten. Zudem möchte ich auch nicht Unsummen für einen Begehungsschein ausgeben. Ich könnte mir aber vorstellen, mal mit einem Jäger mitzugehen bzw. zu "hospitieren", aber ich habe keine Ahnung, wo die Anlaufstellen hierfür sind (wohne mitten in München).
Bei solchen Aussagen kommt mir als erstes immer der Gedanke, hast du Wildbret von guter Qualität probiert, als du festgestellt hast, dass es dir nicht schmeckt?
Bei den meisten ist es dann so, dass sie mal irgendwo die mieseste Qualität essen "durften", wo rauschiger Keiler oder halb vergammeltes Wild verarbeitet war. Oder sie haben Erzählungen vom "strengen" Wildgeschmack gehört und wollen kein Fleisch, das schmeckt, wie es im Ziegenstall riecht. Gutes Wildbret schmeckt nicht "wild".
Ich würde dir den Gang zur Münchener Kreisjägerschaft empfehlen. Dort kann man dir mit Kontakten sicher helfen, sowohl im Bezug auf Jäger, die dich mal mit raus nehmen als auch bezüglich hochwertiger Wildbretquellen. Und die Chance ist durchaus da, dass beides aus einer Hand geht.

Ich bin jagdlich auch nicht familiär vorbelastet und bin über das Interesse an der Falknerei dazu gekommen. Der Falknerschein steht noch aus, Familienplanung hatte Vorrang und Falknerei ist nichts für nebenbei. Aber die Aussage eines guten Bekannten "Jagd ist kein Hobby, Jagd ist eine Lebenseinstellung. Ihr (meine Frau hat mit mir den Schein gemacht) werdet danach viele Dinge mit anderen Augen sehen!" hat sich auf jeden Fall bewahrheitet.
Im meinem Kurs (Großstadt im größten Ballungsraum Deutschlands) war ziemlich alles anders als du es erlebt hast. Ca. 40% Frauen, es waren auch angehende Jäger mit "Migrationshintergrund" und Vegetarier dabei und einige bei mir aus dem Kurs haben das neue "Hobby" später zum Teil ihres Berufslebens gemacht.
Und ja, Jagd lässt sich auch mit Vollzeitjob und Familie vereinbaren.
Kontakte bekommt man halt nur mit etwas Initiative, bei mir ging es z.B. über den Jagdhornkurs nach dem Schein. Hundekurs kann auch was bringen, wenn man denn einen Hund hat. Oder halt übers Training auf dem Stand.
Schießen ist bei weitem nicht alles an der Jagd, aber es ist ein wichtiger Teil, bei dem die größte Verantwortung auf dem Jäger lastet. Ergo muss man sein Werkzeug beherrschen.
Aber aus meiner Erfahrung haben die meisten Jäger zu ihrem Werkzeug das gleiche Verhältnis wie ein durchschnittlicher Sportschütze oder Polizist. Man kann damit umgehen, aber über die notwendigen Kenntnisse als Anwender geht es nur recht selten deutlich hinaus.
Was hier im Forum diskutiert wird, ist halt eine kleine Blase, in der sich waffentechnisch besonders interessierte Jäger aus ganz Deutschland tummeln mit teilweise professionellem Hintergrund. Taugt aber nicht zur Ableitung auf die gesamte Jägerschaft.
Und die ist, wie schon geschrieben, von Homogenität weit entfernt.
 
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Ich war seinerzeit in meinem Jagdkurs der einzige, der was praktische Erfahrung anging, komplett unbeleckt war. Das hat sich im Nachhinein aber nicht als Nachteil, sondern eher als Vorteil erwiesen, da ich dadurch auch nichts Falsches im Kopf hatte, was man auf dem Dorf halt so macht.

Aber in meinem Freunds- und Bekanntenkreis waren seit frühester Kindheit immer Jäger und Förster und so gab es immer Berührungspunkte. Ahnung von der Jagd, Hege und was alles damit zusammenhing hatte ich aber nicht.

Die Ausbildung, wenn man das in meiner JagdSchule so nennen möchte, empfand ich als nicht sonderlich anspruchsvoll. Das mag aber in besonderem Maße mit der JagdSchule zusammenhängen. Nachfragen konnten in aller Regel nicht beantwortet werden und wurden eher als Affront, denn Interesse gewertet. Ich unterstelle im Nachhinein mal schlicht, man wusste es dort nicht besser. Hinzu kam, dass der Inhaber der JagdSchule bekennender Akademikerhasser ist.

Wir haben mit dem Heintges gearbeitet und den fand ich auch sehr brauchbar. Zusätzlich hatte ich noch den Krebs und den Seibt, die sind aber deutlich oberflächlicher nach meinem Empfinden.

