Die Bezeichnung als Hobbyjäger und dann die Gleichsetzung mit anderen Hobbies - so geht das nicht. Es fällt unter den Tisch dass - stark anders als beim Golfer oder Segelflieger - der Jäger in ganz hohem Maße mit ihm anvertrauten Dingen handelt. So ein Golfball spürt nichts wenn es 10 Schläge braucht, bis er im Loch drin ist. Der Jäger als Heger soll altersklassengerechte und gesunde Wildbestände erzeugen - wenn aber nach ÖJV und Forst Manier alles was den Kopf rausstreckt abgeschossen wird und man auf den Muttertierschutz pfeift, ist das nicht der Fall.
Zum Spannungsfeld der Jagd zu den Interessen des Grundstückseigentümers der Landwirtschaft. Die Auflösung besteht bei landwirtschaftlichen Grundstücken in Wildschadensersatz. Wenn die Landwirtschaft (durch die Politik der "Energiewende", die keine Energiewende erbringen wird) massiv umschwenkt auf Maisanbau auf Großflächen, die zu kaum bejagbaren Sauen-Einständen werden, dann wird sie selbst zum Mitverursacher des Wildschadens. Ab da wurde/wird die Grundlage des bisherigen Wildschadensmodells schon verlassen.
Zum Spannungsfeld der Jagd zu den Interessen des Grundstückseigentümers der Wälder:
Es geht ja um Verbiss, Schälen und die Frage wie der Förster die jungen Bäume hochbekommt. Erstens vermisse ich hier eine Gesamtbetrachtung der Gründe für Verbiss und Schälen. Es wird kaum gesprochen über den Stress des Schalenwildes durch immer neue und immer penetranter störende Freizeitaktivitäten, zu den normalen Spaziergängern mit oder ohne Hunde die meist nicht wildern, den saisonalen Pilzesammlern und den Nebenwerbslandwirten mit Feierabendflutlicht sind die vielfältigsten Aktivitäten hinzugekommen, Querfeldeinjoggen auch bei Nacht mit Stirnlampe, Mountainbiken, Geocaching undsoweiter. Das dieser Stress zum Verbleib in den Einständen und dortigem Verbiss/Schälen führt, ist ja erwiesen.
Zweitens wird bis heute nicht darüber diskutiert, was der Forst seinerseits gegen den Verbiss und gegen Fegeschäden unternimmt, denn es sind ja erstmal seine Bäume und nicht die des Jägers. Ich kenne es noch aus den Wäldern der 70er Jahre, dass sog. "Baumschulen" eingezäunt waren. Dass der Forst dies weitenteils nicht (mehr) tut und auch die Einzelpflanzen nicht schützt sondern sich das Geld und die Arbeitskräfte spart, ist Tatsache. Damit ist auch die Thematik des klimagerechten Waldumbaus für mich kein neues Argument, das irgendwie besonders "sticht", denn es gab schon immer die Aufgabe, junge Bäume hochzuziehen - die neuen klimaangepassten Baumsorten sind was das angeht ja nicht schwieriger.
Man muss also feststellen dass die Grundlage der bisherigen Austarierung der Interessen verschoben worden sind - und von wem - doch nicht von den Jägern!
Wie wird mit dieser Verschiebung umgegangen? Die Jäger sollen es richten. Sie sollen die Bestände der Cerviden so reduzieren dass der Forst seine Bäume ohne Schutz hochbekommt. Der Forst durch seine politische fiskalische Macht und durch seine Sekundanten/U-Boote in der Jägerschaft namens ÖJV setzen sich hier knallhart durch. Der DJV und die LJVs versagen politisch total, das sind kampagnenunfähige Schnullis.
Die Jäger sollen das hinbiegen, was andere angerichtet haben - und das hat leider Folgen bei den Jägern selbst: Die gesetzgeberischen Zwänge und erzeugten "Freiräume", also Nachtsichtgeräte, offene Jagdzeiten und die Schnellbesohlungs-Jagdscheine führen dazu, dass die Sitten/Waidgerechtigkeit der Jäger immer schlechter werden, eben verwildern. Zunehmend wird auf alles geschossen was den Kopf rausstreckt, die führende Ricke ist "selbst schuld" und auch nachts werden Cerviden geschossen (in den umliegenden Revieren knallts nachts überall und warum ist das Wild so scheu?) - siehe oben auch den Beitrag von
@Excubitor #97.
Das ganze korrumpiert die Jägerschaft in ihrer Jagdethik: Was macht es mit demjenigen, der so jagt: So jemand würdigt das erlegte Tier nicht. dazu ein paar Anmerkungen zu den Bräuchen, die oben stark abgewertet werden: Beim Geben des letzten Bissens eine Transzendenz zu verspüren oder sich zu fragen was das Tier, dem er das Leben genommen hat, in seinem Leben schon erlebt hat, das wird verschwinden. Den Erlegerbruch überreicht zu bekommen und durch diese Gabe dankbar und demütig ob des Jagdglücks, das man eben nicht komplett steuern kann: das wird zur Farce wenn man nie den Finger gerade lässt und wenn man mit Drohnen, NSG etc. dem Wild jede Chance nimmt zu entkommen und es nahezu unmöglich wird, mit leeren Händen heimzukommen (DA einen Bruch zu überreichen, DAS wäre "Trachtengruppe"). Bei einem solchen Nullerlebnis erübrigt es sich dann in der Tat, das Ganze im Kreise der Waidgenossen zu verarbeiten, durch das Tottrinken. Wer immer und leicht zu Schuss kommen kann, verliert den Bezug zu den Vorfahren, die auch immer vom Jagdglück abhängig waren und deshalb auch oft abergläubisch waren, von da kommt das Trinken mit der linken Hand, die linke Hand ist nach dem überlieferten Aberglauben die Hand die Unglück abwehrt. Ich walze die Herkunft der Jägerbräuche an dieser Stelle ganz bewusst so aus, weil es zeigt dass der Verlust von Ethik auch zur Verlust der Kultur führt.
Die ganze Entwicklung führt für uns Jäger nach unten. Am gedachten Ende steht tatsächlich eine Art "bloßer Schädlingsbekämpfer".
Soweit so schlecht - was könnte helfen? Wir bräuchten eine faire und sachliche Diskussion über die Ursachen der Dinge und eine neue Verhandlung über die Konditionen:
- Der Wald kann nicht unbeschränkt für Freizeitaktivitäte zur Verfügung stehen. Wir brauchen räumliche und zeitliche Einschränkungen der Betretungsrechte des Waldes: Zu bestimmten Uhrzeiten ist Ende. Verlassen der Wege ist nicht nicht erlaubt. Für bestimmte Sportarten (MTB etc.) werden Sonderzonen ausgewiesen, nur dort ist das zulässig.
- Das ganze Thema Verbissschutz gehört wirtschaftlich und politisch verhandelt. Jeder Käse wird gefördert - aber das nicht? Die Waldbesitzer sind doch auch Sachwalter eines Allgemeingutes - der Wald ist für alle da. Wenn das Thema Verbiss aber rein durch Jagd gelöst werden soll landen wir bei Wäldern ohne Rehe und Hirsche? das ist doch absurd. Warum soll das kein Geld der Allgemeinheit wert sein? Im Übrigen entstünden dadurch Arbeitsplätze für gering Qualifizierte.
- Überhaupt ist doch zu fragen, warum der Forst den Staat finanzieren muss. Die Gewinnabführungen sind minimal - als wenn es auf dieses Geld ankäme; aber der Preis dieses optimierten Fiskalismus ist doch exorbitant. Es wäre besser wenn der Staat als gemeinwohlgebundener Waldeigentümer auch das Gebot der Aufrechterhaltung des Wildbestandes angemessen beachten würde. Was sind denn das für Wälder in denen man kaum mehr Rehe und Hirsche zu sehen bekommt, wie will man denn damit die Menschen für "Natur" begeistern? Das sind Holzplantagen - und all das für ein paar hundert Millionen mehr oder weniger pro Jahr im Staatshaushalt?