Pro und Contra Kirrung

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 6475
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Moin!
Fakt ist: wir bekommen durch noch so intensive Bejagung die Schwarzwildpopulation KURZFRISTIG nicht runtergedrückt. DER Zug ist abgefahren und ob wir das iweder aufholen ist sehr fraglich.
Joe

Das ist doch regional total unterschiedlich.
Es gibt genug Sauen-"Inseln", wo man die zwei bis drei Rotten jetzt so dezimieren kann, dass die Seuchengefahr sinkt.

Ich bin aber ganz bei Dir, dass wir endlich auch Verhaltensanweisungen brauchen für den Fall, dass die Suche dann da ist.
Aus dieser PP-Präsi der Uni Göttingen habe ich gelernt, dass vor allem die herumliegenden Kadaver Seuchenherde sind.
Also ist es essentiell wichtig, bei der Seuche die Flächen abzusuchen und die Kadaver zu beseitigen.
Und dazu kann man jetzt schon Sammelstellen bestimmen, Hygienevorkehrungen treffen, die Jäger Schulen usw.

M.
 
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zum Thema pro und contra Kirrung gehört ebenfalls der Einfluss der Eiche- Buchelmast auf den Erfolg der Kirrung. s.dazu Paul Müller
Sprengmast derselben kann übrigens auch gut organisierte DJ ins Fiasko führen.

La


Sehr richtig. In guten Mastjahren werden selbst sonst erfolgreiche Kirrungen nicht gut angenommen. Das Nahrungsangebot hat einen Einfluss auf den Erfolg der Kirrung. Ebenso natürlich die klimatischen Bedingungen. Wenn der Boden gefroren ist und wir ein schlechtes Mastjahr haben bleibt den Sauen nicht viel mehr, als an die Kirrung zu gehen.
 
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.....Wenn der Boden gefroren ist und wir ein schlechtes Mastjahr haben bleibt den Sauen nicht viel mehr, als an die Kirrung zu gehen.

So wie es gerade in vielen Gebieten der Fall ist.

Und genau dann sind die überall angelegten Kirrungen so kontraproduktiv, weil sie auch den Schwachen noch über den Winter helfen und damit den erwünschten natürlichen Flaschenhals-Effekt einer winterlichen Periode konterkarieren, der auch für die Gesunderhaltung einer Art so wichtig wäre!

Man muss nur die erheblichen Schwankungen der jährlichen SW-Abschüsse anschauen, um zu erkennen, dass die Kombination aus Witterung und Baum-Mast viel stärker "regulieren", als es die Jagd tut. Immer nach milden Wintern und Bu-/Ei-Vollmast schnellt in den beiden Folgejahren die SW-Strecke in die Höhe, um nach nasskalten Frühjahrsbedingungen und/oder Fehlmast mit Verlust vieler Frischlinge in den Keller zu gehen.
 
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Das ist doch regional total unterschiedlich.
Es gibt genug Sauen-"Inseln", wo man die zwei bis drei Rotten jetzt so dezimieren kann, dass die Seuchengefahr sinkt....

Das ist doch ohne Frage so und es ist auch völlig richtig, jetzt überall zu besserem Bewusstsein intensiverer Bestandskontrolle dieser Wildart aufzurufen. Wogegen ich mich aussprach ist dieser nicht hilfreiche Aktionismus, der andere wertvolle Jagdkonzepte über den Haufen wirft, ohne die ASP (direkt) aufhalten zu können:

.....es muss ausschließlich darum gehen die Schwarzwildbestände auf der gesamten Fläche massiv oder maximal zu reduzieren; vollkommen gleich wie hoch der aktuelle Bestand oder auch die Wildschäden durch diese Wildart im jeweiligen Revier oder in der Region auch sein mögen!!....
 
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füttern wir die Sauen mit Kirrungen, bringen wir damit schwache Sauen durch?

Eine Sache ist mir unklar:

Wenn ich mir unsere Kirrmengen und daneben den Sauenbestand vergägenwärtige, dann "füttern" wir keinesfalls die Sauen. Selbst wenn die noch Nachbar-Kirrungen abräumen.
Die ernähren sich seit Wochen von Ernteresten, vor allem Rübenschnipseln im Acker.
Das bissl Mais auf der Kirrung macht keine Rotte auch nur halbwegs satt. Geringe Stücke werden dabei von den anderen Sauen zudem zurückgedrängt.