Für das Jagdrecht habe ich mir zusätzlich einen Reader von einer anderen JagdSchule über einen befreundeten Jäger organisiert, das hätte so nicht gereicht, da bei unserem Reader auch Fehler enthalten waren. Als ich auf diese hingewiesen hab, war es mit der Sympathie völlig aus. Nichtsdestoweniger wurde der Reader unter einem Vorwand ausgetauscht - mit den korrigierten Inhalten.

Das Aufbrechen und Begutachten auf auffällige Merkmale, habe ich zusätzlich ebenfalls mit einem befreundeten Jäger geübt, das kann in BW in der praktischen Prüfung ja drankommen.

Die Theorie ist durch die verschiedenen Apps ja nun wirklich kein Problem – und die mündlich-praktische Prüfung empfand ich auch nicht als die mörderschwere Hürde. Für das was man sich so erzählt, war das nicht wirklich anspruchsvoll. Ich hatte deutlich mehr erwartet und irgendwie auch gewünscht. Wenn man sieht, wer da alles besteht, kann einem schon anders werden. Mindestens einer aus meinem Kurs hatte es offenkundig nur auf die WBK abgesehen.

Und dass die ein oder andere Diskussion hier individuell merkwürdig anmutet, wird so sein. Das wird anderen Foristi aber auch mit dir oder mir so gehen. Da braucht es, wie immer im Leben einfach etwas Toleranz und Großmut.

Ich kenne aber auch eine Reihe von Jägern, die seit ihrem 14 Lebensjahr aktiv jagen, die sind dann nach MV und haben dort den Jagdschein in 2 Wochen gemacht. Was Waldbau und Jagdpraxis angeht, kann ich denen auch heute noch nicht das Wasser reichen. Beim Thema Waidgerechtigkeit hingegen scheiden sich die Geister und das ist ein Thema bei dem ich mich in der lokalen Jägerschaft immer stark zurückhalte. Aber auch auf dem Dorf ist da viel in Bewegung und ändert sich zum Besseren.
 
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Hallo,

gibt es hier jemanden, der ohne jegliche Vorkenntnisse und ohne jeglichen Bezug zur Jagd den Jagdschein erworben hat? Irgendwie sieht man in den ganzen Videos immer nur irgendwelche Dörfler, die in 20ter Generation in eine Jägerfamilie geboren wurden oder in einem Kaff wohnen, wo jeder jeden kennt und jeder Zweite Jäger ist. Auch in meinem Kurs war das so, fast niemand hat Hochdeutsch gesprochen und Ausländer gab's erst recht nicht.

Gibt es hier auch jemanden, z.B. in einer Großstadt wohnt, davor null mit Jagd am Hut hatte und eher durch Zufall oder aus Interesse den Schein gemacht hat? Und falls ja: Hattet ihr danach neben Vollzeitjob und null Connections überhaupt die Möglichkeit, das Hobby auszuüben?

Ich habe den Jagdschein vor knapp 2 Jahren gemacht, weil mich das Thema Natur und Umweltschutz interessiert hat. Jagen war ich bisher noch nie. Und dem ganzen Waffengedöns, das hier teilweise so zelebriert wird, kann ich auch nichts abgewinnen.

VG Vio
Man muss ja nicht aktiv jagen, nur weil man den Jagdschein macht. Wenn Du Kurs und Prüfung erfolgreich absolviert hast, besitzt Du nunmehr umfangreiches Wissen und dies ist ein Wert an sich. Ohne Beziehungen ist es aus der Großstadt heraus nicht einfach, aber nicht unmöglich, eine Jagdgelegenheit zu bekommen. Als "homogen" sehe ich uns Jäger des 21. Jahrhunderts allerdings absolut nicht. 😄 Such Dir die "Mentalität", die zu Dir passt und mehr als eine Büchse brauchst Du Dir nicht zulegen, wenn Du dafür kein Interesse hast. Geh Deinen Weg. So einfach ist das. Andererseits frage ich mich, was Du eigentlich willst. Dir schmeckt Wild nicht und Tiere willst Du nicht töten. Als "Hospitantin" würde ich Dich nicht mitnehmen. Du scheinst an aktiver Jagd nicht wirklich interessiert zu sein. Es gibt in München und Nachbarlandkreisen jede Menge Jagdvereine, Forstbetriebe usw.. Wenn Du nach zwei Jahren mit JS die noch nicht als erste Anlaufstellen herausfinden konntest, hast Du aus meiner Sicht nur mehr Interesse theoretischer Natur.
 
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