Reh beim abhängen eingefroren

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Mein Dad hat mal ein Kalb geschossen. eigentlich sogar zwei. Das erste wollt er für uns (Familie) für Weihnachten behalten, der Wildpretverwerter am Forstamt hat es ihm aber vom Heckträger runter geholt, weil er eines bei der Oberforstdirektion schon versprochen hatte. Komentar: schieß Dir ein anderes. Das hat er auch, nur gab es zwischenzeitig einen Wintereinbruch mit tiefen Minusgraden. Auf dem Weg heim waren die Läufe bereits durchgefroren und bevor das ganze Stück durchfriert: Buh, helf mir, das zerwirken wir gleich. Gesagt getan, das Stück war nach nicht mal 5 Stunden im Beutel und blöderweise auch in der Truhe. Gegessen haben wir es irgendwann und irgendwie, aber so wirklich geschmeckt hat es nicht, oder um es anders zu formulieren: Egal wie es meine Mom zubereitet hat - es war zäh wie Schuhsohlen. Warum? die Fleischreife hat nicht durchlaufen können. Gewusst hat das damals auch keiner von uns, und gelernt haben wir es erst hinterher. Vermutlich hätt es gelangt, die Bratenstücke aus der Truhe zu nehmen und 3 Tage im Kühlschrank liegen zu lassen, aber auch dass hab ich erst später gelernt.

@WUH_Phobos: Sollten die Stücke relativ schnell nach der Erlegung durchgefroren sein, dann würd ich die vorm Einfrieren nochmal ein zwei Tage im Kühlschrank lassen.
 
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Kleine lustige Geschichte. Ich war im Harz zur DJ. Zwei schöne Frischlinge mitgenommen. Es herrschten -15 Grad. Sauen nach zwei Tagen abhängen eingeladen. In Freising angekommen ließ ich die Sauen über Nacht noch im Auto. Da herrschten ebenfalls tiefste Minustemperaturen.

Am nächsten Tag wollte ich diese aus der Schwarte schlagen. Ging nicht. Also alles rein in die WG-Bude. Ich wohnte sehr dörflich. Kleines Mehrfamilienhaus. In der Badewanne tauten die Sauen zügig auf und in der Jagdhütte habe ich dann weiter gemacht.

Am nächsten Tag kam meine Vermieterin zu mir. "Servus, du sog einmal. Meine Mama sagt, du hast gestern zwei Wildschweine in die Wohnung getragen?! Stimmt des?" 😅 Die Alte hat einfach alles mitbekommen und gesehen.

Geschmeckt haben sie trotzdem sehr gut. Nur wie @z/7 schon schrub, es tritt sehr viel Fleischsaft aus, sobald das Fleisch etwas wärmer wird. Zügig einvakuumieren und ab in Froster.
Das erinnert mich an eine Geschichte, die mein Ausbilder zu seiner Studienzeit ebenfalls in Freising erlebt hat: Er war Teil einer WG aus 5 oder 6 Forststudenten und einer Landschaftspflegerin. Letztere ist morgens wohl immer als erste ins Bad, weil Mädels da auch mal ein wenig länger brauchen und die Jungs sich wohl auch mal gleichzeitig im Bad aufhielten.
Einer seiner WG Kameraden kam wohl auch Jagdlichem Hause und tendenziell ein Vollblutjäger, zumindest einer, der jeden Winterfuchs streifte und keinen Balg verkommen lassen konnte. Jetzt begab es sich wohl, dass besagter mitbewohner irgendwann spät am Sonntag Abend/Nacht aus Niederbayern nach Freising angereist kam und - mitten im Winter - am Straßenrand einen prächtigen Winterfuchs am Straßenrand gefunden hat. Wohl frisch überfahren (von ihm selbst?) aber ohne jegliches Loch im Balg. Laut meinem Ausbilder muss es wohl ein Treffer am Kopf gewesen sein, die Lichter waren wohl etwas herausgequollen. Und so ein schönes kann man ja nicht liegen lassen, das muss gestreift werden!

