Da wird mangels Erfahrung in Deutschland von den Gegnern des NZG viel hineininterpretiert was so nicht haltbar ist. Man sollte Wildtiere in ihrem Verhalten nicht vermenschlichen. Wildtiere sind immer vorsichtig, egal zu welcher Zeit. Wenn sie länger an einem Platz sind, dann nimmt die Vorsicht ab. Aber beim Anwechseln ist immer höchste Vorsicht, egal wann. Wenn Sauen unbekümmert an der Kirrung erscheinen, dann meist weil sie schon in der Dickung die Lage gepeilt haben.
Sauen lernen sehr schnell und setzen negative Erfahrungen sofort um. Es sind jedoch mehrere positive Erfahrungen in Folge notwendig, bis diese zu "unseren Gunsten" umgesetzt werden.
Warum mehr Schäden? Weil die Sauen dann bei Stress mehr Platz im Weidsack haben? Wo gibt es Untersuchungen zu diesem Thema? Dann will ich schon handfeste Beweise. Ich kenne keine.
Beispiel aus meiner "Schweinestreichelzoozeit":
Eine ÜLB die 5 Fr. führte (ca. 4 kg) wurde im Feld bei Mond erlegt. In der folgenden Nacht konnte noch ein Fr. erlegt werden, die anderen 4 wanderten in den Einstand in meinem Pirschbezirk zurück. Ein weiterer Frischling verschwand, ein erfolgloser Fuchsangriff konnte beobachtet werden. Die verbleibenden 3 Frischlinge waren ab diesem Zeitpunkt tagaktiv. Die Kirrung wurde in der Dämmerung verlassen und erst nach Sonnenaufgang wieder angenommen. Tagsüber brachen sie als Sensation zur Freude der Waldbesucher im Straßengraben der Forstwege. Soviel zur Lernfähigkeit kleiner, noch säugender Frischlinge. Warum hat das Schwarzwild so eine Erfolgsgeschichte hinter sich?
Aus meiner Zeit als Schweißhundeführer kenne ich noch andere Beispiele: Wieder einmal Bache erlegt, dann Dauernachtansitz in zwei Schichten auf die verwaisten Frischlinge. Ohne Erfolg, sie zogen um 9 Uhr aufs Feld als die Bauern dort waren. Anruf: "Jetzt laufen sie schon tagsüber herum, was macht Ihr überhaupt?" Ganz klar: Arbeiten und das Geld für den Wildschaden verdienen!
In meinem Hochwildpirschbezirk (D) sind die Sauen früh länger unterwegs als das Rotwild, da keine Kirrung. In den Privatrevieren (D) wo ich jage (Wald-Feld-Revier, Niederwildrevier) ist das anders. Die Sauen müssen nicht früh ziehen, den sie wissen ja wie man in kurzer Zeit den Weidsack füllt. Gejagt wird dann überwiegend an der Kirrung und aufgrund schlechter Erfahrungen werden diese Plätze eben besonders misstrauisch aufgesucht.
Ich stelle ja hier immer wieder mal Fotos als Beweis ein, so viele tagaktive Sauen wie in CZ habe ich D noch nie gesehen. Die Sauen werden dort "rund um die Uhr erlegt" und wenn sie im Winterwald 60 m neben der Strasse um 10.30 h mich im Auto beobachten, dann machen sie alles andere als einen gestressten Eindruck. Oft stehen sie tagsüber auf den weiträumigen Wiesen, unmöglich sie anzugehen.
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Neben den tagaktiven Sauen die dort erlegt werden, geht man in der Regel eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit unabhängig vom Mond zum Ansitz an die Kirrung oder auf Schadflächen.
In D wird ja auch gerne der Abschuss erfahrener Stücke propagiert, "damit sich die Restrotte leichter bejagen lässt". In CZ haben wir einen hohen Anteil sozial reifen Stücken in der Population. Frischlinge und schwache Überläufer bekommen Dampf rund um die Uhr. Niemand bekommt einen roten Kopf wenn Paffi das Hauptschwein irgendwo seine Fährte hinterlässt. Trotzdem oder vielleicht deswegen gelingt ein hoher Frischlingsabschuss.
Man neigt in D beim Schwarzwild dazu, sich seine Meinung so zu Recht zu biegen, wie es einem einfach erscheint. Neid, Egoismus, Selbstdarstellung sind schlechte Parameter für eine Bejagung des Schwarzwildes.
Ich habe mir angewöhnt von den Wildtieren zu lernen, Vermutungen sind erlaubt aber sie dürfen ohne Verprobung nicht zum Dogma werden.