Mithilfe erbeten - Neues Tutorial mit Schwerpunkt Nachtsicht/Wärmebild und mehr...

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Als Nächstes kommen ein paar Gedanken zur

Digitalen Nachtsicht als Okularlösung (PARD, SYTONG und Konsorten)

Hierbei wird mittels eines hinter dem Okular der Zieloptik befindlichen digitalen Nachtsichtgerätes (NSG) das am Okular der Zieloptik anliegende Zielbild aufgehellt.

Bei den Geräten werden einige wenige technische Parameter (Foto-/Videoauflösung etc.) angegeben, von denen mich allerdings nur die Wenigsten interessiert haben. Für mich war eigentlich nur die Vergrößerung der Geräte wichtig und die Angabe, ob die Geräte einen eingebauten Infrarotaufheller (IR-Aufheller) haben oder nicht. Geworden ist es dann ein gebrauchtes DIYCON DNVC-2 Firefly mit externem Predator-2-Aufheller. Dieses Gerät vergrößert nicht, wenn ich mich richtig erinnere (ist schon ne Weile her).

Dazu fällt mir Folgendes ein:
- Billigste (sinnvolle) Möglichkeit der Zielhilfe. Vom Kauf eines gebrauchten Gerätes würde ich im Gegensatz zur Röhrenokularlösung nicht abraten.
- Digitale Okularlösungen benötigen fast immer einen Infrarotaufheller.
- Damit man damit außerhalb Bayerns im legalen Rahmen bleibt, darf dieser nicht an der Waffe oder am NSG befestigt sein. Was das beispielsweise für die PARDs 007A mit eingebautem Strahler bedeutet, kann sich jeder überlegen.
- Die Geräte liefern mit IR-Aufheller UND der passenden Zieloptik UND den richtigen Einstellungen bei passenden Umweltbedingungen ein akzeptables Bild. Auch höhere Vergrößerungen der Zieloptik sind möglich.
- IR-Aufheller werden oft mit 850 oder 940 nm Wellenlänge angeboten. Die 850er sind leistungsfähiger, aber offenbar nicht ganz wildsicher. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass mir mit einem solchen Strahler noch keine Sau stiften gegangen ist. Hab allerdings auch immer soweit es ging gedimmt.
- Der IR-Aufheller sollte fokussierbar und dimmbar sein.
- Wie bei den Röhrenokulargeräten ist bei Nebel, starkem Regen und starkem Schneefall kein sinnvoller Betrieb möglich.
- Als Okularlösung ist ein Einschießen nicht erforderlich.
- Viele digitale Okular-NSG vergrößern. Je nach Brennweite oft 1,5fach oder 2fach. Das sollte man bedenken, wenn man auf kurze Distanzen waidwerkt. Denn diese bspw. 2fache Vergrößerung wird mit der am Zielfernrohr eingestellten Vergrößerung multipliziert. Aus 3fach (nur mit Zielfernrohr) wird dann eben 6fach. Da kann das Sehfeld schon ein bisschen klein werden. Dies ist bei der Wahl des Zielfernrohrs zu beachten (siehe unten).
- Für diese digitalen Okularlösungen gibt es gerätespezifische Adapter. Für Zielfernrohre, die ne Belauchtungseinheit auf dem Okular haben, gibt es modellspezifische Adapter mit entsprechender Aussparung.
- Eine wiederholgenaue Ausrichtung der Okularlösung ist konzeptbedingt nicht erforderlich. Es muss ja auch nicht eingeschossen werden (siehe oben).
- Für die Wahl der Zieloptik gilt das, was ich schon bei den Röhrenokulargeräten geschrieben habe. Kommt ein digitales Okulargerät mit Vergrößerung zum Einsatz, sollte zusätzlich die Anfangsvergrößerung des Zielfernrohrs nicht zu hoch sein.
- Die Geräte sind etwas kürzer als die meisten Röhrenokularlösungen und passen somit in den Augenabstand der meisten Zielfernrohre. Selbst haben sie nur einen kurzen Augenabstand von wenigen Zentimetern. Man muss also mitm Auge nah ran. Das war für mich als Brillenträger letzten Endes ein wesentlicher Grund, mein Gerät nicht weiter zu nutzen. Ich bin damit (mental?) nicht klargekommen, ich wollte mitm Auge nicht so nah ran. Auch wenn der Rückstoß ner schallgedämpften 308 oder 8x57 ja eher geringfügig ist...
- Die Bauform mancher Geräte kann dazu führen, dass der Kammerstengel der Kanone mit dem Gerät in Kontakt kommt (PARD 007s?).
- Da die Dinger soweit mir bekannt alle eine Aufhnahmefunktion haben, gibt es bei YouTube gefühlt unendlich viele Videos des Einsatzes dieser Geräte. Dabei kann man zum Teil auch sehen, wie sich unterschiedliche Zielfernrohre und Aufheller auf die Bildqualität auswirken.
- Mit den Einstellmöglichkeiten am Gerät lässt sich die Bildqualität nicht ganz unerheblich beeinflussen (wie das beim DIYCON hieß, weiß ich nicht mehr, Weißabgleich oder so).
- Die Teile haben auch einen digitalen Zoom. Damit ist nochmal mehr Vergrößerung möglich, allerdings auf Kosten der Bildqualität.
- Finger weg von (importierten) Geräten, die ein eingebautes Absehen oder einen eingebauten Lasermarkierer haben! Nicht waffenrechtskonform...
- Ne feine Sache sind die eingebauten Laserentfernungsmesser bei einigen Geräten. Hierbei darauf achten, dass die kein Fadenkreuz oder ähnliches einblenden. Denn dieses könnte als (unerlaubtes) Absehen interpretiert werden (siehe voriger Anstrich).

--> Ich würde mir ne digitale Okularlösung als Zielhilfe dann kaufen, wenn ich dafür nur ein sehr begrenztes Budget zur Verfügung hätte.

Wird fortgesetzt.
 
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Und zum Abschluss noch etwas zur

Nachtsicht mit digitalem Nachtsichtgerät als Objektivvorsatz (digitale Nachtsichtvorsatzgeräte)

Hierbei wird mittels eines vor dem Objektiv des Zielfernrohrs montierten digitalen Nachtsichtvorsatzgerätes das Zielbild vor dem Objektiv des Zielfernrohrs aufgehellt.

Von den eher wenigen angegebenen technischen Parametern hat mich eigentlich nur der Objektivdurchmesser interessiert (je größer, desto mehr Licht fällt auf den lichtempfindlichen Fotochip) und die Frage, ob ein IR-Aufheller eingebaut ist. Letzten Endes habe ich mich für ein Infiray CD35 entschieden. Das hat keinen eingebauten IR-Aufheller, wird aber mit einem externen Aufheller mit (ich meine) 940nm Wellenlänge geliefert. Das Gerät habe ich als Backup und auch schon mehrfach eingesetzt. Allerdings mit einem Aufheller von @Maximtac .