Da er aber erst nach Mitternacht im Wohnheim ankam und nicht wusste wohin damit, hat er den Fuchs erstmal in die Dusche gehängt und sicherheitshalber den Duschvorhang zugezogen.

Und so nahm das Unheil seinen Lauf, als am nächstemn Morgen zu einer für Studenten unüblichen Zeit kurz vor 6 Uhr die Landschaftspflegerin nur mit einem Badetuch um den Leib "bekleidet" ins Bad trat und beim Öffnen des Duschvorhangs in die etwas entstellte Fratze des überfahrenen Fuchses geschaut hat. Die Schreie müssen noch im benachbarten Wohnheim zu hören gewesen sein und es grenzt an ein Wunder, dass niemand in der Annahme, ein schreckliches Kriminalverbrechen sei geschehen, die Polizei verständigt hat...
 
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@WUH_Phobos: Sollten die Stücke relativ schnell nach der Erlegung durchgefroren sein, dann würd ich die vorm Einfrieren nochmal ein zwei Tage im Kühlschrank lassen.

Das kann man sich sparen.
Wenn die Fleischreifung einmal durch einfrieren unterbrochen ist, ist das Thema durch. Der Prozess läuft nach dem Auftauen nicht wieder an.
 
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Mh, der Prozess bei Dry aging ist halt ein anderer. Da wird nicht aufgetaut, aus der Decke geschlagen, weiter aufgetaut, zerwirkt, geaged, wieder eingefroren und erneut aufgetaut.
Also nur mal so als Hinweis…
Stimmt, da wird ein Stück Fleisch bei bestimmten klimatischen Bedingungen wochen- oder gar monatelang aufgehängt. Das macht mir doch keiner weis, dass da das Risiko der Vermehrung von Keimen aller Art nicht deutlich höher ist, als bei der in der Eingangsfrage beschriebenen Situation.
Aber bei manchen Zeitgenossen wechselt auch das Joghurt mit dem Zeitpunkt des Mindesthaltbarkeitsdatums von gesund zu tödlich giftig!

Und, noch was, anders rum ist es deutlich bedenklicher. Ich erinnere mich (heute mit einem schmunzeln) an den Tag, an dem mein früherer Jagdherr bemerkt hat, dass die Kühlzelle, in die er vier Tage zuvor 2 Rehe gehängt hat, nicht eingeschaltet war...da hat dann auch da einfrieren nix mehr geholfen!

LG Marcus
 
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Stimmt, da wird ein Stück Fleisch bei bestimmten klimatischen Bedingungen wochen- oder gar monatelang aufgehängt. Das macht mir doch keiner weis, dass da das Risiko der Vermehrung von Keimen aller Art nicht deutlich höher ist, als bei der in der Eingangsfrage beschriebenen Situation.
Aber bei manchen Zeitgenossen wechselt auch das Joghurt mit dem Zeitpunkt des Mindesthaltbarkeitsdatums von gesund zu tödlich giftig!

Und, noch was, anders rum ist es deutlich bedenklicher. Ich erinnere mich (heute mit einem schmunzeln) an den Tag, an dem mein früherer Jagdherr bemerkt hat, dass die Kühlzelle, in die er vier Tage zuvor 2 Rehe gehängt hat, nicht eingeschaltet war...da hat dann auch da einfrieren nix mehr geholfen!

LG Marcus
Ich bin bestimmt nicht pingelig, sondern für mich selbst treffe ich auch „mutige“ Entscheidungen. Joghurt ist auch 8 Wochen nach MHD-Erreichung noch gut für mich, in Vietnam habe ich einen Durian-Shake mit crushed Eis, direkt auf dem Markt bekommen und getrunken und mir war durchaus klar, dass die hygienischen Bedingungen eher unterirdisch waren und dass der Rückflug (1 Tag danach) vielleicht auch unschön werden könnte.
Aber das sind Entscheidungen, die treffe ich für mich und ich halte auch die Konsequenzen alleine aus.
Wenn nun gefragt wird, ist es bedenklich wenn…, kann man doch nicht sagen, dass das alles super ist. Es ist doch eine Risikoabwägung, für die die Fakten auf dem Tisch liegen müssen. Meine 5 ct habe ich dazu gegeben. Was man daraus macht… muss jeder selber wissen.

