Bei einer Drückjagd ging ich als Hundeführer mit durch. Von einem Hochsitz herunter rief einer der Schützen: Ey, Treiber!!! Guck mal da und da nach (dabei wies er eine 80° steile Böschung hinunter), da muß ein Reh von mir liegen, hol das mal rauf. Ich dachte ich hör nicht richtig! Ich stellte mich aber trotzdem an den Rand der Böschung und sah hinunter. Etwa 30 Höhenmeter tiefer lag das Reh am Ufer eines Baches. Das Haupt war noch oben (Bauchdecke war nur aufgeschlitzt, Gescheide hing heraus) und brauchte noch den Fangschuss. Zusammen mit zwei anderen Treiber quälten wir den schweren Bock (es war Ende November) nach oben. Auf die Frage, wo es dem Herrn Erleger denn genehm wäre seine Beute aufzubewahren rief er wieder in der gleichen Tonlage: Brich doch erstmal auf! Bis das Treiben zuende ist dauerts ja noch ne Stunde, ich darf ja meinen Stand nicht verlassen.
Ich brach den Bock auf, weil der sonst wirklich vergammelt wäre. Die Spitze war, als der Erleger mir vor dem Streckelegen noch schnell 20 Mark in die Hand drückte und frei heraus zugab, das er das Aufbrechen besonders wegen dem säuerlichen Geruch als sehr unangenehm empfinden würde. Außerdem hätte er sich dabei schon mehrmals seine teuren Chevallier-Klamotten versaut und das müßte doch wohl nicht sein!
Ach ja und den Bock gab er dann noch als von den Treibern erlegt an.
Da bei dieser Jagd eigentlich nur Katalogjäger geladen waren bin ich nie wieder dorthin gegangen!
Die Jagdscheininhaberspezies die sich nur wie Models und Dressmen aus den Katalogseiten ausrüsten und dazu noch die dicken Geländekisten(mit denen sie allermeistens nicht umzugehen wissen) durch den Wald rasen liegt mir besonders schwer im Magen. Leider vermehren sie sich noch, anstatt auszusterben. So entstehen Klischees!
Allen Jägern Waidmannsheil von einem der bestimmt 3x soviel Wild aufgebrochen hat wie er selbst erlegt hat!
Leo