Die Repetiererin - Jakele J1

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Kennst eigentlich nur so, das die Läufe/ Rohlinge immer wieder mal im Herstellungsprozess thermisch entspannt werden. Aber das mag auch jeder Hersteller anders handhaben.
Ich stamme ja aus dem Maschinenbau und es ist tatsächlich so, dass Stahl nie ganz "tot" ist.
Er arbeitet einige Zeit nach seiner Herstellung noch.
Man kann diese Spannungen durch Wärmebehandlung teilweise heraus bekommen.
Es kommt immer darauf an, welche Toleranzen ich bei meinem Fertigteil erreichen möchte.
Dies auch mit Hinblick auf den Verzug bei wechselnden Temperaturen.
Wir haben damals z.B. Kleinstserien für den Motorsport hergestellt.
Die Mittelachse verschiedener Durchmesser durfte nur 0,0025 mm zueinander abweichen.
Das Material dafür wurde über mehrere Jahre eingelagert, bevor es verarbeitet wurde.
Mit diesem "entspannten" Rohmaterial waren diese Toleranzen gut zu erreichen, da das Rohmaterial fast keine Eigenspannung mehr hatte.
Mit nachträglich entspanntem Material eher schwierig, da man den Verzug bei Wärme nicht voraus sagen konnte.

Ich hoffe, dass das halbwegs verständlich erklärt war...
 
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Vergiss nicht die Jungjäger die auf keine jahrzehntelange Erfahrung verfügen.
Dort wo Jakeles bei der Ausbildung eingesetzt werden,gibt es große Begeisterung.
Das Office-2007-Problem: alle, die mit Office 97, 2000 und 2003 groß geworden sind, taten sich schwer, auf 2007 und später umzusteigen, weil alles ganz anders war.

Die jungen Kollegen, die erst in den 10er Jahren Kontakt zur IT erlangten, eben nicht.
Dafür haben wir jetzt Kunden, die erstmals auf der Arbeit Kontakt zu einem APC hatten o_O
 
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Und das macht mir ja sorgen. Ich war beim Bund mal 6 Wochen in der Bataillonswaffenkammer zwischengeparkt. Da lagen dann die gesammelten Unfallberichtsheftchen (Gesamtbundeswehr) für Unfälle und Beinaheunfälle in Zusammenhang mit Waffenhandhabung. Ich sag euch da passieren Sachen das glaubt man nicht. :oops: Und vor allem mit vermeidlich gesicherten oder vollständig entladenen Waffen!!!

Seit dem weiß ich: "Rechne mit deiner eigen Blödheit und vor allem mit der Blödheit der anderen. "
In meinem Büro hängt ein Zettel mit einem Zitat aus dem Jahresbericht des BAAINBw zu Vorfällen mit Waffen, Munition und Wirkmitteln:

"Der Hauptgefreite zog den Sicherungssplint [der Übungs-Handgranate, wahrscheinlich DM 58] und legte die Teile auf den Boden, um sie später wieder zusammenzusetzen."

Da hätte ich gern mal das Gesicht vier Sekunden später gesehen.
 
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Ich stamme ja aus dem Maschinenbau und es ist tatsächlich so, dass Stahl nie ganz "tot" ist.
Er arbeitet einige Zeit nach seiner Herstellung noch.
Man kann diese Spannungen durch Wärmebehandlung teilweise heraus bekommen.
Es kommt immer darauf an, welche Toleranzen ich bei meinem Fertigteil erreichen möchte.
Dies auch mit Hinblick auf den Verzug bei wechselnden Temperaturen.
Wir haben damals z.B. Kleinstserien für den Motorsport hergestellt.
Die Mittelachse verschiedener Durchmesser durfte nur 0,0025 mm zueinander abweichen.
Das Material dafür wurde über mehrere Jahre eingelagert, bevor es verarbeitet wurde.
Mit diesem "entspannten" Rohmaterial waren diese Toleranzen gut zu erreichen, da das Rohmaterial fast keine Eigenspannung mehr hatte.
Mit nachträglich entspanntem Material eher schwierig, da man den Verzug bei Wärme nicht voraus sagen konnte.

Ich hoffe, dass das halbwegs verständlich erklärt war...
Zu Beginn meiner Ausbildung (das ist jetzt wirklich lange her) wurde auf einen damals wichtigen, Unterschied zwischen herkömmlichen und wirklich hochwertigen Werkzeugmaschinen hingewiesen. Die besten Hersteller bearbeiteten die Maschinengestelle grob vor, schützen Sie gegen Korrosion und dann wurden sie zwei Jahre lang gelagert und zwar zum Entspannen. Dann erst wurden sie auf Fertigmaß gebracht. Die Wärmebehandlung zum Entspannen hieß früher „spannungsfrei glühen“. Heute wird sie als „spannungsarm glühen“ bezeichnet. Ich empfinde das als wesentliche Richtigstellung in Bezug auf hochpräzise Teile.
 
