Liebe Freunde des jagdlichen Brauchtums,
ich möchte euch heute einmal eine Predigt von mir einstellen, die ich zum Abschluss der Jägerausbildung im Rahmen eines Jägergottesdienstes (evangelisch) der hiesigen Kreisgruppe gehalten habe. Ich finde es schön, dass die frisch gebackenen Jungjäger (letztes Jahr war ich selbst ein ganz frischer ;-) ) auf diese Art und Weise in ihr Jägerleben verabschiedet werden. Das ganze kam ganz plötzlich, weil ein Freund seinen Hund kurz zuvor auf der Jagd verloren hatte, aber lest selbst...Für Rückmeldungen zur Predigt bin ich dankbar und für Kritik selbstverständlich offen. Vielleicht entsteht hier ja eine Ideensammlung für solche Anlässe.
Liebe Gemeinde,
gestern Morgen hat mich die Nachricht erreicht, dass ich diesen Gottesdienst für die frischgebackenen Jungjäger - nach meiner Premiere im letzten Jahr - abermals halten darf. Letztes Jahr war ich einer der Prüflinge und kann noch recht gut nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn alles erfolgreich überstanden ist. Während Sie, liebe Jungjägerinnen und Jungjäger, also nervös und voller Aufregung in der Prüfung saßen, mancher auch inständig dafür betend, dass er die Fächer Naturschutz oder Waffenkunde hoffentlich geschafft hat, habe ich diese Predigt geschrieben. Warum das alles so kurzfristig und plötzlich kam, dazu später mehr.
Aber, wenn die Zeit so knapp ist, um eine Predigt vorzubereiten, was liegt da näher als das eigene, vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Darum möchte ich Sie mitnehmen auf eine, so hoffe ich, spannende Reise in mein noch junges Jägerleben. An diesem Tag denke ich an das zurück, was mir in den vergangenen Monaten alles geschehen ist, auf der Jagd selbst, aber auch bei allem, was mit der Jagd direkt und indirekt zu tun hat. Da stand am Anfang die Überlegung, wo man denn nun dem Weidwerk nachgehen kann. Schließlich wollte ich in der Praxis ja möglichst viel von dem lernen, was man mir zuvor theoretisch beigebracht hatte. Zeit auf dem Ansitz, nicht auf der Autobahn verbringen, um Natur zu erleben, wenn buntes Treiben im Wald herrscht, Wildtiere beobachten und deren Verhalten studieren. Sollte man keinen Anblick haben, will man doch wenigstens dem Wald und seinen Bewohnern lauschen, zum Beispiel dem Gesang der Vögel, der Amsel, dem Kuckuck und dem Roten Waldvöglein. [Pause] Mmmmhhh…keine Reaktion? Hier hätten mich jetzt die Jungjäger zumindest böse anschauen müssen, ein Raunen hätte durch die Reihen gehen müssen, denn das Rote Waldvöglein ist natürlich ein Orchideengewächs und gibt keinerlei Töne von sich. Die Prüfer wissen das selbstverständlich - die haben nur mit den Augen gerollt und sich kurz gefragt, wen sie denn da letztes Jahr die Prüfung haben bestehen lassen.
Durch einen guten Freund habe ich eine Jagdgelegenheit im Hunsrück bekommen; ich bin dort gut aufgenommen worden und fühle mich jagdlich dort mittlerweile zuhause. Jemandem, der einem Jungjäger die Chance gibt, sich in die nun eigenverantwortliche Jagd einzufühlen, kann man nicht oft genug „Danke“ sagen. Man hat mir auch so manchen Fehler verziehen, den man macht, wenn man erst kurz dabei ist. Denn ich glaube, nur weil man den Schein in der Tasche hat, die Prüfung bestanden ist, ist man noch kein Jäger im eigentlichen Sinne, da gehört mehr dazu; das wird man erst im Laufe der Jahre; und selbst den erfahrenen Jägerinnen und Jägern kann noch manches Neue passieren. Ich denke, zurückblickend ist das eine wichtige Lektion, die man lernen kann; nicht überheblich auftreten nach dem Motto: „Ich habe ja jetzt alles gelernt, ich kremple jetzt mal das Revier mit meinen neuen und frischen Ideen um und zeige den Alten, wie man das macht.“ Das Zauberwort hier heißt Demut. Achtung vor jenen, die viel erfahrener sind als ich, von denen ich immer wieder Neues lernen kann.
