Der schwerste Tag

  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15851
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30 Jan 2016
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Heute wars bei mir soweit. 13 Jahre, 3 Monate und 8 Tage durfte Aldo alt werden.
Letztes Jahr im Sommer hatte man wegen einer fast golfballgroßen Talgdrüse, die aufgeplatzt war, alles untersucht um festzustellen, ob man ihn sedieren oder in Narkose legen könne. Da er keine Schmerzen oder Probleme damit hatte und wir regelmäßig mal vorstellig wurden, war die Devise, es zu belassen und abzuwarten. Meine TÄin sagte, das Herz sei zu schwach und er würde das wahrscheinlich nicht überstehen. Als das Ding aufgeplatzt war, mußte es also ohne Betäubung gehen und ich hab ihn beruhigt und gehalten. Ging alles gut, alle Finger waren noch dran. Das Praxisteam war ganz fertig, daß er das so tapfer durchgestanden hat. Am Anus war er wiedereinmal wund und man nutzte die Gelegenheit, näher zu untersuchen. Zwar hatten wir eine Creme dafür, es kam trotzdem immer wieder zu Rötungen und war feucht. Er lies auch das mit sich machen, obwohl er wirklich sauer wurde. Dabei stellte man ein Analdrüsenkarzinom fest. Behandlung in Form einer OP war nicht mehr möglich, also beobachten und ihm eine gute Zeit machen. Und so haben wir das auch gemacht. Vor 2 Wochen merkte ich, daß er verschiedentliche Probleme bekam. Treppe ging nicht mehr oder nur noch begrenzt, er setzte Kot in Etappen ab, lag viel und schlief noch mehr. Appetit hatte er, er lief auch mit Gassi und verhielt sich eben, wie ein alter Hund. Freitag dann erbrach er sich abends. Kein Fieber, keine Anzeichen von Kreislaufbeschwerden. Ok, Hühnchen angeboten, etwas Quark. Er fraß nichts. Nur Wasser. Samstag ganz zaghaft morgens mit der Hand gefüttert ein paar Häppchen, die nach einer halben Stunde wieder draußen waren. Über den Tag verteilt erbrach er sich noch zwei weitere Male. Auf die Nacht zum Sonntag dann alle 2 Stunden. Alles, was kam, war die gelbe Pampe, also Magensaft und Galle. Um kurz nach 8 ab in die Tierklinik und 3h gewartet. Der Ultraschall hat es dann gezeigt: Das Analdrüsenkarzinom hatte sich nach innen zur Größe eines Tischtennisballs aufgebaut und vor Tagen offensichtlich begonnen, Blut in den Bauchraum abzugeben. Es ging schleichend bis eben Freitag, wo er keine Nahrung mehr verwerten konnte. Alle Optionen waren hinfällig, da eine Narkose außer Frage stand.
Als Welpe gab ich ihm das Versprechen, daß er nie wird leiden müssen und ich im Fall der Fälle ihn nicht um meinetwillen künstlich weiterleben lasse und ihm alles unnötige Leid ersparen werde. Heute nun um kurz nach 11 mußte ich ihm mein Versprechen einlösen. Wir haben Rotz und Wasser geheult.
Unser Junior, hier im Avatar, hat es nicht verstanden. Immer wieder stupst er ihn an, schnuffelt und animiert seinen Kameraden. Jetzt, heute Abend, legte er sich vor ihn. Er hat Abschied genommen.
Leb Wohl, alter Freund! Wir sehen uns eines Tages wieder.
Alles versucht und dann muss man das Versprechen erfüllen. Tut mir sehr Leid für Euch und ich wünsche Eurem Aldo viel Suchenheil hinter der Regenbogenbrücke.
 
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24 Okt 2023
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Danke Euch für Eure Anteilnahme. Das tut gut
Jemand, der keinen Hund führt, wird das nie verstehen. Bei all dem Zeug, was hier im Forum geschrieben wird, ist der Faden der wertvollste. Ich lese immer mal mit, aber dann treibts mir oft das Wasser in die Augen und ich muß aufhören. Ab heute bin ich auch Leidensgenosse. Und es tut weh.
 
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31 Jan 2016
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Heute wars bei mir soweit. 13 Jahre, 3 Monate und 8 Tage durfte Aldo alt werden.
TÄin sagte, das Herz sei zu schwach und er
Leb Wohl, alter Freund! Wir sehen uns eines Tages wieder.
Jedesmal ist es ein schwerer Gang. 😢
Auch wenn man es weiß, dass man seinen besten Kameraden vorgehen lassen muß, damit er nicht unnötig leidet.
Viel Kraft wünsche ich Euch.
 
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27 Aug 2012
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Wie immer ist es schwer, einen geliebten Kamerad, Jagdbegleiter und manchmal auch Seelenhund gehen zu lassen.
Aufrichtiges, von Herzen kommendes Mitgefühl.

So lauf nun frei, im grünen Feld,
dein Herz so groß, wie's uns gefällt.
Ich danke dir, für all die Jahre,
dein Andenken, ich mir es stets bewahre.
 
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7 Jul 2008
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"Bei Tieren dürfen wir menschlich sein!"
Nicht von mir, aber von meinem ehemaligen Chef.
Das trifft es! Freue dich an den guten Gedanken was war und was mit dem jungen Hunde ist.
Viel Kraft braucht es aber trotzdem, die wünsche ich dir.
Wir anderen denken an dich und alle guten Hunde, die nicht mehr unter uns, aber in unseren Gedanken sind.

Bausaujäger
 
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24 Okt 2023
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Danke Euch allen für die Anteilnahme. Überwältigend.
Heute nun übergeben wir ihn seiner letzten Ruhestätte. Ich ruf noch 2, 3 Bläserfreunde zusammen und begleiten ihn mit Hunderuf und Wiederseh´n. Jagd vorbei soll er nicht hören, er darf ja jetzt frei jagen. Hab schon wieder Wasser im Auge.
 
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24 Okt 2023
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Das stimmt. Und Hundeleute verstehen das. Auch, wenn man sich idR nicht persönlich kennt, vereint einen die Liebe zum Vierläufer. Das verstehen auch wirklich nur Hundeleute, da ist es eine große Familie. Wurscht, obs ein Stöberhund, Bauhund, Schweißhund oder Allrounder ist. Jeder hat seine Präferenzen und dazu seinen Hund. Und hängt an ihm. Das ist, was uns vereint. In der schweren Zeit ist es sehr wertvoll. 5 meiner Bläser aus dem Dorf waren vorhin da und haben Aldo feierlich in die große Freiheit begleitet. Ich konnte mitblasen, aber ich hätts keine Sekunde länger geschafft. Nun ist er am Ende seiner Reise angekommen, und er ist nah bei uns. Danke allen! Ho-rüd-ho, Falko
 

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