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Ich denke, Jakele hat die Lauffertigung an einen Hersteller vergeben, der zumindest gute Standardware abliefert.
 

GMV

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Zu Beginn meiner Ausbildung (das ist jetzt wirklich lange her) wurde auf einen damals wichtigen, Unterschied zwischen herkömmlichen und wirklich hochwertigen Werkzeugmaschinen hingewiesen. Die besten Hersteller bearbeiteten die Maschinengestelle grob vor, schützen Sie gegen Korrosion und dann wurden sie zwei Jahre lang gelagert und zwar zum Entspannen. Dann erst wurden sie auf Fertigmaß gebracht. Die Wärmebehandlung zum Entspannen hieß früher „spannungsfrei glühen“. Heute wird sie als „spannungsarm glühen“ bezeichnet. Ich empfinde das als wesentliche Richtigstellung in Bezug auf hochpräzise Teile.
Ein ähnliches Vorgehen hat(te?) Česká zbrojovka (Uherský Brod), auch bekannt als CZ zur Vorbereitung ihres Stahls zur Waffenherstellung. Der wurde auch erstmal eine gewisse Zeit rostgeschützt "abgelagert", bevor er endgültig verarbeitet wurde.
Auch Holz arbeitet ja bekanntermaßen - Holzschäfte neuerer CNC-Waffen sind z.B. nicht nur wegen der "optimierten" Bearbeitung so klobig, sondern auch, damit es weniger verzieht. Würde man mit dem heute im Mittel eher kurz gelagerten Holz so filigrane Schäfte wie früher bauen, wäre der Verzug um einiges höher.

Um noch was konkret zum Thema zu sagen:

Mich freut es, dass die Waffe ihre Liebhaber gefunden zu haben scheint. Ist doch schön, wenn ein hiesiges Produkt am Markt plaziert werden kann. Die weiter oben erwähnte Sichtweise, die J1 eher wie eine mehrschüssige Kipplaufbüchse statt Vollblutrepetierer zu sehen ist wie ich finde sehr zutreffend.

Die angesprochene "Waidgerechtigkeitsesoterik" ist imho eher der etwas missglückte Versuch, potentiellen Käufern die Magazingröße(oder bessergesagt die Magazinkleinheit) schmackhaft zu machen und ggf. vom möglichen wahren Grund abzulenken (mögliche Patentverletzungen bei mehr Kapazität?). Ist aber nur eine Vermutung meinerseits.

Ich persönlich werd sie mir auf jeden Fall mal ankucken, genau wie die neue Dentler, da ich eine kurze, mehrschüssige Büchse mit normaler Lauflänge sehr spannend finde. (Mauser 66, R8 etc...sind mir bekannt)
 
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Die angesprochene "Waidgerechtigkeitsesoterik" ist imho eher der etwas missglückte Versuch, potentiellen Käufern die Magazingröße(oder bessergesagt die Magazinkleinheit) schmackhaft zu machen und ggf. vom möglichen wahren Grund abzulenken (mögliche Patentverletzungen bei mehr Kapazität?). Ist aber nur eine Vermutung meinerseits.
Ach, ist halt Marketing. Andere Hersteller lassen ihre Produkte auf dem Foto von einem Büchsenmacherdarsteller streicheln, so soll der Kunde glauben, das "Massenprodukt" wäre eine Handwerksarbeit. Der Jakele-Spruch ist allerdings wirklich etwas seifig. "3x Peng ist genug" hätte auch ohne Waidgerechtiskeitsrethorik völlig gereicht.
 
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Zu Beginn meiner Ausbildung (das ist jetzt wirklich lange her) wurde auf einen damals wichtigen, Unterschied zwischen herkömmlichen und wirklich hochwertigen Werkzeugmaschinen hingewiesen. Die besten Hersteller bearbeiteten die Maschinengestelle grob vor, schützen Sie gegen Korrosion und dann wurden sie zwei Jahre lang gelagert und zwar zum Entspannen. Dann erst wurden sie auf Fertigmaß gebracht. Die Wärmebehandlung zum Entspannen hieß früher „spannungsfrei glühen“. Heute wird sie als „spannungsarm glühen“ bezeichnet. Ich empfinde das als wesentliche Richtigstellung in Bezug auf hochpräzise Teile.
Du wirst lachen, aber diese hoch präzisen Teile, habe ich auf einer Maschine aus den 70ern, mit geschabten Maschinenbett gefertigt.
Versuche mit modernen NC gesteuerten Maschinen, brachten nicht den gewünschten Erfolg...
 
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Ein Vergleich der J1 mit zwei anderen spannenden Konzepten war auf der Hohen Jagd in räumlicher Nähe möglich. Ich hab mir das nachträglich jetzt ein wenig zurechtgelegt und in den für mich wesentlichen Kategorien Gewicht / Handlichkeit, Führigkeit, Sicherheit gegen unbeabsichtigte Schußauslösung und Qualität des Abzuges zurechtgelegt. Das ist zugegeben alles subjektiv.