Andererseits ist es in der Tat so, dass man bei "Waldsauen" im Magen oft einiges an Mais findet.
Es heisst dann immer, dass die dutzende Kilometer in der NAcht laufen und dutzende Kirrungen ablaufen. Das macht m.E. eine Rotte trotzdem nicht satt.

Was braucht denn so eine Sau am Tag? Doch sicher mehr als eine Hand voll Mais!

M.
 
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So wie es gerade in vielen Gebieten der Fall ist.

Und genau dann sind die überall angelegten Kirrungen so kontraproduktiv, weil sie auch den Schwachen noch über den Winter helfen und damit den erwünschten natürlichen Flaschenhals-Effekt einer winterlichen Periode konterkarieren, der auch für die Gesunderhaltung einer Art so wichtig wäre!

Den fettgedruckten Teil scheint der Gesetzgeber anders zu sehen, sonst hätte er nicht den Begriff der Notzeit eingeführt. Ein Zeichen, dass der Tierschutzgedanke ebenfalls eine Rolle spielt und nicht allein auf die Reduktion von Wild abzustellen ist. Der Schutz des Wildes vor Futternot und Wildseuchen wird explizit im BJG genannt.


Man muss nur die erheblichen Schwankungen der jährlichen SW-Abschüsse anschauen, um zu erkennen, dass die Kombination aus Witterung und Baum-Mast viel stärker "regulieren", als es die Jagd tut. Immer nach milden Wintern und Bu-/Ei-Vollmast schnellt in den beiden Folgejahren die SW-Strecke in die Höhe, um nach nasskalten Frühjahrsbedingungen und/oder Fehlmast mit Verlust vieler Frischlinge in den Keller zu gehen.

Ich kenne die Argumentation und sie klingt schlüssig. Das deckt sich ja auch mit der zuvor genannten Behauptung, dass Kirrungsjagd in Abhängigkeit der Mast und der Witterung unterschiedlich erfolgreich ist. Da die Kirrungsjagd weit verbreitet ist und einen erheblichen Anteil an der Strecke ausmacht, kann ich auch argumentieren, dass in Jahren mit schlechten Bedingungen für die Kirrungsjagd (das sind genau die Mastjahre mit den milden Wintern), die Strecken geringer ausfallen, was wiederum aufgrund der hohen Reproduktion in den Folgjahren (mit den dann besseren Bedingungnen für die Kirrungsjagd harter Winter, schwächere Mast) wieder deutlich höher auszufallen.

Was ich damit sagen will, wir haben hier zwei Effekte, nicht nur einen. Beide zu trennen wird allerdings schwierig werden.
 
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......Da die Kirrungsjagd weit verbreitet ist und einen erheblichen Anteil an der Strecke ausmacht, kann ich auch argumentieren, dass in Jahren mit schlechten Bedingungen für die Kirrungsjagd (das sind genau die Mastjahre mit den milden Wintern), die Strecken geringer ausfallen, was wiederum aufgrund der hohen Reproduktion in den Folgjahren (mit den dann besseren Bedingungnen für die Kirrungsjagd harter Winter, schwächere Mast) wieder deutlich höher auszufallen.

Was ich damit sagen will, wir haben hier zwei Effekte, nicht nur einen. Beide zu trennen wird allerdings schwierig werden.

Das stimmt.
Es gibt aber Indizien, die darauf hinweisen, dass es weniger die erfolglose Kirrjagd, als eher das gute Angebot reichlicher Eicheln und Buchecker und günstiger Witterungsverlauf sind, die SW-Bestände anschließend signifikant steigen lassen, oder umgekehrt, eher ungünstige Witterung und fehlende Mast reduzieren, als die parallel dazu erfolgreiche Kirrjagd.

