Ich schreib´ ja manchmal etwas ausschweifend. Hoffentlich stört´s in diesem thread hier keinen.
Kurzversion für Eilige: Habe alten Bock erlegt, Bild ganz unten.
Ganzer Bericht: Im Juni 2011 konnte ich mit dem Handy einen guten jungen Bock mehrfach fotografieren. Hohe Stangen, eng und parallel, schwache Vereckung. Erinnerte mich entfernt an die „Sagrada Familia“ von Gaudí. Ein interessanter 6er mit Wiedererkennungswert bei den sonst hier vorherrschenden Gehörnformen „Kelch“ und „V“. Habe ihn pardonniert. Vermutlich zweijährig war meine Einschätzung. Aus heutiger Sicht wars wohl ein Jährling.
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Dann konnte ich diesen Bock nicht mehr antreffen bis 2013. Im Juli habe ich (vermutlich) denselben damals herangeblattet und einige Bilder gemacht. Die Stelle war nur 150 m von der Erstbegegnung entfernt. Insgesamt war dieser nach unserer einvernehmlichen Absprache der Pächter aber zu jung zum Erlegen, das Alter ist damals wohl 3 gewesen. -?-
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Dann war er wieder 2 Jahre unsichtbar. Jetzt konnte ich ihn unverhofft spätabends auf dem Ansitz auf 200m langsam über ein Stoppelfeld ziehend beobachten. Hatte ihn aber nicht gleich wieder erkannt. Auf mein Fiepen warf er kurz auf, um dann unverrichteter Dinge ohne Eile in das hohe Gras zu wechseln.
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Habe erneut geblattet, er drehte dann auch tatsächlich zur Kanzel und kam, etwas widerwillig zwar, näher, immer wieder (schein-) äsend.
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Ich glaube, der Erfahrene hat irgendwie bemerkt, dass da was faul ist: Fiepen aus einer Eiche passte ihm nicht! Frei war für mich in diesem Jahr nur noch ein zwingend „Alter“ und ich war mir noch nicht ganz sicher, wer da seine Fährte zieht. Außerdem war die Distanz mit noch knapp 130 m für die uralte Sauer & Sohn Büchsflinte mit dem 2fach Glas zu weit. Diese 7x75 R führe ich nur in der Blattzeit und schieße auch nur auf kurze Distanz damit – ist so eine dumme Angewohnheit. Es ist meine Erinnerungs-Waffe und daher belasse ich auch das lichtschwache Glas vom Großvater drauf.
Bewegung, Verhalten und „Gebäude“ passten zu einen älteren Bock und die Trophäe war für unser Revier extrem wuchtig, dunkel und „solide“. Als ich die hohen, parallelen Stangen erkannte, war klar, dass dies ein alter Bekannter ist. Richtig „grau“, wie oft angegeben, war das Haupt allerdings nicht und typische Dachrosen, wie dies bei ganz alten Böcken typisch sein soll, konnte ich ebenfalls im Glas nicht erkennen. Sollte es wirklich jener der Altbekannte sein, dann war dieser Bock da vor mir mindestens 6 Jahre alt. Falls er aber nur „Mittelbau“ wäre, dann drohte mit ein Fehlabschuss.
Ich machte die Waffe fertig und flötete verführerisch ein drittes Mal den Rickenfiep. Daraufhin zog er näher, aber auch nach links zur Waldkante und war aus dem Blick. Mein Puls ging jetzt etwas schneller. Ein gutes Gefühl!
Plötzlich stand der Bock, an der Vogelbeere vertraut Blätter zupfend, auf 30 bis 40 Gänge vor der Kanzel. Verdeckt durch eine Weide kam er irgendwie lautlos heran. Ich wollte nochmal Glas gegen Kamera tauschen, das wäre ein sensationelles Bild geworden. Aber er zog geradewegs über den Forstweg auf einen Wildwuchs zu und wäre dann nicht mehr erreichbar gewesen. Also rasch die Waffe aufgelegt, er blieb stehen, drehte sich aber halbspitz weg. Nach einer Ewigkeit überfiel er auf einmal zügig den Weg. Ich habe kurz geschreckt. Er verhoffte, Schuss, Schraubendrehung um 180 Grad, reglos lag er. Wieder Stille. Flucht 0m. Am Stück dann Einschuß Tiefblatt, kein Ausschuss. Gewicht 21 kg aufgebrochen.
Meine allererste Handlung: Griff in den Äser. Uff, alles richtig gemacht! Alt. Wer zu mehreren ein Revier bejagt mit der Zielsetzung, Rehböcke so weit dies möglich ist als Jährling oder „reif“ zu strecken, der kann sich sicherlich meine Erleichterung vorstellen.
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Die Freude über die knuffige, stämmige Trophäe könnt ihr euch sicher denken. Erstaunlicherweise sagten im Verlauf des Abends beim Umtrunk viele der anwesenden Jäger: ein „schöner“ Bock. Den gibt´s ja bekanntlich gar nicht, aber irgendwie passte die Beschreibung dann doch ganz gut.
Alte Böcke kommen spät. Für ein Photo mit offener Blende hat´s gerade noch so gereicht. Kurze Zeit später war es dunkel.
8 Tage nach dem Abkochen mit langer Nase 305 g. Abschliff geschätzt auf 5-6 Jahre.