Jakele J1
  • Gewicht: Angenehm leicht
  • Führigkeit ist gegeben - aber auf Kosten von Lauflänge und Magazinkapazität.
  • Sicherheit - automatisch entspannt - aber nicht jeder mag die Spannung über den Mittelfinger
  • Abzug - Gut auch für weitere Schüsse, die aber wegen kurzer Läufe fragwürdig sind.
  • Montage: Montagevorbereitung Blaser / Jakele am Lauf
  • Preis ca 5.000 bis 12.000 je nach Holz.

Dentler
  • Gewicht: In Ordnung - Ist als Bullpup eher hecklastig.
  • Führigkeit: Als Bullpup mit normaler Lauflänge angenehm kurz.
  • Sicherheit: automatisch entspannt - Der starke Druck auf den Handballen ist gewöhnungsbedürftig.
  • Abzug: Wegen Sicherheit 800g - leider relativ kratzig. Für weite Schüsse weniger geeignet.
  • Montage: Dentler Montage zwingend am Lauf
  • Preis: ca 5.000 bis 6.500 (je nach Zubehör wie verstellbarer Schaft usw.)

TTS Xceed (Jagdausführung mit 308 Lauf und interner Mündungsbremse / Schalldämpfer;
  • Gewicht: eher hoch. Durch Trageweise wie Steyr AUG schräg vor der Brust viel angenehmer als auf einer Schulter und sofort im Anschlag. Für Bergjagd ist viel Kondition erforderlich.
  • Führigkeit: Bullpup mit 85cm Gesamtlänge bei 50 cm Lauf in 308. Tragekonzept gefällt mir.
  • Sicherheit: Wurde als Behördenwaffe entwickelt und darf bei entsicherter Waffe bei Fall aus 10m Höhe auf Beton keinen Schuß lösen. Somit ist die Waffe auch ungesichert sicher. Es kracht, wenn man abdrückt und sonst eben nicht.
  • Abzug: Voll einstellbarer Druckpunktabzug mit sehr guter Charakteristik - ein Matchabzug auch für weite Schüsse
  • Montage: Am System angefräste lange Picatinny Schiene
  • Preis: 6.500 in der Jagdausführung mit verstellbarem Schaft und Holz; Als Behördenausführung (Scharfschützengewehr) mit langem Lauf ca. 15.000
Mein persönliches Fazit:

Jakele:
  • Wäre für mich universell geeignet mit langem Wechsellauf auch für weite Schüsse
  • Sie ist nicht wirklich führig
  • Vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig mit der Spannung und der Magazinbedienung.
  • Die Plastikversion wäre mein Fall, weil unempfindlich
Dentler:
  • Wegen Abzug für mich nicht für Weitschüsse
  • Super führig
  • Sonst gut und innovativ
  • Montage ist innovativ aber mag ich nicht mehr so.
TTS Xceed
  • Wäre wegen des sehr guten und umfassend einstellbaren Abzugs und der militärisch- robusten Technik mein Favorit
  • wegen Kürze und Tageweise ideal führig und schnell schußbereit
  • Die integrierte Mündungsbremse mit Pufferraum im Vorderschaft gefällt mir sehr.
  • Gewicht ist gut beim Schuss aber man schleppt halt schwer. Wobei ich locker mehr als das ganze Waffengewichtes abnehmen könnte.
  • Sehr robuste Picatinny- Schiene am System - derzeit meine bevorzugte Montage
  • Der Hersteller schießt jeden Lauf in einem referenzsystem und protokolliert dessen Ablage. Wenn man für die Waffe einen Wechsellauf in anderem Kaliber bestellt, wir einer mit der selben Ablage auf 100m ausgesucht, so daß man am Glas nur minimal drehen muß.
 
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Wenn ich mir das TTS Xceed so anschaue, frage ich mich, warum man nicht mit einer AR10 oder 15 im Revier aufkreuzen soll. Ähnlich charmante Optik. Und der Selbstrepetierer garantiert schnellste Schussfolgen.
 
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Wenn ich mir das TTS Xceed so anschaue, frage ich mich, warum man nicht mit einer AR10 oder 15 im Revier aufkreuzen soll. Ähnlich charmante Optik. Und der Selbstrepetierer garantiert schnellste Schussfolgen.
Ups. Da muß ich mich gleich korrigieren. Xceed ist die Behördenversion.

Die kurze Jagdausführung ist die "TTS Repetierbüchse Xceed R"

Die hat sogar einen hölzerne Kammerstengel im gleichen Holz wie Vorher- und Hinterschaft. Fehlen nur noch bio- gegerbte Hirschleder- Applikationen, um damit Succcccess zu erzielen oder Professional zu wirken.
 

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