Hallo alle miteinander!
Nachdem ich seit einigen Monaten mitlese, heute nun mein erstes statement.
Ich führe seit ca. drei Jahren ein Helle Eggen mit Dreilagenstahlklinge und bin sehr zufrieden damit. Selbst das Aufbrechen des Schlosses von Rehwild geht ohne merkbaren Schärfeverlust. Wenn es dann dochmal notwendig wird, ziehe ich es über ein auf einem Brett befestigtes Stück Leder, welches ich mit Schleifpaste einreibe.
Abschließend möchte ich einen Artikel zum Besten geben, den ich mir irgendwann mal aus dem Netz gezogen habe.
Über Sinn und Unsinn von Jagdmessern
Hat nicht ein kostbarer Gegenstand mit Spuren seines Gebrauches einen Charme, der durch nichts in seiner Art zu überbieten ist? Ich fasse hier schon einmal zusammen, was mir am Herzen liegt: Entweder man verwendet einen Gebrauchsgegenstand in seiner bedarfsangepaßten Form und Ausgestaltung und damit ist seine Schönheit durch seine Zweckmäßigkeit schon alleine bewiesen oder man schafft ein Schmuckstück, dessen Gebrauchswert oder Einsatz eine Nebenrolle spielt. Klingt ein wenig dogmatisch - aber ich akzeptiere den Wunsch, etwas Schönes zu besitzen, auch wenn man es (deswegen) nicht verwenden will oder kann - widerspruchslos. Es ist ein akzeptabler Grund. Ich möchte aber beim Jagdmesser bleiben. Wer heute einen Katalog für Jagdbedarf durchblättert findet herrliche Kreationen von Messern, die mit Hirschhornheften und gewaltigen Klingen astronomischer Rockwellhärten ausgerüstet sind. So etwas ist modern und vor allem brauchtumsgerecht. Ich schaffe mir bestimmt keine Freunde, wenn ich jetzt offenbare, dass das Hirschhorn vom indischen Sambar-Hirsch stammt, da heimisches Hirschhorn für Messergriffe viel zu porös ist. Das Holz von vielen Messergriffen stammt aus den Tropen und hat mit "deutscher Heimat" auch wenig gemein. So ein Messer kann man leider nicht heiß abwaschen oder gar in die Spülmaschine stecken, die ganze Pracht wäre dahin. Das mit der Rockwellhärte ist auch so eine Sache: Keine Frage, je härter der Stahl, desto länger hält die Schärfe. Damit man aber Fleisch ordentlich schneiden kann, braucht man die brutale Schärfe eines Skalpells und einen kleinen Schneidenwinkel. So eine (anfangs) wunderbare Schneide wird im Gebrauch unglaublich schnell stumpf indem sich die Schneide umlegt (verbiegt) oder gar ausbricht. Wenn man nun so ein "Rockwell-Wunder" im Wald wieder schärfen will, während der halboffene Bock vor einem liegt, hat man ein echtes Problem. Ich habe jedenfalls noch keinen Jäger mit kompletter Schleifwerkstatt, aber viele mit stumpfen Messern an ihrer Beute erlebt. Ich erinnere an die Chirurgen: Nach wenigen Schnitten muß eine neue Klinge her, damit die Arbeit "lege artes" wird. Und nun werde ich auch noch die geliebten "Jagdtaschenmesser" verteufeln. Das "Universal-Jagdtaschenmesser nach Oberforstmeister Frevert" gehört zur Standard- und Erstausstattung des Jägers (ich habe natürlich auch so eines). Es hat eine ordentliche Hauptklinge, eine Aufbruchklinge mit Knopf an der "Spitze", eine Säge (mit der die Hersteller nie gesägt haben, sonst würden sie So etwas nicht produzieren) und einen Ausziehhaken für Flugwild (wer hakelt bitte schön heute noch Hühner aus???). Diese Teile werden heute immer noch angeboten und kosten ein Heidengeld. Hast Du 'mal mit einem solchen Messer am Wild gearbeitet? Folgendes passiert üblicherweise: mit sauberen und trockenen Händen wird die Hauptklinge ausgeklappt und beim Stück der Träger aufgeschärft. Nun sind erst einmal die Hände und auch das Messer mit seinem Hirschhorn nass und schweißig. Mit den glitschigen Fingern pult man nun die Aufbrechklinge heraus und klappt die schweißige Hauptklinge ein. So wuchtet man schon eine ganze Menge an Unrat in die Klappmessermechanik mit