Irgendwie fehlt mir etwas die Stringenz in deiner Argumentation.
Nö!
Bei den Brackenleuten kritisierst Du, dass sie sich nicht an neue Einsatzbereiche anpassen.
Bei den Brackenleuten - übrigens nicht bei "den Brackenleuten" allgemein, sondern bei
einigen Vereinsverantwortlichen (!), kritisiere ich, dass sie keine klaren Vorstellungen davon haben, wo sie stehen, wo sie hinwollen und wie sie züchterisch dorthin kommen sollen.
Ich kritisiere, dass ein Prüfungskonstrukt, das sich an den Ausgangsbedingungen der Rassen in ihrer Herkunftsregion orientiert (weil es DORT NOCH den jagdlichen Realitäten entspricht), HIER sich zunehmend vom jagdlichen Einsatz dieser Hunde entfernt. Eine GP-Vorgabe, nach der z.B. nur die Laute Jagd am Hasen oder Fuchs bewertet wird, ist imho nicht mehr zeitgemäß, Vergelichbarkeit zu den Ösis hin oder her...
Bei den Vorstehhunden nörgelst Du rum, dass die nicht alle mehr dem Ursprungszweck entsprechend eingesetzt werden.
Nein, bei Vorstehhunden (und anderen Rassegruppen) nörgele ich darüber rum, dass sie in einem neuen Arbeitsfeld eingesetzt werden, ohne dass die Masse der Hunde die dafür gem. objektiver Definition notwendigen kynologischen Voraussetzungen mitbringt - und dass sich die Zuchtvereine (zumindest teilweise) um diese Tatsache einen feuchten Kericht kümmern, sondern lieber die Definition verbiegen, als ihren Job zu erledigen!
Versucht wer eine Gebrauchskreuzung für einen Einsatzzweck zu schaffen, ist das völlig indiskutabel.
Eine "Gebrauchskreuzung" ist für mich dann indiskutabel, wenn sie - genauso wie oben bei den Vorstehhunden - bereits bei den Ausgangsprodukten das Fehlen elementarer Voraussetzungen ignoriert bzw. zumindest teilweise dafür bewusst tierschutzrelevante Eigenschaften mit einzubringen versucht.
Ich halte z.B. die sog. "Ardennenbracke" derzeit ebenfalls (noch) für eine reine Gebrauchskreuzung und das ganze Gesäusel über die angebliche Wiedererweckung einer "uralten" Rasse für nichts anderes als ein Aufspringen eines Trittbrettfahrers auf einen fahrenden Zug. Aber im Gegensatz zu anderen, hier bereits mehrfach genannten Kreuzungsprodukten geht man bei dem Verein mit einer klaren Vorstellung von dem ans Werk, was man haben will - und v.a. was dafür kynologisch notwendig ist! Und um von den Bracken wegzukommen, nenne ich hier einmal den Weg, den man bei den Westfalenterriern gegangen ist, als in mehrfacher Hinsicht beispielhaft.
Wohlgemerkt es geht dabei immer um das Thema Stöbern.
Geeenau, und dann stellen wir uns mal ganz dumm und fragen, was das denn überhaupt ist, das "Stöbern": Nach allgemeiner Definition gehört dazu das eigenständige Suchen von Haarwild in einem größeren Waldkomplex, das Finden, Aufjagen und (spur-/fährten-)laute Verfolgen solange, bis das Stück entweder zur Strecke gekommen ist oder den Jagdbogen verlassen hat (Sonderfall: dickfelliges Schwarzwild bleibt im Hinterkopf).
Die beiden inhaltlich nächstgelegenen Arbeitsbereiche stellen zum einen das "Brackieren" dar und zum anderen das "Buschieren".
Das Brackieren, klassischerweise auf Hase und Fuchs, baut primär auf die spezifischen Fluchtstrategien dieser beiden Wildarten, die, laut gejagt, eben über kurz oder lang vor dem Hund wieder in ihr eigenes Revier zurück flüchten. Eine Strategie, die beim Rehwild mit Einschränkungen, funktioniert, bei Rot- oder Schwarzwild praktisch gar nicht, was dazu führt, dass unerfahrene Hund nicht selten gerade diesen beiden Wildarten (zu) lange nachhängen, v.a. dann, wenn eben der Bogen zu klein gewählt ist.
Primäres Brackenproblem also: die Bogenreinheit bzw. die Treibenegröße.
Demgegenüber steht das "Buschieren", bei dem, weil eben unter der Flinte und kleinräumig gejagt wird, sowohl die Selbstständigkeit des Arbeitens, der Laut als auch die Länge des Jagens bei der Bewegungsjagd auf Schalenwild zum Problem werden kann, denn je nach Biotop brauchts bei allen drei Schalenwildarten schon einen gewissen nachhaltigen Druck, damit diese sich nicht nach 100 Metern wieder stecken.
Primäres Buschiererproblem also: Laut und Treibengröße in zweifacher Hinsicht (Führergebundenheit und Weite des Jagens)
Komm mit deinem Denken mal weg von den Rassen und mehr hin zum konkreten Einsatz.
Das Thema Stöbern war faktisch nur beim Wachtel Teil der Entstehungsgeschichte.
Das mag sicherlich richtig sein, puristisch gedacht, endete damit das Portfolio der Rassen, die bei den Stöberjagden im Wald einzusetzen wären.
Entfernt man sich
Das Dilemma ist für die konkrete Jagdausübung recht einfach zu lösen.
Alle zur Brauchbarkeit, kein Stöbern ohne Brauchbarkeit, klare Strenge Regeln.
"Alle zur Brauchbarkeit": Grundsätzlich richtig, ist zu ergänzen mit dem Teilsatz "...die nicht innerhalb ihrer rassespezifischen Prüfungen die(selben oder härtere) Anforderungen erfüllen können.
"kein Stöbern ohne Brauchbarkeit": elementare Forderung, eigentlich auf jeden Hundeeinsatzbereich übertragbar! Müsste an die erste Stelle gestellt werden.
"klare Strenge Regeln": ebenfalls d´accord, die Regeln gibt dann aber "der Hund vor, nicht der Schwanz", will sagen, die Definition stammt von den Spezialisten und ist in allen Belangen zu erfüllen - alternativlos! Steht daher an Stelle zwei!
Das führt beim Kauf der Hunde auch umgehend dazu, dass nur Hunde gekauft werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit diese Prüfung bestehen. Das wiederum führt dazu, dass Züchter ihre Zucht entsprechend anpassen, oder halt nicht für den Markt züchten.
Na, und spätestens an dieser Stelle fängt dann das Gerangel und Gefeilsche an, denn hier müsste zwingend sowohl bei Rassevertretern/Gebrauchskreuzungsproduzenten als auch bei Welpenkäufern die Akzeptanz der o.g. Grundsätze vorhanden sein...