Was kann ich dazu sagen?
- Das Vorsatzgerät befindet sich vor dem Objektiv des Zielfernrohrs. Da es nicht kalibriert ist, muss es eingeschossen werden. Das läuft so ähnlich ab wie das Einschießen eines Zielfernrohrs, nur mit dem Unterschied, dass man keine Klicks an Verstelltürmen macht, sondern die entsprechenden Tasten am Gerät drückt: Verschluss aus der Waffe und durch den Lauf schauend die Kanone auf die Mitte der Zielscheibe ausrichten. Dann das Einschießmenü am Gerät öffnen und die x- und y-Verschiebung des Displays mit den entsprechenden Tasten so durchführen, bis hier das Fadenkreuz des Zielfernrohrs auf der Mitte des digitalen Abbildes der Zielscheibe ist. Dann Schießen. Damit sollte man sicher auf der Scheibe sein. Restabweichungen wie eben beseitigen und wenn alles passt die Korrekturwerte abspeichern.
- Weiterhin muss eine feste und wiederholgenaue Montage des Vorsatzgerätes vor bzw. am Zielfernrohr gewährleistet sein. Zu den Montagemöglichkeiten schreibe ich was in dem noch folgenden Beitrag über Wärmebildvorsatzgeräte.
- Probleme mit der Beibehaltung der Treffpunktlage hatte ich (auch mit Wärmebildvorsätzen) noch nie.
- Streukreis bei drei Schüssen war so ca. 4cm.
- Digitale Nachtsichtvorsatzgeräte können auch tagsüber eingesetzt werden. Die Gefahr einer Beschädigung wie bei Röhrengeräten besteht hier nicht.
- Das CD35 ermöglicht bis weit in die Dämmerung sogar ein Farbbild. Der IR-Aufheller muss im Gegensatz zu digitalen Okularlösungen erst sehr viel später eingeschaltet werden. Für das Hikmicro Cheetah gilt das wohl auch. Ob es auch für ältere Geräte (Pulsar FN etc.) zutrifft, kann ich nicht sagen.
- Zur Wahl des Aufhellers hatte ich schon in meinem Beitrag zu den digitalen Okularlösungen etwas geschrieben. Das gilt auch hier.
- Der Vergrößerungsbereich ist gegenüber den Okularlösungen eingeschränkt: Ein sehr gutes Bild hab ich bis 3fach. Nutzbar isses nach meinem Dafürhalten so bis etwa 6fach, wobei man da schon die einzelnen Pixel deutlich sieht.
- ICH sehe den Einsatz des CD35 auf eher kurzen bis mittleren Distanzen. So wie das bei mir meistens der Fall ist.
- Durch die Montage VOR dem Zielfernrohr gibt es keine Probleme mit dem Augenabstand.
- Die mir bekannten digitalen Nachtsichtvorsatzgeräte vergrößern nicht. Einsatz vor einem z. b. minimal 3fach vergrößerndem Zielfernrohr ist also auch an der Kirrung möglich.
- An das Trägerzielfernrohr werden keine besonderen Bedingungen (Parallaxenverstellung, Linsenvergütung...) gestellt. Je nach Zielfernrohr und Vorsatzgerät muss man aber ziemlich weit nach vorn greifen, um fokussieren zu können. Orang-Utan-Arme sind auch hier von Vorteil ;-)
- Bei sehr kurzen Läufen und Verwendung eines Overbarrel-Schalldämpfers kann es bei nem langen Vorsatzgerät Platzprobleme geben.
- Digitale Nachtsichtvorsatzgeräte mit eingebautem Aufheller sind außer in Bayern waffenrechtlich ganz böse.
- Gut finde ich eingebaute Laserentfernungsmesser (wie beim Hikmicro Cheetah). Aber nur dann, wenn diese keine absehenähnliche Messzielmarkierung einblenden, welche ggf. waffenrechtlich zu beanstanden ist.

--> ICH würde mir das CD35 oder ein ähnliches Gerät wieder kaufen. Als Backup. Und weil es nicht viel teurer als ein aktuelles digitales Okulargerät ist und ICH mit diesen Dingern nicht klargekommen bin (siehe in dem entsprechenden Beitrag).

Wird fortgesetzt mit Ausführungen zur Wärmebildtechnik.
 
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Jetzt fehlt nur noch die Wärmebildtechnik…
Weiter gehts mit ein paar Anmerkungen zur

Wärmebildtechnik (allgemein und Beobachtungsgeräte), Teil 1 von 3

Sehr vereinfacht ausgedrückt wandelt bei einem Wärmebildgerät ein wärmeempfindlicher Sensor die Wärmestrahlung von Objekten in ein digitales Bild um.

Bei der Betrachtung und dem Vergleich von Wärmebildgeräten ist die Kenntnis verschiedener Kennzahlen recht hilfreich:

An erster Stelle steht dabei für mich der NETD-Wert des Sensors. Dieser ist ein Maßstab dafür, wie gut Temperaturunterschiede vom Sensor erfasst werden können. Es gilt hier: Je kleiner dieser Wert ist, desto besser. Ist wichtig, damit ich nicht nur das Objekt als gleichfarbige Fläche sehe, sondern auch kleine Temperaturkontraste auf der Objektoberfläche (etwas übertrieben: man kann die Borsten der Sau sehen und nicht nur deren Kontur). Aktuell sind (jagdliche) Geräte mit einem NETD-Wert von minimal 20-25 mK verfügbar. Pulsar wirbt für das neue Telos mit bis zu 18 mK. Zu beachten ist, dass dieser NETD-Wert keine feste oder standardisierte Größe ist, sondern sich ändert, wenn die Auslesefrequenz (nimmt diese zu, wird der NETD größer[schlechter]) und/oder die Auslesetemperatur (nimmt diese zu, wird der NETD kleiner [besser]) geändert wird. Das lässt sich zwar umrechnen, aber dem Missbrauch durch irreführende Angaben sind Tür und Tor geöffnet. Zumindest sollten die entsprechenden Angaben beim NETD-Wert dabeistehen (z. B. in der Form NETD 25 mk @300K, 30 Hz - hier: der NETD von 25 mk wurde bei einer Temperatur von 300K und einer Frequenz von 30 Hz ermittelt). Steht beim NETD-Wert keine Angabe für die Bedingungen, unter denen er ermittelt wurde, ist die Angabe des NETD eigentlich sinnlos.