ihrem Feststellmechanismus. Endlich ist der Bock offen, man hat vorher noch die Klinge durch die Rippen am Brustbein gezogen und nun wird das Schloss fachgerecht aufgebrochen. Erst versucht man es mit der unbrauchbaren Säge und schließlich wird mit der Hauptklinge die Schlossnaht durchschlagen und ihr damit der endgültige Garaus gemacht. Mein Lehrprinz postulierte immer: Beim Entnehmen der Körperorgane das Messer so wenig wie möglich benutzen. Man braucht es tatsächlich kaum, aber es ist auch mittlerweile so stumpf, dass eh nichts mehr ordentlich geht. Die rote Arbeit ist beendet und nun klappt man alles wieder zusammen und packt den Komposthaufen aus Stahl, Hirschhorn, Schweiß und Schleim in die Hosen- oder Jackentasche, die somit auf Dauer den brauchtumsgerechten Hautgout bekommt. Ehrlich: Ein solches Messer bekommt man Zuhause nur noch im Ultraschallbad sauber und im Anschluss darf man eine Stunde schärfen (s. "Rockwell-Wunder") und die Mechanik ölen. Na fein. Ich rate Dir, Jäger: Lass die Finger von beschriebenen Klappmessern, kauf nie und nimmer ein sonstiges Klappmesser! Hirschhorn und Holz sind tolle Griffmaterialien, bis man sie richtig sauber macht (danach nicht mehr). Kauf solche Messer nur zum freuen, nicht für die Arbeit am Wild, unserem wertvollsten Lebensmittel. Geh' beim Schlachter in die Lehre - er macht die gleiche Arbeit wie Du, er bearbeitet Fleisch. Er hat Messer mit ergonomischen Griffen aus rutschfestem, spülmaschinenfestem Kunststoff, die den Forderungen nach Sicherheit seiner Berufsgenossenschaft entsprechen. Warum soll das nicht auch für Jäger gelten? Die Klinge ist eher weich, denn hart und spröde. Wenn sie ihre Schärfe (der Schlachter sagt "Zug") verliert, genügen wenige Striche über den Wetzstahl und die brutale Schärfe eines Skalpells ist wieder hergestellt. Wie man das genau macht, zeigt Dir der Schlachter. Nebenbei bemerkt: Das im "Wilden Westen" beliebteste Messer war das gewöhnliche Schlachtermesser, dass an jedem Stein nachgeschliffen werden konnte. Das "Bowie-Knife" bei Karl Mai mit seinem Indianer-Unsinn war Kampfmesser, nicht Gebrauchsmesser. Natürlich gibt es für Schlachtermesser keine Scheide um es dekorativ am Gürtel zu tragen (macht der Schlachter ja auch nicht). Wickel es in ein Handtuch ein und verstaue es im Rucksack oder in der Jagdtasche. Und der Wetzstahl? Es gibt wunderbare Taschenmodelle, die nicht größer sind als ein Kugelschreiber, durchaus zumutbar. Für die Rippen und das Schloss nimmst Du eine Gartenschere (Amboßastschere) oder eine kleine Klappsäge mit auf Zug gearbeiteten Zähnen. So eine Schere ist besser und billiger als eine spezielle "Aufbruchzange" aus dem Outfitterkatalog. Welches Messer, wie lang, was sonst noch? Dein Hauptmesser ist ein schmales Ausbeinmesser mit einer Klingenlänge von 10- max. 13 cm (nennt der Schlachter "Puler"). Damit kann man sogar Kaffernbüffel versorgen. Und ein "Gekrösemesser" mit Knopf (damit man kein Gescheide anschneidet) beides gibt es beim Profi-Schlachtereibedarfshändler). Merke: kurze schmale Klingen lassen sich virtuoser handhaben als Macheten. Die beschriebene Klappsäge und die Astschere reichen dann für alles Wild bis hin zum Rothirsch o. ä. Messer zum Abnicken? Erstens geht es auch mit dem Puler und zweitens muß man daß wirklich beherrschen - oder besser lassen und schießen. Messer als Waffe zum Selbstschutz? Erstens geht es auch mit dem Puler und zweitens ist Messerkampf Nahkampf mit Körperkontakt. Das muss man auch beherrschen - oder besser lassen und schießen, wie gesagt Ein Puler kostet übrigens ca. EURO 10, 00, ein Gekrösemesser ca. EURO 15, 00. Das "Universal-Jagdmesser nach Oberforstmeister Frevert" hingegen EURO 200, 00 und ist bei allem Brauchtum absolut unbrauchbar.
Der Heger