Damit der Thread nicht in Vergessenheit gerät......
Am Vorabend des heurigen Fronleichnamstages (katholischer Feiertag in Österreich) war ich zu Gast bei Freunden in einem kleinen Weinbauort südlich von Wien, dort wo ich meine Kindheit und Jugend verbringen durfte.
Bei der Verkostung von selbstgemachten Spezialitäten des Hausherrns (nein, nicht Weinhauer/Winzer, sondern Fleischer-/Metzgermeister) kam dann irgendwann zur Sprache, dass der ebenfalls anwesende Sohn des Hauses bereits seit drei Jahren Jagdprüfung und Jagdkarte besaß. Allerdings hatte er zwischenzeitlich noch keine jagdlichen Erlebnisse sammeln können, da einerseits durch sein Studium wenig Zeit übrigblieb, andererseits die Repräsentanten der örtlichen Jägerschaft zwar großzügige Versprechungen gemacht, diese aber nicht eingehalten hatten. Offenbar hatten sich die Bräuche innerhalb von dreißig Jahren nicht geändert, denn auch mir war es so ergangen.
Gesagt getan, am nächsten Wochenende konnte er bereits beim zweiten Ansitz ein Schmalreh erlegen, das Leuchten in seinen Augen werde ich mein Lebetag lang nicht vergessen. Sauberer Schuss, kurze Suche im engstenden Stangenwald des natürlichen Lärchenanflugs auf der Alm, für unsere BGS-Hündin ein leichtes Unterfangen. Letzter Bissen und Schützenbruch gereicht, der Hündin den Bruch an die Halsung gesteckt, konnten wir den Heimweg antreten. Nach einer kleinen Feierlichkeit in meinem Anwesen machte er sich dann mit seiner Beute auf den Heimweg, nicht ohne vorher von mir mit dem Versprechen versehen worden zu sein, bei der kommenden Rehbrunft auch den ersten Bock bei mir erlegen zu dürfen.
Die Wochen vergingen wie im Flug, der erste Birschgang und der erste Bockansitz verlief ohne besondere Vorkommnisse, Rehwild, geschweige denn ein Rehbock, ließ sich nicht blicken.
11 Tage später, es war an einem Donnerstag, war sein und mein Terminplan wieder kompatibel, und so schickte ich ihn mit meinem Mittelsohn als Birschführer auf einen vielversprechenden Platz. Die Kanzel am Rand der Forststraße, darunter ein steil abfallender, zuwachsender Schlag, der so manchem Stück als Äsungsfläche dient, daneben Schonungen, für den perfekten Einstand. Ich war mit einem anderen Jäger unterwegs, als wir einen Schuss vernahmen und dann das SMS mit der erlösenden Nachricht kam, dass der Bock gut gezeichnet hatte.
Tja, nachdem ich den dortigen Bewuchs für das Wild schätze, jedoch mit den vielen kleinen Fichten, dem hohen Gras und insbesondere den Himbeer- und Brombeerranken ein etwas undurchsichtiger Oberflächenbewuchs gegeben ist, wurde in Anbetracht der zunehmenden Dämmerung eine kurze Nachsuche mit unserer BGS-Dame durchgeführt, die auch rasch zum Erfolg führte. 20 m steil bergab, hatte sich der Bock unter einer kleinen Fichte gefangen, längst verendet und wiederum mit einem sauber antragenem Schuss. Das Reichen des letzten Bissens, des Schützenbruchs und dem Nachsuchenbruch für unsere Hündin, die Wildbergung bergab zum nächsten Stichweg, aufbrechen an der Haupttrasse und Versorgen in der Wildkammer waren alsbald erledigt.
Dann kam, was in unseren Breitengraden Tradition ist: Ein Waidmannsheil auf den neuen Bockjäger, der Jägerschlag mit dem 150 Jahre alten Hirschfänger und dem dazugehörigen Sprücherl vom Jagdleiter vorgetragen.
Nicht nur für unseren "Jungjäger", nein, für alle Anwesenden waren es Momente, die bewegen, die die anwesenden Jäger an das erste selbsterlegte Stück zurückdenken lassen und zur Überraschung vieler, auch bei anwesenden Nichtjägern für Begeisterung sorgt.
Ein Jägerschlag ohne ausschweifendes Handeln, ohne großes Brimborium, dafür aber mit Würde und als immerwährendes Andenken für den in die Runde aufgenommenen Jungjäger!
Waidmannsheil!