Der Zustand des Rotwilds in DE

z/7

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Das Verkehrsaufkommen ist massiv gestiegen über die Jahrzehnte. Wenn die Größenordnung konstant bleibt trotz viel höherem Verkehrsaufkommen, wäre das Rotwild eher weniger geworden.
Möglich. Wenn man nur den Streckenverlauf sieht, möchte man das Gegenteil meinen. Es wird jedenfalls erheblich mehr erlegt, was im Rahmen der kompensatorischen Sterblichkeit die Verkehrsopfer minimiert. Denke, dieser Effekt ist nicht direkt proportional. Evtl. gibt es auch Schwellen.

In den Betrieben, die ich gesehen habe, sind die Schälschäden jedenfalls zurückgegangen in den letzten Jahrzehnten. Das spricht für eine gewisse Reduktion. Vllt auch bewußteres Management.
 
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Habe gerade das Buch "Rothemühl" von Herrn PUPPE gelesen, das ehemalige Rotwild-Forschungsgebiet in der DDR. Ein geradezu "häretisches" Buch, was mit vielen scheinbar immer noch gepredigten Weisheiten in Bezug auf Rotwild aufräumt.

Blutauffrischung zur Steigerung der Trophäenstärke wird allgemein überschätzt. Ordentlich fressen - starke Geweihe. Aber eigentlich wusste man das schon seit VOGT.

Inzucht-Degenerationen mögen da eine andere Rolle spielen. Aber wie wie sinnvoll ist es, da auf wandernde Junghirsche zu hoffen?

Zuerst einmal muss dieser junger Hirsch zig Straßen und zig Hochsitze passieren, um in ein neues Rotwildgebiet zu kommen. Und wie viele Jahre dauert es, bis er dort wirklich zum Beschlag kommt ? Und wie wahrscheinlich ist es, dass er schon vorher ganz regulär geschossen wird ?

Und selbst wenn er nach einigen Jahren zum Beschlag kommt, kann es immer noch passieren, dass das so gezeugte Kalb geschossen wird - steht ja nicht groß dran "Genverbesserer". Bei 50% Kälberabschuss ist die Chance des Überlebens der "neuen Gene" eben auch nur 50%.

Viel besser wäre es, mehrere markierte gen-fremde Schmaltiere auszusetzen. Diese werden mit hoher Wahrscheinlichkeit unmittelbar beschlagen und setzen im nächsten Jahr bereits ein Kalb. Da das Kalb (und im übernächstem Jahr sogar als Schmaltier bzw. Spießer) noch beim markierten (dann) Alttier stehen, kann man diese Genträger auch noch schonen. Wenn man will, sogar betäuben und ebenfalls markieren.

Und das "Jucken" in den Fingern der Jäger ist bei einem Schmaltier (später Alttier) sicherlich nicht so groß wie bei einem Hirsch.
 
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Also im Prinzip Kinderlandverschickung zwischen den vorhandenen Rotwildlebensräumen? Da könnte ich mitgehen.
 
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Im dem bereits verlinkten Gespräch mit Prof. Balkenhol (siehe Post #15) sieht dieser die Möglichkeit, einzelne Stücke Rotwild zur "Genauffrischhung" zwischen den Revieren hin und her zu Karren, übrigens sehr kritisch.

Ist es doch mehr Symptom- als Ursachenbehebung. Langfristige Lösung muss die bessere Vernetzung der Rotwildgebiete sein.
 

z/7

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Langfristige Lösung muss die bessere Vernetzung der Rotwildgebiete sein.
Das kollidiert imho noch heftiger mit unserer "Kultur"landschaft als die Haltung einer Wolfspopulation. Die Investition in die erforderlichen Wildbrücken über Verkehrswege seh ich auf absehbare Zeit nicht. Unsere Umweltpartei versenkt das Geld lieber in der Ruinierung weiterer Lebensräume.
 
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Die Investition in die erforderlichen Wildbrücken über Verkehrswege seh ich auf absehbare Zeit nicht. Unsere Umweltpartei versenkt das Geld lieber in der Ruinierung weiterer Lebensräume.
Auch auf die Wildbrücken ist er eingegangen... Es wurde argumentiert, das viel hier nicht unbedingt viel bringt. Es gibt wohl einige Wildbrücken, die eben aufgrund ihrer schlechten Einbettung in die Landschaft sehr schlecht angenommen werden.

An bekannten Wanderkorridoren funktioniert das Ganze aber besser. Diese systematisch zu "erschließen", ist eben genau die Aufgabe... Und es ist ja nicht so, das noch keine Wildbrücken finanziert wurden.
 
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Das kollidiert imho noch heftiger mit unserer "Kultur"landschaft als die Haltung einer Wolfspopulation.
Da mach ich mal ein großes Fragezeichen dahinter. Wegen 2000 Hirschen sind die Emotionen in Politik, Landwirtschaft, Sozialen Medien jedenfalls nicht so hochgekocht.
 
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Für die Millionen, die so eine Wildbrücke kostet, kann man schon eine Menge Schmaltiere aussetzen, inkl. Eingewöhnungsgatter. Ein kleiner Einsprung, und man hat zur Brunft ruckzuck einen ortsansässigen Hirsch drin und im nächsten Frühjahr gleich noch zu markierende Kälber.

Ich habe im Revier ein kleines Rotwildgatter von einem Hobbylandwirt. Zur Brunft kommen die wildlebenden Hirsche gerne vorbei und demolieren teilweise den Zaun, weil sie unbedingt zu den "willigen Weibern" wollen - trotz kapitalem Gatterhirsch.

Abgesehen von den Autobahnen wird die Landschaft auch sonst immer weiter zersiedelt. Hier ein Industriegebiet, da ein Wohngebiet, schließlich noch die eine oder andere eingezäunte PV-Anlage. Dazu immer mehr Verkehr und immer mehr Jäger mit Nachtsichttechnik.

Da hat es ein einsam ziehender Hirsch schon sehr schwer, von A nach B zu kommen.

Dann doch lieber ein paar Schmaltiere umsetzen.
 
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Oder halt so eine Art „Wildwacht“ . Jeder Wildkörper muss mit einer Marke versehen sein. Wenn jetzt der Kofferraumjäger nachts um drei mit einem Hirsch im rotwildfreien/ rotwild Gebiet erwischt wird, gibt’s richtig Zunder .
 

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