Bayern, wo darf Rotwild leben? Petition an den Bayerischen Landtag zur Lebensraumerweiterung.

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Die genetische Verarmung ist nun also die aktuelle Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Sollte das tatsächlich ein Problem sein und nicht nur Ausfluss fehlgeleiteten Forschungsmitteln und Erzählungen aus Berchtesgaden, dann liesse sich das wie früher einfach beheben: man importiert ein paar prächtige Hirsche und gut ist.
Die Debatte ist mehr als nur schräg. Sie ist überflüssig und schadet am Ende der Tierart, die man schützen will.
 
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Die genetische Verarmung ist nun also die aktuelle Sau, die durchs Dorf getrieben wird. Sollte das tatsächlich ein Problem sein und nicht nur Ausfluss fehlgeleiteten Forschungsmitteln und Erzählungen aus Berchtesgaden, dann liesse sich das wie früher einfach beheben: man importiert ein paar prächtige Hirsche und gut ist.
Das würde vermutlich daran scheitern, dass diese "prächtigen Hirsche" als bald vor eine der vielen Büchsen laufen und genauso wie viele der "einheimische" Hirsche im Kofferraum und anschließend in irgendwelchen Schlafzimmern verschwinden, (bevor sie die wertvollen Gene in dem neuen Lebensraum verbreiten konnten). Wäre dem nicht so, müsste eigentlich hinter jeden dicken Baum ein alter reifer Hirsch stehen (natürlich nur in den Rotwildgebieten).*
Ist aber nicht so. Und würde sich auch nicht ändern, wenn man die rotwildfreien Gebiete abschaffen würde und die Bejagung auf ganzer Fläche über Abschusspläne organisieren wollte.

Wer also das Rotwild wirklich auf ganzer Fläche und bayernweit vernetzt haben will, der muss das bestehende Reviersystem abschaffen. Wollen wir das wirklich? Die Folge wäre wohl ein Lizenzjagdsystem, was zur Folge hätte, dass in den rowtildreichen Bereichen mehr gejagt und erlegt würde und es so zur Auflösung der Zentren und zur flächigen Verteilung kommt. Kann man wollen, muss man aber im Hinblick auf die anderen Wildarten nicht unbedingt.

Ich war nicht dabei, aber wenn ich mich nicht täusche, dann wurden vor 50 Jahren überwiegend die Regionen zu Rotwildgebieten ausgewiesen, die bereits einen Rotwildbestand hatten und rotwildfreie Gebiete waren zum weit überwiegenden Teil bereits seit Generationen rotwildfrei. Die Ausweisung der rotwildfreien Gebiete hat also mit Nichten zur Ausrottung des Rotwildes in diesen Gebieten geführt. Soweit ich weiß, wurde z.B. in Mittelfranken der letzte Hirsch irgendwann um 18hundert schlag mich tot erlegt.
Die Debatte ist mehr als nur schräg. Sie ist überflüssig und schadet am Ende der Tierart, die man schützen will.
Täusch ich mich, oder ist das Rotwildgebiet, aus dem unser Themenstarter und auch die liebe C.M. kommt auf langer Front mit Rotwildgebieten in Österreich und darüber hinaus mit Rotwildgebieten in der Schweiz, Frankreich, Lichtenstein, Italien usw. verbunden???

Wenn die Petition aus den Hassbergen oder der Oberpfalz käme, wäre die Argumentation hinsichtlich der genetischen Verarmung um einiges glaubwürdiger. Der Forstenrieder Park bei München ist meines Wissens gegattert. da sind Wanderbewegungen eher selten.

*Das Problem tritt übrigens im Staatswald weniger auf, denn die zahlenden Pirschbezirksnehmer müssen immer damit rechnen, dass der Förster irgendwie dahinter kommt (Strafanzeige wegen Wilderei) und ein Förster wird seinen Beruf inklusive Pensionsansprüche nicht wegen so einem Knochen aufs Spiel setzen. Da sind die Risiken und Konsequenzen für private Jäger in den eigenen Revieren deutlich überschaubarer...
 
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Das würde vermutlich daran scheitern, dass diese "prächtigen Hirsche" als bald vor eine der vielen Büchsen laufen und genauso wie viele der "einheimische" Hirsche im Kofferraum und anschließend in irgendwelchen Schlafzimmern verschwinden, (bevor sie die wertvollen Gene in dem neuen Lebensraum verbreiten konnten). Wäre dem nicht so, müsste eigentlich hinter jeden dicken Baum ein alter reifer Hirsch stehen (natürlich nur in den Rotwildgebieten).*
Das tun sie jetzt auch schon in Rotwildgebiete. Nicht einmal auf einer zusammenhängender Jagdfläche von 10.000 ha. Irgendwann gehen die Hirsche einmal ein paar Meter weiter....
Ist aber nicht so. Und würde sich auch nicht ändern, wenn man die rotwildfreien Gebiete abschaffen würde und die Bejagung auf ganzer Fläche über Abschusspläne organisieren wollte.
Die Ausweisung von Rotwildgebieten alleine ändert nicht viel. Es ist aber ein Unterschied ob einer Wildart überhaupt das Lebensrecht eingeräumt wird oder ob Totalabschuss das Ziel ist.
Wer also das Rotwild wirklich auf ganzer Fläche und bayernweit vernetzt haben will, der muss das bestehende Reviersystem abschaffen. Wollen wir das wirklich? Die Folge wäre wohl ein Lizenzjagdsystem, was zur Folge hätte, dass in den rowtildreichen Bereichen mehr gejagt und erlegt würde und es so zur Auflösung der Zentren und zur flächigen Verteilung kommt. Kann man wollen, muss man aber im Hinblick auf die anderen Wildarten nicht unbedingt.
Das Reviersystem hat bewiesen, dass es für eine der Wildart Rotwild dienlichen Bewirtschaftung versagt hat. Ja dem ist so. Lassen wir mal Ausnahmen vor. Was nützen Vorschriften, die niemand kontrollieren kann? Beispiel Tschechien: Wir haben die Wildmarkenpflicht. Kein erlegtes Stück darf vom Erlegungsort ohne Wildmarke verbracht werden. Im Auto wird dann der dazugehörige Wildbegleitschein ausgefüllt. Wird ein Jäger mit Wild ohne Marke angetroffen, verliert er alles: Jagdschein und Waffenbesitzkarte. Erst vor wenigen Monaten wurde eine 15-köpfige "Bande" festgenommen. Die drei "Köpfe" gehen in den Knast. Dann schauen wir mal wie in Deutschland die Gerichte bei erwiesener Wilderei vorgehen. In den Staatsjagdrevieren wird jedes Stück mit sichtbarer Wildmarke fotografiert und dem Forstamt gemeldet. Würde so etwas eingeführt, die Waidheiligen würden Zeter und Mortio schreien.
Ich war nicht dabei, aber wenn ich mich nicht täusche, dann wurden vor 50 Jahren überwiegend die Regionen zu Rotwildgebieten ausgewiesen, die bereits einen Rotwildbestand hatten und rotwildfreie Gebiete waren zum weit überwiegenden Teil bereits seit Generationen rotwildfrei. Die Ausweisung der rotwildfreien Gebiete hat also mit Nichten zur Ausrottung des Rotwildes in diesen Gebieten geführt. Soweit ich weiß, wurde z.B. in Mittelfranken der letzte Hirsch irgendwann um 18hundert schlag mich tot erlegt.
Das mag sein, aber wir haben Rotwildgebiete wo das Rotwild teilweise von der Fläche verschwunden ist. Daran haben Staat und Privat gemeinsam die Schuld. Nicht zu vergessen: Die Rotwildgebiete von Thüringen und Sachsen waren durch einen wilddichten Zaun abgeschnitten.
Ähm, achja die Thüringer haben auch große Kahlflächen aufgrund der Trockenschäden. Die schaffen ihre Rotwildgebiete auch nicht aus Wildschadensgründen ab. Im Gegenteil, man sollte mal schauen wie das Rotwild auf den großen Freiflächen überhaupt zu Schaden geht und nicht gleich Weltuntergangsstimmung verbreiten. Die Schlagflora wird genug Äsung schaffen. Im Rehwild sehe ich die größere Gefahr. Aber das Thema hatten wir hier schon. Und wie @Mohawk richtig anmerkte, in der Streusandbüchse gelten wieder andere Regeln.
*Das Problem tritt übrigens im Staatswald weniger auf, denn die zahlenden Pirschbezirksnehmer müssen immer damit rechnen, dass der Förster irgendwie dahinter kommt (Strafanzeige wegen Wilderei) und ein Förster wird seinen Beruf inklusive Pensionsansprüche nicht wegen so einem Knochen aufs Spiel setzen. Da sind die Risiken und Konsequenzen für private Jäger in den eigenen Revieren deutlich überschaubarer...
Volle Zustimmung!
 
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Jäger unterstützen Petition​

Der Vorsitzende des Bayerische Jagdschutzvereins Miltenberg, Ralph Keller, will sowohl den Antrag des Bayerischen Jagdschutzverbandes zur »Abschaffung der Rotwildgebiete« als auch die vom Verein Wildes Bayern ins Leben gerufene Petition an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, und die damit verbundene Kampagne »Hirschkuh Hanna lernt fliegen«, unterstützen.
 
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Das würde vermutlich daran scheitern, dass diese "prächtigen Hirsche" als bald vor eine der vielen Büchsen laufen und genauso wie viele der "einheimische" Hirsche im Kofferraum und anschließend in irgendwelchen Schlafzimmern verschwinden, (bevor sie die wertvollen Gene in dem neuen Lebensraum verbreiten konnten). Wäre dem nicht so, müsste eigentlich hinter jeden dicken Baum ein alter reifer Hirsch stehen (natürlich nur in den Rotwildgebieten).*
Schon mal dran gedacht, dass Blut- bzw. Genauffrischung auch über weibliche Stücke erfolgen kann?
 
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Jäger unterstützen Petition​

Der Vorsitzende des Bayerische Jagdschutzvereins Miltenberg, Ralph Keller, will sowohl den Antrag des Bayerischen Jagdschutzverbandes zur »Abschaffung der Rotwildgebiete« als auch die vom Verein Wildes Bayern ins Leben gerufene Petition an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, und die damit verbundene Kampagne »Hirschkuh Hanna lernt fliegen«, unterstützen.
Wo hat denn der BJV welchen Antrag gestellt? Ist mir da was entgangen?
 
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Schon mal dran gedacht, dass Blut- bzw. Genauffrischung auch über weibliche Stücke erfolgen kann?
Im Prinzip ja, aber Neusiedlungen haben nach den bisherigen Erfahrungen immer ihren Anfang mit männlichen Stücken genommen. Ich denke das hat auch die Telemetrie so festgestellt. Sind Kahlwildpopulationen auch z.B. in ausgewiesenen Rotwildgebieten erst mal eleminiert, dauert es lange bis Kahlwild wieder nachwandert. Da muss der Druck schon auf anderer Fläche sehr hoch sein. Einen Wander-/Vertreibungseffekt können auch Drückjagden oder der Wolf auslösen.
Manchmal sind es sogar verwaiste Kälber die sich einem Hirsch anschließen und dann im neuen Lebensraum auftauchen.
 
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Schon mal dran gedacht, dass Blut- bzw. Genauffrischung auch über weibliche Stücke erfolgen kann?
Naja, so rein rechnerisch bringt ein "frisches" Alttier ein Kalb/Jahr zur Blutauffrischung (und da nur 50% weil Papa ja einheimisch), im 2. Jahr ein weiteres und wenn das 1.Kalb ein Wildkalb war, und alle noch am Leben sind, dann das auch ein weiteres Kalb, was dann aber nurnoch 1/4 frisches Blut mitbringt. usw...
Wenn man aber davon ausgeht, dass "fremde" Tiere sich erstmal in der neuen Umgebung zurechtkommen müssen und auch unter Alttieren - insbesondere den weniger verwandten gegenüber - mitunter ein ziemlicher Zickenkrieg herrschen kann, dann muss man davon ausgehen, dass "die neue" erstmal irgendwo am Rande stehen wird, ausgegrenzt wird und dadurch an ungewöhnlichen Stellen auftauchen wird. Sprich: es läuft samt seinem Nachwuchs deutlich starker Gefahr, vor irgendeiner Büchse aufzutauchen und samt Nachwuchs in der Kühlzelle zu landen.

Bei Hirschen ist da die Gefahr nicht ganz so groß, die sind abgesehen von der Brunft umgänglicher gegenüber Artgenossen (wissen ja wohl auch nicht, aus welcher Blutlinie der Kollege entstammt), können eher in einem Hirschrudel "untertauchen" und sind (sollten) aufgrund von entsprechenden Geweihmerkmalen als mittelalte Stücke eher geschützt sein, als Alttiere (siehe #49). (Man geht übrigens davon aus, dass überdurchschnittlich gut veranlagte Hirsche eher dazu neigen, neue Gebiete aufzusuchen, als unterdurchschnittliche). Dazu kommt, dass ein gewisses Alter vorausgesetzt, die Hirsche sich mit mehreren Stücken/Jahr vererben können. Der Einfluß der Blutauffrischung hat damit einen größeren Einfluss auf die Population. Bis das 1. Hirschkalb des eingewanderten Alttieres sich an der Brunft beteiligt vergehen meist ein paar Jahre.
 
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Bei uns wurde sehr erfolgreich Blutauffrischung gemacht. Die Geweihstärken sind seitdem förmlich "explodiert".
Kann aber nicht sagen, ob männlich oder weiblich ausgwildert wurde.
Jetzt, 40 Jahre später, zeigen sich aber wieder Probleme, z.B. hängende Augsprossen.
 
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Es gibt in Europa fast keinen Rotwildbestand der nicht durch "Blutauffrischung" verändert wurde. In CZ wurde z.B. Rusahirsche eingekreuzt (starke Stangen, gute Perlung) Es gibt einen sehr interessanten Beitrag von OFM Beninde zu diesem Thema, hab das uralte forstwissenschaftlich Zentralblatt leider nicht mehr. Unglaublich was da alles probiert wurde. Unter Göring mit Wapiti, aber die Brunft war dann beim Teifel, ein Gemisch aus Pfeifen und Röhren. Hab mal einen Sikamischling zugehört, zum Davonlaufen, da denkst es wird einer umgebracht.
Die "hängenden Augsprossen" kenn ich von einigen Trophäensammlungen. Gibt es da einen Zusammenhang mit Inzucht? Ich sah das auch schon bei Gatterhirschen. Dachte es liegt vielleicht am Futtertrog, etc. Aber da kann es ja ganz leicht Inzucht geben. Nachdem ja in Deutschland nicht wenige Hirsche für Ungarn und Österreich produziert werden, wäre das eine Erklärung wie die hängenden Augsprossen dann an die Trophäenwände kommen.
 

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