Guten Morgen zusammen!
Ein kleiner Nachtrag zum Wochenende.
"Bergjagd" soweit man das bei uns so nennen kann, interessierte einen guten Freund von mir schon immer. Da man sich wegen der Entfernung so selten sieht, wurde es sowieso mal Zeit, dem "hessische Saujächer":grin: das Alpenvorland schmackhaft zu machen und zusammen zur Jagd zu gehen.
Nach einer 12h Zugfahrt von Hessen nach Oberbayern (bestätigter Meningitisfall im Zug mit allen nur Möglichen Konsequenzen...) konnte ich meinen Gast, der trotz aller Umstände immer noch gut gelaunt war, endlich vom Bahnhof abholen. Kaputt war er schon, aber da man sich genug zu erzählen hat und das gute Weißbier auch schon lange kalt stand, war an Bettruhe noch länger nicht zu denken...
Um halb sechs klingelt mein Wecker, zum 5. Mal schon warscheinlich - Verschlafen! Eigentlich wollten wir um fünf los fahren, gleiche Tatsache hatte mein Kumpel aber auch anscheinend vergessen, als ich zwei Minuten später in seinem noch dunklen Zimmer das Licht anmache. Wir hatten vereinbart, dass egal wie es kommt, wir uns gegenseitig wache machen! Auf einen Ansitz bei recht gutem Wetter wollten wir nicht verzichten!
Kurz darauf saßen wir im Auto und die kurze Fahrt ins Revier ließ meine Erwartungen an diesen Morgen noch besser werden. Das Wetter war wunderbar, fast Wolkenlos, wenig Wind und es dämmerte schon langsam.
Meinen Späzl wies ich an einem meiner besten Plätze im Revier ein, wünschte ihm viel Waidmannsheil und fuhr weiter zu einem größeren Schlag um nach Rehwild zu schauen.
Die Sonne ging langsam auf und auch Rehwild hatte ich kurz im Anblick. Die Gais weis es allerdings sehr genau, ihr Kitz im hohen Bewuchs zu schützen... Sie zogen sehr langsam zurück in den Bestand ohne auch nur die kleinste Chance auf einen sauberen Schuss gehabt zu haben.
Ein Blick auf die Uhr und ich schreibe eine SMS, ob sich denn was tut. Zwei Minuten nachdem ich die Nachricht abgeschickt hatte, höre ich das dumpfe Grollen eines Schusses durch die Täler hallen. "Die Richtung passt" denk ich mir und warte auf eine Nachricht. "Kalb beschossen, ist nach dem Schuss ab..!"
Ich freute mich schon, einmal am Berg angesetzt, gleich Anblick gehabt und ein Kalb erlegt! Besser geht ja nicht! Also fuhr ich langsam zurück zum Sitz des Kumpels, der natürlich schon aufgeregt an der Leiter wartete. Erst mal beruhigt, aber jeder kennt es ja wenn man ein Stück nach dem Schuss nicht mehr sieht.. Kurz berichtete er mir, dass zwei Alttiere mit einem Kalb auf den Schlag wechselten. Er musste lange warten bis das Kalb frei Stand und als es passte ließ er fliegen. Darauf hin sind alle drei Stücke hinter einem Buckel auf der Schneise verschwunden.
Auf dem Weg nach oben seine Aussage "Wie machst du das nur? Du rauchst doch auch! Ich muss mich dringend mehr sportlich betätigen!":biggrin:
Er wies mich zum Anschuss ein und als ich die kleine freie Stelle zwischen Hochwald und Bewuchs absuche, sehe ich sofort reichlich Schweiß und beruhige ihn sofort, "das liegt mein Freund!!!!" 10m folge ich der Schweißfährte und da sehe ich es auch schon liegen!
Was eine Freude, sein erstes Stück Rotwild und er kann es gar nicht recht fassen, bedankt sich 10 Mal.. "Ein kräftiges Waidmannsheil mein Freund!" und die Übergabe des Bruches sind genauso selbstverständlich wie die Totenwache am versorgten Stück bei ein, zwei Zigaretten.. Ein herrlicher Morgen!!!
