Jagd am Polarkreis: Die Samen gegen den schwedischen Staat

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Die Samen haben die Wölfe im Griff?
Unsere Sorben könnten das doch auch mal überlegen?
Ehrlich gesagt dachte ich immer in Nordschweden gibt es keine Wölfe weil der Lebensraum einfach wenig hergibt. Meine erste Reise weit über den Polarkreis. Puh. Einfach eine riesige Leere.

Bin etwas überrascht über den Verlauf von dem Thema hier. Ich habe jedenfalls Freunde in Schweden die sind auf der Seite der Samen. Ohne irgendwie durch die Rentierhaltung Geld zu verdienen.
 
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Warum macht ihr einen Gegensatz zwischen Tradition und Wirtschaft auf?
Ich glaube nicht, dass die Samen Rentiere jemals aus Altruismus gehalten haben.
Traditionen, die ihren Zweck nicht mehr erfüllen, verschwinden.
Streuobstwiesen sind in unserer Landwirtschaft ein schönes Beispiel, oder Futterrübenanbau.
Dann wird das mit viel öffentlichen Geld am Leben erhalten, oder es ist weg.
Tradition bedeutet ja auch nicht einfrieren des Status quo ante.
Das ist eine völlige Fehlinterpretation von Tradition. Auf so eine Idee kommen in der Regel Menschen, die die Tradition nicht leben, die es aber schön finden, wenn es so herrlich pittoresk am Urlaubsort ist.
Nutzungskonflikte sind eigentlich ein Zeichen dafür, dass die Welt da völlig normal und es kein Bullerbü-Freilichtmuseum ist. Ich finde das beruhigend.
 
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Das "Problem" Ist die Tatsache, daß offiziell in ganz Schweden 15.000 Sami Rentiere halten, allesamt vom Säugling bis zum Greis.
Allein in Norrbotten leben aber über 200.000 Menschen. Und eine handvoll davon beanspruchen riesige Gebiete zum privaten Gebrauch, allein aus Tradition.
Herden werden immer größer und verursache Schäden in Privatwäldern. Alles "Tradition".
Ich verstehe das Engagement gegen Forstwirtschaft, die da oben die letzten Urwälder platt macht oder gegen den Bergbau mit seinen immensen Auswirkungen, aber das macht es nicht besser.
Und ob das nun jemandem passt oder nicht, die Beweidung staatlicher Flächen steht gar nicht in frage, sondern auch noch Ansprüche an Jagd und Fischerei.
Doch gehören diese Gebiete eben allen Schweden, nicht nur einer Minderheit, die auch niemals von der Jagd lebt.
 
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Man sollte aber schon gute Traditionen pflegen. Das versuchen wir ja auch.
 
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Traditionen pflegen ist schon in Ordnung. Aber nicht für eine kleine Minderheit auf Kosten aller Anderen. Rechnet man die Rentierhalter, die wirklich aktiv sind, dann werden es vielleicht 2-3 Tausend. Und die leben von 10 Milionen Anderen.
 
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Leute, das ist doch auch nichts anderes als die Indianer in Nordamerika. Auch die haben (wieder) ihre Stammesgebiete, auf denen sie ihre Dinge selbst regeln, auch die Jagd, z.B. auf Bison.
 
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Was ihr hier diskutiert ist ein Allmende Problem.
Durch das nicht auf Schweden wirken der französischen Revolution und die Eroberungen Napoleons ist die Allmende da halt noch im großen Umfang vorhanden, mit all ihren Konflikten.
Das war vor der Auflösung des Gemeineigentum im Resteuropas nichts anderes, oder bei den öffentlichen Weiderechten in Nordamerika.
 
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Indianer und Lappen können nicht verglichen werden. Indianer sind eine wirkliche Urbevölkerung. Die Lappen bilden sich nur selber ein, das zu sein. Urbevölkerung sind Die, die ein Land zuerst bevölkert haben. Und das sind sie nicht. Wie schon schrieb, waren die Ersten "Schweden" schon da, als in Lappland noch das Inlandseis lag.
Ich geb das jetzt auf hier. Man soll nur über was sprechen, von dem man eine gewisse Ahnung hat. Ich führe auch keine Diskusionen darüber, warum Südtyrol mit deutscher Bevölkerung zu Italien statt Österreich gehört.
 
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Ehrlich gesagt dachte ich immer in Nordschweden gibt es keine Wölfe weil der Lebensraum einfach wenig hergibt. Meine erste Reise weit über den Polarkreis. Puh. Einfach eine riesige Leere.
...
eine riesige leere, aber gleichzeitig weidegebiet für rentiere. da das nahrungsangebot in der fläche so gering ist müssen die herden immer weiter ziehen um es nutzen zu können.

was für die einen wervolles weideland ist, ist für die anderen nutzloses ödland. da ist es dann egal ob es sich über die hochflächen der fjälls handelt, über uralte urwälder, über abgelegene gebirgstäler (oder auch tropische regenwälder)

dise gebiete ziehen aber jährlich tausende von touristen an, die genau das suchen.

seitens der regierungen wird nichts unternommen um diese gebiete zu erhalten, eher das gegenteil.

die grandiose landschaft am stora sjöfallet war durch den status als nationalpark gechützt. als die energiewirtschaft entdeckte dass man dort auch staudämme bauen könnte wurde das in frage kommende gebiet kurzerhand aus dem nationalpark herausgenommen. damit hatte vattenfall endlich freie bahn.

die natur wurde zerstört und die jahrtausende alten wanderwege der sami abgeschnitten.

in finnland waren es die uralten urwälder auf die die holzindustrie schon lange ein auge geworfen hatte z.b. die hammstunturi urwälder. die regierungen bisher hatten sich immer standhaft geweigert die abholzung zu genehmigen. also wurde abgewartet und weiter brav geschmiert gesponsert.

es waren immer die sami die sich gegen die abholzung stemmten. für sie ist das land so wie es ist keinesfalls wertlos.

dann kam mal wieder eine neue regierung, die endlich zustimmte.
1993 unterschrieb der grüne umweltminister heikko haavisto die blankoerlaubnis zum abholzen

letztendlich wurde durch internationale boykottmassnahmen die abholzung gestoppt und die flächen als Natura2000 unter schutz gestellt. genauso in schweden.

Auf der Welterbeliste der UNESCO stehen viele der schönsten und schützenswertesten Naturgebiete der Erde. Schweden besitzt fünfzehn Welterbe-Stätten mit besonders hohen Naturwert eines davon ist Laponia in Lappland

die regierungen sind weiterhin am nachdenken wie man dieses "nutzlose land" zu geld machen kann. eine möglichkeit ist mit windrädern zupflastern. davon sind die sami natürlich auch nicht begeistert. in norwegen haben sie einen rechtsstreit gewonnen: https://www.srf.ch/news/internation...-sami-gewinnen-rechtsstreit-um-windkraft-park

jetzt arbeitet man eben daran den ruf der sami zu schädigen. man muss nur genügend mid dreck schmeissen, dann bleibt schon was hängen.
(wie man selbst hier sieht)
 
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noch ein link:

"Die traditionelle Aufzucht, Haltung und Nutzung von Rentieren durch die Samen ordnet das Gericht als schützenswerte kulturelle Praxis ein. Immerhin halten die Samen seit Jahrtausenden Rentiere"

lt gericht ist es also traditionelle rentierhaltung.
 
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