(Deutlich) Mehr Rehe als geplant erlegt - Jagdleiter erstattet Selbstanzeige

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wenn ich Jagdhasser wäre, würde ich aus diesem Faden eine Erkenntnis mitnehmen:
„Wenn es Regulierungen gibt, die mir nicht passen, mach ich mir nicht die Mühe, auf Änderung/Anpassung hinzuwirken, sondern scheixxe drauf, weil ich es ja besser weiß“

Ich finde das bedenklich.
 
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Ich finde, man muss, weil der Besatz letztlich eine Frage der Gesamtökologie ist, auch das Ganze in den Blick nehmen.
Steigt der Rehwildbesatz tatsächlich oder erhöht sich nur der Verbiss - zum Beispiel aus Gründen des Entzuges anderer Nahrungsquellen oder eines Vertreibens von anderen Äsungsflächen durch z.B. Freizeitdruck?

In den letzten Jahrzehnten kam es zu einschneidenden Umstellungen im Offenland, die sich hier meiner Meinung nach auswirken könnten.

1. Vielfacher ersatzloser Wegfall von anderen Deckungsräumen außer dem Wald (Hecken, Hage ...) durch Wohnraumerweiterungen oder Folgen der Flurbereinigung im Zuge zunehmender landwirtschaftlicher Industrialisierung.

2. Deutliche Erhöhung des Freizeitdrucks zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dadurch eventuell vermehrte kraftraubende Fluchten und daher gesteigerter Nahrungsbedarf.

3. Klimastress. Auch das Wild ist klimatischen Veränderungen unterworfen und muss sich im Zuge von Evolutionsprozessen darauf einstellen.

4. Geringeres Äsungsangebot im Grünland. Durch 3. und teilweise schon 4. Maht mit direkter Silierung ist nicht mehr viel mit Kräutlein fein und irgendwas müssen sie ja fressen. Die Raine sind auch weitestgehend weggefallen...

Ich will mich einem erhöhten Abschussplan gar nicht von vornherein verschließen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass dies zwar die einfachste Lösung sein mag, sie allerdings nicht zwangsläufig mit den Grundsätzen der Hege vereinbar ist.
Die Viecher können nix für unsere Eingriffe in ihre Lebensräume. Das sollte man bei derlei Debatten im Hinterkopf behalten. Abgeschossen ist gleich was, es wieder lebendig machen klappt aber nicht.
 
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z/7

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Das Reproduktionspotential von Rehwild ist Dir aber schon vertraut?
 

z/7

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Punkt 1 ist m.e. der stichhaltigste Deiner Liste. Für Rehwild genügt sehr wenig als Deckung, etwas Schilf, ein paar Büsche. Unsere flurbereinigten Agrarsteppen bieten meist nicht mal mehr das.
 
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Besatz ist Anglersprech.
Bei der nächsten Drückjagd sieht das Ergebnis anders aus.
 
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Das mit der Selbstanzeige gibt es auch nur bei Jägern.:oops:
Mein Gott was für ein Aufriss wegen einer Strecke die der Wildbestand ja offensichtlich hergegeben hat.
Der Rehwildbestand kennt in D nur eine Richtung, nach oben !!!!
Ja hier wurde versehentlich ein vermeintlicher Abschussplan überschossen und der Verantwortliche übernimmt dafür die Verantwortung damit sollte es aber auch gut sein.
Anstatt alle zufrieden sind über eine offensichtlich gelungene Jagd mit einer beachtlichen Strecke wird ein Riesen Fass aufgemacht da kann ich nur noch den Kopf schütteln.

Hätte ich nicht gedacht, aber da muss ich dem Dergerl mal nen Daumen hoch verpassen...
 
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Also ich hab den Faden nicht komplett gelesen. Ich gebe aber zu bedenken, dass Abschusspläne eigentlich nur beim Staat wirklich bindend sind. Bei den Privaten hab ich mehrfach schon hinter vorgehaltender Hand erzählt bekommen, dass der Plan mehr so eine Absichtserklärung ist und halt so gemeldet wird, dass es halbwegs passt. In Realität werden teilweise das doppelte bis dreifache des Plans erlegt (Ja, den dreijährigen Plan erfüllen wir, jedes Jahr...) oder es werden auch Postkartenabschüsse im Bereich von 50 bis 80% getätigt. Statt der Geißen werden "Schmalreh" gebucht, die in wirklichkeit schwache Jährlinge waren usw.

Bei Staatsforst/Landesbetrieb stimmen hingegen die Abschusszahlen zumindest. Da ein zwei Stücke mehr zu erlegen ohne zu Buchen ist Unterschleif und hat i.d.R. recht unangenehme dienstrechtliche Folgen. Da riskiert niemand seinen Job für ein oder zwei Reh, die er verräumt und nicht meldet.

Was lernen wir daraus: Die Privaten machen eh was sie wollen, beim Staat wird aber mit aller Konsequnz draufgeklopft, wenn mal was schief läuft, siehe Edelmannsberg.
Es wird Zeit, dass die Bundesjagdgesetznovelle kommt und die Abschusspläne abgeschaft oder durch Mindestabschusspläne ersetzt werden!
 
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Punkt 1 ist m.e. der stichhaltigste Deiner Liste. Für Rehwild genügt sehr wenig als Deckung, etwas Schilf, ein paar Büsche. Unsere flurbereinigten Agrarsteppen bieten meist nicht mal mehr das.
Wichtig ist auf diesen großen Flächen die Ruhe, dann kommt das Rehwild auch völlig ohne Deckung aus. Je größer die Felder und je unbeliebter diese "Freizeitlandschaft" umso besser für das Wild.
arendseeJan10 037.jpgIMG_4564.JPG
Je mehr ein Lebensraum vom Menschen mit genutzt wird, umso besser muss die Deckung sein. Wir haben da mit der Heckenpflege und den Buntbrachen stark zugelegt und das Rehwild reagiert dann da drauf. Es geht nicht vom Wald raus in diese Flächen, sondern wird einfach mehr, da der Lebensraum mehr geworden ist, also jede Fläche hat ihre eigene Dichte. Aber mit den Verbesserungen im Feld kann man verhindern, dass das Rehwild sich im Winter im Wald massiert und das sorgt dann meist für Ärger. Unterm Strich muss aber mit dieser Erhöhung der Biotopkapazität auch mehr geschossen werden.
 

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