Wie erkennen Vorstehunde ob streichendes Flugwild krank ist?

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Also ich möchte mal eine Diskussion zu einem Thema anstoßen, das m. E. noch nie diskutiert wurde. Die Theoretiker werden sich wieder mit den Praktikern prügeln. Aber schauen wir einfach mal ob trotzdem was rauskommt.

Eigentlich komm ich ja ursprünglich aus dem Schweißhundelager. Nach entsprechender Praxis waren für meine Hunde Gesundfährten uninteressant. Wurde auf der Wundfährte mal gesundes Wild hoch, konnte ich unbedenklich schnallen. Die Hunde drehten oft nach einer Schrotschusslänge schon wieder um und ließen sich wieder an den Riemen legen. Einmal gab es eine längere Hetze auf einen gesunden Rehbock, welcher sich auf der gut sichtbaren Wundfährte eines anderen Rehbockes mit Waidwundschuss niedergetan hatte. Da war der Hund etwas irritiert.

Hinter mir liegen wieder erlebnisreiche Jagdtage in Ungarn mit hervorragenden Hunden. Mein Jagdfreund führt eine UK-Hündin im 3. Feld, der andere Jagdfreund eine DK-Hündin im 6. Feld. Beide Hunde werden eigentlich nur auf Federwild geführt. Die DK-Hündin steht sicher vor und durch, die UK-Hündin ist als Verlorenbringer einfach der Hammer und steht natürlich auch vor. Dies gilt auch für die Hunde des ungar. Gastgebers, meist DD oder UK.

Die Hunde arbeiten meist auf Fasan, Wachtel, Rebhuhn, Chukar, Rothuhn, Tauben und Enten, selten auf Hase.

Alle Hunde sind absolut rehrein, bringen das Wild immer lebend, wenn es noch lebt, Knautschen ist ein Fremdwort. Die UK-Hündin apportierte drei Mal eine Hochbrutflugente des Nachbarn, welche immer durch den Zaun schlüpfte. Die Ente überstand alles unbeschadet.

Immer wieder Rehwild.....aber alle Hunde lassen sich zurück rufen...
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Was uns aber immer wieder fasziniert, ist die offensichtliche Tatsache, dass diese Hunde bei Fasanen, die vor ihnen abstreichen und beschossen werden genau wissen, ob sie getroffen wurden oder nicht. Dazu bekommen wir auf allen Jagden die Bestätigung. Wir buschieren dort entlang der dicht bewachsenen Gräben. Der nächste Graben ist meist mindestens 500 m entfernt. Man kann den Fasanen sehr weit hinterher schauen.

Zuerst sahen wird dies bei Lupo, einem DD des ungar. Gastgebers und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Jetzt machen es unsere Hunde genauso.

Ich beschieße einen Hahn, breitstreichend eigentlich kein Problem. Er ruckt nicht und lässt keine Feder, streicht wie gesund hab. Dann grad am Horizont kurz vor dem Verschwinden so auf 500 oder mehr Meter geht er zu Boden, vermutlich noch auf dem Acker. Die UK-Hündin kommt mit dem verendeten Fasan aus dem Horizont raus und bringt ihn. Dies ist uns wieder ein paar Mal passiert. Andere Fasane wurden kurz auf Sicht angehetzt, dann brachen die Hunde nach 100 m ab. Die Fasane strichen weiter und sind dem Anschein nach gesund in der nächsten Hecke eingefallen.

Das Schöne beim Buschieren ist die Tatsache, dass man für die Nachsuche genug Zeit hat. Geht man so einem Fasan nach, den der Hund nicht verfolgt hat, dann bringt man in am Einfallort normal nicht mehr in die Luft, wenn er gesund ist. Er läuft davon.

Aber immer wieder das „Herausbringen aus dem Horizont“. Mal leben die Fasane noch und andere sind auch verendet (werden also nicht totgeschüttelt). Leider hab ich davon nur Videos.

Woran erkennen die Hunde, dass es sich lohnt diese Fasane mit Sichthetze zu verfolgen? Verlieren die beschossenen Fasane irgendeine Witterung, die zu Boden fällt? Wir wissen es nicht. Die Fasane streichen in derselben Höhe und mit gleicher Geschwindigkeit weiter.

