.300 Weatherby Magnum, aktueller Stand der Dinge

Registriert
16 Mai 2001
Beiträge
10.006
Weil die Weatherby-Patronen ein gerüttelt Maß an intellektueller Reife und finanzieller Potenz verlangen.

Gepflegten Chauvinismus sollte man in Ehren halten, aber diese Begründung für das Underperforming der Weatherby-Overperformer hierzulande sowie im überwiegenden Rest der Welt halte ich für abwegig.

Besondere finanzielle Potenz war sicher nicht vonnöten, um eine Weatherby-Büchse oder ein Weatherby-Kaliber zu führen. Stangenwaffen in Weatherby-Kalibern gab es im Wesentlichen nur von Weatherby in Form der Mark V, und diese war günstiger als deutsche Qualitätsfabrikate von Mauser und Sauer, in den Nicht-Großwildkalibern sogar erheblich. Mauser und Sauer-Büchsen in .300 Wea waren nicht teurer als dieselben Waffen in anderen Magnum- bzw. Hochleistungskalibern. Andere Wea-Kaliber wurden in deutschen Waffen erst gar nicht angeboten.

Was die intellektuelle Reife betrifft, werden Ballistilker der reinen Lehre eher den Weatherby-Käufer als den einer 8x68S als grenzdebil ansehen, Stichworte Gürtel, unnötig großer Pulverraum und Venturi-Schulter. Den normalen Jäger interessiert das völlig zu Recht nicht, denn in der Praxis spielen die vg. Faktoren keine Rolle. Er hört auf die Erfahrungen von Jagdfreunden und die Empfehlungen des Waffenverkäufers, schaut nach der Verfügbarkeit von Waffen und Munition und welche ihm als gut bekannten Geschosse es in den Fabriklaborierungen gibt. Außer der oft nicht gut schießenden Nosler gab es in 300 Wea nur popelige Teilmantel-Laborierungen. Die 8x68S gab es dem gegenüber nicht nur mit Nosler, sondern auch mit H-Mantel und zweierlei KS. Letztere waren zwar auch nur splitternde Geschosse, aber immerhin meist extrem präzise. Daher hatten sie einen guten Ruf. Mancher wollte darauf nicht verzichten, so dass die Wea kein Thema war.

Die Munition - soviel noch zur finanziellen Potenz - war und ist auch nicht signifikant teurer als die entsprechenden Laborierungen der .300 Win. Munition in 8x68S war durchweg teurer als solche in 300 Wea, mit Ausnahme der Nosler-Laborierungen. Da kostete eine Patrone in 300 Wea 1987 bei Kettner 5,25 DM, in 8x68S "nur" 4,41 DM. Mit den Teilmanteln in 300 Wea war man schon mit glatt 4 DM dabei.

Zur Verfügbarkeit von Weatherby-Produkten muss man noch wissen, dass es Weatherby-Munition und Waffen früher im Wesentlichen nur bei Kettner gab. Frankonia und Alljagd führten Weatherby nicht. Selbst bei Kettner war Munition nur für die 300 lagermäßig in einigen Laborierungen vorrätig, die anderen Kaliber gab es nur auf Vorbestellung.

Aus diesen Gründen lagen die 8x68S und die 300 Win hierzulande schon immer weit vorne, zumal man schon mal keine 98er auf der Basis normal langer Systeme in 300 Wea bauen konnte wegen der großen Länge der Patrone. 98er Magnumsysteme waren und sind kaum und erst recht nicht günstig verfügbar.

Letztendlich war die .300 Wea aus Sicht des "normalen" deutschen Hochwildjägers somit ab ovo kalter Kaffee und schlichtweg keine adäquate Alternative zur 300 Win oder 8x68S. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sie sich nicht durchsetzen konnte.
 
