Feldhasen erholen sich langsam

Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.246
Das niederträchtige an der Sache für den Niederwildheger: je mehr Niederwild da ist, desto besser geht es den Räubern. Hattrick.
Du hast die Hegekurve von Behnke im Kopf. Die geht aber davon aus dass bei allen Beutegreifern in Summe eine Verschiebung der Arten durchgeführt wird. Reden wir Deutsch. Null Katze dafür etwas mehr Füchse. Früher haben wir auch die Krähen dazu gezählt und mit Mitteln verfolgt die heute auf breite Ablehnung stoßen würden.
Steigt der Niederwildbestand - und ich weiß wovon ich rede - dann können dort auch mehr Räuber leben. Vielleicht ist deswegen bei uns der Uhu nicht so das Problem. Es ist ein Unterschied ob auf der Fläche 5 oder 50 Hasen pro 100 ha leben.
Was ganz wichtig ist: Vergessen wir das Kaninchen nicht. Wo es Kaninchen gibt, sind auch meist Hühner. Aber wir stehen uns wieder mal selbst im Wege mit Vorschriften die für 95 % des Landes überholt sind.
Nun gibt es leider in der Niederwildszene mehr Niederlagen als Erfolge. Daher wird alles schnell schlecht geredet. Wir haben bei Null angefangen. Ringsum Tausende Hektar mit Staatwald und flächiger Fuchszucht. Klar kommt da was nach, aber die Füchse werden in den Feldrevieren produziert, wo am 1. Mai nicht der Heckbau sondern der Bock mit Geburtsfehler (steht zu nah an der Grenze) im Focus steht. Unsere Privatjagd-Nachbarn schicken uns die Füchse. Im Spätwinter kommen einige aus dem Staatswald nach, die dort kein ideales Biotop vorfinden. Such mal im Wald ohne Freiflächen Deine Mäuse zusammen. Ein mühsames Geschäft. Zudem gehört die Rötelmaus zu den am wenigsten gern gefressenen Mäusen der Füchse. Insofern unterliegen die Förster einem zweifachen Denkfehler.
 
Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.246
Wer steckt denn hinter der Mulchpflicht ?
Ich habe nur einmal den Bauernpräsidenten gehört, der meinte "Es ist den Leuten doch nicht zu vermitteln, wenn die Landwirte Geld bekommen, obwohl sie gar nichts machen, deswegen muss wenigstens einmal im Jahr gemulcht werden."
Aber ich denke, dass wäre den Leuten sehr wohl zu vermitteln.
Das ist die falsche Begründung. Den Leuten sprich der Bevölkerung ist ziemlich egal was auf den Flächen geschieht. Bei zuviel Mais wird gemeckert. Aber niemand verlangt von einem Bauern dass der die Brennnesseln am Waldrand mulcht.
Es ist eine rein hausgemachte Vorschrift, die es sonst in der gesamten EU nicht gibt, aber angeblich EU-Vorschrift ist.
Sie stammt aus der Zeit: "Damit es sauber aussschaut. Kulturlandschaft heißt kultiviert, gepflegt."
Sagrontanlandschaft aber dann lamentieren wenn die Offenlandarten den Bach runter gehen.
Ich schau viel auf andere Staaten. Nirgends wird so ein Blödsinn verzapft wie bei uns. Schau, nicht einmal das Volksbegehren hat bei uns die Mulchpflicht auf Buntbrachen außerhalb KULAP abgeschafft.
Der Landwirt "produziert" Artenschutz auf ganzer oder Teilfläche. Dafür soll er Geld bekommen. Sagen wir als Nutzungsausfall. Der kann auch entstehen wenn er auf dem Sofa liegt.
Aber der Deutsche muss immer was regeln, reklementieren, ordnen. Die intensive Landwirtschaft in Osteuropa leistet mehr für den Artenschutz als unser Schrebergartengetue.
 
Registriert
16 Mrz 2008
Beiträge
7.612
Kann da auch die "Angst" vor Melde und anderen Unkräutern mit hereinspielen ?

"Wenn der da nichts macht, ist mein ganzer sauberer Acker verunkrautet!"

War bei mir z.B. auch ein Grund, warum Blühstreifen nach einem Jahr wieder umgemacht wurden, obwohl der Landwirt verstanden hatte, dass dreijährig eigentlich besser für die Insekten wäre.
 