Mit Sensorgröße oder -auflösung ist die Anzahl der Sensorpixel gemeint. Üblich sind aktuell 320x240, 388x284 und 640x480 (oder x512). Es gibt auch Sensoren mit weniger Pixeln und neuerdings auch welche mit 1024x768. Die Firma Guide Sensmart hat(te) noch welche im Format 400x300. Viele Anwender denken nun, dass diese Sensorauflösung ein Maß dafür ist, wie gut das Wärmebildgerät geometrisch auflösen kann, also wie scharf es abbilden kann. Und zwar nach dem Motto: Mehr Sensorpixel, bessere Auflösung. Das ist NICHT so! Zwei Sensoren, die sich nur in der Sensorgröße unterscheiden, liefern dieselbe Auflösung. Jedoch nimmt die Sehfeldgröße mit zunehmender Sensorgröße zu. Zur geometrischen Auflösung unten mehr.

Der sog. Pixelpitch beschreibt die Größe eines Sensorpixels bzw. den Abstand der Bildmitten zweier benachbarter Pixel. In den uns zur Verfügung stehenden Geräten sind das heute meistens 12 Mikrometer, deutlich seltener sind die 17 Mikrometer-Sensoren geworden. Der Pixelpitch ist mitentscheidend für die geometrische Auflösung einer Wärmebildkamera. Je kleiner er ist, desto höher ist ceteris paribus die Auflösung. Mit einem kleinen Pitch gehen jedoch ein paar andere Probleme einher, auf die ja möglicherweise im Tutorial eingegangen wird. Ansonsten kann man das auch in diversen Beiträgen von @WAKAN nachlesen (Achtung, nicht unbedingt leichte Kost).

Die Objektivgröße, gemessen in Millimetern, bestimmt, wieviel Wärmeinformation zum Sensor gelangt. Hier übliche Größen sind 13, 19, 25, 35, 42 und 50 mm. Man kann hier nicht sagen, dass größer immer auch besser bedeutet, da dies doch sehr vom Anwendungsfall abhängt. So steigt zwar tendenziell mit zunehmender Qbjektivgröße die geometrische Auflösung, aber es sinkt auch die Sehfeldgröße...

Ähnlich groß, oft sogar gleich groß, wie der Objektivdurchmesser ist die Brennweite (vereinfacht der Abstand der Objektivlinse von deren Brennpunkt). Die Brennweite bestimmt neben dem Pixelpitch die geometrische Auflösung einer Wärmebildkamera. Je größer die Brennweite, desto höher die Auflösung. Und umso kleiner das Sehfeld.

Objektivdurchmesser und Brennweite stehen über die Blendenzahl F in einer Beziehung. F ist der Quotient aus Brennweite und Objektivdurchmesser. Bei einer Blendenzahl von 1,0 sind Brennweite und Objektivdurchmesser gleich. Bei ner Blendenzahl von 1,2 ist die Brennweite 1,2 mal größer als der Objektivdurchmesser. Wofür ist das jetzt wichtig? Mal angenommen, zur Auswahl stehen zwei Wärmebildgeräte, die sich wirklich nur hinsichtlich der F-Zahl (und damit implizit des Objektivdurchmessers) unterscheiden (also beispielsweise einmal F=1,0 und einmal F=1,2). Auch der Sensor-NETD-Wert (siehe oben) soll gleich sein, hier mal 20 mk. Dann hat das Gerät mit F=1,0 den deutlich besseren NETD-WERT des gesamten Kamerasystems. Auf diesen kommt es an, nicht auf den NETD des Sensors allein. Der System-NETD wird berechnet, indem man (vereinfacht) den Sensor-NETD mit dem Quadrat der F-Zahl multipliziert. Im Beispiel also einmal 20 mk x 1,0 x 1,0 = 20 mk und einmal 20 mK x 1,2 x 1,2 = 28,8 mK. Ein Unterschied von knapp 9 mK, der sich bei schlechten Witterungsbdingungen auswirken wird (dazu später mehr).

Das Sehfeld (oft auch FOV - Field of View) hängt von der Sensorgröße und vom Pixelpitch ab. Je größer die Sensorgröße, desto größer auch das Sehfeld. Dito beim Pixelpitch. Das Sehfeld wird entweder in Grad oder in Meter (auf ne Entfernung von 100 m) angegeben. Die Gradangabe rechnet man vereinfacht in Meter um, indem man sie mit dem Faktor 1,745 multipliziert.

Die Displaygröße entspricht im Idealfall der Sensorgröße. Wenn sie größer ist, dann sollte die Extrapolation möglichst gering sein.

Während die vorstehenden Werte allermeistens in den technischen Daten eines Gerätes zu finden sind, verhält sich das mit der von mir so genannten geometrischen Auflösung ner Wärmebildkamera ganz anders. Die steht kaum mal irgendwo. Eine Ausnahme bildet hier die Website von Dr. Mair. Bei dem heißt die Auflösung DMR. Diese Auflösung muss man also meist selbst ausrechnen. Das ist aber kein Hexenwerk: Man teilt dazu die Sehfeldbreite in Metern durch die horizontale Anzahl der Sensorpixel. Beispiel: Sehfeldbreite von 15,6 m und 640 Sensorpixel in der Horizontalen ergeben 15,6/640=0,024 m = 2,4 cm. Ein Pixel deckt also in 100 m Entfernung eine Fläche von 2,4x2,4 cm ab. Je kleiner dieser Wert ist, desto höher ist die geometrische Auflösung (oder Pixelabdeckung). Das Bild wird also schärfer, detailreicher. Man kann weiter detektieren oder bei gleicher Entfernung kleinere Objekte erkennen. Interessant: Der Kehrwert, also im Beispiel 640/15,6=41, gibt an, von wievielen Pixeln ein 1 Meter breites Objekt in 100 m Entfernung in der Horizontalen abgebildet wird. Im Beispiel würde also ne 1 m lange Sau von 41 Pixeln abgebildet werden. In dieser Betrachtungsweise gilt: Mehr ist besser. Sollte unmittelbar einleuchten.

Abschließend (hinsichtlich der technischen Parameter) sei der Hinweis erlaubt, dass einzelne Top-Werte noch lange keine gute Wärmebildkamera machen: Habe ich ne Kamera, die zwar ne hohe Auflösung von 2,4 cm hat, kann ich damit theoretisch ziemlich weit was erkennen. Hat diese Kamera aber einen vergleichsweise schlechten System(!)-NETD von vielleicht 100 mK, nützt mir die tolle Auflösung jedoch nix, denn die Kamera wäre dann möglicherweise nicht in der Lage, die theoretisch auf über zwei Kilometer Entfernung auflösbare Wärmequelle darzustellen, weil die eingehenden Wärmeinformationen nicht ausreichend erkannt werden. Will sagen: Die technischen Daten einer Wärmebildkamera müssen insgesamt zusammenpassen, sonst wirds nix.

