Was bezeichnest Du als "Oktoberfestkostüm"?
Krachlederne, Janker, Trachtenhemd und Trachtenkrawatte. Warum wird das außerhalb Bayerns als traditionelle Jägerbekleidung betrachtet und seit wann?
Und wo siehst Du den "qualitativen" Unterschied zwischen einer ledernen Kniebundhose damals und der heute allgegenwärtigen "Funktionsbekleidung"?
Die lederne Kniebundhose geht nur bis zum Knie und lässt Wade/Schienbein offen. Im Sommer mit Ausnahme der Zecken- und Mückenproblematik zwar kein Problem, im Winter aber nur mit Aufwand zu kompensieren. Von einer unerwarteten Nachsuche, die ein paar Meter durch Dornen führt, ganz zu schweigen. Mal anders herum gefragt: was sind die Vorteile einer hirschledernem Kniebundhose ggü. „normalen“ Hosen auf der Jagd?
Uniform" ist "Uniform", das einzige was sich ändert, ist ihr Aussehen (und ggfs. ihre Bezeichnung")...
Die Frage, die ich mir stelle, lautet aber doch: wer hat zB „bayerisch Loden und Leder“ zur Uniform gemacht, wann, warum und mit welcher Kompetenz. Um das an dieser Stelle mal klarzustellen: ich lehne nicht ab, ich hinterfrage nur. War es Frevert, oder hat es tiefere Wurzeln?
Und WENN Du schon sz. Deine BW-Hosen als Zeichen Deines Individualismus gesehen hattest, mit welchem Recht belächelst Du heute den "Lederhosenträger"
Ich habe noch nie Klamotten als Ausdruck meines Individualismus betrachtet, erst recht nicht auf der Jagd. Mir geht es darum, was mir gefällt und was praktisch ist. Und ich wüsste einfach gerne, woher der Hang zu bayerisch anmutender Tracht innerhalb der Jägerschaft kommt.
Der Hunsrück, zumind. der nördl. Teil, hatte ja von 1815-1937 zu Preussen gehört, wie die Pfalz von 1778-1937 zu Bayern. Im Pfälzer Wald oder an der Weinstraße wären also "Krachlederne" zur Jagd völlig o.k.
Nur weil die Region dort unten mal politisch zu Bayern gehörte, gehört aber doch die bayerische Klamotte doch nicht zur dortigen Tradition. Oder ziehen in der Pfalz Nichtjäger zu festlichen Anlässen (und ich meine damit nicht die nachgeäfften Karnevalsoktoberfeste) Hirschlederhose und Dirndl an?
Dazwichen, also im südl. Teil des Hunsrücks (da wo ich lebe), haben wir von 1815-1937 zu Oldenburg gehört. Ich weigere mich aber jetzt strikt, mit gelbem Ölzeug auf den Ansitz zu gehen.
Da lebe und jage ich auch. Und du musst es anders denken: würdest du Ölzeug tragen, wenn irgendein Karl-Gustav unter Kaiser Schiessmichtot eben dieses in einem „Standardbuch“ zur jagdlichen Kleidung auserkoren hätte? Und wenn nein, warum nicht?
Ich trage zur Jagd im Hunsrück u. Pfalz sowohl Krachlederne, als auch Lodenkniebundhose, sowie BW-Molsekin und Jagd-Jeans und es interessiert mich jagdl. wenig nicht im Karwendel, auf dem TrpÜbPl, in Kentucky im 19.Jhd. oder sonstwo zu sein...
Alles okay. Ich sage doch gar nicht, dass man bestimmte Sachen anziehen muss oder soll. Ich kann gewisse Dinge in puncto „jagdlicher Kleidung“ nicht verstehen und leider konnte sie mir bislang noch niemand erklären. Solange das so ist, betrachte ich Lederhose und Trachtenjanker als (schöne) bayerische Tracht, sehe aber die Verbindung zur Jagd schlichtweg nicht.