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.451
Insofern unterliegen die Förster einem zweifachen Denkfehler.
Wenn schon differenziert, dann bitte auch im Wald. Die Mäusefresser werden auf Kulturflächen benötigt, nicht im finstern Pflegebestand. Mir war die pauschale Fuchschonerei auch nie verständlich. Wo man mit Naturverjüngung arbeitet, spielt der Mäuseverzehr eine untergeordnete Rolle. Allenfalls bei schwerfrüchtigen Baumarten kann es Probleme geben, alle paar Jahre mal. Aber wie Du selbst sagst, der Wald ist ohnehin kein optimales Biotop. Produziert wird der Nachwuchs, und zwar auf regelmäßiger Basis, anderswo.
 

z/7

Registriert
10 Jul 2011
Beiträge
20.451
Du hast die Hegekurve von Behnke im Kopf
Den Herrn oder die Dame kenn ich nicht. Ich wende lediglich ein paar Prinzipien an. Unter anderem: die Beute reguliert den Räuber. Ein mit Umsicht anzuwendender Satz, aber am Ende trifft er immer wieder zu. Wo ein Räuber nicht nur eine Art Beutetier nimmt (Spezialist ;) gell, cast?), sondern als Generalist unterschiedliche Beutetiere, oder als Allesfresser sogar Zugriff auf andere Ebenen der Nahrungspyramide hat/ausweichen kann, und /oder ein Beutetier auch von anderen Beutegreifern genommen wird, gar Beutegreifer selbst auch als Beute dienen, wird es kompliziert. Dennoch haben wir der Nahrungspyramide folgend immer wieder die Konsequenz, daß am unteren Ende Energie eingebracht wird, die zu einer Vermehrung der Verbraucher führt, die sich bis in die höchste Trophieebene bemerkbar macht.

Wenn man das verstanden hat, wird jedem klar, daß man als Verantwortlicher für den Energie-Input (Mineraldünger) und damit sowohl eine Vermehrung von Verbrauchern als auch eine Verschiebung von Gleichgewichten, auch die verdammte Pflicht und Schuldigkeit hat, regelnd einzugreifen. Damit mein ich die Menschheit als ganzes. Die Ausführenden sind als Elemente der obersten Trophieebene im Prinzip auch Teil des Ganzen. Wir alle leben von dem, was die Landwirtschaft produziert, bauen die Maschinen dafür, transportieren die Güter, verarbeiten und verkaufen sie etc. Da können wir uns nicht rausdividieren. Imho der kardinale Denkfehler jeglicher Balkonbiologen. Wir können uns über das Wie unterhalten, aber nicht über das Ob.

Für mich ist das in dem Bibelwort von "der Erde untertan machen" sehr gut zusammengefaßt. Wer's esoterischer mag, Saint Exupery.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.246
Den Herrn oder die Dame kenne ich nicht......

Wildmeister, der sich in der bekannten Fasanerie Mittelstendorf (Niedersachsen)für die Reinzucht des Ph. Colchicus colchicus eingesetzt und diese wieder aufgebaut hat, da nach dem Krieg sich die Erkenntnis durchsetzte, dass gerade dieser Fasan diese schwere Zeit in vielen Revieren auch ohne Hege überstanden hat.
Dort holte ich im Jahr 2000 bei seinem Nachfolger meine ersten reinblütigen Böhmen. Was ich bald merkte, dieser Fasan wurde bereits durch die generationslange Kunstbrut kaputt gemacht. Wo außen Colchicus draufstand war kein Colchicus mehr drin.
Es gab zu diesem Zeitpunkt nicht viele Fasanenspezialisten in Deutschland. Unvergessen für mich ist Wildmeister Artur Amann aus Darmstadt-Kranichstein den ich noch persönlich getroffen habe in dieser Zeit.
Behnke hat eine Reihe von Büchern geschrieben.
Hasenfeld - ein Revier wird aufgebaut oder
oder Fasan und Rebhuhn: Biologie - Hege - Aufzucht
später überarbeitet von WM. Günter Claussen...
Das war es aber auch schon zu diesem Thema in der Zeit um das Jahr 2000. Vieles was bei Behnke funktioniert hat geht heute nicht mehr. Wir finden keinen Berufsjägerlehrlinge mehr, die im Schäferkarren die brütenden Glucken mit Peotroliumlampen bewachen.
 
