Selbstverpflichtung der Jagdverbände bzgl. Schießfertigkeitsnachweis?

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Liebe Kameraden,

ich möchte hier nicht das Thema des fast totalen Versagens der Jagdverbände in Sachen PR, Öffentlichkeitsarbeit und vor allem Zukunftsarbeit in Sachen Jagd hervorholen.
Stattdessen möchte ich eine Idee in den Raum stellen und Feedback einsammeln:

In den Foren wird vielfach über das mangelnde jagdliche Wissen von "Crashkurs-Jägern" lamentiert. Viel schlimmer finde ich jedoch die teilweise mangelhafte Schießfertigkeit gerade auch "erfahrener" Jäger. Gerade auf Gesellschaftsjagden sorgt dies nicht nur für Unsicherheit, sondern auch für Krank-Schüsse, Nachsuchen und so für negative Schlagzeilen.

Aus meiner Sicht ist die tierschutzgerechte Erlegung des Wildes eine der Voraussetzungen dafür, dass die private Jagd auch zukünftig von der städtischen Mehrheitsgesellschaft toleriert wird.

Deshalb mein Vorschlag:
Die Jägerschäften sollten sich eine Selbstverpflichtung auferlegen, die besagt, dass nur die Jäger an einer Gesellschaftsjagd teilnehmen dürfen, die neben dem gültigen Jagdschein einen aktuellen Schießfertigkeitsnachweis vorweisen können. Ich stelle mir vor, dass eine Mindestpunktzahl aus 5 Schuss auf eine "stehende" Scheibe und 5 Schuss auf den laufenden Keiler nachgewiesen werden muss. (Voraussetzung ist natürlich, dass die Scheiben so verändert werden, dass sie bzgl. der Tödlichkeit der Treffer Punkte vergeben.)

Der Schwachpunkt der Sache ist natürlich, dass die Jagdherren sich daran halten WOLLEN müssten, damit die Sache nicht zu einer Ente wird und der Schuss nach hinten los geht.

Was meint die Community dazu?

Horrido,

CDR
 
A

anonym

Guest
In Schweden ist es bei Einladungen z.B. zur Elchjagd üblich, daß der Schütze seine Treffsicherheit im jagdlichen Einsatz vorweisen muß. Das geschieht durch Einschießen der Waffe vor Ort unter den Augen der einladenden Jagdgemeinschaften. Bei der geringen Ausdehnung der Reviere wüßte ich allerdings nicht, wie man das (z.B. hier in Schlewig-Holstein) anstellen könnte. Und ein Nachweis aus dem Schießkino?? Ich weiß nicht so recht, ob das wirklich adäquat wäre.
 
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Ich hatte tatsächlich an die ganz normalen Stände gedacht. Könnte der jeweilige Schießobmann (wozu gibt es den sonst?) jeweils Anfang Herbst an 2-3 Wochenenden durchführen. Bei uns war ja auch fast jeder Schütze bereit, einen Kurs für die "Aufsicht beim Schützen" zu machen, damit er/sie allein auf den Stand gehen darf. Da wird man sich ja wohl auch eine Schießkarte abstempeln lassen können.
Alternativ nutzt man das "Programm" der Sauer Drückjagdnadel. Gibt's ja alles schon...
 
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Ich halte nichts von einer Verpflichtung, da es ein Schritt zur Selbststrangulation ist.

Für richtig und wichtig sowie eine Selbstverständlichkeit halte ich es jedoch, dass man als Jagdherr schon bei den Einladungen darauf achtet, Jagdgäste einzuladen, von denen man weiß, dass sie im Umgang mit der Jagdwaffe versiert sind, oder aber der Stand wird entsprechend zugeteilt.

Eine Selbstverpflichtung, wie oben vorgeschlagen, wird nur allzuschnell in einer gesetzlichen Pflicht und Gängelung enden.
 
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Eine Selbstverpflichtung, wie oben vorgeschlagen, wird nur allzuschnell in einer gesetzlichen Pflicht und Gängelung enden.

Genauso ist es!

Das scheint auch für uns zu gelten! Immer mehr Vorschläge, und selbst zu gängeln und zu beschränken.
In der letzten Zeit wird das ja immer gern verwendet: "Wir schaffen das schon".
 