Schaust Du Dir z. B. Regionen an, die durch hohen Waldanteil und da besonders Staatswaldflächen geprägt sind, dann spielt dort Kirrjagd eine (vergleichsweise) untergeordnete Rolle und Bewegungsjagden haben einen höheren Streckenanteil. Wäre es nun so, dass die Erfolge/Misserfolge der Kirrjagd der wesentliche Einfluss der anschließenden Populationsentwicklung wären, dann müsste sich das in den großen Staatswaldflächen erkennbar weniger auswirken, als in gebieten mit überwiegend verpachteter Jagd, wo große Streckenanteile durch Kirrjagd und weniger durch Bewegungsjagden erzielt werden.
Das Gegenteil ist aber der Fall!
Besonders das gerade abgelaufene Jagdjahr zeigte enorme Schwankungen der Strecken insbesondere in den großen Staatswaldgebieten, in denen seit Jahren relativ konstant mit Schwerpunkt Bewegungsjagden und weitgehend ohne Kirrjagd operiert wird, während in Gebieten überwiegend verpachteter Jagd diese Amplituden wesentlich geringer ausfielen. Offensichtlich reguliert Mast und Witterung doch deutlich stärker als die Jagd und das (meine ich), sollte man nutzen, wenn man zu Bestände herunterfahren möchte. Passt ja selten noch wirklich so gut wie aktuell mit der Kälte und ohne Mast.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
Mais, Goldkörnderl, Rachengold.... wie auch immer...

Auf jeden Fall das immer wieder gerne zur Diskussion herangezogene Kirrmaterial....

Was aber, wenn ich nun von irgendwoher zentnerweise Bucheckern oder Eicheln bekomme und damit, völlig artgerecht, die Sauen ankirre ?

So quasi jeden Tag 5 Hände voll vom natürlichststen aller Fraßmittel für Sauen?

Bin ich dann ebenso verdammungswürdig :what:



Also.. jetzt gebts es mir mal :twisted:
 
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....So quasi jeden Tag 5 Hände voll vom natürlichststen aller Fraßmittel für Sauen?

Bin ich dann ebenso verdammungswürdig :what:

Denk immer an Paracelsus:
Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“

Hier springen im kleinen Deutschland 385000 Jäger rum, sind zu 99% ganz heiß darauf, mal eine Sau zu schießen und legen dafür Kirrungen an. DAS ist die Dosis, die ICH als Gift bezeichnen würde, wenn man WIRKLICH SW reduzieren wollte.
 
G

Gelöschtes Mitglied 7846

Guest
Denk immer an Paracelsus:
Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“

Hier springen im kleinen Deutschland 385000 Jäger rum, sind zu 99% ganz heiß darauf, mal eine Sau zu schießen und legen dafür Kirrungen an. DAS ist die Dosis, die ICH als Gift bezeichnen würde, wenn man WIRKLICH SW reduzieren wollte.


so... schau einmal:

Anhang anzeigen 58990

erkennst Du, w a s da fährt?
Da fährt einer mit einem Schlepper... und weil Räder daran untauglich sind, hat er gleich ein Raupenfahrwerk drauf.

Und weisst Du, was der da tut?

Ok.. das ist ein Acker, Biogasmais... ca 400m breit und ca 600m lang :?

Da liegt jetzt Zeug unter der Erde.. unter nicht gefrorenem Boden, das reicht den Sauen dort bis in den Sommer, um ausreichend Fraß zu finden.

Von diesen Feldern haben wir nicht nur eines im Revier.

Mein Kirrungsmais stammt aus gesammelten Enterrückständen von genau einem dieser Äcker.

Also de facto nur eine Umlagerung von dem, was den Sauen ohnehin schon zur Verfügung steht.

Wenn ich also jetzt Bucheckern oder Eicheln im (Nachbar)Revier sammeln gehe und diese einfach zur hin Kirrung umlagere, ist das dann ok so?

Weil ich lerne ja gerne dazu und beratungsresistent bin ich auch nicht :)

Anhang anzeigen 58992

unschwer zu erkennen, was land auf landab so vor sich geht.. oder?

Anhang anzeigen 58993

Anhang anzeigen 58994

Anhang anzeigen 58995

Mit solchen Fotos kann ich den Rest des Forums noch auf Monate hinaus langweilen, wenn ich das will !


In obigem Grün des Maisackers hatte ich zwei Tage vorher aus einer 4er Rotte eine Überläuferbache erlegen können..

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, wiewohl steter Tropfen aber auch den Stein aushöhlt!
 
