oder sehe ich das falsch?
Aus heutiger Perspektive siehst Du das zumindest teilweise falsch.
Der Punkt ist, daß der aktuelle Zustand vieler Wälder aus einer Zeit kommt, in der tatsächlich "Bretterplantagen" vulgo Altersklassenwald in Reinbeständen das Mittel der Wahl war. Weil man es nicht besser wußte, weil es aus diversen Gründen nicht anders ging, weil es bei bestimmten Baumarten auch einfach in der Natur der Sache liegt.
Man versucht heute, mit besserem Wissen, mit einer besseren wirtschaftlichen und forstlichen Ausgangssituation, mit dem Problem des Klimawandels vor Augen, aus diesen vorhandenen Wäldern soweit der Standort es zuläßt gemischte, stufige, ungleichaltrige Wälder zu machen.
Das ergibt die unglückliche Situation, daß man in einer nackigen Monokultur leckere Raritäten einbringt, die dem Rehwild bekanntermaßen besonders gut schmecken. Die Folge ist, daß man diese Raritäten schützen muß. Je nach Situation durch Zäune, Einzelschutz oder Senkung des Rehwildbestandes auf ein Maß, daß ein Durchkommen der eingebrachten Pflanzen ermöglicht.
Sind diese Pflanzen aus dem Gröbsten raus, haben wir relativ plötzlich - und das ist tatsächlich so, daß das eine Verwandlung ist, die bei konsequentem Vorgehen nur wenige Jahre dauert - eine völlig andere Situation. Der Wald ist in der Oberschicht lichter, er hat viel Unterwuchs, der Deckung und Nahrung bedeutet, und ein Wiederansteigen der Population ist fast unvermeidlich, weil es zu diesem Zeitpunkt bereits extrem schwer ist, noch Wild zu Gesicht zu bekommen.
Wie gut das funtkioniert ist natürlich auch eine Frage der Fläche. Wo große zusammenhängende Flächen nach dem gleichen Prinzip bewirtschaftet werden, kann man im angestrebten Stadium den Wildbestand auch wieder steigen lassen. Wo das angestrebte Stadium nur auf wenigen Hektar verwirklicht wird, und rundum noch Wüste Gobi herrscht, funktioniert das nicht. So ist die Lage.