Registriert
9 Mrz 2008
Beiträge
1.237
Vor drei Jahren hat uns der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft vor versammelten Jagdgenossen zur Schnecke gemacht, weil wir einmalig im Jagdjahr auf einer kleinen Stökerjagd zwei Hasen geschossen hatten. "Sowas geht nicht. Man sieht schon keine Hasen mehr und ihr schießt die auch noch..." Wohlgemerkt, wir bewirtschaften fast 1300ha.

Ich hab gestern eine Revierrunde gedreht und sehe zwei Kolkraben, die in einer Fahrgasse im Raps einer Häsin einen Junghasen geklaut hatten. Die Häsin sprang mehrmals gefühlte 2 Meter hoch hinterher. Der eine Rabe hatten den zappelnden Junghasen im Schnabel, der andere wehrte die Häsin ab. 100m weiter setzten sich die beiden seelenruhig auf die Wintersaat und machten dem Kleinen mit sichtlicher Freude den Garaus. In mir kochte die Wut hoch!!! Glücklicher Weise hatte ich keine Langwaffe dabei...
Als ich dann auf dem Heimweg durch die Wiesen fuhr, sah ich den Bauern mit einem Höllentempo die Wiesen abschleppen.
Das nächst Mal mache ich die Ansprache bei der Versammlung...
Gruß-Spitz

Dann tu es auch!
Gruß, M.
 
G

Gelöschtes Mitglied 3063

Guest
Wenn schon differenziert, dann bitte auch im Wald. Die Mäusefresser werden auf Kulturflächen benötigt, nicht im finstern Pflegebestand. Mir war die pauschale Fuchschonerei auch nie verständlich. Wo man mit Naturverjüngung arbeitet, spielt der Mäuseverzehr eine untergeordnete Rolle. Allenfalls bei schwerfrüchtigen Baumarten kann es Probleme geben, alle paar Jahre mal. Aber wie Du selbst sagst, der Wald ist ohnehin kein optimales Biotop. Produziert wird der Nachwuchs, und zwar auf regelmäßiger Basis, anderswo.
Der Mäuseverzehr spielt m. M. überhaupt kei ne Rolle. Dafür ist der Einfluss des Fuchses viel zu gering. Wenn, dann müsste der Mäuseverbrauch des Fuchses aus Mäusejahren in den mäusearmen Jahren genauso hoch sein. Dann wäre zumindest da ein Effekt da. Mann kann den Fuchs mit allen möglichen Begründungen schonen. Aber nicht, weil er die Mäuseschäden reduzieren hilft. Da sind die ganzen Gefiederten deutlich effektiver bei der Arbeit...
 
Registriert
14 Feb 2006
Beiträge
15.246
Kann da auch die "Angst" vor Melde und anderen Unkräutern mit hereinspielen ?
"Wenn der da nichts macht, ist mein ganzer sauberer Acker verunkrautet!"
War bei mir z.B. auch ein Grund, warum Blühstreifen nach einem Jahr wieder umgemacht wurden, obwohl der Landwirt verstanden hatte, dass dreijährig eigentlich besser für die Insekten wäre.
Ja jetzt werden wieder einige aufheulen aber der durschnittliche Landwirtschafsmeister kennt seine Feinde, sprich die Segetalflora und seine Nutzpflanzen. Was einen halben Meter weiter auf dem Feldrain wächst kennt er nicht. Lieber mal potentieller Feind. Der Hausmeister kennt auch nur Rasen und Unkraut.
Die Ackerwildkräuter, sprich die Segetalflora ist nur im Jahr des Umbruches für die Kulturpflanzen ein Problem. Wenn eben der Acker sein Geschichtsbuch aufschlägt. Jede Segetalgesellschaft entwickelt sich schon ein Jahr später zu einer Grünlandgesellschaft. Darin sind einige Arten die den Kulturpflanzen gefährlich werden können: z.B. Ackerkratzdistel (mag keine geschlossene Bodendecke, daher nicht mulchen, höchstens Schröpfschnitt), Klettenlabkraut in einer kurzen Zeit und die Quecke. Der macht das Mulchen sowieso nichts aus, sondern sie kommt von außen über Wurzelausläufer ins Feld.
Eine stabile Grünlandgesellschaft mit z. B. Rainfarn, Roter Lichtnelke, Nachtkerze, Gräsern bleibt auf diesem Standort und gefährdet keine Ackerkultur.
Die unbeliebte Trespe siedelt sich in der Störzone zwischen Acker und Feldrain an. Diese Zone muss gemulcht werden. Grafiken habe ich hier schon reingestellt.
In den Buntbrachen säen wir Staudengewächse der Ruderalgesellschaft, die im ersten Jahr klein anfangen und keine Gefahr für die Ackerkulturen darstellen. Bis sie im nächsten Jahr durchstarten können, werde sie schon vorher umgedreht.
Kein Verständnis für die Zusammenhänge ist der Auslöser für den reihenweisen Mist der da gemacht wird.
 
