Ich habe noch, aus Zeiten wo ich in beruflich gezwungen war in der großen Stadt zu leben, einige exotische Volierenvögel.
Während die meisten Finkenarten aus Australien und Afrika nur einige Jahre leben, hat ein Paar Kikuyu-Brillenvögel, vor sicherlich mehr als 14 Jahren damals noch als Wildfänge aus Kenia im Berliner Zoohandel erstanden, bis heute bei bester Gesundheit überlebt.
Die Vögel leben winters in einer geräumigen Innen- und sommers in einer bepflanzten Außenvoliere mit kleinem Schutzraum.
Zweimal im Jahr steht somit ein großer Umzug mit vorheriger Fangaktion mit einem großen Kescher an.
Durch eine Unachtsamkeit ist uns dabei an einem Herbsttag vor zwei oder drei Jahren einer der Brillenvögel entwischt und flog schnurstracks in eine große Fichte, etwa 10 Meter vom Haus entfernt.
Die beiden schlauen und niedlichen Vögel sind mir wirklich ans Herz gewachsen und mir rutschte selbiges ob des zu erwartenden Schicksals des kleinen Flüchtlings im nasskalten Herbst- und kommenden Winterwetters (Brillenvögel sind Insektenfresser) und der Trauer seines zurückbleibenden Gefährten in die Hose.
Da hatte meine Frau die Idee, das große französische Doppelfenster im Giebel oberhalb der Voliere zu öffnen, dass auch von der großen Fichte gut sichtbar ist und zum Nachbarzimmer der noch leeren Voliere in der Gallerie führt.
Der kleine Brillenvogel war noch nie in dem Zimmer hinter dem Doppelfenster gewesen und verbrachte den Winter ausschließlich in der großen Flugvoliere im Haus.
Und sein Kumpel war, wohl gemerkt, noch in der Transport-Kiste und somit auch noch nicht in Ruf oder Sichtweite des offenen Fensters.
Dennoch flog der kleine Ausreisser flugs durch das Fenster, durch den Nachbarraum und durch die Tür zur Gallerie in der die noch leere Innenvoliere stand und setzte sich auf das vorbereitete Badehäuschen.
So als wollte er sagen - ich bin schon da.
Zum Glück leben die beiden noch immer, wobei ein langes Leben für Brillenvögel bekannt ist. Ich hoffe, es geht noch eine Weile so gut.