Wird fortgesetzt.
 
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Wärmebildtechnik (allgemein und Beobachtungsgeräte), Teil 2 von 3

So, jetzt sind zwar alle wesentlichen technischen Parameter erklärt, aber was ist der Nutzen davon? Nun, man könnte sich - jetzt in Kenntnis der Parameter und deren Zusammenhängen - daran machen, die für einen passende Wärmebildkamera (erstmal nur Beobachtungsgeräte) zu suchen. Genau genommen erstmal die Ausprägungen der zuvor beschriebenen Parameter ermitteln, die man benötigt oder, was wohl weit häufiger der Fall sein dürfte, haben will (zur Auswahl der konkreten kamera sind noch ein paaer andere Überlegungen nötig). Vorab - die eierlegende Wollmilchsau gibts hier ebensowenig wie auf anderen Gebieten. Eine Kröte muss man immer schlucken, und sei es ein hoher, ggf. auch exorbitant hoher Preis.

Allem weiteren vorangestellt finde ich einen möglichst niedrigen SYSTEM-NETD-Wert immer sinnvoll. Den erreicht man durch einen möglichst niedrigen Sensor-NETD und durch eine möglichst kleine F-Zahl. Ein Gerät mit nem System-NETD von über 35 - 40 mK würde ICH heute nicht mehr kaufen. Denn bei wirklich schlechten äußeren Bedingungen wie Nebel, starkem Regen oder Schneefall (allg.: hoher Luftfeuchtigkeit) oder nach mehreren Tagen ohne Sonnenschein und fast gleichen Tag- und Nachttemperaturen will ich auf ne gute Temperaturauflösung der Kamera nicht verzichten.

Will ich nun zusätzlich zur guten Temperaturkontrasterfassung auch noch ne möglichst gute geometrische Auflösung - etwa weil ich ein Bildqualitätsfetischist bin (ist wirklich so bei mir...) und/oder weit entfernte Objekte erkennen will (z. B. im weitläufigen Feldrevier), wähle ich ein Gerät mit einem möglichst geringen Pixelpitch (heute 12 Mikrometer) und einer großen Brennweite (50 mm). Und damit das Sehfeld nicht zu klein wird, nehme ich nen 640er Sensor. Reicht mir dann bei ner Auflösung von 2,4 cm ein Sehfeld von 15,6 m auf 100 m Entfernung nicht, muss ich leider ganz nach oben ins Regal greifen und ein Gerät mit 12 Pitch, 50 mm Brennweite und nem 1024er Sensor nehmen. Dann bekomme ich zwar 25 m Sehfeld, bin aber auch 6500 Euro los (fürn Pulsar Merger LRF XL50). A propos Sehfeldbreite: Bei den Ferngläsern ist ne Sehfeldbreite von 15,6 m auf 100 m schon ein Topwert...

Will ich nun vor allem ein großes Sehfeld und lege nicht so viel Wert auf ne hohe Auflösung (weil ich vielleicht im Wald auf eher kurze Distanzen was erkennen will und mich möglichst wenig drehen will), wähle ich eine eher kleine Brennweite (25 mm finde ich da ganz angebracht) und einen möglichst großen Sensor (640er). Pixelpitch kann ruhig ein 12er sein, ein 17er wäre noch besser. Da bekommt man über 30 m Sehfeldbreite.

Will ich ein Allroundgerät, weil ich vielleicht kurze und längere Distanzen abdecken und trotzdem ne ordentliche Auflösung haben will, greife ICH zu einem Gerät mit 35 mm Brennweite und 12er Pitch. Das ermöglicht eine sehr ordentliche Auflösung von 3,3 cm. Bei einem 640er Sensor hab ich dann angemnehme 22 m Sehfeldbreite. Dieselben Werte erreiche ich übrigens auch mit 50 mm Brennweite, 17er Pitch und 640er Sensor...


Und so taste ich mich an die Werte meines "Idealgerätes" heran. Stehen die fest, kann die Auswahl des konkreten Gerätes beginnen. Dazu bezieht man dann auch eher "weiche" Faktoren mit ein, die der persönlichen Vorliebe unterliegen. Ein paar Aspekte dazu im Folgenden:

Ausprägung des Wärmebildes: Geräte verschiedener Hersteller mit identischen technischen Daten werden immer ein unterschiedliches Wärmebild erzeugen. Die Unterschiede bekommt man auch mit noch so differenzierten Einstellungsanpassungen nicht weg. Denn die Bildaufbereitung erfolgt im Detail je nach Hersteller immer unterschiedlich. Dahingehend den Hersteller wählen, bei dem einem das Bild am besten passt. In diesem Zusammenhang: Die Bildqualität kann bei einem Gerät schon je nach gewähltem Farbmodus verschieden gut ausgeprägt sein. So finde ich beispielsweise beim Infiray MAH50 den white hot Modus unerreicht. Der black hot Modus erscheint mir jedoch deutlich weniger differenziert in der Darstellung kleiner Temperaturkontraste.

Akkukonzept: Es gibt fest verbaute Akkus, proprietere Wechselakkus und Standard-Wechselakkus. Ein Gerät mit nem fest verbauten Akku würde ich nehmen, aber nur, wenn die Laufzeit lang genug ist (d. h. für mich nicht unter 5 Stunden auch bei Kälte). Ideal dürften Geräte mit Standard-Wechselakkus sein.

Kalibrierung: Die Kalibrierung des Wärmebildsystems kann von Hand, mit einem sog. shutter oder shutterless erfolgen. Mir sind für den jagdlichen Einsatz nur shutterless-Geräte oder welche mit shutter bekannt. Bei den shutterless-Geräten merkt man von der Kalibrierung nix. Die Geräte mit shutter klacken beim Kalibrieren und das Bild friert kurz ein. Mit persönlich ist das egal. Ich war im Weizen schon recht oft ganz nah (<10m) an den Sauen dran und das Handgerät klackte munter vor sich hin. Hat nie ne Sau gestört… Bei den shutter-Dingern kann man die Kalibrierung automatisch ablaufen lassen oder auch manuell auslösen. Beim Beobachtungsgerät ist mir die Automatik lieber. Beim Vorsatzgerät habe ich bisher immer sofort nach Erhalt die Automatik ausgestellt. Denn kaum ein Gerät hat wie bei Pulsar einen Timer, der anzeigt, wann die nächste Kalibrierung erfolgt. Und ich will auf keinen Fall erleben, dass das Ding im Augenblick der Schussabgabe das Bild einfriert…

Digitaler Zoom: Den haben zwar so ziemlich alle Beobachtungsgeräte. Ist je nach Auflösung der Kamera sehr unterschiedlich nutzbar. Sehr verschieden ist auch die Art der Angabe des Gesamtzooms: Bei Hikmicro und Infiray wird beispielsweise nur der (digitale) Zoomfaktor angegeben. Bei Pulsar wird die Gesamtvergrößerung (Produkt aus optischer Vergrößerung und Digitlazoom) angegeben. Gefällt mir sehr viel besser.

