Jägergottesdienste und Hubertusmessen

Registriert
10 Jan 2016
Beiträge
31
Liebe Freunde des jagdlichen Brauchtums,

ich möchte euch heute einmal eine Predigt von mir einstellen, die ich zum Abschluss der Jägerausbildung im Rahmen eines Jägergottesdienstes (evangelisch) der hiesigen Kreisgruppe gehalten habe. Ich finde es schön, dass die frisch gebackenen Jungjäger (letztes Jahr war ich selbst ein ganz frischer ;-) ) auf diese Art und Weise in ihr Jägerleben verabschiedet werden. Das ganze kam ganz plötzlich, weil ein Freund seinen Hund kurz zuvor auf der Jagd verloren hatte, aber lest selbst...Für Rückmeldungen zur Predigt bin ich dankbar und für Kritik selbstverständlich offen. Vielleicht entsteht hier ja eine Ideensammlung für solche Anlässe.

Liebe Gemeinde,
gestern Morgen hat mich die Nachricht erreicht, dass ich diesen Gottesdienst für die frischgebackenen Jungjäger - nach meiner Premiere im letzten Jahr - abermals halten darf. Letztes Jahr war ich einer der Prüflinge und kann noch recht gut nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn alles erfolgreich überstanden ist. Während Sie, liebe Jungjägerinnen und Jungjäger, also nervös und voller Aufregung in der Prüfung saßen, mancher auch inständig dafür betend, dass er die Fächer Naturschutz oder Waffenkunde hoffentlich geschafft hat, habe ich diese Predigt geschrieben. Warum das alles so kurzfristig und plötzlich kam, dazu später mehr.
Aber, wenn die Zeit so knapp ist, um eine Predigt vorzubereiten, was liegt da näher als das eigene, vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Darum möchte ich Sie mitnehmen auf eine, so hoffe ich, spannende Reise in mein noch junges Jägerleben. An diesem Tag denke ich an das zurück, was mir in den vergangenen Monaten alles geschehen ist, auf der Jagd selbst, aber auch bei allem, was mit der Jagd direkt und indirekt zu tun hat. Da stand am Anfang die Überlegung, wo man denn nun dem Weidwerk nachgehen kann. Schließlich wollte ich in der Praxis ja möglichst viel von dem lernen, was man mir zuvor theoretisch beigebracht hatte. Zeit auf dem Ansitz, nicht auf der Autobahn verbringen, um Natur zu erleben, wenn buntes Treiben im Wald herrscht, Wildtiere beobachten und deren Verhalten studieren. Sollte man keinen Anblick haben, will man doch wenigstens dem Wald und seinen Bewohnern lauschen, zum Beispiel dem Gesang der Vögel, der Amsel, dem Kuckuck und dem Roten Waldvöglein. [Pause] Mmmmhhh…keine Reaktion? Hier hätten mich jetzt die Jungjäger zumindest böse anschauen müssen, ein Raunen hätte durch die Reihen gehen müssen, denn das Rote Waldvöglein ist natürlich ein Orchideengewächs und gibt keinerlei Töne von sich. Die Prüfer wissen das selbstverständlich - die haben nur mit den Augen gerollt und sich kurz gefragt, wen sie denn da letztes Jahr die Prüfung haben bestehen lassen.