Im vergangenen Jahr folgten auch viele Momente, die ich zum ersten Mal erlebt habe. Die Aufregung, wenn es erstmals richtig ernst wird, um mich herum alles still, mir bewusst wird, dass ich mit dem Krümmen meines Fingers ein Leben auslösche, unwiederbringlich. Wenn ich verantwortlich für das bin, was nach dem Schuss passiert. Den Tieren im Wald, unseren Mitgeschöpfen, ist zu wünschen, dass ihnen Leid erspart bleibt, sie keine Qualen leiden und ich mich nicht sorgen muss um das Tier, das nach einer langen Nachsuche nicht gefunden wurde. Das ist denke ich viel wichtiger als die Tatsache, dass sich - wie in meinem Fall - das erste erlegte „weibliche“ Kitz später als Bockkitz herausstellte. Das kann passieren, aus Fehlern lernt man eben. Doch neben die Fehler und Missgeschicke gesellen sich weit mehr wunderbare Erinnerungen; an den ersten Bock, die erste Sau, die erste Drückjagd als Schütze usw. Wichtig bleibt aber auch hier wieder das, was ich zuvor schon angesprochen hatte: die Demut. Demut nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor Gottes Geschöpfen. Der Leitsatz des Internationalen Hubertusordens lautet „Deum Diligite Animalia Diligentes“, kurz DDAD, und bedeutet übersetzt: Ehret den Schöpfer, indem ihr seine Geschöpfe ehrt. [Pause]
Egal, wie Sie zu diesem Schöpfer, unserem Herrn Jesus Christus, und zum christlichen Glauben insgesamt stehen: Wichtig ist, den Respekt vor dem Leben von Mensch oder Tier niemals zu verlieren, sondern ihn - im Gegenteil - zu erhalten, denn dies ist unser höchstes Gut! Am Ende unseres hoffentlich reichen Jägerlebens sollten wir sagen können, dass wir immer versucht haben, dem Wild zu dienen und nicht nur uns selbst. Vom jagdlichen Brauchtum, dem leider immer weniger Bedeutung zukommt, können wir vieles lernen. Vom letzten Bissen über das Jagdsignal und den überreichten Bruch bis hin zur Trophäe an der Wand, alles ehrt das Geschöpf, dessen Leben ich beendet habe.
Man ist während und nach der Ausbildung natürlich sensibilisiert für das Thema Jagd, auch und gerade, wenn es um die öffentliche Wahrnehmung geht. Manchmal brauchen wir uns nicht zu wundern, dass das Waidwerk immer stärker negativ behaftet ist. Letztes Jahr war es der Abschuss eines alten Löwen aus einem Naturschutzgebiet in Afrika, der die Öffentlichkeit zurecht schockierte. Dieses Jahr - um nur einen der traurigen Höhepunkte in dieser Hinsicht zu nennen - war es die Begebenheit, dass ein Jäger den erlegten Bock an die Anhängerkupplung seines Fahrzeuges band, um ihn nicht hinter sich herschleppen zu müssen, schließlich seien es „nur 2 Kilometer bis nach Hause“, wie er sagte. Ich frage mich in diesen Situationen, auch wenn sich natürlich nachher alle „ausdrücklich davon distanzieren“, ob wir noch verstehen, worum es bei der Jagd geht. Ob wir noch ein Gespür dafür haben, was wir da eigentlich tun. Mit Demut vor dem Geschöpf hat das nichts mehr zu tun und ich bin mir sicher, dass Gott, an den ich fest glaube, sich ebenfalls nicht geehrt fühlt, wenn so mit seinem uns anvertrauten Gut umgegangen wird.
Warum ich heute hier stehe, diese Antwort bin ich Ihnen noch schuldig. Ebenfalls in meinem ersten Jagdjahr hat sich zu mir und meiner Frau ein Jagdhund gesellt. Er hört auf den Namen Bero, ein Kleiner Münsterländer. Er hat es mir nicht immer einfach gemacht, mich so manches Mal zur Weißglut getrieben, aber er hat mein Leben bereichert, auf der Jagd und zu Hause. Ohne ihn mag ich mir Ansitze und Reviergänge gar nicht mehr vorstellen. Jagd ohne Hund ist eben Schund. Und so war es klar, dass ich für denjenigen, der seinen Hund vor zwei Tagen auf tragische Weise während der Jagd verloren hat, einspringe und diesen Gottesdienst halte. Das versteht sich nicht nur unter Theologen, egal welcher Konfession, sondern auch und besonders unter Jägern, die jederzeit füreinander einstehen sollten.
