meiner persönlichen Ansicht nach sind bei der Frage woher bekommen wir Jungjäger vorallem folgende Punkte das Problem:
1. unsere Öffentlichkeitsarbiet ist eine Katastrophe, da brauch man sich nichts schön reden.
Wir müssen aktiv online und offline auf die Bevölkerung eingehen, Ihnen zeigen was wir im Revier machen und wozu das gut ist und die Leute einladen mitzumachen. Sei es nun bei der Raubwildbejagung, Niederwildhege, Wildschadensverhinderung in Wald und Feld, Kitzrettung etc. Da muss man die Leute aktiv online und offline einladen und evtl. auch mit Bratwurst und Bier danach motivieren mitzumachen. Wir Jäger bleiben gerne unter uns, das ist nicht schlau. Ich zumindestens habe noch nirgendwo eine Anzeige gelesen wie z.B.
"am xx.xx.xxxx wollen wir uns in xxx treffen und dort eine Hecke pflanzen/Wildschäden ansehen/ Weiden stecken/...., danach gemütlicher Ausklang, alle sind herzlich eingeladen uns zu unterstützen, bitte Anmeldung unter...."
Wir überlassen soetwas dem NABU etc., bleiben lieber unter uns und nutzen das häufig völlig verquere (daran kann man aber bei einer solchen Veranstaltung wunderbar arbeiten) aber doch erstarkende Naturschutzbewusstsein der Bevölkerung kaum. Viele Menschen versuchen heute etwas für die Natur zu machen, werden dabei aber nur von NABU etc. gelenkt.
Aus meiner Sicht ein klassisches Betätigungsfeld für KJS, Hegeringe etc., da diese das aber zumindestens in meinem (gefühlt recht großen) Dunstkreis nichts dergleichen aktiv anbieten und machen sondern sich nur für die Trophäenschau motivieren können werden wir das als private demnächst probieren.
2. Wir dürfen die Jagd nicht wie es vielerorts geschieht auf Wildschadensbekämpfung in Feld und Flur reduzieren. Das klassische und unwiederlegbare Beispiel merke ich als Hundeführer immer wieder und es zieht sich bewusst oder unbewusst durch alle Teile der Jägerschaft. Selbst Terrier und Teckel werden heute zu ganz großen Teilen nur noch für die Sau gezüchtet und nicht mehr für den Bau gezüchtet und eingesetzt, das sieht man an den Brustumfängen und an der Anzahl an Führern die aktiv baue bejagen.
Artenschutz in Form von wirklich aktiver Raubwildbejagung gibt es kaum noch, obwohl es sich lohnt. Ist aber halt sehr viel Aufwand und braucht passionierte Führer die nicht nur Kunstbaue sondern auch gerne und viel Naturbaue bejagen. Und wenn jetzt jemand sagt er schafft es zeitlich nicht jeden tag 5 fallen zu kontrollieren und auch noch einne Bauhund auszubilden und dann auch noch auf die Felder aufzupassen.....dann besorgt euch doch einen weiteren Jäger oder 2 die euch helfen....
Um es einfach zu sagen, mit dem Themen Fasan, Rebhuhn, Haase, Auerwild, Birkwild ist man als Menschenfänger deutlich besser aufgestellt als mit dem Thema ich habe die stärksten Böcke im Revier, denn es ist echter Artenschutz, Naturschutz und etwas ganz besonderes.
3. Wir lehnen zu viel kategorisch ab was aber demokratisch gewollt ist und nehmen uns als Ansprechpartner damit aus dem Spiel...
Anstatt zu sagen Wolf + Luchs ja bitte, wir kümmern uns darum indem wir diese Arten bewirtschaften, sagen wir Bloß nicht, wir (bzw. große teile der Jägerschaft) sind strikt dagegen. Damit scheiden wir als kompetenter Ansprechpartner aus und andere Naturschutzorganisationen erhalten die Deutungshoheit....wo das hinführt sehen wir grade.
Außerdem ist diese Haltung für viele Naturinteressierte die evtl. über einen Jagdschein nachdenken ein NoGo.