Registriert
16 Mrz 2008
Beiträge
7.612
Gestern wieder einen Hasen von der Straße - bzw. eigentlich nur ein Nebensträßchen - gekratzt.

Der wurde dann auf vier Fallen verteilt.

Heute morgen dazu noch einen überfahrenen Erpel. Und das ist nur, was man sieht bzw. findet.

Wieviel Wild wird nur angefahren und rettet sich noch ein paar Meter weg.
 

K2

Registriert
11 Dez 2005
Beiträge
368
Das ist die falsche Begründung. Den Leuten sprich der Bevölkerung ist ziemlich egal was auf den Flächen geschieht. Bei zuviel Mais wird gemeckert. Aber niemand verlangt von einem Bauern dass der die Brennnesseln am Waldrand mulcht.
Es ist eine rein hausgemachte Vorschrift, die es sonst in der gesamten EU nicht gibt, aber angeblich EU-Vorschrift ist.
Sie stammt aus der Zeit: "Damit es sauber aussschaut. Kulturlandschaft heißt kultiviert, gepflegt."
Sagrontanlandschaft aber dann lamentieren wenn die Offenlandarten den Bach runter gehen.
Ich schau viel auf andere Staaten. Nirgends wird so ein Blödsinn verzapft wie bei uns. Schau, nicht einmal das Volksbegehren hat bei uns die Mulchpflicht auf Buntbrachen außerhalb KULAP abgeschafft.
Der Landwirt "produziert" Artenschutz auf ganzer oder Teilfläche. Dafür soll er Geld bekommen. Sagen wir als Nutzungsausfall. Der kann auch entstehen wenn er auf dem Sofa liegt.
Aber der Deutsche muss immer was regeln, reklementieren, ordnen. Die intensive Landwirtschaft in Osteuropa leistet mehr für den Artenschutz als unser Schrebergartengetue.
All die Dinge von Colchicus erwähnt, kann ich voll unterschreiben. Es wird, leider oft auch hier, zuviel geschwätzt und zu wenig beobachtet und gehandelt. Wir haben es in der letzten großen Tollwutwelle der 1980er Jahre vor Augen geführt bekommen : Hasen über Hasen in der rheinischen Tiefebene, ohne Blühstreifen, Stilllegung, Hasenapotheke. Dafür mit intensivem Ackerbau ,großteils heutigen Arbeitsbreiten und mit deutlich mehr Pflanzenschutzeinsatz als heute mit höher konzentrierten und zum Teil toxischen Wirkstoffen für Warmblüter. Geht raus und bejagt alle Freßfeinde im Rahmen der Gesetze mit maximaler Intensität und Nachhaltigkeit, dann stellt fest, daß die Bestände an Bodenbrütern des Offenlandes stark ansteigen. Jetzt das Wohnzimmer richten so gut das geht und : Diese sinnbefreite Ansiedlung und Überhege von noch mehr Prädatoren an allen Stellen anprangern und eindämmen !
Hier läuft der idiologische Artenschutz schon wieder den ganzen Tag durch ein NSG mit Betretungsverbot um die Uhus zu beringen und dafür bezahlt zu werden, die im Offenland niemals heimisch waren.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
141
Zurzeit aktive Gäste
519
Besucher gesamt
660
Oben