Deutschland und seine Schlachthöfe

Registriert
28 Jan 2019
Beiträge
6.259
Nun, ganz so war es in der Fleischbranche bis Anfang der 90er Jahre nicht! Das Handwerk war nicht mit den Schlachthöfen vergleichbar. Die Kolonnen, sowohl Kopfschlachter, als auch Zerleger haben für, zugegeben schwere körperliche Arbeit, schon eine stattliche Entlohnung erhalten.
genau so war es, wir waren damals eine Kopfschlachterkolonne und wurden nach akkort bezahlt,
3-4 Tage/Woche und gutes Geld!
D.T.
 
Registriert
24 Jan 2011
Beiträge
430
Ich hatte letzten Winter kurzfristig das zweifelhafte Vergnügen für einen regionalen Forstbetrieb (Adventskränze/Weihnachtsbäume) tätig zu sein.

In der Branche scheint das ähnlich zu sein: 250 Rumänen, 7 Tage die Woche für 2 Monate, Unterkunft zu 8 in umgebauten Seecontainern, keinerlei Arbeitsschutz oder - Sicherheit, Baumklettern ohne Sicherung, Sägen ohne Schutzhosen,
sämtliche Geräte und Werkzeuge notdürftig in Betrieb gehalten, Fahrzeuge teils seit Jahren nicht verkehrssicher, keine Zulassung, kein TÜV, keine Versicherung. Arbeitszeit für die armen Jungs 12 Stunden alleine draußen im Wald, ohne Verpflegung oder Wetterschutz.

Nach 6 Wochen hab ich meinen Hut genommen und natürlich im Nachgang meinen vereinbarten Lohn als Vorarbeiter nie gesehen. Meiner Meinung nach gehören solche Betriebe umgehend dicht gemacht.

P.S.: Instandhaltung der eigenen Unterkunft, Müll- Altöl und sonstige Entsorgung der eigenen Hinterlassenschafft ist den temporär beschäftigten allerdings auch kaum beizubringen, nach 2 Tagen sieht´s sowohl im Container wie auch im Wald aus wie ne Müllkippe in den 70ern

PPS: Im wirklich wunderschönen Rumänien gibt es sehr verschiedene Volksgruppen oder Ethnien.
Die meisten davon dulden solche Zustände auch zuhause nicht.
 
Registriert
22 Nov 2015
Beiträge
3.010
Ich sehe das etwas zwiegespalten!

Negativ:
Ich kann mich noch an meine Ausbildungszeit erinnern, wo das große Vorbild bei den Schlachtkosten Dänemark u. Holland war. Laut Aussage meines Betriebswirtschaftslehrers waren wir nicht konkurrenzfähig und die Schlachtung würde dahin abwandern. Komischerweise hat sich das Blatt gedreht und mittlerweile kommen die Dänen u. Holländer teilweise zu uns...
Warum? Weil die einheimischen (gutverdienenden!!!) Schlachtkolonen gegen ausländische Ausgetauscht wurden - übrigens mit gesetzlicher Ausgestaltung von Rot/Grün.

Positiv:
Zumindest bei den Schlachtkosten können deutsche Betriebe ein wenig davon gutmachen, was andere als wirtschaftlichen Vorteil aufgrund noch wesentlich schlechteren Bedingungen für die Tiere haben. Und die (ausländischen) Arbeitskräfte verdienen im Verhältnis zu ihren heimischen Löhnen göttlich - auch wenn man das nicht wahrhaben will!

Ich hatte vor ca. einem Jahr eine Lohnabrechnung von einem Ehepaar aus Bulgarien auf den Tisch liegen - die hatten zusammen im Schlachthof ca. 2500,- netto + deutsches Kindergeld für die Kinder bei den Großeltern in Bulgarien. Damit lachen die vermutlich 90% der Erwerbstätigen in ihren Heimatland aus!

Und die alleinstehenden Arbeitnehmer wollen auch keine besseren (= teueren) Wohnbedingungen. Die schicken das gesparte Geld lieber heim und bauen damit (Miet-)Häuser. Und sitzen Abends mit den Kollegen auf der Bude zusammen und saufen / spielen Karten usw.

Das einzige was mich wirklich stört, sind die "Schmarotzer" -sorry, "Subunternehmer", welche andere ausbeuten ohne selbst zu arbeiten...
 
Registriert
27 Nov 2016
Beiträge
16.943
@wernerzwo , das trifft aber nicht des Pudels Kern. Ich kann zwar einen Hygiene-Plan aufstellen, aber die MA müssen ihn auch lesen können und verstehen, weil hier tlw. auch gewaltige Unterschiede bestehen. Darauf werde ich nicht weiter eingehen, habe aber "Probleme" selbst erlebt.
 
Registriert
31 Mai 2015
Beiträge
2.771
Ich finde es gut, dass dies Thema jetzt Corona-bedingt hochkommt. Man muss es sicher differenziert betrachten, wie z. B. @wernerzwo dies macht.
Aber aus meiner Sicht ist es einfach absolut unethisch, dass sowohl Tiere als auch Menschen (sei es der Vertragsarbeiter aus Osteuropa oder der deutsche Metzger, der seine Arbeit verloren hat) ausgebeutet werden, um im Supermarkt das Fleisch billigst als Lockmittel zu verramschen. Wenn man dies Stück für Stück, zum Wohl aller Beteiligten (Mensch und Tier) ändern würde, wäre das nur zu begrüßen. Am Geld dürfte es nicht scheitern, wenn man mal in so manchen Einkaufswagen schaut, für welchen Mist Geld da ist. Außerdem kann man auch mal ein Stück Fleisch weniger essen. Dafür dann mit Genuss.
 
Registriert
22 Nov 2015
Beiträge
3.010
@wernerzwo , das trifft aber nicht des Pudels Kern. Ich kann zwar einen Hygiene-Plan aufstellen, aber die MA müssen ihn auch lesen können und verstehen, weil hier tlw. auch gewaltige Unterschiede bestehen. Darauf werde ich nicht weiter eingehen, habe aber "Probleme" selbst erlebt.

Das ist doch eher theoretischer Natur - das Hauptproblem sind doch die C-Infektionen untereinander in den Wohnheimen / -containern.
Hygienische Probleme würden ganz schnell durchschlagen, wenn diese tatsächlich relevant wären. Und Schlachten ist meist eine "Sauerei", wenn es im Akkord gemacht wird...
 
Registriert
27 Nov 2016
Beiträge
16.943
das "Schlachten" dürfte nicht das Problem sein, sondern das Zerlegen. Da Du weisst, welche Dynamik Viren bei niedrigen Temperaturen entwickeln, brauche ich das nicht weiter ausführen:cool:
 
Registriert
27 Nov 2016
Beiträge
16.943
MSN:
In der Politik tobt eine Diskussion über Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. Da sorgt Discounter Aldi mit einer Forderung nach niedrigeren Preisen für Aufregung.



Mitten in der Debatte um die Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischbranche sorgt Discount-Marktführer Aldi mit der Forderung nach Preissenkungen bei Wurstprodukten für Aufregung. „Die Forderungen von Aldi sind komplett gewissenlos“, sagte am Mittwoch die Präsidentin des Bundesverbandes der deutschen Fleischwarenindustrie (BVDF), Sarah Dhem, der Deutschen Presse-Agentur.
 
Registriert
28 Jan 2019
Beiträge
6.259
Ich finde es gut, dass dies Thema jetzt Corona-bedingt hochkommt. Man muss es sicher differenziert betrachten, wie z. B. @wernerzwo dies macht.
Aber aus meiner Sicht ist es einfach absolut unethisch, dass sowohl Tiere als auch Menschen (sei es der Vertragsarbeiter aus Osteuropa oder der deutsche Metzger, der seine Arbeit verloren hat) ausgebeutet werden, um im Supermarkt das Fleisch billigst als Lockmittel zu verramschen. Wenn man dies Stück für Stück, zum Wohl aller Beteiligten (Mensch und Tier) ändern würde, wäre das nur zu begrüßen. Am Geld dürfte es nicht scheitern, wenn man mal in so manchen Einkaufswagen schaut, für welchen Mist Geld da ist. Außerdem kann man auch mal ein Stück Fleisch weniger essen. Dafür dann mit Genuss.

... ich kenne hier keinen Beitrag von @wernerzwo, wo ist der?
D.T.
 
Registriert
21 Jan 2002
Beiträge
75.749
MSN:
In der Politik tobt eine Diskussion über Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie. Da sorgt Discounter Aldi mit einer Forderung nach niedrigeren Preisen für Aufregung.



Mitten in der Debatte um die Arbeitsbedingungen in der deutschen Fleischbranche sorgt Discount-Marktführer Aldi mit der Forderung nach Preissenkungen bei Wurstprodukten für Aufregung. „Die Forderungen von Aldi sind komplett gewissenlos“, sagte am Mittwoch die Präsidentin des Bundesverbandes der deutschen Fleischwarenindustrie (BVDF), Sarah Dhem, der Deutschen Presse-Agentur.

Klar sagt das die Fleischindustrie. Aldi sagt, daß die Wurst zu teuer ist, weil die Schweinepreise so niedrig wie nie sind.

Dieses ganze verlogene Volk der Schlachthofbetreiber. Die Ausbeutung der armen Schweine vom Balkan, hat nichts mit niedrigen Verbraucherpreisen zu tun, sondern mit Gewinnmaximierung.
Einerseits werden Bauern zu niedrigsten Preisen gezwungen und gleichzeitig senkt man die Produktionspreise durch Sklavenhaltung, wer ist da der Gewinner?
 
Registriert
21 Jan 2002
Beiträge
75.749
Kann ich dir nicht sagen, weil ich mit Hochbau nix zu tun habe. Im Tiefbau, speziell Erdbau gibts das nicht.
Der beschissene Flughafen wurde von der Aufsicht führenden Behörden verkackt und von der Politik, nicht von Baufirmen.
Wenn du ein Einfamilienhaus anfängst zu bauen und nachdem der Keller steht ein Hochhaus draus machen willst, wirds such ne Weile länger dauern.

Außerdem lenkt das ab, Coronaausbrüche in der Bauindustrie kenne ich nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
134
Zurzeit aktive Gäste
224
Besucher gesamt
358
Oben