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Interessante Frage. Ich denke das es an der Witterung liegt. Es reicht doch schon wenn das getroffene Stück einen Tropfen Schweiß verliert. Wenn es für den Schützen visuell nicht wahrnehmbar war, das das Stück getroffen wurde dann denke ich kann es der Hund auch nicht besser gesehen haben.

Eventuell kann der Hund akustisch einen Unterschied wahrnehmen wenn die Schrote ihr Ziel treffen. Oder das Stück gibt einen, für das menschliche Ohr nicht wahrnehmenbaren laut von sich bei einem Treffer.

Aber am plausibelsten ist für mich die Witterung bei einem Treffer.
 
G

Gelöschtes Mitglied 18817

Guest
Erfahrene Niederwildhunde können die Bewegungsmuster wesentlich besser lesen als der Schütze. Da reichen schon minimale Veränderungen im Flug der Körperhaltung etc, die der Schütze nicht sieht und auch nicht versteht
 
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Hast du die Windrichtung in deinen Beobachtungen berücksichtigt?

Guillermo
Das hatte keinen Einfluss die Hähne streichen beim Buschieren eigentlich in alle Richtungen.
Am ersten Tag sind die Fasane eher flach abgestrichen, wollten schnell wieder in die Deckung. Der zweite Tag war ganz anders. Die Hähne sind meist gegen den Wind steil hoch abgestrichen. Dann wollten sie mit dem Wind. Dazu hat es aber meist nicht gereicht.
An allen Tagen hatten wir mehrmals die Beobachtung dieses 7. Sinnes beim Verlorenbringen.

Beim Buschieren aus niedrigen Hecken kann man die Fasane auch schön rauslassen. Hier ein Bild eines Teils der Beute. Aber es passiert eben grad mal bei den "Elfmetern ohne Torwart"

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Aber wenn Hund die Schwimmspur einer gesunden Ente arbeitet, dann sind diese Wesen schon in Sinnesleistungen unterwegs, die unsere Vorstellungskraft sprengen.
In CZ arbeitet ein KlM die unter Wasser schwimmenden Fischotter anhand der Luftlblasen die aufsteigen.
Der Otter nimmt den Hund auch nicht als Feind war, im Wasser leben ja offensichtlich nur Freunde und Beute welche man fressen kann.
 
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Also ich möchte mal eine Diskussion zu einem Thema anstoßen, das m. E. noch nie diskutiert wurde. Die Theoretiker werden sich wieder mit den Praktikern prügeln. Aber schauen wir einfach mal ob trotzdem was rauskommt.

Eigentlich komm ich ja ursprünglich aus dem Schweißhundelager. Nach entsprechender Praxis waren für meine Hunde Gesundfährten uninteressant. Wurde auf der Wundfährte mal gesundes Wild hoch, konnte ich unbedenklich schnallen. Die Hunde drehten oft nach einer Schrotschusslänge schon wieder um und ließen sich wieder an den Riemen legen. Einmal gab es eine längere Hetze auf einen gesunden Rehbock, welcher sich auf der gut sichtbaren Wundfährte eines anderen Rehbockes mit Waidwundschuss niedergetan hatte. Da war der Hund etwas irritiert.

Hinter mir liegen wieder erlebnisreiche Jagdtage in Ungarn mit hervorragenden Hunden. Mein Jagdfreund führt eine UK-Hündin im 3. Feld, der andere Jagdfreund eine DK-Hündin im 6. Feld. Beide Hunde werden eigentlich nur auf Federwild geführt. Die DK-Hündin steht sicher vor und durch, die UK-Hündin ist als Verlorenbringer einfach der Hammer und steht natürlich auch vor. Dies gilt auch für die Hunde des ungar. Gastgebers, meist DD oder UK.

Die Hunde arbeiten meist auf Fasan, Wachtel, Rebhuhn, Chukar, Rothuhn, Tauben und Enten, selten auf Hase.

Alle Hunde sind absolut rehrein, bringen das Wild immer lebend, wenn es noch lebt, Knautschen ist ein Fremdwort. Die UK-Hündin apportierte drei Mal eine Hochbrutflugente des Nachbarn, welche immer durch den Zaun schlüpfte. Die Ente überstand alles unbeschadet.

Immer wieder Rehwild.....aber alle Hunde lassen sich zurück rufen...
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Was uns aber immer wieder fasziniert, ist die offensichtliche Tatsache, dass diese Hunde bei Fasanen, die vor ihnen abstreichen und beschossen werden genau wissen, ob sie getroffen wurden oder nicht. Dazu bekommen wir auf allen Jagden die Bestätigung. Wir buschieren dort entlang der dicht bewachsenen Gräben. Der nächste Graben ist meist mindestens 500 m entfernt. Man kann den Fasanen sehr weit hinterher schauen.

Zuerst sahen wird dies bei Lupo, einem DD des ungar. Gastgebers und kamen aus dem Staunen nicht heraus. Jetzt machen es unsere Hunde genauso.

Ich beschieße einen Hahn, breitstreichend eigentlich kein Problem. Er ruckt nicht und lässt keine Feder, streicht wie gesund hab. Dann grad am Horizont kurz vor dem Verschwinden so auf 500 oder mehr Meter geht er zu Boden, vermutlich noch auf dem Acker. Die UK-Hündin kommt mit dem verendeten Fasan aus dem Horizont raus und bringt ihn. Dies ist uns wieder ein paar Mal passiert. Andere Fasane wurden kurz auf Sicht angehetzt, dann brachen die Hunde nach 100 m ab. Die Fasane strichen weiter und sind dem Anschein nach gesund in der nächsten Hecke eingefallen.

Das Schöne beim Buschieren ist die Tatsache, dass man für die Nachsuche genug Zeit hat. Geht man so einem Fasan nach, den der Hund nicht verfolgt hat, dann bringt man in am Einfallort normal nicht mehr in die Luft, wenn er gesund ist. Er läuft davon.

Aber immer wieder das „Herausbringen aus dem Horizont“. Mal leben die Fasane noch und andere sind auch verendet (werden also nicht totgeschüttelt). Leider hab ich davon nur Videos.

Woran erkennen die Hunde, dass es sich lohnt diese Fasane mit Sichthetze zu verfolgen? Verlieren die beschossenen Fasane irgendeine Witterung, die zu Boden fällt? Wir wissen es nicht. Die Fasane streichen in derselben Höhe und mit gleicher Geschwindigkeit weiter.

Anhang anzeigen 205174Anhang anzeigen 205175Anhang anzeigen 205176
Mal abgesehen vom Neid reinsten Wasser, ob der NW Jagdmöglichkeit, eine reine Theorieantwort: ich vermute, das wenige Schrote reichen um eine Witterung zu erzeugen. Die erzeugt eine „Luftspur“, die auch nach unten fällt und so dem Hund die Richtung zeigt.
Beleg dafür wäre, dass der Hund ziemlich zielgerichtet sucht, ggfs. unter Berücksichtigung des Windes. Vielleicht ändert sich auch die Witterung eines kranken Stückes? Das wäre jetzt der Versuch, einen jagdlichen Dreisatz zur Nachsuche zu machen

An „Kugelschlag“ oder minimalste Bewegungsveränderungen mag ich technisch nicht so ganz glauben. Grund ist, das ich nicht glaube, das zB wenige oder Randschrote dazu energietechnisch ausreichen, eine Bewegungsänderung zu verursachen.
 
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Das hatte keinen Einfluss die Hähne streichen beim Buschieren eigentlich in alle Richtungen.
Am ersten Tag sind die Fasane eher flach abgestrichen, wollten schnell wieder in die Deckung. Der zweite Tag war ganz anders. Die Hähne sind meist gegen den Wind steil hoch abgestrichen. Dann wollten sie mit dem Wind. Dazu hat es aber meist nicht gereicht.
An allen Tagen hatten wir mehrmals die Beobachtung dieses 7. Sinnes beim Verlorenbringen.

Beim Buschieren aus niedrigen Hecken kann man die Fasane auch schön rauslassen. Hier ein Bild eines Teils der Beute. Aber es passiert eben grad mal bei den "Elfmetern ohne Torwart"

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Aber wenn Hund die Schwimmspur einer gesunden Ente arbeitet, dann sind diese Wesen schon in Sinnesleistungen unterwegs, die unsere Vorstellungskraft sprengen.
In CZ arbeitet ein KlM die unter Wasser schwimmenden Fischotter anhand der Luftlblasen die aufsteigen.
Der Otter nimmt den Hund auch nicht als Feind war, im Wasser leben ja offensichtlich nur Freunde und Beute welche man fressen kann.
Wenn man die Witterung also ausschließen kann, bleibt nur die Beobachtung über. Ein von Beutegreifern bekanntes Verhalten, die so kalkulieren, ob sich der Einsatz lohnt.

Guillermo
 
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Aber wenn Hund die Schwimmspur einer gesunden Ente arbeitet, dann sind diese Wesen schon in Sinnesleistungen unterwegs, die unsere Vorstellungskraft sprengen.
In CZ arbeitet ein KlM die unter Wasser schwimmenden Fischotter anhand der Luftlblasen die aufsteigen.
Der Otter nimmt den Hund auch nicht als Feind war, im Wasser leben ja offensichtlich nur Freunde und Beute welche man fressen kann.
Unlängst haben sie ja eine weitere Sinnesquelle der Hunde gefunden:

Gibts natürlich auch in wissenschaftlich...
 
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Wenn man die Witterung also ausschließen kann, bleibt nur die Beobachtung über. Ein von Beutegreifern bekanntes Verhalten, die so kalkulieren, ob sich der Einsatz lohnt.

Guillermo
Wieder ein Punkt den ich so zustimme, oft hat man Denkblockade.

Warum wird telemetriertes Federwild so oft und schnell geschlagen? Da genügt die kleinste "Veränderung". Für mich sind Studien zur Mortalität von gesenderten Federwild nicht einleuchtend. Suchen wir mal eine besenderte Kette Hühner und lassen nach dem Hochwerden einen Wander drauf fliegen. Ich wette er schlägt das besenderte Huhn.

Da genügen "kleine Defekte". Bespiel ein Fasanenhenne hatte bei einem Fuchsangriff (?) den kompletten Stoß verloren. Okay wächst nach aber was passiert bis dahin?
Zwei Tage ( ich habe die 7 Hennen immer von und zum Schlafgehölz beobachtet), dann schlug der Habicht genau diese Henne

Auch von der Krähenbeize wurde mir berichtet, das gebeizte Krähen oft irgendeinen kleinen "Defekt" hatten, der niemand aufgefallen ist.
 
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Bei Enten ist es mir mal so mit dem DD gegangen.
Eigentlich wollten wir nur schwimmen gehen, in einem kleinen Seitenarm der Wolga, der mit Schilf bestanden ist.
Diesmal war es anders, schon beim Eintreffen zeigte er mir deutlich an, dass da etwas Interessantes ist und das er unbedingt ins Schilf will.
Dort sind immer Enten und anderes Federwild, dass lässt ihn eigentlich kalt und er geht lieber mit mir schwimmen.
Ich habe ihn dann mit "Such voran" losgeschickt und er kam mit einer geflügelten und noch lebenden Ente zurück, diese abgenommen, den Hund abgeliebelt und das Stück versorgt.
Auf einmal mit hoher Nase wieder etwas aufgenommen, ....das Schauspiel wiederholte sich.

Die Stücke versorgt, dann doch noch etwas schwimmen gegangen... wie immer.
Die Holde war natürlich hoch erfreut
 

z/7

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Unlängst haben sie ja eine weitere Sinnesquelle der Hunde gefunden:

Gibts natürlich auch in wissenschaftlich...
Da ist schon sehr viel Konjunktiv drin. Dafür, daß Hunde sonst 0 Wärmeempfinden haben. Und außer lahmen Mäusen bei der Reichweite damit kaum was hergehen dürfte. Die bisherige Annahme, daß eine feuchte und damit kühle Nasenschleimhaut einfach das Riechergebnis verbessert, scheint mir um Welten stichhaltiger.
 
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Da ist schon sehr viel Konjunktiv drin. Dafür, daß Hunde sonst 0 Wärmeempfinden haben. Und außer lahmen Mäusen bei der Reichweite damit kaum was hergehen dürfte. Die bisherige Annahme, daß eine feuchte und damit kühle Nasenschleimhaut einfach das Riechergebnis verbessert, scheint mir um Welten stichhaltiger.
In der Studie sind keine Konjunktive.
Hier die Seite der Uni mit Link zur Veröffentlichung:
 
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