Registriert
10 Nov 2011
Beiträge
1.687
Deine Perspektive auf die .300 Weatherby Magnum krankt ab ovo, und zwar am Bias, dem Du wegen Deines Faibles für das Sammeln von deutschen Jagdwaffen der Sechziger- bis Achtzigerjahre und dem damit einhergehenden Intensivstudium von Katalogen der Jagdausrüster und Online-Auktionen erlegen bist. Wer seine Aufmerksamkeit und Zeit so fokussiert, kann sich schwerlich die facettenreiche und vor allem internationale Thematik der .300 Weatherby Magnum erschließen und ihren Mythos begreifen. Allein schon der über viele Jahrzehnte verliehene Weatherby Award, bei dem schon traditionsgemäß der weit überwiegende Anteil der Strecke vermittels der .300 erlegt wird, widerlegt eindrücklich die Behauptung der Underperformance.

Ohne mit einem längeren Aufsatz in die Thematik einführen zu wollen, nur ein Denkanstoß für eigene Recherchen:
Ausgerechnet der Vater der 8x68 (apropos „die intellektuelle Reife“ von „Ballistikern der reinen Lehre“, immerhin war Walter Lampel ein ausgewiesener Jagdballistiker und Entwickler von Hochleistungsjagdpatronen, in den Stahlgewittern des Ersten Weltkriegs an der Dicken Berta getauft, seit den 1920ern in einschlägigen F&E- sowie Leitungspositionen beruflich beschäftigt und bis zu seinem Tod mit Jägern, die ihre Büchsen in der ganzen Welt führten, in stetem Kontakt), äußerte sich während seiner publizistischen Tätigkeit ab 1952 (ausgerechnet als die Auslandsjagd anlässlich des Wirtschaftswunders seine Hochblüte erlebte) in seinen Büchern und Zeitschriftenartikeln überaus wohlwollend und regelrecht lobend hinsichtlich der Hochleistungsjagdpatronenserie von Roy Weatherby, explizit auch bezüglich der .300 Weatherby Magnum.
 
Registriert
13 Mrz 2009
Beiträge
10.832
Außer der oft nicht gut schießenden Nosler gab es in 300 Wea nur popelige Teilmantel-Laborierungen.
Ja, dass hab ich mir auch gedacht als ich meine Patronen angeschaut hab. Das TMS in der .270 schaut schon "billig" aus....
Sowas würde ich nie in eine solche Hülse wiederladen. Ein Ballistik Tip, ja. Das neue Hornady ELD-X... Auch. Aber doch kein 08/15 TMS dass sich zur Splittergranate entwickeln könnte.
Was hat man sich da nur gedacht.
 
Registriert
21 Jan 2002
Beiträge
75.676
Dann schau mal was Wea heutzutage verlädt. Die TM waren etwas der Zeit geschuldet.
 
Registriert
21 Jan 2002
Beiträge
75.676
Verladen hat. Heutzutage wird Wea Munition mit deutlich moderneren Geschossen im eigenen Werk verladen.
 
Registriert
21 Okt 2004
Beiträge
5.223
Das hier so gescholtene Hornady Spire Point in der 270 Weatherby macht was es soll bei mittlerem Wild auf weitere Distanzen. Ich hatte es bei mehreren Reisen in Kasachstan und Schottland dabei, einwandfrei.
 
Registriert
8 Mrz 2023
Beiträge
1.251
Ich hatte in meinem Jägerleben 3 Sauer Weatherbys, zweimal .224 und eine 7mm Magnum. Fasziniert hat mich neben dem System die exzellente Schussleistung der Fabrikmunition, das haben nur wenige meiner folgenden vielen Waffen je erreicht. Allerdings hat mich die Wildpretentwertung immer wieder davon abgebracht, einfach zu brutal. Die Generation meines Vaters führte Sauer Weatherby in 6,5 und 8x68, auch brutal (Fabrimunition), aber damals modern, man fuhr nach Ungarn und setzte auch gern Vollmantel in der Luzerne ein 🤷‍♀️.
 
Registriert
21 Okt 2004
Beiträge
5.223
Ja, das alte 6 g TM in der 6,5x68 war der Klassiker in meinem Bekanntenkreis für Mai Rehböcke in Ungarn seinerzeit.
 