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Am Abend des gleichen Tages wollten wir uns am selben Platz ansetzen um eventuell das nicht mehr führende Alttier oder das zweite Stück (warscheinlich Schmaltier) auch erlegen zu können.
Manchmal meint es Diana einfach nur gut mit einem!
Um viertel nach sechs bezogen wir den Sitz wo mein Späzl in der Früh schon das Kalb erlegen konnte. Wir richten uns ein und laden die Waffen, als ich eher im Augenwinkel eine Bewegung am oberen Ende des Schlages erkenne. "Da ist ein Alttier" und im nächsten Moment sehen wir auch schon ein zweites Stück. Auch Kahlwild, aber zum genauen Ansprechen zu verdeckt. Das Alttier bewegt sich eher unentschlossen und hektisch am Hang hin und her. Das zweite Stück, Schmal- oder Alttier beginnt zu äsen und ist schnell hinter einer Bodenwelle verschwunden. Wir beobachten das Alttier über eine halbe Stunde, es ist kein Kalb zu sehen! Das Verhalten des Stückes ist zudem sehr ungewöhnlich für ein führendes Stück!
Der Entschluss ist gefasst, dieses Alttier soll erlegt werden.
Natürlich will ich meinen Gast schießen lassen, wäre es ja seine fast-Doublette auf Rotwild an diesem Tag. Eingerichtet mit guter Auflage und einem guten, hochvergrößernden Glas, liegt die Waffe ruhig im Anschlag. Die Distanz zum Stück besprechen wir und auch wie die Waffe eingeschossen ist, wegen Haltepunkt.
Und jetzt folgt eine Reaktion, die meiner Meinung nach einen Jäger ausmacht, ihn als verantwortungsvollen Menschen sehr auszeichnet.
"Ich denke es ist mir zu weit, da bin ich mir nicht sicher genug!"
Beeindruckt und dankbar erfreut über diese Ehrlichkeit richte ich mich ein um selber schießen zu können.
Der Punkt steht ruhig auf dem Blatt des Stückes als der Schuss bricht. Das Alttier springt auf den Schuss, dreht sich um 180 Grad und flüchtet den Hang hinunter...
Mein Kumpel sagt mir auch an, dass das Stück gut gezeichnet hat.
Es ist gerade 19 Uhr und wir verlassen den Sitz nach 5 Minuten. Zum Anschuss benötigen wir noch ca eine halbe Stunde - besser noch bei Tageslicht nach dem Anschuss zu suchen.
Erst Stück kommen wir auf einem alten Rückeweg nach oben, das letzte Stück hat es von der Steigung in sich. Nicht dass ich nicht selber hechle oder meine Beine müde werden, hinter mir höre ich wieder "Oh man, du spinnst ja... Daheim werd ich mehr Sport machen"! 50m unterhalb des Anschusses halten wir 10m Abstand, um schneller Pirschzeichen finden zu können. Ich finde nichts, auch 15m unter dem Anschuss nicht.
Wir suchen die Halme der Gräser und die größeren Blätter nach abgestriffenem Schweis ab. Nichts! Es beschleicht mich ein blödes Gefühl.. Ich bin mir sehr sicher gut abgekommen zu sein und jetzt keine Pirschzeichen :what::no::sad:
"Ja WAIDMANNSHEIL!!!!" ruft er mir von rechts zu. "Hier liegts, 10m Flucht - Sauber!"
Erleichterung, von einem auf den anderen Moment! Und wieder teilen wir die Freude über ein sauber erlegtes Stück und setzen uns kurz um durchzuatmen und den Weg nach unten zu planen:
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(Foto ist nicht sonderlich ansprechend, es war etwas eilig um durch den Wald auf den Weg zu kommen bevor es dunkel würde)
Auch an diesem Abend hatten wir sehr lange Zeit um den Tag nochmal revue passieren zu lassen, sich nochmal über solch einen Erfolg und das Waidmannsheil freuen zu können. Beim abendlichen Schüsseltreiben wurde Herz und Leber vom Rotwild gereicht und auch beim Hochprozentigen waren wir uns schnell einig:-D
So macht Jagen immer Spaß... zusammen mit guten Freunden!
Waidmannsheil
BF
... aber von Großgrundbesitzern ist die Haltung eher schofel :thumbdown:
