Deine Ziele lesen sich so, wie sie für einen Artikel in einer Lifestyle-Jagdzeitung für Frankonia-Jäger passen würden.
Ich sehe es als rein theoretische Phantasien an. Sorry, das ist hart, aber es ist meine Erfahrung. Wir haben in den 80ern ein Revier übernommen, das vorher gezielt leergeschossen wurde. In der ersten Euphorie haben wir einige Fasane aus CZ gekauft - kein Schrott, sondern wirklich erstklassige Vögel. Wie schön, wir waren ja jeden Tag auf der Jagd, wenn man sie morgens beim Rumfahren nach dem Ansitzen sah. Es wurden aber immer weniger. Na ja, dann hat man alles über Bord geworfen, das in schlauen Artikeln in der Jagdpresse stand und hat sich selbst Gedanken gemacht.
DAS ist das A und O, denn es kommt auf die Revierstruktur vor Ort an. Übrigens auch der B-Grund, warum die Fasanen verschwunden sind. Sie kannten die Revierstruktur nicht, einige sind so weit gelaufen, bis sie dort waren, wo Schilf, Hecke und Gras war. Das geschah am ersten Tag! A-Grund war, dass sie gefressen wurden.
Einen zweiten Versuch mit Fasanen aus gleicher Voliere-Struktur (und deshalb habe ich eingangs geschrieben, dass eine Pauschalaussage "Deckung" Blödsinn ist, denn es gibt Revier ohne Wald und Hecken aber mit 100ten an Fasanen) haben wir nicht mehr gemacht, denn wir sahen die Lösung woanders:
1. Flächendeckende schärfste Raubzeug- und Raubwildbejagung. Bejagung von Elster und Krähe, Fanggenehmigungen für Habichte (gab`s damals noch).
2. Schaffung von Deckung und, da nötig, von Deckung, die nach der Zeit der Ernte noch steht, über den Winter stehen bleibt und im Frühjahr dann womöglich mangels Drescher eingeackert wird. Hier reden wir von stabiler Deckung, Mais.
3. durchdachte Fütterung die sich von all dem, was bisher praktiziert wurde, abgehoben hat. Und man benötigt für einen hohen Bestand verdammt viel Qualitätsfutter
1 erfordert immensen Einsatz, für ein 500 ha-Revier braucht`s dazu mindestens 2 Jäger, die sonst kein Hobby haben und täglich auf der Jagd unterwegs sind
2 erfordert eine Menge Geld
3 erfordert ein Nachdenken, Geld, Fleiß und nochmals Fleiß
Was kam raus? Wir haben gigantische Strecken erlegt - ein Jagdtag, rd. 20 Jäger. Jeden Sonntag mit Hunden rumjagen oder sonstigen Blödsinn gab`s nicht. So etwas verbietet sich von selbst. Solche Tagesstrecken gehen auch nur, wenn man diszipliniert ist und am Tag der Jagd Leute hat, die am gleichen Strang ziehen. Einer, der die Treiber führt, zwei die die Bögen aufstellen und die vor allem rigoros durchgreifen können. Sonst bricht die Organisation zusammen, denn es geht nicht nur um den bejagten Trieb, sondern um weit weit mehr. Und die immense Arbeit eines Jahres wäre wegen ein paar "Knallern" umsonst gewesen. Auch das sollte im Vorfeld klar sein, ob man eine derartige Stellung hat, sich gegenüber "Freunden" auch hart durchsetzen kann.
Und wenn Du diesen Einsatz nicht bringen willst, dann wirst Du keinen Erfolg haben, außer es gibt Dir die Natur von selbst. Ansonsten ist alles nur "kalter Kaffee" und Fuchsfutter. Dann bist Du Betreiber einer all-inclusive-Hotellerie für Raubwild- und Raubzeug und sonst nichts und es ist besser, Du verseuchst den vorhandenen Bestand nicht mit neuen Krankheiten oder aggressiveren Vögeln.
Es wurde ja groß über den Niedergang des Niederwildes geschrieben. Komisch, bei uns war es auch so, doch heuer gibt es erste Reviere, die ausgezeichneten Bestand haben. Aufgebaut aus Ruinen.
Deshalb ist das A und O, das non plus ultra der Niederwildhege, die Raubwild- und Raubzeugbejagung. Ja, auch Raubzeug und zwar alles ohne Ausnahme. Doch das alleine bringt Dich auch nicht weiter. Es ist in Summe die Kombi aus Freßfeindebejagung, Lebensraumschaffung, erstklassiger Fütterung. Nur dann kann man aussetzen, nur dann kann man einen vorhandenen Bestand aufbauen. Aussetzen ohne die Grundlagen zu schaffen ist rausgeschmissenes Geld.