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Uneingeschränkte Zustimmung gilt jedoch Deinem Einwurf bzgl. der ans Peinliche grenzenden Sprachvergewaltigung via Genderisierung.
Dem schließe ich mich vollumfänglich an und obwohl es mich in den Fingern juckt, zu diesem Thema einige Sätze zu verfassen, werde ich das nicht tun. Das Thema ist mehr als ein Runzeln der Stirn nicht wert.
Den Wert dieses so inhaltschweren Fadens möchte ich allerdings in einem kleinen Bericht verdeutlichen.
Vor einigen Tagen merkte mein Freund Otto beiläufig an, eine unserer Kanzeln müsse verblendet werden, da anwechselndes Wild beim Überwinden der davor liegenden Steigung kurzzeistig genau ins Kanzelfenster schauen würde. Er schlug die Verwendung eines BW - Tarnnetzes vor.
Natürlich habe ich mich der Sache persönlich angenommen, schon um meine Wertschätzung seiner Person zum Ausdruck zu bringen.
Während meine liebe Frau fast alle im Umfeld der Kanzel stehenden jungen Birken mittels Rosenschere köpfte und die kleinen Kronen zutrug, habe ich die Kanzel verblendet, allerdings nicht mit dem zweifelsfrei praktischen Tarnnetz, sondern mittels der Birkentriebe. Schon nach kurzer Zeit gliederte sich die Jagdeinrichtung völlig unauffällig in die Umgebung ein und einige Schußschneisen waren wieder frei.
Gestern Abend habe ich die Sinnhaftigkeit der Maßnahme überprüft, habe dazu mein in Loden gehülltes, fast ein Jahrhundert altes Hensoldt Nachtdialyt, mein ledernes Patronentäschchen und meinen vom Großvater geerbten Jagdnicker nebst einigen Nüssen als Wegzehrung sowie Handtuch und Wasserflasche in meinen bereits von meinem Großonkel immer verwendeten Schweizer Armee - Rucksack gepackt, mir meinen Stutzen gegriffen und mich auf den Weg gemacht.
Unnötig anzumerken, dass die 6,5x54 einige Zeit später ganze Arbeit leistete - man kennt es nicht anders - und das geringe Schmaltier am Platze blieb.
Nachdem die Rote Arbeit getan war und ich neben meinem Stück sitzend eine der nur zu diesem Zwecke immer mitgeführten leichten Cigarrillos rauchte, habe ich einmal aufaddiert:
Eine Waffe, mehr als 100 Jahre alt, eine Patrone, noch von DWM hergestellt, eine Glas, fast 100 Jahre alt, ein mehr als Jahrhundert alter, leider an der Klinge inzwischen doch schlanker gewordenen Nicker, ein Rucksack, in dem vielleicht vor 8 Jahrzehnten ein junger eidgenössischer Soldat die an einem Sonntag Abend von seiner jungen Liebsten bereit gestellte Ration bergwärts trug, zusammen sind wir schon ganz schön alt.
Aber sieht man von mir ab - eben doch mehr schön als alt.
Die Fähigkeit, die Schönheit solcher Augenblicke zu empfinden und als Stärkung für schlechte Zeiten zu bewahren - das ist der Sinn stilvollen Jagens.