Durch einen guten Freund habe ich eine Jagdgelegenheit im Hunsrück bekommen; ich bin dort gut aufgenommen worden und fühle mich jagdlich dort mittlerweile zuhause. Jemandem, der einem Jungjäger die Chance gibt, sich in die nun eigenverantwortliche Jagd einzufühlen, kann man nicht oft genug „Danke“ sagen. Man hat mir auch so manchen Fehler verziehen, den man macht, wenn man erst kurz dabei ist. Denn ich glaube, nur weil man den Schein in der Tasche hat, die Prüfung bestanden ist, ist man noch kein Jäger im eigentlichen Sinne, da gehört mehr dazu; das wird man erst im Laufe der Jahre; und selbst den erfahrenen Jägerinnen und Jägern kann noch manches Neue passieren. Ich denke, zurückblickend ist das eine wichtige Lektion, die man lernen kann; nicht überheblich auftreten nach dem Motto: „Ich habe ja jetzt alles gelernt, ich kremple jetzt mal das Revier mit meinen neuen und frischen Ideen um und zeige den Alten, wie man das macht.“ Das Zauberwort hier heißt Demut. Achtung vor jenen, die viel erfahrener sind als ich, von denen ich immer wieder Neues lernen kann.
Im vergangenen Jahr folgten auch viele Momente, die ich zum ersten Mal erlebt habe. Die Aufregung, wenn es erstmals richtig ernst wird, um mich herum alles still, mir bewusst wird, dass ich mit dem Krümmen meines Fingers ein Leben auslösche, unwiederbringlich. Wenn ich verantwortlich für das bin, was nach dem Schuss passiert. Den Tieren im Wald, unseren Mitgeschöpfen, ist zu wünschen, dass ihnen Leid erspart bleibt, sie keine Qualen leiden und ich mich nicht sorgen muss um das Tier, das nach einer langen Nachsuche nicht gefunden wurde. Das ist denke ich viel wichtiger als die Tatsache, dass sich - wie in meinem Fall - das erste erlegte „weibliche“ Kitz später als Bockkitz herausstellte. Das kann passieren, aus Fehlern lernt man eben. Doch neben die Fehler und Missgeschicke gesellen sich weit mehr wunderbare Erinnerungen; an den ersten Bock, die erste Sau, die erste Drückjagd als Schütze usw. Wichtig bleibt aber auch hier wieder das, was ich zuvor schon angesprochen hatte: die Demut. Demut nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor Gottes Geschöpfen. Der Leitsatz des Internationalen Hubertusordens lautet „Deum Diligite Animalia Diligentes“, kurz DDAD, und bedeutet übersetzt: Ehret den Schöpfer, indem ihr seine Geschöpfe ehrt. [Pause]
Egal, wie Sie zu diesem Schöpfer, unserem Herrn Jesus Christus, und zum christlichen Glauben insgesamt stehen: Wichtig ist, den Respekt vor dem Leben von Mensch oder Tier niemals zu verlieren, sondern ihn - im Gegenteil - zu erhalten, denn dies ist unser höchstes Gut! Am Ende unseres hoffentlich reichen Jägerlebens sollten wir sagen können, dass wir immer versucht haben, dem Wild zu dienen und nicht nur uns selbst. Vom jagdlichen Brauchtum, dem leider immer weniger Bedeutung zukommt, können wir vieles lernen. Vom letzten Bissen über das Jagdsignal und den überreichten Bruch bis hin zur Trophäe an der Wand, alles ehrt das Geschöpf, dessen Leben ich beendet habe.
Man ist während und nach der Ausbildung natürlich sensibilisiert für das Thema Jagd, auch und gerade, wenn es um die öffentliche Wahrnehmung geht. Manchmal brauchen wir uns nicht zu wundern, dass das Waidwerk immer stärker negativ behaftet ist. Letztes Jahr war es der Abschuss eines alten Löwen aus einem Naturschutzgebiet in Afrika, der die Öffentlichkeit zurecht schockierte. Dieses Jahr - um nur einen der traurigen Höhepunkte in dieser Hinsicht zu nennen - war es die Begebenheit, dass ein Jäger den erlegten Bock an die Anhängerkupplung seines Fahrzeuges band, um ihn nicht hinter sich herschleppen zu müssen, schließlich seien es „nur 2 Kilometer bis nach Hause“, wie er sagte. Ich frage mich in diesen Situationen, auch wenn sich natürlich nachher alle „ausdrücklich davon distanzieren“, ob wir noch verstehen, worum es bei der Jagd geht. Ob wir noch ein Gespür dafür haben, was wir da eigentlich tun. Mit Demut vor dem Geschöpf hat das nichts mehr zu tun und ich bin mir sicher, dass Gott, an den ich fest glaube, sich ebenfalls nicht geehrt fühlt, wenn so mit seinem uns anvertrauten Gut umgegangen wird.
Warum ich heute hier stehe, diese Antwort bin ich Ihnen noch schuldig. Ebenfalls in meinem ersten Jagdjahr hat sich zu mir und meiner Frau ein Jagdhund gesellt. Er hört auf den Namen Bero, ein Kleiner Münsterländer. Er hat es mir nicht immer einfach gemacht, mich so manches Mal zur Weißglut getrieben, aber er hat mein Leben bereichert, auf der Jagd und zu Hause. Ohne ihn mag ich mir Ansitze und Reviergänge gar nicht mehr vorstellen. Jagd ohne Hund ist eben Schund. Und so war es klar, dass ich für denjenigen, der seinen Hund vor zwei Tagen auf tragische Weise während der Jagd verloren hat, einspringe und diesen Gottesdienst halte. Das versteht sich nicht nur unter Theologen, egal welcher Konfession, sondern auch und besonders unter Jägern, die jederzeit füreinander einstehen sollten.
„Ehret den Schöpfer, indem ihr seine Geschöpfe ehrt“. Wenn wir zu diesem Leitsatz, den wir gerade bei der Jagd in unseren Herzen tragen sollten, hinzufügen, uns auch untereinander in Demut zu begegnen, dann erweisen wir damit unserem Schöpfer die höchste Ehre. AMEN.

Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN.
 
Registriert
24 Jun 2013
Beiträge
1.010
Hmm, auch wenn ich die Mühe, die Du Dir gemacht hast nicht in Abrede stellen möchte, so kann ich dennoch nicht behaupten, dass das, was ich gerade las eine richtige Predigt war, sondern lediglich eine in geringem Maße fromm angehauchte Rede. Wenn sich mir als Pfarrer/Theologe/Prediger eine der wenigen Chancen im Jahr bietet Leuten, die sonst eher selten in einer Kirche anzutreffen sind, das Wort Gottes zu verkünden, dann war das eher seicht. Den jagdlichen Bezug kann und soll man an einem solchen Tage natürlich herstellen und damit die Leute packen und mitreißen, aber im Mittelpunkt sollte der leider nur beiläufig erwähnte Jesus Christus stehen. Das ist der EINZIGE Zweck eines Gotteshauses !
Was ich gelesen habe waren ein paar Grundsätze der Weidgerechtigkeit, über die in der deutschen Jägerschaft ein weitgehender Konsens herrscht (schwarze Schafe gibt es immer) und die Schilderung netter Begebenheiten. Was mir aber fehlt, ist eine echte Message. Denn wir haben einen lebendigen Gott, der durch seine Gebote nicht nur die Grundlage für das freie und friedliche Zusammenleben der Menschen und ganz nebenbei auch die Achtung vor seiner Schöpfung und damit natürlich auch die Weidgerechtigkeit gelegt hat, sondern noch so viel mehr zu bieten hat, als das bisschen Jagd (die dennoch meine Passion ist), die auch ein Geschenk von ihm an uns ist. Z.B., dass wir, wenn wir eine Beziehung zu Gott aufbauen und diese durch das Gebet pflegen, einmal mit ihm die Ewigkeit verbringen werden. Nicht durch Werke, sondern aus Gnade !!

Das ist meine ehrliche Meinung und soll keinesfalls eine Anfeindung darstellen, bzw. abwertend sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
10 Dez 2014
Beiträge
10
Sehr schön fand ich in einer Predigt in der Hubertusmesse den Gedanken der Besinnung auf das, was man tut. Die Hubertus-Legende berichtet ja von der Abkehr von der Jagd. Da die Brücke zu schlagen und zwischen blindwütiger Jagd aus Zorn/Trauer und verantwortungsvoller Jagd und der Achtung des Lebens, war durchaus gelungen.
 
Registriert
10 Jan 2016
Beiträge
31
@vandersaalen: Genau das war die Intention bei der ganzen Sache. Du begeisterst niemanden, der sonst überhaupt keinen Zugang zu den Themen Glauben/Christentum hat, ohne einen Bezug in diesem Falle zur Jagd herzustellen. Von daher habe ich mich dieser Sache schrittweise genähert. Die Rückmeldungen waren durchaus positiv nach dem Gottesdienst. Des Öfteren habe ich gehört: "Mit Kirche/Glaube/Gott habe ich ja sonst nix am Hut, aber das war echt klasse" Naja, da hat jeder halt seine Meinung. Trotzdem vielen Dank für die Kritik.
 
Registriert
23 Mai 2009
Beiträge
5.972
Die hier eingestellte Predigt ist für mich schon etwas ungewohnt. Das liegt aber daran, dass sie für ein bestimmtes "Publikum" gehalten wurde, eben für einen Jägergottesdienst. Von einem Jäger für Jäger.
Ich kenne ja mehr die Hubertusmessen (in unserem Raum vorzugsweise evangelisch), bei denen in den neuen Bundesländern sehr viele Leute weniger wegen der Predigt, als wegen der mit Parforcehörnern gestalteten liturgischen Umrahmung kommen. D.h. sonst sind sie in der Kirche selten anzutreffen. Und die meisten von ihnen sind auch keine Jäger. Und der Pfarrer schon gar nicht.

