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- 5 Aug 2013
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Hallo,
wer noch den, m.M. nach auch besseren, ARD-Gegenentwurf "Forstinspektor Buchholz" zur ZDF-Serie "Forsthaus Falkenau" Ende der 80er Jahre gesehen hat, wird in einer der ersten Folgen bemerkt haben, daß FI Buchholz (Horst Kummeth) eine Sauer 200 führte, mit der er von der Leiter aus ein Stück SW schoß.
In der Forstserie "Förster Horn" (hr, 1966/67) mit Heinz Engelmann führte dieser hauptsächlich eine alte Dreyse Zündnadel-Doppelflinte, die mit einem Schwenkhebel unterm Vorderschaft entriegelt und das Laufbündel dann um 90° seitwärts geschwenkt wird.
In meinem Lieblingsfilm "Radetzkymarsch" von Axel Corti (dreiteilige Romanverfilmung nach Joseph Roth) ist im 3. Teil eine Jagdszene dabei. Da schießen Leutnant von Trotta (Tillmann Günther) und sein väterlicher Freund, der Graf Chojnicki (Gerd Voss) Hasen und Wildgänse mit Hahn-DF mit Lefauxeauverschluß.
Leutnant von Trotta führte als Dienstwaffe eine Selbstladepistole Steyr M1912. Die ist in der Szene in Graf Chojnickis Schloß beim Offiziersball ganz deutlich zu sehen, als die Nachricht von dem Attentat auf den Erzherzog Thronfolger und seine Gattin eintrifft und es zw. den österr. und den ungar. Offizieren zu einer hitzigen Diskussion kommt. Das ist ein Fehler! Die M1912 wurde nicht vor Sep. 1914 (das Attentat von Sarajevo fand aber am 28. Juni 1914 statt) bei der österr. Truppe eingesetzt. 1911 wurde sie von Chile und geringfügig verbessert 1912 von Rumänien angenommen.
In einer anderen Szene, die noch ein oder zwei jahre früher spielt, sieht man im Hintergrund einen österr. Offizier bei einer Schießübung, der auch mit der M1912 schießt.
Auch ist das galizische Infanterie-Regiment in dem v. Trotta dient mit dem kurzen Mannlicher M95 Karabiner ausgerüstet und nicht, wie sich´s gehören müsste, mit dem langen Mannlicher Gewehr.
Das lange Mannlicher Gewehr 8x50R mit Geradeverschluß ist dahingegen, histor. und milit. richtig, die Standardwaffe der österr. Soldaten in der Serie "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" (1972/76) mit Fritz Muliar.
Im Film "Der brave Soldat Schwejk" (1960) mit Heinz Rühmann führt die Infantrie dagegen wieder die kurzen M95 Karabiner. Hier taucht, aber zeitl. richtig, wieder eine Pistole Steyr M1912 auf und zwar ist der Postenkommandant der Feldgendarmerie mit solch einer bewaffnet. Man sieht sie ganz deutlich im Bild in der Szene in der der Feldwebel vor der Plumpsklotür "Wache" hält, während Schweijk sich dahinter seiner Notdurft erleichtert.
Im Film "Der große Bluff" (1975) mit Antony Quinn und Adriano Gelentano führt einer der Mafiosis ebenfalls eine Steyr M1912. ganz deutlich zu sehen in der er sie Gelentano vors Gesicht hält und dieser fragt, ob da die abgeschliffene Munition rauskommt, die einem im Schädel explodiert.
Im Werner Jacobs/Franz Seitz- Film "Wenn Ludwig ins Manöver zieht" (frei nach Ludwig Thoma) aus 1967 haben die dortigen bayr. und preuss. Truppen alle die österr. M95 Karabiner. In einer Szene, in der Thoma (Hansi Kraus) während einer Alarmierung sich die Uniform seines auf Wilderertour befindl. Kumpels (Torwartlegende Sepp Mayer) anzieht, nimmt er von der Gaderobe ein Mauser M98 Gewehr mit Lange-Visierung.
Beides ist falsch. Die Geschichte muß in den Jahren 1888 oder ´89 spielen (Wilhelm II war schon Kaiser, Bismarck immer noch Reichskanzler, also ziemlich genau zw. dem 15.Juni 1888 und dem 20.März 1890). Da gab es das Gewehr 98 noch nicht (das Mauser M71 wäre richtig gewesen) und dt. Truppen waren nie mit dem österr. karabiner M95 (den´s da auch auch noch nicht gab) ausgerüstet.