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Ich glaub eher, dass 250.000 davon üblicherweise froh sind, wenn sie keine Sau schießen müssen, geschweige denn kirren. Das wär ja alles en G´schäft.
 
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Wenn je 100 ha tatsächlich Fläche täglich einzwei Hände Mais an einer Kirrung ausgelegt werden, dann wird das kaum einen Einfluss auf die Wintersterblichkeit haben. Ob inzwischen bundesweit tatsächlich so sparsam gekirrt wird?
Wer es als Pächter geschafft hat, keinen oder nur noch einen niedrig gedeckelten Wildschaden bezahlen zu müssen, der mag andere Ziele im Blick haben als derjenige, dem jeder Schaden auf den Beutel geht.
Zu Zeiten des Bestandesaufbaus und hemmungslosen Kirrens, also in den 1980er und 1990er Jahren, da hatte das Kirren sicher größeren Anteil als heute.

Zu den Ernteresten: die hiesige JG hat beschlossen, keinen Schadenersatz an den Grundeigentümer zu leisten, wenn dieser seine Kultur nicht schützt oder Erntereste nicht beseitigt. Bisher hat sich noch kein Jagdgenosse gegen diesen Beschluss gewehrt.
 
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Wenn je 100 ha tatsächlich Fläche täglich einzwei Hände Mais an einer Kirrung ausgelegt werden, dann wird das kaum einen Einfluss auf die Wintersterblichkeit haben. Ob inzwischen bundesweit tatsächlich so sparsam gekirrt wird?
Wer es als Pächter geschafft hat, keinen oder nur noch einen niedrig gedeckelten Wildschaden bezahlen zu müssen, der mag andere Ziele im Blick haben als derjenige, dem jeder Schaden auf den Beutel geht.
Zu Zeiten des Bestandesaufbaus und hemmungslosen Kirrens, also in den 1980er und 1990er Jahren, da hatte das Kirren sicher größeren Anteil als heute.

Zu den Ernteresten: die hiesige JG hat beschlossen, keinen Schadenersatz an den Grundeigentümer zu leisten, wenn dieser seine Kultur nicht schützt oder Erntereste nicht beseitigt. Bisher hat sich noch kein Jagdgenosse gegen diesen Beschluss gewehrt.


Interessant: Der Beschluss würde natürlich schneller gekippt, als er gefasst wurde, wenn der Erste tatsächlich dagegen Widerspruch erhebt.
 
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Interessant: Der Beschluss würde natürlich schneller gekippt, als er gefasst wurde, wenn der Erste tatsächlich dagegen Widerspruch erhebt.

Nein. Widerspruch reicht nicht, da wäre eine Klage fällig. Und da scheint die Hemmschwelle hoch. Zumal allen klar ist: wenn das Vermögen der JG verbraucht ist, wird eine Umlage erhoben, da die Stadt ein Defizit nicht decken wird.
 
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Man muss nur die erheblichen Schwankungen der jährlichen SW-Abschüsse anschauen, um zu erkennen, dass die Kombination aus Witterung und Baum-Mast viel stärker "regulieren", als es die Jagd tut. Immer nach milden Wintern und Bu-/Ei-Vollmast schnellt in den beiden Folgejahren die SW-Strecke in die Höhe, um nach nasskalten Frühjahrsbedingungen und/oder Fehlmast mit Verlust vieler Frischlinge in den Keller zu gehen.

https://de.statista.com/statistik/d...-von-schwarzwild-in-deutschland-seit-1997-98/

Na ja, "Keller" hatten wir 06/07 und die Spitzenstrecken mit nah an oder über 600.000 Stck begannen zeitgleich mit dem Biogasboom, komisch oder? Ich habe in meinem Revier einen Schlag von 18 ha Körnermais in Hanglage der mit Mühe und Not/ mehr schlecht als Recht noch geerntet wurde, da ist mehr liegen geblieben als abgefahren wurde. Da gibt es auf 5000 ha rundherum keinen Witterungsbedingten "Flaschenhals" mehr und den wird es auch Landesweit durch Erntereste und/oder Vollmasten nicht mehr geben. Die vereinzelten Kirrungsexzesse sind dagegen Bedeutungslos.
 

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