Und dafür wäre die obige Predigt etwas zu "speziell".

Andererseits ist es schon schwierig aus der alten Hubertus-Legende z.B. einen Bezug zu heute herzustellen, den man nicht zig mal in den Hubertusmessen in irgendeiner Weise schon gehört hat. Wirklich fesselnde Predigten sind da recht selten.

Das liegt aber auch daran, dass ich im Jahr so um die fünf Hubertusmessen anhören "muss", da meine Frau Jägerin und Parforcehornbläserin in einer Gruppe ist, die jährlich etwa zehn Hubertusmessen musikalisch begleitet.
 
Registriert
24 Jun 2013
Beiträge
1.010
Hier ist die Welt noch in Ordnung, der Pfarrer, der hier die Hubertusmesse hält, ist ein Jäger vor dem Herrn [emoji846][emoji1305][emoji781]


Gesendet von meiner Beretta via Bluetooth.
 
Registriert
15 Jun 2012
Beiträge
3.133
Düsseldorf: große Hubertusmesse und kleine Tiersegnung. Zeitung berichtet heute nur über die Tiersegnung, sogar Stofftiere !! Schade. Bläser und Jäger/ Jagdhunde sind anscheinend nicht des Schreibens wert. Nur Boxer und Chihuahuas sowie ein Kater.

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/eine-segnung-fuer-treue-tiere-aid-1.6378086



Düsseldorf. In der Andreaskirche in der Altstadt drehte sich der Gottesdienst am Sonntag wieder um die allerbesten Freunde der Gläubigen. Es war sogar ein Nicht-Hund dabei. Von Arne LiebPater Elias Füllenbach hat eine Theorie, warum Tiere einen so festen Platz im Herzen der Menschen haben: "Tiere enttäuschen nie." Das sagt er in seiner Predigt bei einer ganz besonderen Tradition in der Andreaskirche .
Einmal im Jahr werden in der Altstadt-Kirche die Tiere gesegnet. Tiere, das meint in diesem Fall in erster Linie: Hunde. Die Kirche ist gestern wieder voll mit großen und kleinen Exemplaren, reinrassigen und Mischlingen, Welpen und Senioren. Manche liegen auf einer Decke, andere auf dem Boden. Und nicht wenige kleinere verfolgen den Gottesdienst vom Schoß ihrer Besitzer.
Die Tiersegnung ist ein etwas anderes Kirchen-Erlebnis. Als die Orgel das "Lobet den Herrn" anstimmt, kläfft eine aufgebrachte Hündin los, die Ursache ist nicht zu erkennen. Ein stämmiger Boxer liegt auf dem Gang.
Pater Elias segnet die menschlichen und tierischen Besucher gegen Krankheit und Gefahr. Petra Melchers ist mit dem einjährigen Langhaar-Chihuahua Lili aus Unterrath angereist und sehr zufrieden, dass die Hundedame (die den Gottesdienst auf Frauchens Arm verfolgt hat) den Segen erhalten hat. Britta Ray, die Halterin des stattlichen Boxers, der auf den Namen Sirius hört, gehört hingegen zu den Stammgästen. Sie engagiert sich im Tierschutz. Sie versteht die Tiersegnung als Geste für alle Tiere, die in Not sind, etwa Straßenhunde. Der Tag des Tieres in der Andreaskirche geht übrigens weiter: Der Organist Heinz Terbuyken spielt ab 16 Uhr "Wasserklänge aus dem Aquarium".
 
Registriert
16 Jul 2001
Beiträge
2.618
hmm, ... Im mittelpunkt sollte der leider nur beiläufig erwähnte jesus christus stehen. Das ist der einzige zweck eines gotteshauses !
.... Denn wir haben einen lebendigen gott, der durch seine gebote nicht nur die grundlage für das freie und friedliche zusammenleben der menschen und ganz nebenbei auch die achtung vor seiner schöpfung und damit natürlich auch die weidgerechtigkeit gelegt hat, sondern noch so viel mehr zu bieten hat, als das bisschen jagd (die dennoch meine passion ist), die auch ein geschenk von ihm an uns ist. Z.b., dass wir, wenn wir eine beziehung zu gott aufbauen und diese durch das gebet pflegen, einmal mit ihm die ewigkeit verbringen werden. Nicht durch werke, sondern aus gnade !!

.....

amen

 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
12
Zurzeit aktive Gäste
283
Besucher gesamt
295
Oben