Im selben Film taucht auch eine Kipplaufbüchse (sog. Rucksackbüchse) nach System Tranter auf, die Sepp Mayer als Wilderer führt. Sein Gegenpart, Ludwig Thomas Cousin Revierförster Reisser (Friedrich v. Thun) führt eine Selbstspanner-BBF (vermutl. Heym 55 oder Ferlacher). Letzteres ist natürlich wieder quatsch. Solche BBF kamen erst gut 10-15 Jahre später auf und lagen finanziell wohl jehnseits von gut und böse, was sich ein einfacher Fösrter damals leisten konnte (für den Preis einer solcher BBF konnte man sich anno 1911 einen Hahndrilling plus einem Mannlicher Schönauer M1903 Stutzen kaufen).
Damit kein Unglück passiert, präparierte Thoma in einer Szene unbemerkt die Munition seines Freundes und die des Försters. Die des Freundes (Kipplaufbüchse) ist eine konische, recht kurze Express-Hülse mit dickem TMR drauf, also höchstwahrscheinl. 8x58R S&S, bei der er das Geschoß zog und das Schießpulver gegen Schnupftabak tauschte.
Die Patrone für die BBF des Försters ist eindeutig eine 7x65R (die wurde auch erst 30 Jahre später konstruiert). Hier tauschte er das Nitropulver gegen Paprikapulver.
Der Wilderer bekam nachts beim Zusammentreffen ´ne rote Wolke ab und der Förster bekam einen Niesanfall nach dem anderen.
Auch die genannte Truppenzugehörigkeit stimmt nicht. Hans Quest spielt den Rittmeister von Stülpnagel. Wähernd in einem früheren Teil der Reihe er sich korrekt als Ulan ausgibt, gibt er in "Wenn Ludwig ins Manöver zieht" an "Garde-Husaren Potzdam". Dabei ist die getragene Uniform (Ulanka, Tschapka mit Fangschnur, Schaftstiefel, Reithosen mit Tresse, Regimentsfarbe rot, Knopffarbe gold, Gardelitzen am Kragen) eindeutig die eines Rittmeisters des 2. Garde-Ulanen-Regiments/Berlin.
Grüße
Sirius
wer noch den, m.M. nach auch besseren, ARD-Gegenentwurf "Forstinspektor Buchholz" zur ZDF-Serie "Forsthaus Falkenau" Ende der 80er Jahre gesehen hat, wird in einer der ersten Folgen bemerkt haben, daß FI Buchholz (Horst Kummeth) eine Sauer 200 führte, mit der er von der Leiter aus ein Stück SW schoß.
In der Forstserie "Förster Horn" (hr, 1966/67) mit Heinz Engelmann führte dieser hauptsächlich eine alte Dreyse Zündnadel-Doppelflinte, die mit einem Schwenkhebel unterm Vorderschaft entriegelt und das Laufbündel dann um 90° seitwärts geschwenkt wird.
In meinem Lieblingsfilm "Radetzkymarsch" von Axel Corti (dreiteilige Romanverfilmung nach Joseph Roth) ist im 3. Teil eine Jagdszene dabei. Da schießen Leutnant von Trotta (Tillmann Günther) und sein väterlicher Freund, der Graf Chojnicki (Gerd Voss) Hasen und Wildgänse mit Hahn-DF mit Lefauxeauverschluß.
Leutnant von Trotta führte als Dienstwaffe eine Selbstladepistole Steyr M1912. Die ist in der Szene in Graf Chojnickis Schloß beim Offiziersball ganz deutlich zu sehen, als die Nachricht von dem Attentat auf den Erzherzog Thronfolger und seine Gattin eintrifft und es zw. den österr. und den ungar. Offizieren zu einer hitzigen Diskussion kommt. Das ist ein Fehler! Die M1912 wurde nicht vor Sep. 1914 (das Attentat von Sarajevo fand aber am 28. Juni 1914 statt) bei der österr. Truppe eingesetzt. 1911 wurde sie von Chile und geringfügig verbessert 1912 von Rumänien angenommen.
In einer anderen Szene, die noch ein oder zwei jahre früher spielt, sieht man im Hintergrund einen österr. Offizier bei einer Schießübung, der auch mit der M1912 schießt.
Auch ist das galizische Infanterie-Regiment in dem v. Trotta dient mit dem kurzen Mannlicher M95 Karabiner ausgerüstet und nicht, wie sich´s gehören müsste, mit dem langen Mannlicher Gewehr.
