Mit Hirn und Panzer fährt man sich zu 90% nicht fest!
HAZ:
Burgdorf
Ort des Geschehens vor mehr als 40 Jahren war das moorige Waldgebiet „Heister“, wo mehrere Leopard-Panzer im „Paradies“ an der Depenauer Mühle festsaßen und das gleich für mehrere Tage. Was war passiert?
Im Oktober 1972 führten britische Militärverbände das Herbstmanöver „Eternal Triangle“ durch. 9000 Soldaten waren beteiligt, darunter auch Einheiten der Bundeswehr. Deutsche Panzerabteilungen aus Lüneburg waren bis Peine mit der Bahn transportiert worden und setzten von dort aus ihren Weg über Landstraßen bis in den Raum Steinwedel fort.
Die angenommene Gefechtslage: Die britischen Truppen markierten den Feind in den Wäldern südlich von Burgdorf. Am Donnerstag, 5. Oktober 1972, sollte früh morgens die entscheidende militärische Auseinandersetzung im „Paradies“ an der Depenauer Mühle und in dem umliegenden Waldgebiet „Heister“ stattfinden. Mittwochabend gingen die Verbände in Stellung.
Am Donnerstag früh um 6 Uhr schreckte das Grollen der schweren Motoren das Wild in dem kleinen Wäldchen auf. Die grauen Panzer rollten in breiter Front auf und neben dem Feldweg an der Depenauer Mühle in Richtung Burgdorfer Südstadt. Doch plötzlich geriet das Manöver ins Stocken. Die 40 Tonnen schweren Kolosse hatten auf dem morastigen Untergrund keine Chance, durchzukommen. Alle Panzer vom Typ Leopard versanken im Moor, zwei von ihnen sogar bis in Höhe des Kanonenrohrs.
Das Burgdorfer Kreisblatt berichtete über den Vorgang. Der Redakteur Diederich Janssen war vor Ort und beschrieb die Situation mit folgenden Worten:
„Panzerkommandant Meyer stand im Turm seines Leopard und träumte gerade von einem handfesten Frühstück, als die stählernen Raupen zum ersten Mal durchdrehten. Er konnte gerade noch ein dreifaches und militärisch kurzes Es-Ce-Ha durch die Zähne quetschen, dann hing der Leopard schräg im ,Paradies‘. In Unkenntnis der tückischen Bodenverhältnisse dieses Gebietes, das zwar den Namen des Garten Eden trägt, sonst jedoch recht wenig mit dem Paradies gemein hat, war der Leopard in ein Moorloch gelenkt worden. Bevor der folgende Panzer gewarnt werden konnte, war auch dieser in die Moorfalle gegangen.
Der Aufmarsch stockte, die Tommys warteten vergeblich auf den Abschuss. Als schließlich ein Bergepanzer eintraf, um die Havaristen dem ,Paradies‘ zu entreißen, dauerte es nur kurze Zeit, bis auch dieser Koloss mit der Wanne auflag. Nun liefen die Nato-Leitungen heiß. Der Manöverstab der Verbündeten wurde informiert. Eine britische Bergungsabteilung setzte sich in Marsch. In respektvoller Entfernung wurde sie verankert. Man befestigte Seilzüge, ruckte an. Aber der Boden gab nach.“
Es dauerte fast drei Tage, bis das Problem gelöst war. Eine Hubschrauber-Transportstaffel der Royal Air Force wurde alarmiert und brachte eine größere Menge von Bahnschwellen an den Unglücksort. Pioniere bauten damit einen festen Untergrund für die Bergungspanzer. Sie konnten die versunkenen Leoparden nach und nach befreien. Für die Erstattung der Manöverschäden musste die Royal Army tief in die Kasse greifen.
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