Jägerschlag - Vorführen des Jungjägers?

Y

Yumitori

Guest
N'Abend,
Was ich vorhin vergessen hatte:
Es ist sicher grundsätzlich ein Gebot der Höflichkeit, beim Schüsseltreiben dabei zu sein - aber nicht selten lassen berufliche Situationen und auch örtliche Gegebenheiten nicht zu. Mein letzter Pirschbezirk liegt 103 km von meinem Wohnsitz entfernt; wenn da Drückjagd war und ich hatte am anderen Morgen ab 06:30h Dienst, musste also um fünf Uhr aufstehen, dann ist ein Schüsseltreiben bis nach Mitternacht einfach nicht drin. Und Alkohol in ermüdenden Mengen schon gar nicht.
Und richtig - wenn Jagdfreunde dabei sind, keine Frage, bleibt man gerne auf einen Schwatz. Wenn aber keine da sind.... bzw. die auch früh aus den Federn müssen.
Die Sache sieht anders aus, wenn man quasi "vor Ort" jagen kann und darf.

Habe die Ehre und
Waidmannsheil
 
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1 Aug 2013
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...Niemals hätte er zugelassen, dass während seiner Anwesenheit einer seiner "Jungägeranwärter" oder "Jungjäger" im negativen Sinne vorgeführt würde - natürlich hat es den ein oder anderen Scherz gegeben - aber es hatte alles seine angemessenen Grenzen.
:thumbup:
So kenne ich das auch.
Was so in den Jägerschlag alles hineininterpretiert wird, von Rockerritualen bis Koma Saufen:no:, das hat es bei uns auch nicht gegeben.
Man konnte auch nicht zu einem "Jägerschlag gehen". Das wurde bei uns vom Hegeringleiter und dem Revierpächter initiiert, der Kreisjägermeister hat den Jägerschlag erteilt; und wenn man nicht zum Jäger geschlagen wurde, dann hat man sich entweder nicht, oder nur ungenügend, in einem Revier engagiert oder man hat es eben nicht verdient.
In der Regel fand der Jägerschlag beim Schüsseltreiben der angesetzten grossen Treibjagd statt, die nur einmal jährlich stattfand. Und den Termin hat man sich, wenn es irgendwie ging, freigehalten.
 
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Ich habe meinen Jägerschlag in sehr angenehmer Erinnerung. Geselliges Zusammensein in einem Burghof am Nachmittag, dann, bei einbrechender Dunkelheit, der feierliche Teil: Fackeln im Burghof, die Ansprache unseres Lehrmeisters Ferdl Zinsmeister, ein Jäger von altem Schrot und Korn, Jägerschlag und Einschwören auf Waidgerechtigkeit und Anstand. Quasi ein Entlassen, ein Ritual, das den Übergang vom Jagdschüler mit bestandener Prüfung und druckfrischem Schein zum Jäger markiert, der nun für vieles, wenn auch nicht für alles, selbst verantwortlich ist.

Es waren zwei Jahrgänge zusammengefasst, jeder von uns hatte den Schein entweder ein paar Wochen oder etwas länger und erste Erfarungen. Es gab viel auszutauschen und zu erzählen.

Mag sein, dass der Jägerschlag in anderen Landstrichen anders gehandhabt wird. Meiner war so, und ich möchte diese Veranstaltung nicht missen.
 
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Am Morgen nach der Prüfung war ich um 5:30h im heimatlichen Wald. Ich hatte das Gefühl "dorthin zu müssen" - vielleicht auch, um mich in der Stille dieses wunderschönen Morgens nach Mühen und Anspannung für die bestandene Jägerprüfung zu bedanken - so hatte ich mir das am Tag zuvor vorgenommen.

Vom Wegkreuz aus ging ich leise den Weg zwischen hohem Buchenbestand, gab dem Ruf der Türkentauben von Zeit zu Zeit Antwort (was diese mit wütendem Reviergehabe quittierten). Nach einer Weile ließ ich mich auf einem abgesägten Baumstumpf nieder und dachte mir noch, daß es doch ein feiner Zug vom Hl. Hubertus wäre, mir mal zu sagen, ob er mich denn als Jäger akzeptieren würde? Vielleicht wäre dies ja mit einem Rothirsch (erwartungsgemäß schon ohne das Kreuz in der Auslage;-)) machbar? Da es sich um ein Rotwildkerngebiet handelt, wäre es keine Besonderheit, aber ausgerechnet in diesem Augenblick? Naja, war wohl bloß ein sentimentaler Anflug.

Der Gedanke war gerade einmal eine Minute verflogen, als es im Buchenbestand kräftig knackte. Ich dachte mir, daß das wohl Wildsauen sind, die um diese Zeit im Hochwald herumstromern - wahrscheinlich zwei, drei einzelne Stücke. Es waren auch drei Stücke, die aus dem Buchenbestand auf die Lichtung traten - eines mächtiger als das andere. Drei Rothirsche in ~70m Entfernung! Sie zogen völlig entspannt, eräugten mich, blieben stehen, schauten dann zu mir herüber und erweckten merkwürdigerweise ziemlich den Eindruck, dort "auftragsgemäß" vorbeigekommen zu sein. Sie standen dort noch eine Weile beisammen, bis sie dann alle drei fast gleichzeitig mit mächtigen, beeindruckenden Sätzen absprangen um wieder dort zu verschwinden, woher sie kamen.

Ob das Zufall war? Ich weiß es nicht. Auf dem Heimweg war ich jedenfalls noch recht lange am Grübeln ... und freute mich tierisch über meine Entscheidung, Jäger geworden zu sein. Ich empfand dies als meinen ganz persönlichen Jägerschlag.:)
 
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29 Nov 2011
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Bei mir ähnlich! Nur nicht so romantisch....

