um wieder etwas näher zur Ausgangsfrage zu kommen:
ich habe schon häufig mit einer .600NE geschossen, allerdings nicht regelmäßig. Die Gelegenheit war genau das Laden einer brauchbaren Übungsmunition. Dazu wurden billigere, weichere Geschosse benutzt, jedoch auf gleiche Mündungsgeschwindigkeit verladen, wie die Original-Munition. Um das möglichst genau hinzukriegen, waren einige Serien über ein Messgerät nötig und einige Schuss auf eine Scheibe. Geschossen habe ich dabei ausschließlich stehend freihändig und zunächst auf 30m, später auf 50m Ziele. Um Tiefenwirkung oder Reaktion des Geschosses ging es dabei überhaupt nicht.
Weder die DB, noch eine adequate Jagdmöglichkeit kann ich mir leisten. Was aber den Schuss anbelangt, kann ich unter klassischen Afrika-Kalibern Vergleiche mit der .500NE in einer DB und der .505Gibbs in einem Repetierer anstellen. Von diesen wäre die .500NE mein Favorit. Die deutlich leichtere und führige Waffe schwingt sehr gut und ist rasch angebackt, ich konnte mir sehr gut vorstellen, damit einen Büffel aufs Korn zu nehmen. Dabei drückt der Rückstoß nicht so sehr, dass erst die Orientierung wieder gefunden werden muss, um den zweiten Schuss ins Ziel zu bringen. Gegenüber dem Repetierer ist der Nachschuss problemlos möglich.
Die .600er drückt einen aus dem Ziel, ich brauchte immer einen Ausfallschritt um den Rückstoß sauber auspendeln zu können. Beeindruckend ist die gute Präzision und das Zusammenschießen der Läufe, auch bei warmer Waffe. Die Läufe müssen nur gleichmäßig geschossen werden, also nicht nur aus einem zehn Schuss und aus dem anderen nur einen.
Der Rückstoß ist keinesfalls unerträglich, ich selbst schoss in einer Serie zwischen 12 und 20 Schuss nacheinander, der Freund, für den ich die Ladungen machte, schießt die Waffe regelmäßig ohne weitere Folgen.
Nach einer solchen Reihe, bekam ich stets am nächsten Tag Nackenschmerzen, eine Art Muskelkater. Vermutlich stellt der starke Schub eine große Belastung für die Rückenmuskulatur dar und weil ich recht untrainiert bin, musste ich leiden, so, wie ich auch nach einem längeren Marsch am nächsten Tag an den Folgen laboriere, wenn ich untrainiert bin.
Im Vergleich zwischen der .500NE und der .600NE bei Verwendung von Fabrikpatronen, fällt die wesentlich größere Zerstörung auf, die durch die .600er verursacht wird. Beim Schuss auf gleiche Medien, wirkte die .600er deutlich besser!
Ich kann zwar nicht aus jagdlicher Erfahrung sprechen, doch es ist mir absolut schleierhaft, weshalb die .600er bei Hirntreffern auf Elefanten versagen sollte. Diese Aufgaben können sehr gut schon von recht schwachen Kalibern erfüllt werden. Wichtig ist offenbar der richtige Treffersitz. Die kleineren Kaliber können oft genauer geschossen werden, was aber an der Psysche des Schützen oder der Verwendung einer Optik liegt.
Weder die .500NE, noch die .600NE wären meine erste Wahl für Büffel oder Elefant, doch das hat mehr damit zu tun, dass ich lieber mit eigenen Patronen jage. Hätte ich aber eine solche Waffe und sollte auf eine dieser Großwildarten jagen, hätte ich keine Bedenken, die Wirkung der Patronen könne mangelhaft sein.
Im Zusammenhang mit diesen großen Patronen spielt die Psyche des Schützen mitunter die Hauptrolle. Mein Freund machte sich immer gerne einen Scherz daraus, Maulhelden zu einer Schussabgabe aufzufordern. Tatsächlich sah ich einige eilenden Schrittes den Tatort verlassen und zwar, vor der Tat! Flucht ist die treffende Beschreibung. Andere hatten tatsächlich Schweißperlen auf der Stirne, das erfinde ich nicht, das ist Tatsache und der hin- und her- zitternde Lauf zeugte ebenfalls von dem angeschlagenen Ego, bereits vor der Schussabgabe. Wer aber die sportliche Herausforderung locker annahm, fand diese Waffen durchaus schießbar und landete in der Regel auch sehr saubere Treffer.
Eine Reaktion nach einem einzigen Schuss aus der .505Gibbs, die den Schützen mehrere Meter rückwärts taumeln ließ, bis er wieder das Gleichgewicht gefunden hatte, war der Spruch:" ...schöner Spaß!" Der Schütze händigte die Waffe aus, taumelte vom Ort des Geschehens und soll sich noch drei weitere Tage lang in den Gasthäusern des Ortes als Helden feiern gelassen haben, der die unaussprechliche Kanone ohne weiteren körperlichen Schaden zu nehmen, abgefeuert hatte.
Ich glaube, dass solche Helden vielfach an dem Killer-Image der großen Patronen schuld sind. Und umgekehrt fühlen sich vielleicht die Bezwinger tatsächlich als Helden oder besonders mutig. Beides ist Quatsch. Wer sie schießen will, kann das erlernen und wer es gelernt hat, kann die Patronen benutzen, ohne darüber großes Gespräch zu verlieren.
In der Praxis muss zum rechten Zeitpunkt das Geschoss den rechten Flecken treffen und dazu bedarf es auch einer speziellen Psyche des Schützen. Mit welcher Patrone er das dann gerade bewerkstelligt, ist dem konzentrierten Jäger doch egal. Oder?