Bauform: Länglich wie ne Wurst, breiter bei kürzerer Baulänge oder ein Biokular: Es gibt viele Möglichkeiten. Das nehmen, was einem am besten passt. Ausprobieren. Ich beispielsweise hab mich von einem Pulsar Accolade getrennt, weil ich mit der Bauform nicht wirklich warm geworden bin. Das Teil konnte ich nicht in einer Hand halten und gleichzeitig mit den Fingern dieser Hand alle Knöpfe - besonders den für den Entfernungsmesser - erreichen. Außerdem wars blöd, mit dem Ding vor (bei)den Augen Auto zu fahren und ausm Seitenfenster zu gucken ;-) Mit nem Infiray FH35R geht das deutlich besser. Das hat dafür andere Nachteile...

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Wärmebildtechnik (allgemein und Beobachtungsgeräte), Teil 3 von 3

Farbpaletten: Die meisten Geräte haben Black hot, white hot, das Falschfarbending und einen Modus, bei dem die wärmsten Stellen (oft rot) hervorgehoben sind. Pulsar bietet hier deutlich mehr, vor allem den red monochrome Modus. Bei dem ist alles in Rottönen dargestellt. Das hab ich beim Anlaufen der Sauen genutzt, weil nach dem Einblick ins Gerät bei diesem Modus die Augen gefühlt weit weniger "überstrahlt" waren und sich schneller wieder an die Dunkelheit angepasst hatten.

Einstellmöglichkeiten: Gibt es von ziemlich differenziert bis kaum vorhanden. Will ich alles mögliche optimieren können, nehme ich ein Gerät mit möglichst vielen Einstelloptionen. Damit erreiche ich möglicherweise ein für die jeweiligen Bedingungen optimales Bild, muss dafür aber auch einige Einstellungen ab und an ändern. Will ich es einfach, dann wähle ich das Gegenteil. Dafür verschenkt man möglicherweise Potenzial bei der Bildqualität.

Fokussierbarkeit: Man sollte es nicht glauben, aber es gibt tatsächlich Wärmebildgeräte, die man nicht fokussieren kann. Die sind dann nur in einem bestimmten Entfernungsbereich scharf. Bei den Handgeräten sind es eher billige Teile mit recht kurzer Brennweite. Aber auch bei den Vorsatzgeräten gibt es das. Das TigIr von Andres Industries, mit bis zu 9000 Eiern nun nicht gerade billig, ist ein solcher Vertreter. Das (schon ältere) Pulsar Proton auch. Und auch das teure Vorsatzgerät von Swarovski… Ich würde von solchen Geräten die Finger lassen. Stellt euch vor, ihr steht im Weizen 10 m vor den Sauen und das Bild wird erst ab 30 m scharf…

Entfernungsmesser: Da gibts Geräte mit einem "richtigen" Laserentfernungsmesser. Die finde ich Klasse und würde mir ein Beobachtungsgerät nur noch mit Laserentfernungsmesser kaufen. Vereinfacht vieles... Viele Geräte haben einen sog. stadiametrischen Entfernungsmesser. Wobei die Bezeichnung Entfernungsschätzer passender sein dürfte. Denn die Entfernungsermittlung erfolgt über den Größenvergleich eines beobachteten Tieres mit den im Gerät abgespeicherten Daten eines "Normtieres". Hat man nun aber nen kleinen Frischling vor und als Norm fürn Wildschwein ist ne 1 m lange Sau hinterlegt, geht die Entfernungsschätzung ziemlich in die Hose. Die Entfernungsschätzung mittels Künstlicher Intelligenz bei den ThermTec-Geräten arbeitet im Prinzip genauso. Das ist (noch) Spielerei...

Aufnahmefunktion für Fotos und Videos: Geschmackssache. Ich würde es nicht brauchen, finde es aber ne nette Spielerei. Ist nach meinen Beobachtungen heute ab dem Mittelpreissegment fast schon Standard.

Hersteller: Verstehen kann ich Leute, die auf dem Standpunkt stehen, dass sie Geräte aus China, (Weiß-)Russland usw. nicht wollen, sondern nur Geräte aus Deutschland, (West)Europa oder der westlichen Welt. Schränkt die Auswahl zwar auch ein, aber auch mit diesen Herstellern kommt man ans Ziel (Pulsar beipielsweise bietet ziemlich coole Sachen an).

Herstellerservice: Ist offenbar unterschiedlich ausgeprägt. Kann aus eigenem Erleben dazu nix beitragen, da ich den Service noch nicht in Anspruch nehmen musste. Dem Vernehmen nach ist der Service von Pulsar und Liemke wohl zeimlich auf Zack. Bei Pulsar über den Importeur Bresser sogar mit Leihgeräten...

Wechselobjektive: Gab es früher bei einigen Pulsarmodellen und gibt es wieder bei einigen (sauteuren) Zeissgeräten. Würde ich mir nicht holen, sondern dafür lieber auf die Geräte setzen, die intern mit zwei Brennweiten arbeiten. Ich nenne die mal Zoomgeräte.

Zoomgeräte: Bei denen kann ich zwischen zwei Brennweiten (z. B. 25 und 50 mm) wählen, ohne das Objektiv wechseln zu müssen. Finde ich praktisch, wenn ich sowohl weite als auch kurze Distanzen zu bewältigen hätte und kein Allroundmodell möchte. Gibts aktuell von Infiray (da heißen die auch tatsächlich Zoom) und von ThermTec.

Fusionsgeräte: Bieten Wärmebildtechnik und digitale Nachtsicht in einem Gerät. Oft auch noch nen Laserentfernungsmesser und nen Infrarotaufheller. Finde ich gut und sehe hier noch viel Potenzial für die Zukunft. Wer beispielsweise ca. 4500 Eier für ein Hikmicro Raptor RQ50 ausgeben will, bekommt nicht nur ein top Wärmebild mit hoher Auflösung und ordentlichem Sehfeld, sondern auch nen Laserntfernungsmesser, offenbar brauchbare Nachtsichtleistungen und nen IR-Aufheller mit 850 oder 940 nm Wellenlänge. Damit ließe sich dann (bei entsprechenden Bedingungen und Entfernungen) noch besser ansprechen als mit Wärmebild allein. Allerdings ist das Gerät ein ganz schöner Klopper...

usw.