„Ehret den Schöpfer, indem ihr seine Geschöpfe ehrt“. Wenn wir zu diesem Leitsatz, den wir gerade bei der Jagd in unseren Herzen tragen sollten, hinzufügen, uns auch untereinander in Demut zu begegnen, dann erweisen wir damit unserem Schöpfer die höchste Ehre. AMEN.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN.
ich möchte euch heute einmal eine Predigt von mir einstellen, die ich zum Abschluss der Jägerausbildung im Rahmen eines Jägergottesdienstes (evangelisch) der hiesigen Kreisgruppe gehalten habe. Ich finde es schön, dass die frisch gebackenen Jungjäger (letztes Jahr war ich selbst ein ganz frischer ;-) ) auf diese Art und Weise in ihr Jägerleben verabschiedet werden. Das ganze kam ganz plötzlich, weil ein Freund seinen Hund kurz zuvor auf der Jagd verloren hatte, aber lest selbst...Für Rückmeldungen zur Predigt bin ich dankbar und für Kritik selbstverständlich offen. Vielleicht entsteht hier ja eine Ideensammlung für solche Anlässe.
Liebe Gemeinde,
gestern Morgen hat mich die Nachricht erreicht, dass ich diesen Gottesdienst für die frischgebackenen Jungjäger - nach meiner Premiere im letzten Jahr - abermals halten darf. Letztes Jahr war ich einer der Prüflinge und kann noch recht gut nachvollziehen, wie man sich fühlt, wenn alles erfolgreich überstanden ist. Während Sie, liebe Jungjägerinnen und Jungjäger, also nervös und voller Aufregung in der Prüfung saßen, mancher auch inständig dafür betend, dass er die Fächer Naturschutz oder Waffenkunde hoffentlich geschafft hat, habe ich diese Predigt geschrieben. Warum das alles so kurzfristig und plötzlich kam, dazu später mehr.
Aber, wenn die Zeit so knapp ist, um eine Predigt vorzubereiten, was liegt da näher als das eigene, vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Darum möchte ich Sie mitnehmen auf eine, so hoffe ich, spannende Reise in mein noch junges Jägerleben. An diesem Tag denke ich an das zurück, was mir in den vergangenen Monaten alles geschehen ist, auf der Jagd selbst, aber auch bei allem, was mit der Jagd direkt und indirekt zu tun hat. Da stand am Anfang die Überlegung, wo man denn nun dem Weidwerk nachgehen kann. Schließlich wollte ich in der Praxis ja möglichst viel von dem lernen, was man mir zuvor theoretisch beigebracht hatte. Zeit auf dem Ansitz, nicht auf der Autobahn verbringen, um Natur zu erleben, wenn buntes Treiben im Wald herrscht, Wildtiere beobachten und deren Verhalten studieren. Sollte man keinen Anblick haben, will man doch wenigstens dem Wald und seinen Bewohnern lauschen, zum Beispiel dem Gesang der Vögel, der Amsel, dem Kuckuck und dem Roten Waldvöglein. [Pause] Mmmmhhh…keine Reaktion? Hier hätten mich jetzt die Jungjäger zumindest böse anschauen müssen, ein Raunen hätte durch die Reihen gehen müssen, denn das Rote Waldvöglein ist natürlich ein Orchideengewächs und gibt keinerlei Töne von sich. Die Prüfer wissen das selbstverständlich - die haben nur mit den Augen gerollt und sich kurz gefragt, wen sie denn da letztes Jahr die Prüfung haben bestehen lassen.
Durch einen guten Freund habe ich eine Jagdgelegenheit im Hunsrück bekommen; ich bin dort gut aufgenommen worden und fühle mich jagdlich dort mittlerweile zuhause. Jemandem, der einem Jungjäger die Chance gibt, sich in die nun eigenverantwortliche Jagd einzufühlen, kann man nicht oft genug „Danke“ sagen. Man hat mir auch so manchen Fehler verziehen, den man macht, wenn man erst kurz dabei ist. Denn ich glaube, nur weil man den Schein in der Tasche hat, die Prüfung bestanden ist, ist man noch kein Jäger im eigentlichen Sinne, da gehört mehr dazu; das wird man erst im Laufe der Jahre; und selbst den erfahrenen Jägerinnen und Jägern kann noch manches Neue passieren. Ich denke, zurückblickend ist das eine wichtige Lektion, die man lernen kann; nicht überheblich auftreten nach dem Motto: „Ich habe ja jetzt alles gelernt, ich kremple jetzt mal das Revier mit meinen neuen und frischen Ideen um und zeige den Alten, wie man das macht.“ Das Zauberwort hier heißt Demut. Achtung vor jenen, die viel erfahrener sind als ich, von denen ich immer wieder Neues lernen kann.