Registriert
16 Mai 2001
Beiträge
10.006
Wer seine Aufmerksamkeit und Zeit so fokussiert, kann sich schwerlich die facettenreiche und vor allem internationale Thematik der .300 Weatherby Magnum erschließen und ihren Mythos begreifen. Allein schon der über viele Jahrzehnte verliehene Weatherby Award, bei dem schon traditionsgemäß der weit überwiegende Anteil der Strecke vermittels der .300 erlegt wird, widerlegt eindrücklich die Behauptung der Underperformance.
"Mythos begreifen" ist schon vom Wortsinn her schwierig. Ich habe im Übrigen auch gar keinen Mythos bestritten, um einen solchen geht es hier allerdings auch nicht. Kalibern einen Mythos anzudichten, finde ich auch irgendwie unerwachsen.

Dein Posting geht auch sonst an der Sache vorbei. Der Weatherby-Award interesssiert hierzulande niemanden und ändert nichts an der lausigen Verfügbarkeit der Munition.

Was Lampel betrifft, so bitte ich um Quellenangaben. In der Tabelle "Vorschlag für Typenverringerung der Jagdbüchsenpatronen" in seinem Aufsatz im DWJ 10/66, S. 34, taucht die .300 Wea jedenfalls nicht auf, im Gegensatz zur .300 Win. Auch im Lampel/Langenbach "der Schuss auf Schalenwild", 2. Auflage von 1974 wird die .300 Wea nicht unter den Kalibern aufgezählt, für das voraussichtlich Patronen weiter erhältlich sind. Ob das auch in der 1. Auflage schon so stand, bei deren Erscheinen Lampel noch lebte, weiß ich allerdings nicht.

Und noch was: extra für Dich habe ich mal Stoegers "shooters bible" Nr. 48 von 1957 und Nr. 54 von 1963 gewälzt. Von irgendeinem Weatherby-Kaliber keine Spur.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
17 Jul 2008
Beiträge
6.033
"Mythos begreifen" ist schon vom Wortsinn her schwierig. Ich habe im Übrigen auch gar keinen Mythos bestritten, um einen solchen geht es hier allerdings auch nicht. Kalibern einen Mythos anzudichten, finde ich auch irgendwie unerwachsen.

Dein Posting geht auch sonst an der Sache vorbei. Der Weatherby-Award interesssiert hierzulande niemanden und ändert nichts an der lausigen Verfügbarkeit der Munition.

Was Lampel betrifft, so bitte ich um Quellenangaben. In der Tabelle "Vorschlag für Typenverringerung der Jagdbüchsenpatronen" in seinem Aufsatz im DWJ 10/66, S. 34, taucht die .300 Wea jedenfalls nicht auf, im Gegensatz zur .300 Win. Auch im Lampel/Langenbach "der Schuss auf Schalenwild", 2. Auflage von 1974 wird die .300 Wea nicht unter den Kalibern aufgezählt, für das voraussichtlich Patronen weiter erhältlich sind. Ob das auch in der 1. Auflage schon so stand, bei deren Erscheinen Lampel noch lebte, weiß ich allerdings nicht.

Und noch was: extra für Dich habe ich mal Stoegers "shooters bible" Nr. 48 von 1957 und Nr. 54 von 1963 gewälzt. Von irgendeinem Weatherby-Kaliber keine Spur.

Ich würde ja Mal vorschlagen, um die Frage der Munitionsverfügbarkeit final zu testen, man reist mit je einer Waffe in .300 Wby und 8x68 z.B. nach Frankfurt, Denver, Kathmandu, Bulawayo und Wellington. Dort sucht man sich einen normal ausgestatteten Waffenladen und fragt nach im Shop verfügbarer Mun für die beiden Kniften.

Danach sollte man geheilt sein von dieser Art der Argumentation.
 
Registriert
21 Jan 2002
Beiträge
75.676
Ja, fragt sich nur warum man dafür eine Weatherby braucht?
Das kann eine 30/06 genauso gut, mit Partition sogar great. :cool:

In einem alten Jagen weltweit Artikel ist der Einsatzbereich genannt. 180gr und schwere Wildschafe auf sehr weite Distanzen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
101
Zurzeit aktive Gäste
491
Besucher gesamt
592
Oben