Das lange Mannlicher Gewehr 8x50R mit Geradeverschluß ist dahingegen, histor. und milit. richtig, die Standardwaffe der österr. Soldaten in der Serie "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" (1972/76) mit Fritz Muliar.
Im Film "Der brave Soldat Schwejk" (1960) mit Heinz Rühmann führt die Infantrie dagegen wieder die kurzen M95 Karabiner. Hier taucht, aber zeitl. richtig, wieder eine Pistole Steyr M1912 auf und zwar ist der Postenkommandant der Feldgendarmerie mit solch einer bewaffnet. Man sieht sie ganz deutlich im Bild in der Szene in der der Feldwebel vor der Plumpsklotür "Wache" hält, während Schweijk sich dahinter seiner Notdurft erleichtert.
Im Film "Der große Bluff" (1975) mit Antony Quinn und Adriano Gelentano führt einer der Mafiosis ebenfalls eine Steyr M1912. ganz deutlich zu sehen in der er sie Gelentano vors Gesicht hält und dieser fragt, ob da die abgeschliffene Munition rauskommt, die einem im Schädel explodiert.
Im Werner Jacobs/Franz Seitz- Film "Wenn Ludwig ins Manöver zieht" (frei nach Ludwig Thoma) aus 1967 haben die dortigen bayr. und preuss. Truppen alle die österr. M95 Karabiner. In einer Szene, in der Thoma (Hansi Kraus) während einer Alarmierung sich die Uniform seines auf Wilderertour befindl. Kumpels (Torwartlegende Sepp Mayer) anzieht, nimmt er von der Gaderobe ein Mauser M98 Gewehr mit Lange-Visierung.
Beides ist falsch. Die Geschichte muß in den Jahren 1888 oder ´89 spielen (Wilhelm II war schon Kaiser, Bismarck immer noch Reichskanzler, also ziemlich genau zw. dem 15.Juni 1888 und dem 20.März 1890). Da gab es das Gewehr 98 noch nicht (das Mauser M71 wäre richtig gewesen) und dt. Truppen waren nie mit dem österr. karabiner M95 (den´s da auch auch noch nicht gab) ausgerüstet.
Im selben Film taucht auch eine Kipplaufbüchse (sog. Rucksackbüchse) nach System Tranter auf, die Sepp Mayer als Wilderer führt. Sein Gegenpart, Ludwig Thomas Cousin Revierförster Reisser (Friedrich v. Thun) führt eine Selbstspanner-BBF (vermutl. Heym 55 oder Ferlacher). Letzteres ist natürlich wieder quatsch. Solche BBF kamen erst gut 10-15 Jahre später auf und lagen finanziell wohl jehnseits von gut und böse, was sich ein einfacher Fösrter damals leisten konnte (für den Preis einer solcher BBF konnte man sich anno 1911 einen Hahndrilling plus einem Mannlicher Schönauer M1903 Stutzen kaufen).
Damit kein Unglück passiert, präparierte Thoma in einer Szene unbemerkt die Munition seines Freundes und die des Försters. Die des Freundes (Kipplaufbüchse) ist eine konische, recht kurze Express-Hülse mit dickem TMR drauf, also höchstwahrscheinl. 8x58R S&S, bei der er das Geschoß zog und das Schießpulver gegen Schnupftabak tauschte.
Die Patrone für die BBF des Försters ist eindeutig eine 7x65R (die wurde auch erst 30 Jahre später konstruiert). Hier tauschte er das Nitropulver gegen Paprikapulver.
Der Wilderer bekam nachts beim Zusammentreffen ´ne rote Wolke ab und der Förster bekam einen Niesanfall nach dem anderen.
Auch die genannte Truppenzugehörigkeit stimmt nicht. Hans Quest spielt den Rittmeister von Stülpnagel. Wähernd in einem früheren Teil der Reihe er sich korrekt als Ulan ausgibt, gibt er in "Wenn Ludwig ins Manöver zieht" an "Garde-Husaren Potzdam". Dabei ist die getragene Uniform (Ulanka, Tschapka mit Fangschnur, Schaftstiefel, Reithosen mit Tresse, Regimentsfarbe rot, Knopffarbe gold, Gardelitzen am Kragen) eindeutig die eines Rittmeisters des 2. Garde-Ulanen-Regiments/Berlin.
Grüße
Sirius