Als ich aus der mündlichen Prüfung kam und freudestrahlend zum Auto ging, hat mir doch tatsächlich eine Ringeltaube auf die Schulter geschissen!
War auch ein Gruß vom St. Hubertus!
 
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Gelebtes Brauchtum ist doch das Salz in der Suppe, davon lebt eine Gemeinschaft/Region, und hat dadurch ihr Alleinstellungsmerkmal, es ändern sich auch die Gewohnheiten mit der Zeit, aber der Kern bleit. Aus der Flinte Saufen muß heute nicht mehr sein, aber meinen Jägerschlag behalte ich in guter Erinnerung trotz Alter Flinte, und so gebe ich das weiter. Mein Bruder bedauert es sehr daß er seinen ersten Fuchs und Hasen nicht auf einer Treibjagd erlegte und somit "drumrum kam". Der JJ vom letzten Sa. freut sich das er bei uns war und so schöne Bilder davon hat, also er fühlt sich nicht vorgeführt oder so wie manche meinten. Es gehört einfach dazu wie nach einer treib- oder DJ zum schüsseltreiben zu gehen, oft sind es die gleichen Jammerer die sich nach der Jagd verziehen, über vieles schimpfen was nur Traditionel riecht (loden, Jägerschlag etc.) und sich dann über den mangelnden zusammenhalt beschweren, und sich wundern wenn andere mehr Jagdeinladungen haben.
 
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Da wird und wurde keine Rücksicht drauf genommen und Damen waren auch schon unter debn delinquenten, die durften den Slip anbehalten.
Die eine oder andere hatte auch einen etwas außergewhnlichen an...:biggrin:

:lol::lol::lol:

Deine Schilderung (zweiter Satz) ist sooo gutl!!! Ich lache gerne, auch wenn ich es so nicht erlebt habe - da wäre ich auch gerne dabei gewesen, ist wahrscheinlich eine Erinnerung füs Leben!

Jetzt verstehe ich zumindest was du meinst, sich keinen Zacken aus der Krone zu brechen...
 
A

anonym

Guest
Weiß eigentlich jemand wie das mit dem Jägerschlag vor der Zeit war als man eine Prüfung (zum Erhalt des Jagdscheins) abgelegt hat?

Kann meinen alten Herrn nicht mehr fragen.
Aber den Fotos nach hat er schon als Kind gejagt.
Kam der Jägerschlag dann "irgendwann", oder gar nicht, oder wie soll man sich das vorstellen?
 
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Ich habe gestern erst erfolgreich die Prüfung abgelegt und darf mich nun stolzer Jungjäger nennen. Und was das Thema Einführen in die Jagd angeht, konnt ich mich echt nicht beklagen.

Sämtliche Jäger die bei uns auf die Jagd gehen, sind vorbei gekommen, natürlich wurde der ein oder andere Schnaps getrunken und unsere Jagdhornbläser haben mich mit dem Stück "Treiber in den Kessel" in den Jägerstand gehoben, quasi abgewandelt von "Treiber in den Kessel" zu "Treiber in den Jägerstand", da ich dort schon seit 20 Jahren als Treiber mitlaufe.
 
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1 Aug 2013
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Ich habe gestern erst erfolgreich die Prüfung abgelegt und darf mich nun stolzer Jungjäger nennen. Und was das Thema Einführen in die Jagd angeht, konnt ich mich echt nicht beklagen.

Sämtliche Jäger die bei uns auf die Jagd gehen, sind vorbei gekommen, natürlich wurde der ein oder andere Schnaps getrunken und unsere Jagdhornbläser haben mich mit dem Stück "Treiber in den Kessel" in den Jägerstand gehoben, quasi abgewandelt von "Treiber in den Kessel" zu "Treiber in den Jägerstand", da ich dort schon seit 20 Jahren als Treiber mitlaufe.

Dann mal Waidmannsheil zur Prüfung! Da hattest Du aber ne lange "Probezeit".;-) Passionierte Treiber machen früher oder später oft den Jagdschein. Deshalb werden gute Treiber immer gesucht. Man müsste sie irgenwie besser entlohnen.:biggrin:
 
A

anonym

Guest
20 Jahre?:unbelievable:
mich hats schon nach dem zweiten Jahr gejuckt, der Preis aber abgeschschreckt und nun nach dem vierten scheu ich selbst den nicht mehr. Aber lieber spät als nie!:biggrin:

Waidmannsheil!
 
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Als ich mein erstes Stück geschossen hab, hab ich an der SMS an den Pächter in der nur "Bock liegt" stand 10Min lang getippt und mich bestimmt gefühlte 100mal verschrieben :biggrin: Nur mal so ein Einblick in meinen Gemütszustand danach! Da hätte ich wahrscheinlich nicht mal wirklich die Frage nach meinem Namen anständig beantworten können!

Und an sich denke ich die Frage der Ranz z.B. ist ja schon wichtig für die Jagd und so was hab ich mir auch immer so gemerkt, dass es auf Dauer hängen bleibt, aber wie jetzt welches Körperteil bei jedem Wild heisst hab ich als unwichtig betrachtet und mir eher nur für die Prüfung in Kurzzeitgedächtnis gehauen ;-) Achja, ich war im 9Monate Kurs.

Einen Jägerinnenschlag hab ich leider nicht bekommen, weder bei Überreichung des JS, noch bei meinem ersten Stück. Wenn ich manche Erlebnisse hier lese denke ich mir "Schade", aber bei anderen eher "Gott sei Dank!" ;-)
 

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