Es gibt doch 1000 Gründe, die einem durch den Kopf gehen, bevor man abdrückt. Sind ja nicht alle Landschaftsgärtner, die nur überlegen, wie man am effektivsten die Terminalknospenverbeisser und die möglichen Träger der ASP streckt.
Ich jage z.B. zumeist in einem Niederwildrevier ( Feld-, Wald, Wasser), wo Schwarz- und Rotwild Wechselwild sind. Zum einen versucht man Wildschäden zu vermeiden - zum anderen aber auch mal diese Stücke zu bejagen und zu erlegen.
Wenn ich also bei mir die Chance auf Rotwild haben will, muss ich mich an den geeigneten Fernwechseln ansetzen um dort etwas abzupassen. Wenn man an diesen Wechseln dann anfängt, auf alles zu ballern, nur weil man sich so arm fühlt, wenn der Lauf kalt bleibt, wird man kaum mal ans Ziel kommen. Das gleiche gilt fürs Schwarzwild. Wir bemühen uns, bestimmte Bereiche ruhig zu halten um dort das Schwarzwild zu halten. Leider ein schwieriges Unterfangen. Auch hier gilt aber: Bei Fuchs und Dachs bleibt der Finger lang.
Ich greife mir diesen Beitrag jetzt einfach mal heraus um darauf zu antworten und hoffe das ist ok für dich und du nimmst es nicht persönlich.
Frage: Was um alles in der Welt willst du mit dem ersten Satz sagen??? Und was für 1000 Gründe gehen dir durch den Kopf bevor du abdrückst?!
Es klingt zunächst mal so, als würden diese "Landschaftsgärtner" wie du sie nennst (wer oder was ist damit gemeint?!) aus niederen Beweggründen auf Wild schießen. Du tust das nicht und wenn dann aus viel edleren Motiven...? Oder verstehe ich das falsch?
Wenn ich jetzt mal in mich gehe und überlege was mir jagdlich so durch den Kopf geht....hmmh im Vergleich zu deinen 1000 Gründen ist das schon sehr ärmlich und primitiv. Wenn ich z.B. auf Rehwild jagen will....dann leite ich kurz und unspektakulär aus den Beobachtungen und dem Fährtenbild der jüngeren Vergangenheit die erfolgversprechendsten Stellen ab....wenn Wetter und Wind günstig sind begebe ich mich zur vermutet richtigen Tageszeit dorthin....wenn dann jagdbares Rehwild in Schussentfernung mit Kugelfang auftaucht denke ich "Oh da....Rehwild, sehr schön" Wenn es mehrere sind entscheide ich nach Ansprache noch spontan ob und wie ich vorgehe um eventuell mehr als ein Stück zu erbeuten bzw. überhaupt welches Stück ich beschieße. Das war es aber auch schon...die Ziele kann man im Grunde reduzieren auf: Zeit und Ort richtig einschätzen; Sauber ansprechen; sichere und saubere Schüsse.
In diesem gesamten Handlungskonstrukt spricht es meiner Meinung nach tendenzielll eher für die Leistung eines Jägers wenn er mit 2 Ansitzen 3 Rehe erbeutet als wenn er mit 15 Ansitzen 1 Reh erbeutet.
Rotwild ist bei mir im Revier auch (regelmäßiges) Wechselwild. Ich habe so eine ähnliche Strategie verfolgt wie du sie schilderst aber bei mir hat das ganz nüchtern und sachlich betrachtet dazu geführt, dass die "Bejagung" eher theoretischer Natur war und nie ein Stück zur Strecke kam. Ich habe die Strategie seit einigen Jahren dahingehend verändert, dass ich versuche jede sich bietende Gelegenheit einer Erlegung konsequent zu nutzen. Dabei verfolge ich kein Konzept sondern reagiere flexibel auf individuelle Situationen. Einzige Besonderheit, ich erlege generell keine Hirsche....davon werden eh mehr als genug geschossen und ich kenne die psychotischen Zustände die bei vielen Jägern durch Hirsche verursacht werden....da bin ich raus:lol:. Naja jedenfalls erlege ich seit ich so vorgehe recht konstant 1-3 Stücke Kahlwild.
An dieser Stelle wieder eine Frage: Wie fühlt man sich arm wenn der Lauf kalt bleibt?!:unbelievable: Worum gehts da?? Und was versteht man unter rumballern? (Ich nehme an es hat was mit "Schüsse abgeben" zu tun?) wenn ja...wie, wann, wo muss man es tun damit es zu "rumballern" wird? Gibt es auch Leute die sich "reich" fühlen wenn der Lauf kalt bleibt? Wäre ja möglich, dass man sich z.B. selbst feiert weil man nicht einfach pragmatisch (oder primitiv je nach Sicht) Wild erlegt sondern mit erhabener Fantasie Gründe erarbeitet, die dazu führen dass der Lauf kalt aber voller Waidmannswürde ist?
Naja noch ganz allgemein zur Frage im Threadtitel....das kann man nicht pauschal beantworten denn jeder Ansitz ist anders. Im Sommer anders als im Winter....bei Regen anders als bei Trockenheit....die eigene Verfassung ist Tagesformabhängig usw. usw. Bei mir ist es jedenfalls nie gleich....mal lausche ich stundenlang regungslos den Geräuschen des Reviers...ein andermal döse ich und lasse nur ein Ohr angeschaltet. Einmal vergeht die Zeit schnell ein andermal zäh...fest steht aber: Wer regelmäßig Sauen vom Ansitz erlegen will braucht schon Ausdauer!! Man erlegt sehr viele Sauen weil man "doch noch mal 10 Minuten dran gehangen hat".
Und als sinnlos vergeudete Zeit würde ich nur folgende Situationen bezeichnen: Drückjagdstand ohne Kugelfang oder ohne Schussfeld; An Kirrung sitzen die seit Tagen nicht angenommen ist; Bei falschem Wind sitzen und sowas halt.
Der wichtigste Unterschied zwischen Ansitz an Kirrungen und Ansitzen am Feld oder Wiese ist der, dass man an der Kirrung im Grunde klar ist, dass die Sauen kommen und nur die Frage ist wann....im anderen Fall ist die Frage ob überhaupt was kommt.
Um sich die Zeit zu vertreiben finde ich übrigens alles legitim was man sich vorstellen kann....handy, Bücher, Begleitung etc. muss halt alles lautlos und unsichtbar sein. Die Frage "wie übersteht man das" stellt sich mir sowieso eher bei Dingen wie Geburtstagsfeiern, Gottesdienste und so Sachen....:biggrin: