Hallo
Zum Thema Ferngläser wollte ich die Erfahrungen weitergeben, die wir Ende letzten Jahres (2014) bei der Auswahl eines Glases gemacht haben und die ich so nicht im Forum gefunden habe.
Vorausschicken möchte ich, dass ich alle beschriebenen Gläser als TOP Gläser einstufe, über unterschiedliche Qualitäten braucht man da wohl nicht zu diskutieren.
Folgende Gläser hatten wir für ein Wochenende zum testen:
Zeiss Victory RF 10x56T
Leica Geovid 10x42 HD-B
Leica Geovid 15x56 HD-R
Swarowski EL Range 10x42 WB
also alles Gläser mit eingebauter Entfernungsmessung.
Das Zeiss ist mein aktuelles Glas (habe nur das eine), gesucht haben wir ein Glas für meinen Schwiegersohn.
Wir haben an 2 aufeinanderfolgenden Tagen zusammen die Gläser ausprobiert, der erste Tag war ein sonniger Nachmittag und wir haben vom selben Standort bis in die Dämmerung/Abend die Gläser wechselweise ausprobiert.
Der folgende Tag wurde dann schon früh am Nachmittag nebelig, wir haben dann nicht so lange bis in die starke Dämmerung hinein ausprobiert.
Wichtige an dieser Stelle ist mir: Sonniger Nachmittag, Dämmerung/Abend, nebelig
Von der eingebauten Ballistik Software erachte ich das Leica 10x42 als das modernste der angeführten Gläser, das Zeiss ist wohl hier das älteste. (die Leica Gläser und das Swarowski haben auch eine Winkelkompensation, wenn ich das richtig verstanden habe, was für das Gebirge interessant sein sollte).
Vom optischen Erscheinungsbild, also Klarheit, Randschärfe, etc habe ich persönlich bei diesen Gläsern nicht viel Unterschied feststellen können. Mein Schwiegersohn empfand bei Sonnenlicht das Leica 10x42 als am besten, später in der Dämmerung hat ihm das Swarowski am besten zugesagt.
Das Leica 15x56 lief etwas"ausser Konkurenz" da wir ein Spektiv haben und ein Glas mit dieser starken Vergrößerung nicht sehr universell ist. Unser Revier ist Wald/Wiese, wobei vom Waldrand auf die Wiese hinaus angesessen wird und die Stücke schon auch auf 100-150m stehen, daher sollte es ein 10fach werden und kein 8fach (zum genauen Ansprechen braucht man dann sowieso das Spektiv).
Entschieden hat sich mein Schwiegersohn dann für das Swarowski 10x42, weil für ihn das Bild in der Dämmerung besser war (wie gesagt, ich konnte beim besten Willen zwischen den Gläsern keinen großen Unterschied erkennen, an dem ich eine Entscheidung hätte festmachen können, aber seine Augen sind ja auch noch jünger ... ;-) ). Ein weiterer Vorteil war das Gewicht, beim Swarowski kann er noch eine Tafel Schokolade mitnehmen gegenüber dem Leica - ok eine Rippe muss er mir vorher geben.
Interessant und aufschlussreich war allerdings der Test bei Nebel am 2ten Tag. Eigentlich habe ich erwartet, dass sich hier die Leica Gläser am besten schlagen würden, da es die neuesten Gläser sind. Allerdings hat hier das "alte" Zeiss am besten bzw zuverlässigsten die Entfernung angezeigt. Wo es bei Leica und Swarowski ab ca. 40-50m zu Fehlmessungen gekommen ist und quasi "schluss war mit dem messen, konnte das Zeiss noch bis 100m zuverlässig durch den Nebel messen. Wie gesagt, wir saßen am gleichen Platz und haben kurz hintereinander die verschiedenen Gläser mehrmals ausprobiert.
Einen weiteren Vorteil bietet das Zeiss Brillenträgern, da der Brennpunkt weiter vor dem Okular fokusiert. Das kann man auch daran erkennen, dass die Augenmuscheln beim Zeiss deutlich länger sind als bei den anderen probierten Gläsern, also Leica und Swarowski. Ich hatte mich schon des öfteren gewundert, warum ich bei meinem Zeiss mit der Schiessbrille noch so passabel zurechtkomme bei anderen Gläsern aber nicht mehr, bzw nur mit meiner normalen Gleitsichtbrille, die wegen der kleineren Gläser dichter vor dem Auge sitzt. Auf diesen optischen Umstand hat mich mein Optiker vor ein paar Wochen aufmerksam gemacht, nach seinen Worten achtet Zeiss mehr auf Brillenträger als andere Hersteller (was ich aufgrund des Testes mit den angeführten Gläsern auch nachvollziehen kann).
Also zusammengefasst:
- persönliches Ausprobieren von unterschiedlichen Gläsern ist sehr hilfreich, die Geschmäcker sind halt verschieden
- Brillenträger sollten auch schauen wie sie mit den einzelnen Gläsern zurecht kommen
- Nebel beeinflusst die Entfernungsmessung der einzelnen Gläser unterschiedlich
Am Ende des Testes waren wir beide zufrieden, mein Schwiegersohn hat ein schönes, leichtes Swarowski und ich ein "dickes", schweres Zeiss, was aber gut mit meiner Brille funktioniert und bei Nebel auch noch zuverlässiger die Entferung misst (klar braucht man das nicht, weil man bei Nebel ja sonst nicht mehr soviel sieht, aber ich habe einen Pluspunkt gegenüber dem neuen Swarowski ;-) )
Viele Grüße
dingolino