4. Wir müssen wieder mehr Hand in Hand mit Forst und Landwirtschaft zusammenarbeiten, große Teile der schlechten Presse uns gegenüber resultieren aus Wildschäden für die wir am Ende verantwortlich gemacht werden, sei es nun im Feld oder im Wald. Das ist nicht immer gerecht, aber was ist das schon...
Hohe Wildbestände verhindern in der Forstwirtschaft Klimastabile Mischwälder, das ist kein Geheimnis. (und mit Mischwald meine ich 3-5 Baumarten pro qm in der Naturverjüngung, macht euch mal die Mühe,geht raus und zählt diese) Das wiederum ist aber eine der Grundvorrausetzungen damit Arten wie Auerwild, Birkwild etc. überhaupt eine Chance haben. Gaaanz viel gemischte flächendeckende Deckung im Wald.
Hohe Schwarzwildbestände in der Landwirtschaft und deren Schäden sind uns allen bekannt. Die hohen Bestände von verbeissendem Schalenwild in vielen Feldrevieren verhindern aber eben auch Artenreichtum in den Feldgehölzen, das Niederwild braucht aber dieses Artenreichtum. Ergo auch das in vielen Feldrevieren zahlenmäßig sehr stark vorkommende Rehwild macht große Schäden, auch wenn diese nicht zu zahlen sind.
Klar ist auch, die moderne Landwirtschaft mit Ihren Monokulturen, Spritzmitteln usw. und die früher mal moderne Forstwirtschaft mit Ihren Monokulturen tut Ihr übriges dazu. Wir können nicht an allen Schrauben drehen, aber wenn wir an denen drehen die wir als Jäger drehen können ist viel gewonnen.
Die Formel ist am Ende ganz einfach....Wildbestände ernsthaft reduzieren über alle Wildarten (nicht nur die, die in den Revieren monetären Wildschaden machen sonder eben auch Raubwild und Schwarzwild im Wald und Rehwild, Rotwild etc. im Feld) bringt Artenreichtum und versöhnt uns mit Förster und Bauer. Wenn wir diese beiden mächtigen Lobbygruppen an der Hand haben geht es uns besser als wenn diese uns beschimpfen.
Zu einem Punkt noch den ich vorher gelesen habe zwecks Vereinfachung der JJ Ausbildung. Das halte ich für Unsinn. Wir müssen uns mit dem Thema Naturschutz und den verschiedenen Baum und Pflanzenarten besonders gut auskennen als Jäger und nicht nur normalgut um saubere öffentlichkeitsarbeit auch im kleinen leisten zu können. UND aus meiner Sicht müsste die Schießprüfung deutlich erschwert werden und das schießen und abfangen mit der kalten Waffe noch mehr geübt werden. Auch als JJ kann man schnell in eine doofe Situation kommen in der man am Ende alleine ist, sei es das kranke hochflüchtige Stück auf einer DJ oder der Hund der sich mit einer Sau in der Dickung streitet oder der angefahrene Keiler im Strassengraben. Nur ganz viel Übung bringt Routine in einer solchen Situation, und die ist Wichtig damit wir unseren Auftrag erfüllen können. Sicheres, sauberes und wirklich schnelles ansprechen und schießen oder abfangen muss noch stärker im Vordergrund stehen. Dafür reicht der laufende Keiler als schwerste Disziplin aber eben nicht.
Wenn der Keiler den Hund erst erschlagen hat oder das kranke Stück Wild 5 km weiter entsetzlich verendet und verludert ist, dann ist "ich habe den Finger grade gelassen weil es mir zu schnell war" oder "ich weiß nicht wie man ein Stück Wild mit der kalten Waffe sicher abfängt" einfach eine extrem schlechte Antwort. Das liegt aber garnicht an dem jeweiligen Jäger sondern nur an dessen jeweiliger Ausbildung. Mann muss einfach wirklich beherrschen in einer schwierigen Situation ohne besondere Selbstgefährdung und ohne die Gefährdung andere ein Stück Wild zu erlegen und das sollte auch eine der Hauptprioritäten im JS sein mMn.