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Moin,

das Argument kenne ich natürlich.
Die Selbstregulierung funktioniert an anderer Stelle jedoch sehr gut, insbesondere in der Industrie. Vielfach sieht der Gesetzgeber dort davon ab, Vorschriften zu machen, wo bereits in eigener Regie die Ziele erreicht werden.

Das Kopf-in-den-Sand-stecken funktioniert doch nun wirklich nicht.

Was ist denn unser Argument gegen eine Regulierung im benannten Sinne? Haben wir noch nie gemacht, es ist mein Recht, schlecht zu schießen?

Irgendwann müssen wir Jäger doch mal in die Offensive gehen, statt immer nur jammernd in der Ecke zu sitzen.

CDR

nur so nebenbei: ich bin in DUS mit auf die Straße gegangen und habe die Reden gehört. Der einzig herausragende Redner war Lindner. Wir müssen mehr agieren und nicht nur reagieren...
 
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Viel schlimmer finde ich jedoch die teilweise mangelhafte Schießfertigkeit gerade auch "erfahrener" Jäger. Gerade auf Gesellschaftsjagden sorgt dies nicht nur für Unsicherheit, sondern auch für Krank-Schüsse, Nachsuchen und so für negative Schlagzeilen.



Moin,

auch der heißspornige Jungjäger mit Schießnachweis benötigt ausreichende Wesensfestigkeit für eine sichere und tierschutzgerechte Schußabgabe.

Die Vorstellung, ein (freiwilliger) "Schießnachweis" für Alle würde auch nur irgendwie helfen "negative Schlagzeilen" zu vermeiden, ist naiv.

Beste Grüße,
Schnepfenschreck.
 
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Super Argumente !!!!

Weiter so. Und wenn's nicht funktioniert, dann wird's mit noch mehr vom Selben schon was werden :)
Watzlawick lässt grüßen :biggrin:
 
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Dosenfutter hat das Wichtigste in Beitrag #4 bereits genannt. So handeln Menschen, die es verstehen mit Freiheit umzugehen.

Eine Selbstverpflichtung der ohnehin an Einfluss verlierenden Jagdverbände hingegen, ist nichts weiter als kriecherisches Duckmäusertum.

Ein weiterer Punkt ist die mancherorts fehlende (bzw. mittlerweile zerstörte) Infrastruktur brauchbarer Schießstände. So lange Schießstätten teils mit Klagen überzogen, bzw. deren Existenzberechtigung regelmäßig infrage gestellt werden, ist ein solches Ansinnen gewisser "Volksvertreter" blanker Hohn. Ganz zu schweigen von den riesigen Hürden, die der Neubau von Schießstätten mit sich bringt.
 
Zuletzt bearbeitet:
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Aus meiner Sicht ist die tierschutzgerechte Erlegung des Wildes eine der Voraussetzungen dafür, dass die private Jagd auch zukünftig von der städtischen Mehrheitsgesellschaft toleriert wird.



Moin,

nun ja, das Thema "Schießnachweis" ist bisher im Forum auch nicht gänzlich unbearbeitet geblieben. Aber man kann das natürlich kurz zum Jahreswechsel nochmal aufkochen.

In NRW haben wir mittlerweile einen gesetzlich geforderten Nachweis als Vorbedingung für die Teilnahme an "Bewegungsjagden" auf Schalenwild. Es ist für mich nicht erkennbar, welche direkten (bezweckten, notwendigen?) Verbesserungen das nun gebracht hat. Es bleibt somit nur eine weitere gesetzgeberische Gängelung.

Die waidgerechte Erlegung ist seit jeher das Übliche. Abseits davon ist ein nur angeflicktes Stück Wild die Ausnahme. Leider wird aber in der öffentlichen Wahrnehmung (auch durch eine Presse, die sich als Sprachrohr gewisser jagd- und legalwaffenfeindlicher Gruppierungen benutzen läßt) ausschließlich diese Ausnahme zur angeblichen Regel erklärt und so der gewollte Eindruck künstlich erweckt, daß Jäger mit ihrem Werkzeug nicht umgehen könnten. Wenn massenhaft Jäger wirklich dermaßen schlecht schießen würden, wie kriegen sie dann Jahr für Jahr die offiziell vermeldeten Schalenwildstrecken zusammen?

Ich, und vermutlich die aller-allermeisten anderen Jäger auch, erlegen Wild, um es anschließend zu verwerten. Ein sauberes Lebensmittel erhalte ich nur dann, wenn ich waidgerecht handwerke. Sauberes Schießen liegt im Eigeninteresse des waidgerechten Jägers. Dieser Umstand sollte in den Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit gestellt werden, anstatt über weitere "freiwillige" Selbstgeisselungen nachzudenken.

