Hallo,
mein Urgroßvater führte von 1922 bis 1973, also 51 stolze Jagdjahre (inkl. der "verbotenen Zeit" nach dem Schnepfenstrich 1945 bis zur Rückgabe des Jagdrechtes in Rheinl.-Pfalz 1951), davon 35 Jahre als Pächter, als einzige Jagdwaffe einen Drilling (Burgsmüller Hahndrilling 16/65-9,3x72R, zuerst mit SP-Läufe, ab Okt. 1927 dann mit Nitrolaufbündel) auf alles hier vorkommende Wild (reichlich Reh- und Schwarzwild, Rotwildrandgebiet, Raubwild (bis in die 50er Jahre auch noch Habicht und Bussard) und NW (Hase, Rebhuhn, Fasan, Schnepfe). Für "waffenlose" Jagdgäste hatte er ab 1945 einen K98k (den hatte ein dt. Soldat beim Rückzug im März ´45 einfach am Ortseingang abgestellt), den er nach Pachtaufgabe 1964 einem Jungjäger ausm Nachbarort schenkte, der sich einen Jagdrepetierer daraus bauen ließ.
Zeitlebens schoß mein Urgroßvater den Drilling über Kimme und Korn, mit der langen Visierlinie des 68cm langen Laufbündels funktionierte das hervorragend. Für den nächtl. Fuchs- und SW-Ansitz am Luderplatz wurde die Leuchtfarbe eines zerdrückten Glühwürmchens auf das Korn geschmiert, als nach´m Krieg Leuchtfarbe erhältlich war, wurden die vordersten 3cm der Laufschiene damit eingepinselt.
Geschossen wurde mit Schrot (zuerst Rottweil Waidmannsheil, später dann die rote Neckermann Brilliant) auf NW (das bis in die 60er/70er Jahre noch reichlich da war) und bis in die 30er Jahre auch auf Rehwild (Rehposten 5,5-6,5mm), ich habe hier noch ein 6er-Gehörn eines Bockes den er 1927 geschossen hat und zw. Augenhöhle und Stirnnaht ein rd. 5mm dickes, kreisrundes Einschußloch eines Postenschrotes hat.
Sauen auf Schrotschußentfernung mit Sauposten (8-9mm) oder der "Hohlkugel", Rotwild oder SW/Rehwild über Schrotschußweite, also 40-100m mit dem nickelplatierten RWS 12,5g Cu-TMF aus der 9,3x72R.
Die Lust nach ´nem anderen Gewehr oder später einer Zieloptik für den Drilling hatte er zeitlebens nicht, obwohl er das Geld dazu gehabt hätte. Er führte als einzige Jagdoptik ein Uralt-FG mit 38mm Objektiv und rd. 3,5x Vergrößerung, das sich sein Onkel in den 1890er Jahren gekauft hatte und ihm, als er seine ersten jagdl. Schritte in der Zeit 1905-1910 (mein Uropa war Jahrgang 1889) schenkte.
Desweiteren hatte er ein einfaches Klapptaschenmesser mit Holzgriff, einen Segeltuchrucksack, Lodenmantel und grünen Filzhut.
Das war (vorm Drilling führte er eine 16er Hahndoppelflinte mit Lefauxeauverschluß, die nach Drillingskauf 1922 sein jüngerer Bruder bekam) für knapp 70 reichlich erfüllte Jagdjahre seine ganze Jagdausrüstung.
"SUV" für die Jagdpacht in der Nachbargemeinde, die er von 1924-45 hatte, war seine 500er oder 550er Zündap oder DKW.
Soviel zu: Drilling ist keine vollwertige Jagdwaffe, man führ entweder Büchse oder Flinte.
Grüße
Sirius