Im vergangenen Jahr folgten auch viele Momente, die ich zum ersten Mal erlebt habe. Die Aufregung, wenn es erstmals richtig ernst wird, um mich herum alles still, mir bewusst wird, dass ich mit dem Krümmen meines Fingers ein Leben auslösche, unwiederbringlich. Wenn ich verantwortlich für das bin, was nach dem Schuss passiert. Den Tieren im Wald, unseren Mitgeschöpfen, ist zu wünschen, dass ihnen Leid erspart bleibt, sie keine Qualen leiden und ich mich nicht sorgen muss um das Tier, das nach einer langen Nachsuche nicht gefunden wurde. Das ist denke ich viel wichtiger als die Tatsache, dass sich - wie in meinem Fall - das erste erlegte „weibliche“ Kitz später als Bockkitz herausstellte. Das kann passieren, aus Fehlern lernt man eben. Doch neben die Fehler und Missgeschicke gesellen sich weit mehr wunderbare Erinnerungen; an den ersten Bock, die erste Sau, die erste Drückjagd als Schütze usw. Wichtig bleibt aber auch hier wieder das, was ich zuvor schon angesprochen hatte: die Demut. Demut nicht nur vor den Menschen, sondern auch vor Gottes Geschöpfen. Der Leitsatz des Internationalen Hubertusordens lautet „Deum Diligite Animalia Diligentes“, kurz DDAD, und bedeutet übersetzt: Ehret den Schöpfer, indem ihr seine Geschöpfe ehrt. [Pause]
Egal, wie Sie zu diesem Schöpfer, unserem Herrn Jesus Christus, und zum christlichen Glauben insgesamt stehen: Wichtig ist, den Respekt vor dem Leben von Mensch oder Tier niemals zu verlieren, sondern ihn - im Gegenteil - zu erhalten, denn dies ist unser höchstes Gut! Am Ende unseres hoffentlich reichen Jägerlebens sollten wir sagen können, dass wir immer versucht haben, dem Wild zu dienen und nicht nur uns selbst. Vom jagdlichen Brauchtum, dem leider immer weniger Bedeutung zukommt, können wir vieles lernen. Vom letzten Bissen über das Jagdsignal und den überreichten Bruch bis hin zur Trophäe an der Wand, alles ehrt das Geschöpf, dessen Leben ich beendet habe.
Man ist während und nach der Ausbildung natürlich sensibilisiert für das Thema Jagd, auch und gerade, wenn es um die öffentliche Wahrnehmung geht. Manchmal brauchen wir uns nicht zu wundern, dass das Waidwerk immer stärker negativ behaftet ist. Letztes Jahr war es der Abschuss eines alten Löwen aus einem Naturschutzgebiet in Afrika, der die Öffentlichkeit zurecht schockierte. Dieses Jahr - um nur einen der traurigen Höhepunkte in dieser Hinsicht zu nennen - war es die Begebenheit, dass ein Jäger den erlegten Bock an die Anhängerkupplung seines Fahrzeuges band, um ihn nicht hinter sich herschleppen zu müssen, schließlich seien es „nur 2 Kilometer bis nach Hause“, wie er sagte. Ich frage mich in diesen Situationen, auch wenn sich natürlich nachher alle „ausdrücklich davon distanzieren“, ob wir noch verstehen, worum es bei der Jagd geht. Ob wir noch ein Gespür dafür haben, was wir da eigentlich tun. Mit Demut vor dem Geschöpf hat das nichts mehr zu tun und ich bin mir sicher, dass Gott, an den ich fest glaube, sich ebenfalls nicht geehrt fühlt, wenn so mit seinem uns anvertrauten Gut umgegangen wird.
Warum ich heute hier stehe, diese Antwort bin ich Ihnen noch schuldig. Ebenfalls in meinem ersten Jagdjahr hat sich zu mir und meiner Frau ein Jagdhund gesellt. Er hört auf den Namen Bero, ein Kleiner Münsterländer. Er hat es mir nicht immer einfach gemacht, mich so manches Mal zur Weißglut getrieben, aber er hat mein Leben bereichert, auf der Jagd und zu Hause. Ohne ihn mag ich mir Ansitze und Reviergänge gar nicht mehr vorstellen. Jagd ohne Hund ist eben Schund. Und so war es klar, dass ich für denjenigen, der seinen Hund vor zwei Tagen auf tragische Weise während der Jagd verloren hat, einspringe und diesen Gottesdienst halte. Das versteht sich nicht nur unter Theologen, egal welcher Konfession, sondern auch und besonders unter Jägern, die jederzeit füreinander einstehen sollten.
„Ehret den Schöpfer, indem ihr seine Geschöpfe ehrt“. Wenn wir zu diesem Leitsatz, den wir gerade bei der Jagd in unseren Herzen tragen sollten, hinzufügen, uns auch untereinander in Demut zu begegnen, dann erweisen wir damit unserem Schöpfer die höchste Ehre. AMEN.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. AMEN.