Habe ich jetzt eine Vorauswahl an Geräten getroffen, gleiche ich die mit meinem Budget ab. Muss ich aufgrund des Preises irgendwo Abstriche machen, beginne ich mit den Dingen, die mir weniger wichtig sind. Irgendwann bleiben dann (hoffentlich) ein paar Geräte übrig. Von denen dann den Favoriten auswählen.

Wichtig: Die Dinger unbedingt selbst ausprobieren. Technische Daten dienen nur der Vorauswahl. Videos bei YouTube sind oft ganz hilfreich, ersetzen aber nicht das eigene Ausprobieren. Im Idealfall geht man mit seinen vorausgewählten Geräten bei schlechten Bedingungen (da trennt sich die Spreu vom Weizen) ins Revier und testet die Teile, vor allem die Bildqualität. Dann erlebt man keine böse Überraschung, wie es passieren kann, wenn man NUR nach technischen Daten kauft. Und man wird gleich von unrealistischen Vorstellungen das Wärmebild betreffend geheilt. Mir ist klar, dass sich die gleichzeitige Mitnahme mehrerer Geräte allermeistens nicht realisieren lässt. Dann ab zum Händler und dort ausprobieren (aber bitte nicht an einem warmen Sommertag...). Ne weitere Möglichkeit ist der Besuch einer Jagdmesse oder ner Hausmesse einiger Händler. Mal als Beispiel: Letztes Jahr war ich bei Leipzig zur Jagd & Angeln. Da war auch ein großer Händler aus Bielefeld vertreten. Aber nicht in ner Messehalle, sondern im Außenbereich mit einem großen LKW-Auflieger, auf dem zahlreiche Geräte zum Ausprobieren zur Verfügung standen. In verschiedenen Entfernungen waren diese 3D-Ziele ausm Bogensport aufgebaut. Klar, ist schon anders als ein richtiges Stück Wild, aber so konnte man auch bei Regenwetter viele Geräte ausprobieren hinsichtlich Bildqualität (tendenziell) und Handhabung. Auf jeden Fall besser als in ner Messehalle oder der Kauf gänzlich ohne vorheriges Probieren.



Wird fortgesetzt mit Gedanken zu Vorsatzgeräten und "Beiwerk".
 
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Wärmebildtechnik – Vorsatzgeräte und „Beiwerk“ Teil 1 von 2

Ein Vorsatzgerät ist im Wesentlichen ein vor dem Objektiv eines Zielfernrohres montierbares Wärmebildgerät. Dabei blickt der Schütze durch das Zielfernrohr auf ein auf dem Display des Vorsatzgerätes erscheinendes Wärmeabbild seines Zielbildes. Gezielt wird mittels Absehen des Zielfernrohres.

Hinweis: Wer aktuell ausschließlich in NRW waidwerkt, muss sich das Folgende eigentlich nicht antun. Denn dort sind leider nur Röhrennachtsichtgeräte als Zielhilfen zulässig…

Hinsichtlich der Vorsatzgeräteeigenschaften gelten grundsätzlich die Aussagen in meinem Beitrag über Digitalnachtsichtvorsatzgeräte. Hinsichtlich der Wärmebildtechnologie gelten grundsätzlich die Ausführungen in meinen bisherigen Beiträgen (in diesem Thread) zur Wärmebildtechnik.

Nochmal zur Erinnerung: Will ich ein möglichst gutes Bild hinsichtlich Auflösung und Detailerkennung, nehme ich ein Gerät mit kleinem NETD, 12er Pixelpitch, möglichst großer Brennweite (hier: 50 mm) und für ein erträgliches Sehfeld einen 640er Sensor. Also sowas wie aktuell Hikmicro Thunder TQ50 C 2.0, Infiray Mate MAH50, Pulsar Krypton XG50 2 oder auch Liemke Luchs 2.

Und für ein Gerät mit akzeptabler Auflösung und großem Sehfeld würde ich eins mit möglichst kleinem NETD, eher kleine Brennweite von 25 mm, 12er Pixelpitch und 640er Sensor. So eins ist mir aber nicht bekannt. Also käme als Alternative auch das Allroundmodell in Betracht: Wieder (wie immer) möglichst kleiner NETD, mittlere Brennweite (35 mm), 12er Pixelpitch und für ein gutes Sehfeld ein 640er Sensor. Das wäre dann beispielsweise ein Hikmicro Thunder TQ35 C 2.0 oder ein Liemke Luchs 1.

Andere Auswahlkriterien wären beispielsweise:
- möglichst kompakt: Nitehog Viper (ist technisch aber nicht mehr ganz up to date),
- unbedingt aus Deutschland: Liemke Luchs 1 und 2, Heimdall, DIYCON VISIR, Zeiss DTC 3/25 oder 3/38, Steiner C35),
- aus Europa geht auch: Pulsar Krypton 2, Nitehog Viper (siehe oben),
- von einem bekannten Optikhersteller (Zeiss 3/25 oder 3/38, Swarovski tm35, Steiner C35, Leica Calonox sight (ist auch schon gut angejahrt),
- möglichst einfach zu bedienen: Swarovski tm35,
- interne Fokussierung: Hikmicro Thunder 2.0, Infiray Mate, Pulsar Krypton 2, Zeiss DTC…,
- externe Fokussierung: Liemke Luchs, Nitehog Viper…,
- usw.

Das Folgende halte ich in Bezug auf Wärmebildvorsatzgeräte (WBV) für erwähnenswert:

- Die Teile sind eher nur selten ab Werk so justiert, dass man ohne Einschießen auskommt. Dieses Einschießen ist aber keine Kunst und dem Einschießen eines Zielfernrohres nicht unähnlich: Als Ziel dient ne (kleine) Wärmequelle, z. B. ein Wärmepad (ich hab auch schon in heißes Wasser getunkte Teebeutel verwendet), die auf ner Zielscheibe o. ä. befestigt wird. Die neuen Modelle wie Infiray Mate etc. benötigen aufgrund ihres geringen NETD oft gar keine Wärmequelle mehr, da reicht die Zielscheibe selbst aus. Dann Verschluss aus der Kanone und durch den Lauf schauend wird die Waffe auf das Wärmeziel ausgerichtet. Dann wird im Einschießmenü des WBV über die Tasten für die x- und y-Verstellung die Displaydarstellung so verschoben, dass das Absehen des Zielfernrohres in Deckung mit dem Wärmeziel ist. PENG. Nach diesem ersten Schuss die noch vorhandene Restabweichung zum gewünschten Treffpunkt wie eben beschrieben beseitigen, nochn Kontrollschuss machen und wenn alles passt, die Werte in einem Waffenprofil abspeichern. Fertig.
- Die aktuellen Modelle haben eigentlich alles mehrere Speicherplätze (Waffenprofile), sodass ein WBV für mehrere Waffen nutzbar ist.
- Die korrekte Einstellung geht auch ohne Einschießen. Dazu schreibe ich aber vielleicht mal etwas in einem separaten thread.
- Ich hab nun schon einige WBV verschiedener Hersteller gehabt bzw. hab eins. Noch nie(!) hatte ich bisher Probleme mit der Zuverlässigkeit dieser Dinger in Bezug auf die Beibehaltung der Treffpunktlage. Mehr als einen „Klick“ musste ich bei späteren Kontrollen eigentlich noch nicht korrigieren.
- Die Werte für eine Verstelleinheit („Klick“) variieren von Hersteller zu Hersteller und tlw. auch von Modell zu Modell. Und leider sind die oft nicht in der Bedienungsanleitung angegeben. Da hilft nur Ausprobieren. Btw: Beim Infiray MAH50 sind es ca. 1,6cm.
- Thema Präzision: ICH halte bei fünf Schüssen ohne zwischenzeitliche Demontage und Wiedermontage des WBV Streukreise von 2 cm für sehr gut. Das hängt nach meinem Dafürhalten von einigen Faktoren ab (u. a. Zieldefinition, Bildqualität, verwendete/verwendbare Vergrößerung). Mit zwischenzeitlicher Trennung von WBV und Waffe halte ich 3-4 cm für sehr ordentlich.
- Swarovski wirbt für sein tm35 bei Vorliegen einiger (teurer) Voraussetzungen damit, nicht einschießen zu müssen (man kann es auch nicht). Dazu äußere ich mich hier mal nicht.
- Früher hab ich immer gehört: „Wärmebild findet, Nachtsicht bindet.“ Das mag früher auch seine Berechtigung gehabt haben. Ich sehe es mittlerweile so: Wärmebild findet immer noch. Aber die Wärmebildtechnik hat mittlerweile auch im Konsumerbereich ein Niveau erreicht, dass sie guten Gewissens auch zum Schießen verwendet werden kann. Konkret: Wenn man es mit der Entfernung nicht übertreibt, sieht man mit einem aktuellen Modell mit nicht zu niedriger geometrischer Auflösung auch nen einzelnen Getreidehalm vor ner Sau.
- Im Vorsatzmodus vergrößern die mir bekannten WBV nicht.
- Thema Dual-use: WBV sind doch ziemlich teuer. Da kann man schonmal auf den Gedanken kommen, das WBV auch als Beobachtungsgerät verwenden zu wollen. Technisch geht das: Zum einen kann man den bei aktuellen Modellen wie Hikmicro Thunder 2.0 und Infiray Mate vom Vorsatz- in den Beobachtungsmodus wechseln und hat dann zusätzlich zu der dann anliegenden optischen Vergrößerung auch nen ggf. ganz brauchbaren digitalen Zoom zur Verfügung. Zum anderen kann man für verschiedene Adaptertypen Einsteck- oder sonstwie zu befestigende Okulare erhalten. Damit kann man dann auch im Vorsatzmodus das WBV wie ein Beobachtungsgerät verwenden. Das Okular vergrößert dann wie sonst das Zielfernrohr das am Display anliegende Wärmebild. Ganz persönlich bin ich der Meinung, dass man so auch real vorgehen kann, wenn man ausschließlich vom Ansitz aus jagt: Sieht man Sauen kommen, montiert man das WBV auf der Kanone und verfolgt dann die Annäherung der Sauen durchs Zielfernrohr mit aufgepflanztem WBV. Fürs Pirschen auf Sauen oder auch nur das Anlaufen der Sauen halte ich das aus (einmaligem) eigenem Erleben für nicht praktikabel.

Fortsetzung folgt.
 
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Wärmebildtechnik – Vorsatzgeräte und „Beiwerk“ Teil 2 von 2
Wie bekomme ich nun das Vorsatzgerät, egal ob Nachtsicht oder Wärmebild, vors Zielfernrohr?

Mittels Adapter:
Zumindest bei den aktuellen Modellen befindet sich im Bereich des Okulars des WBV ein Gewinde, oft in der Dimension M52x0,75. Auf dieses Gewinde wird ein Konterring und dann ein für das Zielfernrohr passender Klemmadapter (siehe unten) oder sog. Verbinder (für die zweiteiligen Adapter siehe unten) geschraubt. Der wird mit dem Konterring gekontert.

Klemmadapter: Hierbei wird dann das WBV samt Adapter auf den Objektivtubus des Zielfernrohrs aufgeschoben, das WBV korrekt ausgerichtet und festgeklemmt. Fertig. Ich hab zum Aufschieben die Waffe immer senkrecht gehalten.

Gibt es von einigen Anbietern: Rusan, Smartclip und Recknagel fallen mir da so ein. Die bieten hochwertige Adapter an, die auf den AUßENdurchmesser des verwendeten Zielfernrohrs angepasst sind. Gibt es ab 30 mm Außendurchmesser und auch für Zielfernrohre mit Zeiss- oder Swarovskischiene. Adapter mit Einheitsgröße und Kunststoffzwischenlagen für verschiedene Zielfernrohrdurchmesser würde ICH nicht nehmen. Da hätte ich Zweifel an der Wiederholgenauigkeit der Montage!

Die Klemmung aufm Zielfernrohr nicht zu fest machen, aber auch nicht zu lose. Ich hatte immer mit etwas mehr als 1NM angezogen. Wer sich nicht sicher ist, ob das reicht, kann Markierungen aufm Zielfernrohr anbringen und sehen, ob sich nach einem Schuss was verschoben hat. Ne Markierung bietet sich auch an, um den Adapter samt WBV immer (halbwegs) an der gleichen Stelle zu positionieren. Ach so, fast vergessen: Der Klemmadapter bleibt immer am WBV. Andernfalls ist die unveränderte Treffpunktlage nicht gewährleistet.

Sind WBV samt Adapter vom Zielfernrohr getrennt, kann man anstelle des Zielfernrohrs ein sog. Einsteckokular festklemmen und das WBV so als Handgerät verwenden. Das geht leider nicht (so mir bekannt) bei Adaptern für Drückjagdzielfernrohre.

Selbst hatte ich Rusanadapter geraume Zeit im Einsatz. Mit denen gab es nie Probleme, die Wiederholgenauigkeit war stets ok (siehe auch oben).

Ich würde diese Adapterart nur für den Einsatz auf dem immer gleichen Zielfernrohr verwenden. Denn nach einer ggf. erforderlich gewordenen Veränderung der Klemmkraft (weil an anderes Zielfernrohr einen minimal anderen Außendurchmesser hat) würde ich immer nen Kontrollschuss abgeben. Das ist also nix für dauernden Wechsel.

Eine Sonderform des Klemmadapters ist der Blaser-Adapter für das Blaser-Drückjagdzielfernrohr B2 1-6x24 mit Schiene. Dieser ist durch eine zusätzliche Verriegelung gegen Abziehen nach vorn gesichert und kann durch die „Führung“ auf der Schiene des Zielfernrohrs eigentlich nicht falsch aufs Zielfernrohr aufgeschoben werden.

Zweiteilige Adapter: Die funktionieren je nach Hersteller im Detail etwas anders, aber das Grundprinzip ist dasselbe: Die Adapter bestehen aus einem Verbinder und einer Klemmhülse. Der Verbinder wird auf das Gewinde des WBV geschraubt und dort gekontert (siehe oben). Der Verbinder verbleibt immer am WBV. An diesem Verbinder finden sich diverse Verriegelungswarzen. Die für den jeweiligen Objektivaußendurchmesser des Zielfernrohrs passende Klemmhülse wird auf dem Objektivtubus des Zielfernrohrs dauerhaft festgeklemmt. Die Klemmhülse hat Aussparungen für die Verriegelungswarzen des Verbinders. Zur Montage die Verriegelungswarzen in die entsprechenden Aussparungen einführen und durch eine Drehung festklemmen.

Diese Adapter gibt’s auch von verschiedenen Herstellern. Rusan, Präzise Jagen (aka Telefix, aka Venari) und der EP-Rotoclip kommen mir da in den Sinn. EP wirbt für ne spezielle Variante des Rotoclip damit, dass er auch für Zielfernrohre verwendbar ist, die mittels Objektivring an der Waffe montiert sind. Erfahrungen dazu kenne ich nicht.

Aktuell verwende ich einen zweiteiligen Rusanadapter auf einem Drückjagdzielfernrohr. Die Funktion ist einfach und einwandfrei, die Wiederholgenauigkeit nach ein paar Tests bei mir etwas besser als beim einteiligen Klemmadapter.

Für diese Adapter gibt’s auch Aufsteckokulare (jedenfalls für Rusan und Präzise Jagen). So ein 3fach vergrößerndes Teil von @Maximtac hab ich und nutze es in Verbindung mit nem Infiray MAH50 für sehr große Distanzen. Klappt gut. Abdeckkappen gibt’s zumindest teilweise auch.

Diese Adapter bieten sich natürlich für den Einsatz auf mehreren Zielfernrohren an: Ein Vorsatzgerät mit Verbinder, diverse Zielfernrohre jeweils mit der passenden Klemmhülse. Oder mehrere Vorsatzgeräte für mehrere Zielfernrohre…

Für alle Adaptertypen gilt: Bei sehr(!) tief montierten Zielfernrohren reicht möglicherweise der Platz zwischen Zielfernrohr und Lauf für den Adapter nicht aus. Da wäre dann ne höhere Montage nötig.


Ohne Adapter:
Zumindest für einige WBVs gibt es von der Firma Dentler die Montageschiene Duo. Die hat sowohl ne Ringmontage für ein Drückjagdzielfernrohr als auch ne Aufnahme für das WBV. Damit sind Zielfernrohr und WBV nicht unmittelbar verbunden und so die Belastung für den Zielfernrohrtubus nicht so groß. Allerdings hab ich auf die Schnelle diese Montagemöglichkeit nur für die doch schon recht betagten Guide (bzw. JSA) TA 4xx – WBVs gesehen. Vielleicht gibt’s die aber auch für weitere, moderne Modelle. Sinnvoll ist das Ganze bestimmt für Nutzer der Dentler-Grundschienen. Ist auch recht preisintensiv.

Ein ähnliches Konzept verfolgt die Firma Innomount mit ihrer Multifunktionsmontage. Nur ist die nicht für ein Drückjagdzielfernrohr vorgesehen, sondern für die Steiner-Sights (fest vergrößernd 3-, 4-, oder 5-fach). Dazu hatte ich hier schon ausführlich berichtet:


Diese Kombination hatte ich über anderthalb Jahre im Einsatz und war immer zufrieden damit. Von mir klare Empfehlung. Kompakter geht’s nicht.

Abschließend noch ein paar Worte zum Trägerzielfernrohr eines Vorsatzgerätes: Würde ich heute jagdlich ganz von vorn anfangen und hätte noch gar kein Zielfernrohr, wollte aber mit Vorsatztechnik waidwerken und dafür kein separates Zielfernrohr nutzen wollen, würde ich mich nach einem möglichst kompakten 40er oder 42er Zielfernrohr mit guter Dämmerungsleistung umsehen. So etwas wie das Sig Sauer Sierra 6 BDX 2-12x40. Das ist nur 27 cm lang und damit sogar kürzer als manches Drückjagdzielfernrohr. Das Ding hab ich schon ne Weile aufm Schirm, konnte mich aber bisher noch nicht zum Erwerb durchringen.

Ein 56er oder auch 50er Zielfernrohr halte ICH bei Nutzung von Nachtsicht- oder Wärmebildtechnik für entbehrlich.

Ende.
 

Maximtac

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Für diese Adapter gibt’s auch Aufsteckokulare (jedenfalls für Rusan und Präzise Jagen). So ein 3fach vergrößerndes Teil von @Maximtac hab ich und nutze es in Verbindung mit nem Infiray MAH50 für sehr große Distanzen. Klappt gut. Abdeckkappen gibt’s zumindest teilweise auch.
Top Erklärt! (y)(y)(y)

Aufsteckokulare lassen Sich auch ins Einteilligen Adapter klemmen, man benötigt aber eine Hülse nach Adapter Ø

Wir haben endlich Aufsteckokular Gen2 geliefert bekommt! Nach dem Testen haben wir uns entschieden Aufsteckokular Gen1 aus Programm schmeißen!

Weil 3x ist doch zu viel für Clip-On, da Ecken werden abgeschnitten. Außerdem ist er deutlich schwerer und größer als Gen2

Aufsteckokular Gen2 wird nächste Woche online gehen.


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GMV

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Moin. Ich wollte mich an dieser Stelle schonmal für alle Beiträge und netten sowie aufbauenden PM bedanken. Leider ist mir in den letzten Wochen wiederholt das Privatleben* dazwischen gekommen, so dass ich mich voraussichtlich erst ab Mitte/Ende November mal dranmachen kann. Nun ja, Gut Ding will Weile haben.

Vielen Dank und viele Grüße an alle,
G

* Ihr wisst schon. Dinge, die passieren, und einen von Jagd und sonstigen Passionen abhalten.
 

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