Ich halte von einem jährlich gestempelten Papier als "Schießnachweis" überhaupt nichts. Dieses Papier sagt nichts über die Praxis aus und ist somit für nichts gut.


Die Selbstregulierung funktioniert an anderer Stelle jedoch sehr gut, insbesondere in der Industrie. Vielfach sieht der Gesetzgeber dort davon ab, Vorschriften zu machen, wo bereits in eigener Regie die Ziele erreicht werden.

Gerade die Selbstregulierung der Industrie funktioniert überhaupt nicht, taugt aber wundervoll als Beispiel. Das läuft in etwa so, zigmal durchexerziert:
- ein Problem erhält Öffentlichkeit (Empörung durch Medien oder was auch immer)
- Politik wird aufmerksam, verspricht sich Zustimmung in der Bevölkerung durch Regulierung
- Industrie sieht Problem auf sich zukommen und unterwirft sich freiwillig und vorauseilend einer Selbstkontrolle ("bevor es noch schlimmer und gesetzgeberisch kommt")
- Problem erhält nach einiger Zeit wieder Öffentlichkeit (Überprüfung der Selbstkontrolle durch Presse/Medien)
- mediale Suggestion, daß Selbstregulierung nicht ausreichend ist
- Politik wird wiederum aufmerksam und die "Schraube" dreht sich ein-zwei-drei Windungen weiter...

Diesem Mechanismus liegt das grundlegende Misstrauen bei Übernahme von Eigenverantwortung zu Grunde. In unserer medialen Gesellschaft wird einfach Niemandem mehr Eigenverantwortung zugetraut. Es wird gefordert, daß überall der "bemutternde" Staat hinschauen und eingreifen muss. Ein Trend, dem wir uns nicht unbedingt auch noch freiwillig unterwerfen müssen.

Glück Auf,
Schnepfenschreck.
 
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Lieber Schnepfenschreck

danke für die fundierte Antwort.

An einigen Stellen funktioniert die freiwillige Selbstkontrolle wunderbar, z.B. bei Filmen und Spielen. Auch dort versuchen die Medien gelegentlich Stimmung zu machen, aber ohne grundlegenden Erfolg.

Sind die Änderungen in NRW nicht noch ein bißchen früh, um die Wirkung beurteilen zu können? Mit dem Argument, dass ein Stück Papier nichts bedeute, könnte man nicht auch den Jagdschein, Führerschein etc. in Frage stellen? Unfälle passieren auch hier, aber es wird doch keiner bestreiten, dass es sinnvoll sein könnte, die Fahrerlaubnis im Alter oder bei körperlichen Einschränkungen (nachlassende Sehkraft) von regelmäßigen Tests abhängig zu machen?

Ich finde, dass das Theme der Produktion gesunder Lebensmittel ein weiteres sehr spannendes ist. Ich glaube, es dürfte unstreitig sein, dass Lebensmittel ohne Blei besser sind, als die mit Blei. Auch wenn die Gefährdung übertrieben ist, die die Medien heraufbeschwören. Bleifreie Munition funktioniert mittlerweile im Großen und Ganzen ebenso gut, wie bleihaltige.
Doch was machen die Jäger, statt sich an die Spitze einer Bewegung zu stellen, die nicht aufzuhalten ist? Es wird protestiert und gejammert. Ich verstehe das nicht.

In Industrie und Wirtschaft wird so ein Verhaltensansatz damit bestraft, dass die Unternehmen vorm Markt verschwinden. Ich bin mittlerweile fest davon überzeugt, dass entweder wir als Jäger anfangen die Diskussionen zu bestimmen, oder es wird die bürgerliche Jagd, die ein Ergebnis der Revolution von 1848 ist, wird wieder abgeschafft.
Früher durften die Feudalherren jagen, dann werden es die öffentlich bestellten Wildtierbewirtschafter sein. Das geht zumindest theoretisch auch.