Der locker-lässige Umgang mit den Hygienevorschriften verwundert mich halt nur ein wenig.
(Und übrigens: wenn man manchen Zerwirkraum anschaut, stellt man sich durchaus die Frage, ob man irgendwas essen möchte, was je in diesen Raum war, auch, wenn man den Raum liebevoll Jagdschlösschen nennt, werden die vorherrschenden Bedingungen nicht besser).
 
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Und übrigens: wenn man manchen Zerwirkraum anschaut, stellt man sich durchaus die Frage, ob man irgendwas essen möchte, was je in diesen Raum war,
Oh wei. Gut, dass ich in der Garage oder im Schuppen aus der Decke schlage / abschwarte und anschließend grob zerwirke.
So kann sich niemand über den Zerwirkraum beschweren, der nicht vorhanden ist😉
 
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Der locker-lässige Umgang mit den Hygienevorschriften verwundert mich halt nur ein wenig.
(Und übrigens: wenn man manchen Zerwirkraum anschaut, stellt man sich durchaus die Frage, ob man irgendwas essen möchte, was je in diesen Raum war, auch, wenn man den Raum liebevoll Jagdschlösschen nennt, werden die vorherrschenden Bedingungen nicht besser).

Bei der Hygiene - Vorschrift handelt es sich um eine EU - Vorschrift, sie gilt im Baltikum wie in Spanien und Griechenland, also für Länder mit völlig unterschiedlichen klimatischen Bedingungen.
Nicht umsonst habe ich in einem meiner früheren Beiträge das 5. Buch Mose erwähnt, in dem genannt wird, wie man unter den klimatischen Bedingungen des Vorderen Orients vor 3000 Jahren mit pot. Nahrungsmitteln umgehen sollte.

Mit diesem Wissen halte ich Hygienevorschriften für Wild, dass an Dritte abgegeben werden soll, exakt ein, nehme mir aber den Freiraum, bei der Behandlung von Wild für den Eigenbedarf meine langjährige Erfahrung einfließen zu lassen.

Das hat nichts mit locker-lässig zu tun, sondern ist eine Frage der Sachkompetenz.
 

SOR

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Oh wei. Gut, dass ich in der Garage oder im Schuppen aus der Decke schlage / abschwarte und anschließend grob zerwirke.
So kann sich niemand über den Zerwirkraum beschweren, der nicht vorhanden ist😉
Für was auch?
Das Teh wird aufgebrochen und aus der Decke geschlagen. Ein und Ausschuss wird großzügig ausgeschärft dann das Stuck gründlich abgewaschen (Haare vor allem).
Danach kommt das Stück in den Kühlschrank, wo es die Umluft schön abtrocknet.

Am nächsten Tag wird das Stück am Haken hängend zerwirkt, die Teile wandern ohne jedweden Kontakt mit irgendwelchen Oberflächen direkt in den Vakumierbeutel.
Dann vakumieren und noch zwei- drei Tage Reifung im Kühlschrank.
 
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Hinweis auf Reifung entscheidend!
Keimfreie Oberflächen unmöglich unter unseren Bedingungen.
Wir betreiben lediglich Risikoreduktion! Letztlich endet das Leben mit dem Tode!
Wichtig sachgerechte Zubereitung, Magensäure(!) und Immunsystem des Darmes(!).
Im Sommer auf der Streuobstwiese am Dorfrand 2 Kinder von auswärts, die mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit gestanden, einfach so von den Johannisbeeren genascht zu haben. Ohne H2O! Die Eltern dürften das nicht wissen...Mutig,mutig!
Wo Klodesinfektion beworben wird... "Sterilized for you" las ich früher auf Kloschüsseln...Na danke!
Angst und Panik sind genau so schlecht wie Ignoranz. Galt auch schon vor COVID 19!
 
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