Trotzdem danke für Deinen guten Beitrag

Horrido
CDR
 
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Wenn man das Thema im volkswirtschaftlichen Seminar diskutiert, mit ein paar Grundannahmen, damit man Kurven entwickeln kann, dann ließe sich das schön diskutieren. Aber wir leben nicht unter Laborbedingungen, deshalb sind Deine Ableitungen aus meiner Sicht nicht zwingend, sondern nur eine von vielen Möglichkeiten.
Auch ganz praktisch überlegt, wer sollte das organisieren? Längst nicht jeder Jäger ist in einem Jagdverband.
In BW ist der Übungsnachweis übrigens für die Teilnahme an DJ und bei der Jagd auf Flugwild vorgeschrieben. Einige Jahre zuvor war das bei vielen DJ schon verlangt. Bei der Novelle war das eine Forderung der Tierschützer, die hatten eigentlich noch weitergehendes im Sinn, im Grunde die jährliche, dann gewiss gebührenpflichtige Neuablegung der Schießprüfung. Mit der jetzigen Vorgabe kann man leben, wenngleich sie nicht als Gütesiegel verwendet werden kann.
Bei Bleifrei sehe ich es wie der TS, eine verpasste Chance.
 
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es wird doch keiner bestreiten, dass es sinnvoll sein könnte, die Fahrerlaubnis im Alter oder bei körperlichen Einschränkungen (nachlassende Sehkraft) von regelmäßigen Tests abhängig zu machen?

Ich finde, dass das Theme der Produktion gesunder Lebensmittel ein weiteres sehr spannendes ist.
Ja, auch sehr spannend ist eine Helmpflicht für Fahrradfahrer- und generell sollte man alle Menschen, Lebensmittel; Haustiere, Maschinen, Arbeitsprozesse usw. in allen Lebensbereichen in regelmäßigen Abständen kontrollieren und die Ausübung aller Tätigkeiten vom Vorliegen eines Zertifikates abhängig machen.
Auf diese Weise könnte man nach und nach alle Lebensrisiken ausschalten und am Ende des Lebens in blendender Gesundheit sterben.

Sorry, ich finde sie grauenhaft, die von dir angedachte "Kontrolletiwelt" und sehe dahinter die bei den Grünen verbreitete Gängelungsideologie in ihrer reinen Form.

Ich (Du und andere mögen das anders handhaben und "vorausschauend" tätig werden.) werde alles mir Mögliche tun, diesem Kontrollwahn und dieser Gängelei in mittlerweile immer mehr Lebensbereichen hinhaltend Widerstand entgegenzusetzen.
 
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Ja, auch sehr spannend ist eine Helmpflicht für Fahrradfahrer- und generell sollte man alle Menschen, Lebensmittel; Haustiere, Maschinen, Arbeitsprozesse usw. in allen Lebensbereichen in regelmäßigen Abständen kontrollieren und die Ausübung aller Tätigkeiten vom Vorliegen eines Zertifikates abhängig machen.
Auf diese Weise könnte man nach und nach alle Lebensrisiken ausschalten und am Ende des Lebens in blendender Gesundheit sterben.

Sorry, ich finde sie grauenhaft, die von dir angedachte "Kontrolletiwelt" und sehe dahinter die bei den Grünen verbreitete Gängelungsideologie in ihrer reinen Form.

Ich (Du und andere mögen das anders handhaben und "vorausschauend" tätig werden.) werde alles mir Mögliche tun, diesem Kontrollwahn und dieser Gängelei in mittlerweile immer mehr Lebensbereichen hinhaltend Widerstand entgegenzusetzen.

@Werbe :thumbup: :cheers:
 
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Ja, auch sehr spannend ist eine Helmpflicht für Fahrradfahrer- und generell sollte man alle Menschen, Lebensmittel; Haustiere, Maschinen, Arbeitsprozesse usw. in allen Lebensbereichen in regelmäßigen Abständen kontrollieren und die Ausübung aller Tätigkeiten vom Vorliegen eines Zertifikates abhängig machen.
Auf diese Weise könnte man nach und nach alle Lebensrisiken ausschalten und am Ende des Lebens in blendender Gesundheit sterben.

Sorry, ich finde sie grauenhaft, die von dir angedachte "Kontrolletiwelt" und sehe dahinter die bei den Grünen verbreitete Gängelungsideologie in ihrer reinen Form.

Ich (Du und andere mögen das anders handhaben und "vorausschauend" tätig werden.) werde alles mir Mögliche tun, diesem Kontrollwahn und dieser Gängelei in mittlerweile immer mehr Lebensbereichen hinhaltend Widerstand entgegenzusetzen.


Genau so ist es, sehr gut beschrieben :-D
 

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